Mittwoch, 31. Oktober 2012

Dienstag, 30. Oktober 2012

Katastrophenalarm


Es klingt ein bisschen wie nach dem Krieg: Ärmel hochkrempeln, zupacken, aufbauen. Kaum hat die verheerende Sturmkatastrophe zugeschlagen, kommen die Ökonomen - Ratten nicht unähnlich - aus den überschwemmten Löchern gekrochen und fiepsen: alles halb so schlimm! Sturmschäden helfen der maroden Wirtschaft auf die Beine! Wer wird da verzagen?

Einer von der Zunft kroch vor ein paar Stunden behende aus der (von Überschwemmung verschont gebliebenen) University of Maryland und schätzte voller Optimismus, dass
... (der Sturm) Sandy etwa 35 bis 45 Milliarden Schäden und Verluste verursachen, jedoch gefolgt sein könnte von immerhin 36 Milliarden Wiederaufbau-Ausgaben.
Wenn das nicht rattenscharf und kostendeckend kalkuliert ist!
Sollte also jemandem ein Baum aufs Haus gefallen sein oder das Dach seines Hauses sich nicht mehr dort befinden, wo es eigentlich hingehört, sei dies "kurzfristig" zwar dumm gelaufen, "langfristig" jedoch eine Segen für die Wirtschaft, denn irgendwer müsse das Dach ja reparieren, und das schaffe Arbeitsplätze.

Gut, der ohnehin dümpelnde Einzelhandel, heißt es bedauernd, bekäme die "wirtschaftliche Wucht des Sturmes" am stärksten zu spüren, weil "die Konsumenten" nun mal leider - unwetterbedingt - zuhause sitzen blieben statt Geld auszugeben. Ist aber kein Grund, sich die Geschäftslaune verderben zu lassen, denn so ein Sturm bringe durchaus frischen Wind in die darniederliegende Konjunktur, weil nämlich:
... das Last-Minute-Horten von Lebensmitteln und Gütern zur Notversorgung einen ausgleichenden Effekt auf die ansonsten rückläufigen Verkaufszahlen hat.
Ist ja grade noch mal gut gegangen; Sandy scheint ein Gespür fürs richtige Timing zu haben. Zwar werde der Jahrhundertsturm zunächst eine - wie heißt es immer so metaphernfreudig? - Spur der Verwüstung hinterlassen, in Gestalt - na? - "instabiler Einzelhandelsumsätze" im Oktober. Ist aber alles halb so schlimm, weil, nach dem Oktober komme ja der November, und nach dem November - heißa! - folge der Dezember, ein Monat, in dem die Umsätze quasi aus guter alter Tradition von ganz alleine "wieder auf die Beine kommen", das war schließlich schon immer so und wird auch immer so bleiben.

Es gibt andere Experten, die spucken den ökonomischen Frohnaturen ein wenig realistische Miesmacherei in die optimistische Jahresendsuppe:
"Wenn die Konsumenten in diesem (vom Sturm betroffenen) Teil des Landes Hunderte und Tausende von Dollars ausgeben müssen für so Dinge wie Notstromgeneratoren oder für Aufräumarbeiten nach dem Sturm, dann wird das wahrscheinlich zu Budgetkürzungen führen, Budgets, die die Leute eigentlich für ihre Weihnachtseinkäufe geplant hatten."
- woran unschwer abzulesen ist, worin die wirklich katastrophalen Folgen der Naturkatastrophe bestehen: Dem US-Einzelhandel schwemmt es die Weihnachtsumsätze weg. Man stelle sich vor - ein evakuierter, obdachlos gewordener Santa Claus mit leerem Sack in einer Notunterkunft! Gibt es Schlimmeres?

Ja freilich: Wenn es bei einem vom Sturm wirklich Betroffenen wirklich dumm gelaufen ist und ihm der Baum nicht nur aufs Haus, sondern auf den Kopf gefallen ist. Katastrophal! Ein Konsument weniger!

Sonntag, 28. Oktober 2012

Lächeln unter Tränen


Ich hab's grade eben probiert, aber es funktioniert nicht. Beim besten Willen nicht. Mache ich irgend etwas falsch? Vielleicht kann mir jemand erklären, wie das geht: ein Messer mit den Zähnen festzuhalten und gleichzeitig zu lächeln. Bei mir fällt entweder das Messer aus dem Mund oder mir vergeht das Lächeln, aber gründlich.

Der spanische König Juan Carlos sieht das anders. Der weilt auf Staatsbesuch in Neu Delhi, und höflich, wie die Inder sind, erkundigte sich Präsident Pranab Mujerjee bei seiner Majestät nach dem Wohlergehen Spaniens. Was genau an dem Tag, an dem die offziellen spanischen Arbeitslosenzahlen die 25-Prozent-Marke geknackt haben, eine eher peinliche Frage ist, den Befragten jedoch nicht daran hinderte, sich königlich aus der Affäre zu ziehen: dass nämlich aus dem ganzen Krisenschlamassel
"... Spanien herauskommen wird mit einem Messer im Mund und einem Lächeln auf den Lippen"
und demnächst als dauergrinsender Messerwerfer-Super-Stunt bei einem zentralistisch geführten europäischen Großzirkus unter Vertrag genommen werden wird.

Immerhin verstieg sich der spanische Monarch mit Vorliebe zur Elefantenjagd zu der nicht unwahren Feststellung,
"Von innen fühlt sich Spanien zum Heulen an."
was die ergriffen lauschenden Inder zu Handreichungen des spontanen Mitgefühls veranlasste:


- was wiederum dem königlichen Besucher dazu verhalf, majestätisch seine Krokodilstränen zu unterdrücken, ihm stattdessen ein dankbares Lächeln auf die Lippen zauberte, was ihm insofern leicht fiel, als er ja kein Messer zwischen den Zähnen festhält und er auch nicht derjenige ist, dem das europäische Messer an die hungernde arbeitslose Kehle gehalten wird, obwohl,
"Es gibt Leute, die wollen uns Spaniern hart auf den Kopf schlagen."
Keine Ahnung, wen er damit gemeint hat. Vielleicht hat ihn der Anblick eines zufällig vorbeispazierenden indischen Elefanten ein bisschen durcheinandergebracht. 

Sturmwarnung


Vor der amerikanischen Nordostküste braut sich ein gewaltiger Hurrikan zusammen. Er hört auf den niedlichen Namen "Sandy", wird jedoch vom Volksmund - im folkloristischen Vorgriff auf die Halloweensaison, in die der Orkan volles Rohr hineindonnern wird - schaurigschön als "Frankenstorm" bezeichnet.

Experten sehen mit Sandy den "perfekten Sturm" im Jahrhundertmaßstab heraufziehen, weil er, Richtung Norden tobend, von einem extrem starken Tiefdrucksystem aus Kanada potenziert und obendrein von einem fetten Vollmond flankiert wird (Sturmflutrisiko).

Genug gefachsimpelt. Am meisten beschäftigt jetzt die Leute natürlich, an welcher Stelle der freakige Frankenstorm mit voller Breitseite zuschlagen wird. So viel steht fