Montag, 30. November 2009

Steuerlast


Fertig mit den Nerven.
Einkommensteuererklärung gefriemelt.
Einkommen.
Welches Einkommen.
Pfft.


Sonntag, 29. November 2009

Pantoffelpolonaise


Rätselhaftes am Sonntagmorgen

Komm in die Puschen, Baby.

Samstag, 28. November 2009

Ein Platz für Plätzchen


Endlich ist Plätzchenzeit. Ich für mein Teil könnte ja das ganze Jahr über Plätzchen backen und essen; vor allem essen, mit dem Backen haut es noch nicht so hundertprozentig hin. Das einzige, was ich wirklich kann - das aber virtuos, weil es ein kinderleichtes Rezept ist - sind Ingwerplätzchen mit geriebener Orangenschale. Der 'Teig' besteht aus einer schlichten Marzipan-Eiweiß-Masse. Mit winzigen eingebackenen Bitterschokoladebröseln geht das süß-herbe Gebäck weg wie nix. Aber wie gesagt, mehr habe ich nicht drauf, plätzchenbacktechnisch gesehen.
Ab heute ist alles anders. Ein passionierter Bäcker hatte ein paar Leute aus seinem Bekanntenkreis eingeladen zum Plätzchenbacken unter Anleitung. Auch ich wurde aktiviert und bereue es nicht. Tatort war eine riesengroße, urgemütliche, höchst praktisch und einladend gestaltete Wohnküche, die schon einige Jahrzehnte auf dem Buckel hatte.
Mit einem Gastgeber, sprühend vor guter Laune, weil er ganz in seinem Element war.
Mit selbstkomponierten und ausgedruckten Plätzchenrezepten.
Mit schweren, süßen, würzigen Duftwolken in der ganzen Küche, und aus den Backöfen quollen bei jedem Öffnen heiße aromatische Schwaden heraus und man konnte richtig high werden.
Elisenlebkuchen. Kokosschneebälle. Schokobrownies mit Haselnüssen. Vanillekipferl. Walnuss-Orangen-Ingwerplätzchen (Special für mich). Ich weiß jetzt, wie's geht. Es geht einfach. Es macht Spass. Es duftet gut. Es bereitet mir große Freude, jemandem mit kundigen Händen beim Arbeiten zuzuschauen. Stundenlang könnte ich da zuschauen.
Inzwischen habe ich meine mitgebrachten Köstlichkeiten zuhause aufgetürmt. Es liegt ein zarter, fruchtig-süßer Duft in der Luft, mit einer feinen Gewürznote. Stundenlang könnte ich schnuppern.
Und eins nach dem andern essen.

Freitag, 27. November 2009

Hotline



Durst? Nachts? Notfall?
Ja! Ja! Ja!
Diese Notrufnummer hätte den gestrigen Abend gerettet. Hätte. Leider habe ich sie erst heute entdeckt: Ein Getränkekurierservice mit Lieferzeiten von 20 Uhr bis vier Uhr früh. Die Nummer steht ab heute in meinem Telefonbuch. Die runden Geburtstage können kommen.

Donnerstag, 26. November 2009

Rechnung ohne Wirt


Heute ist der 26. November und ich habe völlig verschnarcht, dass neulich der 21. November und damit mein Blog ein halbes Jahr alt war. Inzwischen ist das Blog weitere fünf Tage gealtert; ich auch, mindestens. Genau genommen ist das Blog auch schon etwas älter, zwar nicht an Tagen, so doch an Einträgen. Denn eben zähle ich 190 Posts, minus fünf mal zwei, macht im Ergebnis deutlich mehr als 365. Natürlich ist das nichts als sinnentleerte Korinthenkackerei und soll mich bloß davon ablenken, dass eigentlich Grund zum Feiern besteht, aber weit und breit kein Getränk im Haus ist.


Mittwoch, 25. November 2009

Weihnachtsmarktwirtschaft


Was gibt es heute zu vermelden?
Es war strahlender Sonnenschein.
Es war 16 Grad warm.
Es wurde der diesjährige Weihnachtsmarkt eröffnet.
Da musste ich durch.

Es traf mich völlig unvorbereitet. Nichtsahnend wollte ich um halb zwölf eine autofreie Strecke in der Innenstadt durchradeln, normalerweise ein flottes Vergnügen. Heute ein erzumständliches Geschiebe zwischen Buden, Budenbrettern und Budenzauber-Bauelementen.

Es wurde gehämmert, geklebt, dekoriert, probegeblinkt, geheizt, Fett erhitzt, Glühwein erhitzt, Gesichter erhitzt. Es roch. Die Sonne schien. Es war warm. Der Himmel war blau. Koreanische Reisegrüppchen fotografierten wie wild, ich auch. Wie das roch. Es war viel zu warm dafür. Der Himmel war viel zu blau dafür. Ich wollte weg.

Ich kann ja auch nichts dafür, dass ich der größte Weihnachtsmarktmuffel aller Zeiten bin.

Dienstag, 24. November 2009

Ludwigslust


Die derzeitige steife Brise hat einen Namen: Ludwig heißt sie. Vielmehr er, weil bekanntermaßen das Sturmtief männlichen Geschlechts ist. Ludwig liegt kurz vor Skandinavien, habe ich in den Frühnachrichten gehört und gedacht: Wieso liegt Ludwig? Wie kann er liegen, wo er doch wütet und tobt allerorten? Vielleicht liegt Ludwig ja gemütlich an der norwegischen Küste mit einer Fernbedienung in der Hand und drückt auf Sturmstärke zwölf für Mitteleuropa.

Im Lokalteil der (gedruckten) Zeitung habe ich dann gelesen, unsere Stadt sei gestern von Sturmböen heimgesucht worden, welche mit Spitzengeschwindigkeiten bis zu 72 Stundenkilometern durchgefegt seien. Da wundert man sich nicht mehr, dass das Fahrrad zum Schleudersitz wurde. Weiter war von einer 'Gefahrenwarnung' heute ab zwölf Uhr die Rede, nämlich einer 'amtlichen Warnung vor markantem Wetter'. Mar-kant, hieß es. Und dass die Leute unbedingt 'aufpassen und auf herabfallende Gegenstände achten' sollten, zum Beispiel Dachziegel. So was Beknacktes. Weil, wenn, dann wird mir womöglich der markant herabstürzende Dachziegel gar keine Zeit lassen, vorher gebührend auf ihn zu achten.

Das mit dem markanten Wetter ist wohl so zu verstehen, dass noch eine ganze Weile mit Sturmböen gerechnet werden muss, von lebhaft über schwer bis orkanartig. Weil nämlich:
Ludwig hat Unterstützung von einem namenlosen Randtief, das noch in der Entwicklung steckt.
Wie das raunt! Namenloses Randtief. Der Ludwig hat da so nebenher was Heimliches laufen. Steckt noch in der Entwicklung. Aha, da geht noch was. Es bleibt stürmisch. Man wüsste zu gern, mit wem sich Ludwig gepaart hat, da oben vor der norwegischen Küste mit der Fernbedienung in der Hand.

Montag, 23. November 2009

Durch den Wind



Ja, das kann man wohl sagen, sehr frischwindig war das heute. Nicht ganz einfach, bei so einem Wetter fest im Sattel zu bleiben. Auf den Brücken hat es mich richtig hin und her gelupft - da waren fremde, wilde Kräfte am Werk.
Dann eierten mein Rad und ich unter diesem Schild durch

und ich dachte noch, ja, schön wär's, können Sie mir bitte ein Pfund Balance verkaufen - da fuhr so eine Mörderböe in das Schild und das Schild wackelte windschief nach allen Seiten so wie ich auf dem Rad, und ich fand den Anblick großartig, weil irgendwie sinnstiftend.
Leider ist auf dem Bild weder das Wackeln noch das Windschiefe zu erkennen, obwohl ich gefühlte 78 mal abgedrückt habe. Jetzt täuscht das Bild eine Balance vor, die nicht vorhanden war. Na ja. So etwas kommt öfter vor.

Sonntag, 22. November 2009

Entenhausen


Die Welt ist ein Dorf. Blogmäßig gesehen.

Da tummelt sich doch in Brooklyn, New York, genau das gleiche Getier wie in meinem Blog. Bei newyorkshitty sitzen die Schwimmvögel auf den Bäumen und genießen ein Novembersonnenbad,

hier machen sie sich als Klo-Enten nützlich. Different folks, different strokes. Aber eindeutig aus der gleichen Zucht stammend. Obendrein hat das globale Gummigeflügel hüben wie drüben am gleichen Tag das Licht der Blogöffentlichkeit erblickt, am 19. November 2009.
Zum Quaken.

Samstag, 21. November 2009

Action im Advent


Es weihnachtet sehr, heute schon wieder. Aber heute wesentlich stimmungshebender als gestern. Adventskalender machen nämlich gute Laune, vor allem selbergebastelte Adventskalender.

Nach einem ausgedehnten Frühstück sind ein Geschäftsführer und Mrs. Mop die Restaurantwand hochgegangen und haben sich dort kreativ ausgetobt. Es macht extrem viel Spass, mit jemandem zusammen etwas zu gestalten und zu erleben, dass der andere genau so ein abgedrehter Bastelfreak ist wie ich selber. Genau so vertieft, genau so detailverliebt, genau so viel Sinn fürs Komische. Wir können uns beide fast kindisch freuen, wenn etwas so wird, wie wir es uns gedacht haben, oder auch ganz anders.

Und jetzt hängen 24 fesch geschnürte und mit knallig durchnumerierten Türchen versehene Packerln an der Wand. Mein persönlicher Designfavorit ist das Kuhpaket für den 14. Dezember; da, wo die Kühe stehen, befindet sich das Türchen, und dort wird am vierzehnten ein Geschenk herauszuholen sein, von einem Gast.

Mehr darf ich nicht verraten. Leider. Ich bin zu absolutem Stillschweigen verdonnert, sonst droht womöglich das äußerste. Nur so viel: An jedem Abend während der Adventszeit wird irgendein Gast, sofern er in eine bestimmte Situation kommt, das entsprechende Türchen öffnen und das Geschenk des Tages entnehmen dürfen. Ich stelle mir das Ganze ziemlich öffentlichkeitswirksam vor, denn höchstwahrscheinlich wird zum Zeitpunkt X das ganze Lokal geiern und gaffen, was da passiert und wer da was geschenkt kriegt und warum und wieso und überhaupt.
Der Rest ist Schweigen, wie gesagt.

Immerhin werde ich eine der ersten sein, die erfährt, was in die Packerln reinkommt, denn so wie es ausschaut, bin ich diejenige, die jeden Morgen die Wand hochgehen und ein Packerl mit tagesaktuellem Inhalt bestücken wird, über welchen zuvor auf höchster Ebene diskutiert und entschieden wurde.
Advent, Advent, die action rennt.

Freitag, 20. November 2009

Es wird ernst


Es weihnachtet. Das tut es zwar schon länger, aber jetzt wird es richtig ernst. Die Vorbereitungen für die heiße Phase sind getroffen. Da mag die Luft noch so lau (15 Grad) und der Himmel noch so unglaublich blau sein - Anblicke wie diese machen dann doch irgendwie frösteln.


So ganz ohne Christbäume wirkt so ein Christbaumlager ziemlich, nun ja - lagermäßig eben.

Unweihnachtlich, irgendwie.

Donnerstag, 19. November 2009

Klobalisierte Welt


Stell dir vor, es ist Weltklotag, und keiner geht hin. Weltwastag? Ja wirklich, heute ist Welttoilettentag. Leider wird dieser Tag, so wie es ausschaut, sang- und klanglos die Klospülung runterrauschen, weil sich kein mediales Schwein dafür zu interessieren scheint.
Das war vor wenigen Jahren noch anders: Anno 2004 gab es zur Feier des Tages hier eine illustre internationale Kloparade, die man unbedingt zu Rate ziehen sollte, bevor man in das entsprechende Land fährt oder es dann lieber doch bleiben lässt.

So dachte ich zum Beispiel beim Stichwort 'Das Duschklo' zunächst an nichts Böses - halt eine Dusche mit einer Toilette dabei. Bis mir einfiel, dass ebendiese sanitäre Einrichtung landläufig als Duschbad bezeichnet wird; schließlich sagt man ja auch nicht 'Wannenklo'. Demzufolge musste es sich bei einem Duschklo um etwas anderes handeln, nur was?
Womöglich das: Erst vor kurzem wurde aus Spülwasserspargründen an die Bürger Brasiliens appelliert, doch bitte beim Duschen gleichzeitig zu pinkeln, und zwar in die Dusche, nicht etwa ins Klo (also kein long-distance-Pinkeltraining). Hinreißend verpackt war die volkspädagogische Maßnahme in einem kurzen Cartoon (via Seitvertreib), der die kombinierte Be- und Entwässerungsaktion praxisnah rüberbringt. Bitte, wenn so was kein Duschklo ist, weiß ich nicht, was ein Duschklo sonst sein soll. Ist es aber nicht.

Also, was in Gottes Namen ist jetzt ein Duschklo? Leider weiß ich es immer noch nicht, weil nämlich die FAZ mir pro Klosettreportage zwei Euro Leihgebühr abknöpfen will, damit ich den jeweiligen Miniartikel "für 24 Stunden nutzen" darf. Ja, sind bei denen ein paar Hosenknöpfe ab? Macht bei insgesamt zehn Klostories zwanzig Euro - Griff ins Klo.
Immerhin, aus dem Teaser ist zu erfahren, dass der typische Standort für Duschklos die schöne Stadt Venedig ist.
Daß (in Venedig) eine Toilette erst mal nicht mehr sein muss als ein Loch im Boden, läßt sich in vielen Bars feststellen.
So weit, so bekannt. Warum nun besagtes Loch in venezianischen Böden als Duschklo bezeichnet wird, werde ich wohl nie erfahren, ohne Zahlung von zwei Euro. Duschklo. Nun ja. Man kann es sich auch denken. Hat ja keiner gesagt, dass eine Dusche immer und in jedem Fall von oben kommen muss. Hm. Irgendwie hätte ich im Moment wenig Lust, ausgerechnet nach Venedig zu reisen. Duschklo. Und das im November, wo es eh so nasskalt ist. Nö, muss nicht sein.

Auch bei den neun weiteren FAZ-Klogeschichten bin ich, mangels Zahlungsbereitschaft, auf meine Projektionstätigkeit angewiesen. Etwa 'Das blinde Klo', Standort Moskau. Puh. Blinde Klobrille. Muss ich nach Moskau? Muss ich nicht.
Oder 'Das Open-Air-Klo' in Madrid. Klingt erst mal sympathisch naturnah. Auf nach Madrid! Doch dann heißt es im Teaser: "Spanien hat zu wenig Toiletten." Ach so - ganz Madrid ein Freiluftklo. Ich bleibe zuhause.
Dann 'Das Moscheeklo' in Istanbul. Zuerst habe ich versehentlich gelesen 'Mosche-Eklo', da hat's mir schon gereicht.
Die blinden Klos von Moskau sind vielleicht doch nicht sooo schlimm angesichts der grenzwertigen Toiletten in russischen Eisenbahnen: Der Name 'Das Grenzklo' sagt eigentlich schon alles. Nein? Doch: "Russen arbeiten mit Wodka, um gefrorene Propfen zu lösen." Allmächtiger, welche Propfen denn jetzt? Ach, ich will es lieber nicht so genau wissen.
Charakteristisch für Paris, heißt es, sei 'Das Teuroklo'. Der Autor empört sich:
In der französischen Hauptstadt kassieren die Klofrauen 40 Cent für einen Besuch auf dem stillen Örtchen. Dazu kommt das Trinkgeld, das so gering nicht ist, schließlich ist der Benutzer ja froh, dass er darf.
Hier empört sich Mrs. Mop: Wie, der kosmopolitische Schreiber kann sich den Trip nach Paris leisten, aber keine 40 Cent für die Klofrau? Typisch deutscher Tourist - dann bleib halt zuhause auf deinem Wohnklo hocken.
Richtig spannend wird es bei der öffentlichen Notdurft in New York. Dazu vermerkt die FAZ-Toilettenrundreise schlicht: 'No Klo!', woraus wir scharfsinnig schließen - auch ohne zu projizieren oder zwei Euro Leseleihgebühr zu entrichten -, dass öffentlich zugängliche Häusel in New York Mangelware sind, dort also Zustände herrschen müssen wie in Madrid. Stutzig macht allerdings die hingeworfene Bemerkung des Autors:
Aber zu selbstreinigenden Toilettenkabinen, wie sie in Paris zu finden sind, will sich das sonst so handfest pragmatische New York einfach nicht durchringen.
Wie bitte? Eben hat er sich noch beschwert über die raffgierigen Pariser Klofrauen, jetzt kommt er uns mit selbstreinigenden und daher garantiert personalfreien Toiletten an der Seine. War der Typ überhaupt jemals in Paris? Warum soll ich für so einen Quatsch zwei Euro zahlen? Die gebe ich doch lieber gleich der Klofrau in Paris.

Und kehre zurück ins Jahr 2009, wo sich ein Papagei anlässlich des heutigen Welttoilettentages aufs Klo setzt, weil er aufs Klo muss. Macht dort ganz entspannt sein Geschäft und fliegt zurück auf Frauchens Schulter. Wasserspülung kann er noch nicht bedienen. Übt er aber. Beeindruckend.


Mittwoch, 18. November 2009

Novembertiere


Es muss wohl an der Jahreszeit liegen. Oder am Wetter. Oder an was anderem.

Jedenfalls hocken zur Zeit lauter merkwürdige Tiere auf der Straße herum.

Weitere wunderschöne und witzige Novembertiere gibt es in dieser Webgalerie.

Dienstag, 17. November 2009

Katzenpfütze



Durstig oder eitel?

Montag, 16. November 2009

Was jetzt


Es klingt verrückt. Es ist verrückt. Egal, dann ist es halt verrückt, aber ich muss es einfach mal sagen: Seit ich putze, geht es mir gut. Auf jeden Fall ging es mir schlechter, bevor ich den Putzjob angenommen hatte. Sehr viel schlechter. Keinesfalls möchte ich heute tauschen mit damals.

Warum das so ist, wird mir allmählich klarer, aber längst nicht so klar, dass ich es in Worte fassen könnte. Bei einem Schreibversuch würde wohl ziemlich wirres Zeug herauskommen. Vielleicht muss es noch ein wenig ruhen und zu sich selbst finden, bevor es zu mir findet.

Trotzdem verspürte ich heute das starke Bedürfnis, dieses mich begleitende, mich selbst wundernde Lebensgefühl einmal laut und deutlich zu artikulieren: Seit ich putze, geht es mir gut. Obwohl es ein Knochenjob ist. Es ist harte Arbeit, es ist Maloche, es ist wenig Verdienst. Es ist brutales Frühaufstehen, es ist Dunkelheit, es wird Winter. Es ist erstaunlich, aber es tut mir gut. Es stärkt mich. Weiter weiß ich erst mal nicht.

Hinzu kommt das Bloggen. Seit ich blogge, geht es mir gut. Was weniger erstaunlich ist als der Umstand, dass es mir gut geht, seit ich putze. Logisch. Aber das Putzen war zuerst da. Ohne Putzen kein Bloggen. Wobei ich nicht wüsste, ob das Putzen mir immer noch so gut bekäme, wenn ich nicht bloggen würde. Aber das sind lauter dämliche Konjunktive.

Hm. Ich mach es einfach mal weiter, das Putzen und das Bloggen. Weil beides mir gut bekommt.

Sonntag, 15. November 2009

Krankentransport


Die beiden Kinder schleppten ihren Patienten mit großen, schnellen Schritten und wichtigen Gesichtern die Straße entlang.

Auf meine Frage, was dem Kuscheltier denn fehle, antwortete das Mädchen todernst: "Schweinegrippe", und der Junge ergänzte, genauso ernst: "Wir haben keine Zeit, es geht jetzt um Leben und Tod." Sie trabten im Eiltempo davon.

Ernst sei das Spiel; das Leben ist heiter genug.

Samstag, 14. November 2009

Das perfekte Rührei


Ich liebe Rührei. Rührei, wie ich es liebe, ist flaumig, locker und am Gaumen von cremiger Konsistenz. Leider kriege ich es nicht immer so hin. Entweder weil ich zu ungeduldig bin und dem Rührei nicht die Zeit lasse, die es braucht, um ganz langsam zu stocken, ohne schlabberig oder bröckelig zu werden; oder weil ich - durch irgendwas abgelenkt - dem Rührei zu viel Zeit lasse, um dann etwas Brettartiges in der Pfanne vorzufinden. Manchmal gelingt es mir einigermaßen und schmeckt sogar gut, aber selbst dann finde ich das Rührei eine Spur zu fest geraten und denke: Es müsste noch fluffiger sein, noch flauschiger, noch cremiger, wie könnte das bloß gehen?

Jetzt habe ich eine Antwort gefunden beim Amateur Gourmet. Der Amateur Gourmet ist ein fabelhaftes Kochblog, das ich lieben gelernt habe, weil dort ganz oft am Herd improvisiert wird im Sinne von: Was da ist, ist da, was fehlt, fehlt - mach was draus. Eine mir vertraute Situation. In Amateur Gourmets Küche fühlte ich mich vom ersten Besuch an zuhause. Nie werde ich den Tag vergessen, als ich im Sommer mit viel zu vielen, viel zu reifen Bananen da saß und nicht wusste, wohin damit; wohlwissend, dass der Bananenberg die nächsten Tagen nicht überstehen würde. Jedenfalls nicht als Berg. Das begnadete Brown Butter Banana Bread vom Amateurkoch hat die Früchte kurz vorm Kippen gerettet. Hat man Gäste, bekommt das fertiggebackene Brot keine Chance zu erkalten; sie reißen es einem förmlich aus dem noch heißen Backofen.
Weil es so fantastisch gut riecht. Und himmlisch gut schmeckt. Vor allem warm.

Zurück zum perfekten Rührei von maximaler Fluffigkeit. Hatte gestern doch der Amateur Gourmet ein Bild ins Blog gestellt, also wirklich: ein Bild von einem Rührei!
Ich sah es und wusste: So und nicht anders muss Rührei aussehen. Wie eine leichte Wolke hat es auf dem Teller Platz genommen. Airy eggs nennt der Kochblogger das Wölkchen liebevoll. Wie hat der das geschafft?

Die Methode ist ziemlich irre und dabei genial einfach, man muss nur drauf kommen. Und - ganz wichtig - man muss einen Kaffeeautomaten mit Cappuccinofunktion besitzen. Der Rest ergibt sich (wenn man den größten Schock überwunden hat) quasi von selbst: Mit dem Dampfstab werden die geschlagenen Eier aufgeschäumt; das Cappuccino-System mixt (trockenen) Dampf, Luft und Eier zu einem cremigen Schaum. Weich, locker, sahnig, flauschig-fluffig, aah. Leider besitze ich keinen Kaffeeautomaten. Geschweige denn einen mit Cappuccinofunktion.

Der Amateur Gourmet hat auch keinen. Dafür verrät er den Namen des kleinen New Yorker Restaurants mit der unkonventionellen Rühreizubereitung. Die Restaurantbetreiber wiederum bieten, angesichts des Interesses aus der Foodbloggerszene, ein Tutorial per Video an, how to scramble your eggs with your coffee machine, gewissermaßen. Es ist wirklich kinderleicht. Mich hat besonders der Soundtrack der Dampfprozedur fasziniert. Man kennt ja das röhrende Startgeräusch dieser kleinen Höllenmaschinen; nach wenigen Sekunden kippt es hinüber in einen satten Blubbersound, welcher dem Rühreikenner mitteilt: Der optimale Fluffi-Faktor ist erreicht.
Am liebsten würde ich Montag früh meinen Dienst mit ein paar Eiern antreten und am Kaffeeautomaten ein bisschen experimentieren; frisches Rührei zum Frühstück. Frau Übermop würde mich mit bloßen Händen erwürgen. Also lieber nicht. Aber fragen werde ich sie, was sie von der ungewöhnlichen Methode hält. Es wird bestimmt nicht langweilig werden am Montag.

Übrigens betreiben jene New Yorker Restaurantbetreiber neben ihrem gastronomischen Betrieb auch noch ein Blog. Ein wunderschönes, so genuss- wie kenntnisreiches, bodenständiges Gastroblog. Zum Verlieben. Überhaupt, Gastroblog. Eine Idee zum Verlieben. (Wollte ich nur mal laut gedacht haben.)

Freitag, 13. November 2009

Männerfrühstück


Heute bis zu 16 Grad bei aufgelockerter Bewölkung, weitgehend niederschlagsfrei.


Aufgelockerte Bevölkerung

Donnerstag, 12. November 2009

Breite Katze


Erst dachte ich, das sei eine ganz normale Katze.

Typ Hauskatze, leicht zugefettet, träge im Parterrefenster sitzend, verdrießlich in den Regen starrend. Doch dann erhob sich das Viech in den Vierfüßlerstand, um die Fensterseite zu wechseln, und ich traute meinen Augen nicht.

Das Ungetüm von Katze wollte überhaupt nicht mehr aufhören, so leibesfülletechnisch gesehen. Mann, war die breit. Vor mir stand ein Riesenkatzenberg, optisch zweigeteilt durch das Fensterkreuz, und blieb dort einfach stehen. Phänomenal. Man könnte denken, das sind jetzt irgendwie mindestens zwei Katzen; aber ich schwöre es, links und rechts ist ein und dieselbe Katze. Den Unterschied zwischen träger Masse und schwerer Masse habe ich eh noch nie verstanden; hier scheint er mir komplett aufgehoben. Ein Fall von fensterfüllender Fettleibigkeit.

Mittwoch, 11. November 2009

Zapfhahnblüten


Es ist kaum zu glauben, aber mein Blog hat mir zu einem neuen Nebenjob verholfen. Na gut, Nebenjöbchen. Okay, Nebenminijöbchen. Also, nix Großes, dafür etwas feines Kleines. Meinte doch einer der Geschäftsführer und sporadischer Blogleser, die Lektüre des Mrs.-Mop-Blogs erlaube ihm den Schluss, dass die Autorin ganz gut mit der deutschen Sprache umgehen könne, sich rechtschreibsicher durch ihre Einträge hangele und Wert auf ein fehlerfreies Texterscheinungsbild lege. Ich finde, da hat er recht.

Und weil er recht hat, sitze ich jetzt über einem Buch und darf es lektorieren. Bei dem Buch handelt es sich um eine Art Gästebuch des Restaurants, genauer gesagt, ein Gästegratulationsbuch: Vor kurzem hatte nämlich das Restaurant ein rundes Jubiläum gefeiert, aus welchem Grund ein Gedichtwettbewerb ausgeschrieben worden war. Jeder Gast, der wollte, durfte. Er musste sich nur von der entsprechenden Muse geküsst fühlen. Es fühlten sich unvorstellbar viele Gäste geküsst - weitaus mehr Gäste als es Musen gibt -, denn die Zahl der Lyrikeinreichungen überstieg alle Erwartungen. Aus all dem Gereimten nebst viel Ungereimtem ist im Do-it-yourself-Verfahren ein 'Buch' entstanden, welches im Restaurant zur Lektüre ausliegt.
Jetzt soll aus dem sogenannten Buch ein richtiges Buch werden. Zu diesem Zweck soll ich mit strenger Hand allen Rechtschreibfehlern und stilistischen Sündenfällen zu Leibe rücken; mit anderen Worten, für Ordnung und Sauberkeit sorgen. Mrs. Mop bleibt also, sozusagen, ihrer Grundtätigkeit treu.

Die meisten Juwelen der Gedichtsammlung dürften sich der physischen Nähe zu Zapfhahn und Zanderfilet verdanken, in welcher der jeweils dichtende Besucher weilte. So bekannte etwa ein weiblicher Stammgast freimütig, zwei Gläser Blanc de Noir intus zu haben, bevor die Muse das Küssen kriegte und folgendes gebar:
Mir ist jetzt gar nicht nach Gedicht,
sondern vielmehr nach dem Gericht.
Ob Lamm, ob Rind oder auch Kuh -
mein Magen gibt grad keine Ruh'.
Dann kipp' ich eben noch'n Wein;
man muss ja auch mal locker sein.
Dann geh' ich nächtens hinten raus
und schwanke satt und froh nach Haus.
Wie man sieht, macht mein Nebenjöbchen Spass. Es gibt viel zu lachen beim Lesen. Doch damit nicht genug: Kaum hatte ich heute früh beim Kücheputzen ein großes Glas Selters intus, ging die Küsserei los.
Als ich heut' den Boden schrobb,
schoss es mir durch meinen Kopp:
Hat denn keiner was vermisst?
Denn was diesem Buch noch fehlt, ist
ein Gedicht von Mrs. Mop.

Ob die sich wohl freu'n darob?
Fragte ich mich, als ich schrobb.
Musenkuss kam angezischt,
schnell paar Reime rausgewischt.
Also sprach die Mrs. Mop.

Dienstag, 10. November 2009

Crossover



Fischgeschwänztes Einhorn an roter Mauer

Montag, 9. November 2009

Innenabwicklung


Der Mauerfall nimmt kein Ende. Geht das jetzt die nächsten zwanzig Jahre so weiter? Heute kam der Hype aus allen Rohren und mir aus den Ohren. Ich wollte schon aufhören Zeitung zu lesen, weil überall das gleiche Gejubel stand, da stieß ich auf etwas Feines hier: eine tiefsinnige, zugleich amüsante Betrachtung über das neuzeitliche Phänomen der Handtuchspender in öffentlichen Toiletten, geschrieben mit viel Liebe zum Detail und dem Wissen um die stete Herausforderung der Theorie durch die Praxis.

Erst war ich misstrauisch, weil ich einen kulturvergleichenden Aufsatz befürchtete, der die zwanzigjährige erfolgreiche Anpassung der Osthandtuchspender an die Westhandtuchspender feiert: Sogar auf unseren Klos leben wir jetzt ohne Mauern, oder so ähnlich. Jedoch, allein schon die Abwesenheit jeglicher Es-wächst-zusammen-was-zusammen-gehört-Prosa machte den Artikel zu einem Lesevergnügen. Man glaubt ja gar nicht, wie viele verschiedene Handtuchspendersysteme es gibt; eine so informative wie witzige Fotostrecke klärt auf.

Gut gefallen hat mir das Design mit transparenter Handtuchspeicherbox: Da sieht die Putzfrau sofort, was Sache ist und kann sich gegebenenfalls das Gefummle mit dem Schlüsselchen und der Auffüllprozedur sparen, um sich intelligenteren Tätigkeiten zu widmen. (Leider Gottes sind die Handtuchspeicherboxen der Restauranttoiletten aus blickdichtem Blech, also aus unsinnig arbeitszeitraubendem Material.)

Treffend beschrieben werden die Tücken des in Amerika beliebten Handtuchspendermodells, besser bekannt unter dem Namen Papierwurstspender:

Man erkennt sie an der heraushängenden Papierwurst. An ihr zieht man, bis man ausreichend Material in den Händen zu halten meint. Eine Einschätzung, die sehr unterschiedlich ausfällt, denn nur so ist zu erklären, dass immer wieder Waschraumnutzer mehrere Meter lange Würste aus den Geräten ziehen, bevor sie sich entschließen, das Band abzutrennen.

Allerdings bin ich überzeugt, dass die amerikanischen Waschraumnutzer mehrheitlich durchaus entschlussfreudig die noch kurze Papierwurst abtrennen wollen, diese sich aber nicht abtrennen lassen will. Man zieht an ihr verzweifelt nach oben, unten, hinten, vorne, nach rechts und nach links - kein Chance, das Papier erweist sich immer wieder als extrem reißfest. Und die Wurst wächst Meter um Meter.
Ach ja, die korrekte Bezeichnung für den Papierwurstspender lautet "Papierhandtuchspender für Papierhandtuchrollen zur Innenabwicklung" - ein Wortwulst, mit dem man jemanden erschlagen könnte; am besten den, der sich das Trumm ausgedacht hat. Beim Stichwort "Innenabwicklung" musste ich glatt zweimal hinschauen, ob da wirklich von amerikanischen Abwicklungsverfahren die Rede war oder nicht doch von ostdeutschen.

Wie man so liest, ist die Branche extrem innovativ eingestellt und schreckt vor keiner vorgeblichen Produktverbesserungsmaßnahme zurück. Jetzt basteln sie gerade am nächsten großen Ding: ein in die Frontseite des Handtuchspenders integrierter Flachbildschirm zum Abspielen von Werbefilmen. Hilfe. Meine Nerven. Dann schon lieber Printwerbung via Innenabwicklung.


Sonntag, 8. November 2009

Profilträger



Büsten-Halter

Samstag, 7. November 2009

Deutsch-Deutsches


Alle reden vom Mauerfall. Ich auch. Obwohl mir aus dem Stand heraus wenig dazu eingefallen wäre, bis ich auf diese Perle stieß. Aus Anlass des sich zum zwanzigsten Mal jährenden Falls der Berliner Mauer macht sich der Autor Bonanza auf die Suche nach deutsch-deutschen Gemeinsamkeiten. Er wird fündig in einem gemeinschaftsstiftenden Aufsatz über "Anredeformen in der DDR-Soldatensprache"; erschienen ist dieses kulturhistorische Juwel in einer wissenschaftlichen Publikation mit dem Titel "Militär, Staat und Gesellschaft in der DDR", und zwar im Jahr 2004.

Klingt ziemlich trocken bis jetzt, wird aber gleich saftiger. Bonanza erklärt uns nach Lektüre des Aufsatzes die hierarchischen Feinheiten jener "Anredeformen", vulgo Verbalattacken. Weil, zimperlich ging es unter den Soldaten jenseits der Mauer wohl nicht zu, hätte einen als BRDler auch gewundert, denn:
Während die Vorgesetzten untereinander zu einem freundlichen Umgangston neigten, der uns auch aus den Fußgängerzonen der BRD vertraut ist ("alte Granate"), herrschte im Umgang mit den unteren Dienstgraden ein rüder Ton. So galt als "besonderer Spaß", um den Soldaten ihre "Bedeutungslosigkeit klarzumachen", die Begrüßungsformel: "Achtung! Stillgestanden! Ganze Abteilung kehrt! Bücken! Morgen, ihr Ärsche!"
Also, jetzt aber! Stillstehen, umdrehen, bücken...ist ja schon gewagt, oder? Und dann Morgen, ihr Ärsche - ist ja eine nicht unpikante, um nicht zu sagen frivole Anredeform auf einem Kasernenhof. Haben die gewusst, was sie da sagten, damals? Sagen sie es heute immer noch, wenn ja, wo? Im Osten oder im Westen? Hüben wie drüben? Oder nur an ausgewählten Standorten? Solche mit Mauern zum Abstützen beim Sichbücken? Man steht ja als Frau ein bisschen außen vor bei dem Thema.

Jetzt aber etwas in eigener Sache. Von Bonanza erfahren wir:
Als "Kotzer" wurden Soldaten des zweiten Diensthalbjahres bezeichnet, weil sie, so der Autor, "besonders viel Anlass zu Ärger und Verdruss hatten, daher auch die Bezeichnungen Zwischenkotzkübel, Zwischenkotzlappen, Zwischenkotzcontainer" nebst zahlloser Derivate, "die sich wohl nur durch die Lust an sprachlich produktiver Betätigung erklären lassen". Pars pro toto möchten wir uns auf "Keimkotzkübelübeldübel" beschränken.
Das schlägt nun wirklich dem Fass den Boden aus, vielmehr dem Eimer den Henkel ab. Kübel, Lappen, Container - Grundbegriffe aus dem systemübergreifenden Wörterbuch einer Putzfrau. Kübel, Lappen, Container und jedes Mal zwischenmenschlich davorgekotzt - Beschimpfungen aus dem Wörterbuch des deutschen Arbeiter- und Bauernstaates. Ganz schön proletarierfeindlich, irgendwie.

PS: Keimkotzkübelübeldübel. Das Wort gehört lebendig eingemauert. Und mit Keimkotzkübeln festgedübelt.

Freitag, 6. November 2009

Appes Bein



Ein appes Rad hatten wir schon mal, ein appes Bein ist was Neues. Noch dazu ein so naturalistisch handgemaltes. Mit knöchernem Griff, Wadenstoppeln und Schuhgröße 72.

Das ist aber noch gar nichts gegen die appen Beine von Brooklyn.

Die sind nämlich nicht gemalt, sondern echt. Also, was heißt echt - strenggenommen sind das natürlich keine echten Beine, sondern Holzbeine, dafür aber echte Holzbeine, keine gemalten. Vielleicht sind es ja gar keine Holzbeine, sondern Plastikbeine. Oder Lederbeine. Oder Materialmixbeine. Jedenfalls, die lagen seit dem New York Marathon dort im Sperrmüll herum. Man ist versucht, sich einen Zusammenhang zu denken. Und wüsste gern, was der Hund sich so denkt.
(Gefunden bei newyorkshitty.com, einem wunderbaren Blog über die dunklen Seiten der Rezession in New York City/Brooklyn, Stadtteil Greenpoint)


Donnerstag, 5. November 2009

Novemberkind



Ende des Laubfalls

Mittwoch, 4. November 2009

Schmodder allerorten


Seit gestern liegt unten eindeutig mehr Laub

als oben noch hängt.

Seit heute, nach dem vielen Regen, liegt unten eine einzige Schlickschicht. Das nasse Laub hat sich in eine zähe Schmoddermasse verwandelt und überzieht die Radwege flächendeckend mit einem glibberigen, unberechenbaren Film. Es ist ein halsbrecherisches Radfahren. Es ist wie Radfahren über Haferschleim.

Insofern war das hier eine krasse Übertreibung.

Insofern musste ich heute früh in der Dunkelheit so konzentriert fahren, dass ich nur einen ganz schnellen Seitenblick in die vorbeifahrende U-Bahn werfen konnte. Aber es hat gereicht. Ich schnaufte ein paarmal laut und tief durch. Der Regen trommelte mir ins Gesicht. Das Laub am Boden wurde immer breiiger. Das Rad hat seit gestern einen nagelneuen Vorderreifen mit Extremprofil. Das Rad machte seine Sache gut. Die U-Bahn fuhr weiter. Ich auch. Um nichts in der Welt hätte ich tauschen mögen.

Dienstag, 3. November 2009

Tran und Trance


Habe ich gestern behauptet, Fahrradschieben sei uröd? Nicht dass ich dies zurücknehmen würde. Aber seit ich heute morgen um halb sechs per U-Bahn unterwegs war, suche ich nach einer Steigerungsform von uröd. Ururöd klingt blöd und wäre viel zu harmlos. Ich finde kein passendes Wort für jene lähmende Dunstglocke, die sich in den frühen Morgenstunden über das Innere einer deutschen Großstadt-U-Bahn legt.

Etwa fünf bis sechs Fahrgäste sitzen in jedem der großen Wagen, bei einer Zuglänge von drei Wagen. Das weiß ich schon lange, fahre ich doch jeden Morgen an der kurzen oberirdischen Strecke einer U-Bahn vorbei. Sehe flüchtig, wie die steingewordenen Gesichter mit tranigen Augen ins Leere schauen. Wie die im Sparmodus laufende Innenbeleuchtung das Fahle in den Gesichtern noch unterstreicht. Wie sich kein Mensch rührt, weil sie, alle tief eingesunken in hochgeschlagene Krägen und dicke Schals, wie erstarrt wirken.

Das sind immer jene kurzen Augenblicke, wo ich tief und laut ausatme vor Zufriedenheit, dass ich auf meinem Fahrrad den Wind im Gesicht spüre und die Kälte an den Fingerspitzen durch die Handschuhe dringt, und gerade die erste Steigung im sechsten Gang geschafft habe und der Atem immer tiefer und rhythmischer kommt und in mir drin ein kleiner heißer Ofen bullert, der unentwegt Wärmewellen in die kalten Randzonen pumpt, mein Gesicht von innen zu glühen beginnt, während die Außenhaut vor Kälte prickelt, und die Wärmewellen jagen bis hinauf an die Schädeldecke, unter der es pulsiert und lebendig wird, und das Gehirn wacht auf und springt an und die Gedanken machen, was sie wollen und dürfen machen, was sie wollen, denn schließlich muss ich auf den Verkehr und die Ampeln und das nasse Herbstlaub achten und kann mich nicht auch noch um meine Gedanken kümmern.

Nun ist es das eine, die U-Bahn-Tristesse von draußen zu beobachten; das andere, mittendrin in ihr zu sitzen. Ohne Entrinnen. Bereits nach zwei Stationen merkte ich, dass ich nicht nur passiv duldend einem öffentlichen Tranceritual beiwohnte, sondern es aktiv reproduzierte.

Wie festzementiert hockte ich regungslos auf dem Polstersitz wie alle anderen, stierte sinnentleert aus dem Fenster wie alle, drehte mechanisch den Kopf nach vorne wie alle, sobald die unterirdische Strecke begann, um mir den Anblick des sinnentleerten Spiegelbildes zu ersparen. Sonst hätte nämlich eine grausame optische Verdoppelung des kollektiven Stumpfsinnes gedroht. Also dumpfte ich stumpf vor mich hin wie alle. Die trübe Innenbeleuchtung legte sich trübend auf mein Wachbewusstsein, meine Wahrnehmung dämmerte irgendwo im standby-Zustand herum. Ich nistete mich in einem unsäglichen Mentalmief ein.

Die paar hundert Meter zu Fuß bis zum Restaurant fand ich kalt und ungemütlich. Ich fand überhaupt, alles war eine Zumutung. Alles. Jeder Schritt durch die Kälte. Dabei war es heute früh gar nicht kalt. Beim Öffnen der Tür meinte Frau Übermop "Mensch, du sieht vielleicht verpennt aus", was sich kein Mensch gern sagen lässt, besonders wenn er verpennt ist und genau weiß, dass er verpennt aussieht. Dann schleppte ich mich in die Küche. Mir fehlte jeglicher Elan. Ohne Elan ist Putzen unmöglich. Oder doch, möglich ist es schon, aber eine glatte Zumutung. Unkoordiniert fuhrwerkte ich durch die Gegend. Meine Handgriffe saßen nicht so routiniert wie sonst. Meine Bewegungsabläufe wurden ständig unterbrochen von Überlegungen wie 'Machst du jetzt erst dies oder besser das oder vielleicht solltest du zuerst jenes...'. Ich war einfach nicht richtig bei der Sache. Nicht weil mich etwas abgelenkt hätte, sondern weil weder das Hirn noch der Rest meines Körpers wach und angemessen durchblutet waren.

Um kurz nach zehn schaute Frau Übermop demonstrativ auf die Uhr und sprach folgendes: "Meinst du nicht, du solltest endlich mal zu deinem Ehemann gehen?" Ehemann, sagte sie. Ehemann? Wo die Übermop doch genau weiß, dass ich nicht verheiratet bin. Überhaupt, was sollte das denn bitte? Ehemann! Ich guckte dämlich. "Na ja, zu deinem Fahrrad eben", erklärte sie mit ungerührter Miene, "ich dachte, das ist jetzt fertig zum Abholen?"
Tja. Das war wieder mal einer dieser typischen Übermopschen Abroller rückwärts. Während ich Jacke und Schuhe anzog, meinte ich sie im Davongehen brummeln zu hören "...ist ja nicht zum Aushalten mit dir, so ohne dein Fahrrad".

Montag, 2. November 2009

Plattensammlung


Wer sein Rad liebt, der schiebt. Es gibt erstaunlich viele Leute, die es witzig finden, mit diesem Spruch den Anblick eines schiebenden Radfahrers zu kommentieren. Ich find's unwitzig. Noch unwitziger finde ich, ein Fahrrad schieben zu müssen, weil es einen Platten hat. Oh, ist das öd. Wenn der Vorderreifen so teigig ist, dass man ihn auf jede Bürgersteigkante hochheben muss. Wenn das eigene Fahrrad so sperrig und ungelenk reagiert, dass ich es nicht wiedererkenne. Wenn dann der nächste Witzbold um die Ecke gebogen kommt, den Flatschen mit Kennerblick erfasst, den Mund aufmacht und ich weiß schon, was gleich rauskommt, und tatsächlich, da kommt es: "Ach ja, wer sein Rad liebt...", dann ist das nur noch uröd.

Irgendjemand war so asozial gewesen, den Vorderreifen während meiner Arbeitszeit gewaltsam zu plätten. Ich stinksauer. Zunächst hatte ich noch gehofft, es handle sich nur um eine Art spontanen Druckabfall. Schob also zum nächsten Fahrradladen zwecks Expressluftpumpen, wobei nächst mit nah überhaupt nichts zu tun hat. Schob und schob. Umsonst. Montags geschlossen wegen Reichtums. Ich schob das Rad weiter zur nächsten Tankstelle zwecks Probeaufpumpen. Sehr netter hilfsbereiter Tankwart, leider die falschen Ventile.

Ich schob das Rad zurück am Restaurant vorbei, merkte, dass ich keine Lust mehr auf Schieben hatte und trank einen Kaffee. Wollte telefonisch Hilfe organisieren. Akku vom Handy leer. Akku an Steckdose aufgeladen, SMS geschrieben. Fehlermeldung. Nochmal Fehlermeldung. Keine Funkverbindung. Raus in den Hof zum Telefonieren. Schlechte Verbindung, aber immerhin Hilferuf losgeworden. Verbindung abgebrochen, da Akku leer. Handy wieder an Steckdose. Handy klingelt. Kein Empfang. Raus in den Hof. Nach zwei Sätzen: Akku leer. Undsoweiterundsonerv.

Also in Gottes Namen weiterschieben (nebst Rad einen Mordshals) bis zum zweitnächsten Fahrradladen, entgegengesetzte Richtung. Dort empfängt mich ein entspannter Typ, pumpt ein paar mal, legt sein Ohr auf den wirklich sehr dreckigen Vorderreifen, sagt gutgelaunt "Aha, es zischt", und damit war der Fall klar: Mantel und Schlauch im Eimer. Sein Ohr wandert am Reifen hin und her, im Nu findet das Ohr den Defekt, der Finger deutet punktgenau auf die kritische Stelle, noch bevor dieser entspannte Typ das Reifenprofil auch nur eines Blickes gewürdigt hat. Ich bin platt wie der Vorderreifen.
"Sauberer Schnitt", sagt er dann fast anerkennend, "vermutlich Schweizer Klappmesser". Anscheinend schaue ich genauso halsig aus wie ich mich fühle, denn er fragt mich sensibel: "Dalassen?" Ich nicke widerstandlos. Genug geschoben. Feierabend. "Morgen früh ab zehn ist es fertig." Mir ist alles recht. Ich schiebe ab, ohne Rad, mit Resthals.

Zwecks Normalisierung meines Gallestoffwechsels gehe ich vollends zu Fuß nach Hause. Wie ich so vor mich hinstapfe, fällt mir plötzlich ein: Das dagelassene Fahrrad bedeutet, dass ich morgen früh mit der U-Bahn fahren muss. 5:26 Uhr. Einmal umsteigen. Uh. Ich mag nicht. Mein armer Hals.

Sonntag, 1. November 2009

Von allen guten Geistern verlassen


Soso. Der Vatikan hat also was gegen das gottlose Treiben der Jugend an Halloween. Das macht mich zwar nicht zur glühenden Halloween-Verehrerin, lässt mich aber deutlich milder auf die lieben Kleinen blicken, wenn die sich zu Bonbonabstaubzwecken blicken lassen.

Egal, ob sie Harry-Potter-Hüte tragen oder schwarze Gummimasken.
Vatican warns parents that Halloween is 'anti-Christian',
heißt die Schlagzeile. Halloween ist - so sieht es der Papst - des Teufels. Keinesfalls dürften Eltern ihren Kindern erlauben, sich als Gespenster, Skelette oder ähnliche Nachtschattengewächse zu verkleiden. Es handle sich um 'ein heidnisches Feiern von Terror, Furcht und Tod', sei in Wahrheit okkultistisch unterwandert, daher ganz und gar unchristlich. Also böse, auf gut deutsch. Daraus folgt die vatikanische Verhaltensempfehlung an die Eltern: Diese sollten die Bedeutung von Halloween bitte 'uminterpretieren in Richtung Gesundheit und Schönheit, weg von Terror, Furcht und Tod'.

Mach dich locker, Heiliger Vater. Es geht ums Verkleiden und Süßigkeiten abräumen, um sonst nichts. Den bösen Rest hast du dir ausgedacht. Ich dagegen denke mir folgende Schlagzeile aus:
Eltern warnen Vatikan: Das sexuelle Missbrauchen unserer Kinder ist unchristlich.
Wetten, dass alle von Priestern missbrauchten Kinder sehr genau wissen, wie sich Terror, Furcht und Todesangst anfühlen? Denen würde ein Priesterrock garantiert mehr Angst einjagen als ein Draculakostüm.
Apropos Kostüme. Hat der Vatikan das Recht aufs Kostümieren gepachtet? Bemerkenswert an dem päpstlichen Verdikt ist ja nicht zuletzt, dass es von lauter alten Männern vorgetragen wird, die sich das ganze Jahr pompös verkleiden. Ihren Schäfchen gönnen sie dieses Vergnügen nicht einmal für einen einzigen Tag.

Macht weiter, Kinder. Soll der Papst doch boxen. Gern auch im Kettenhemd.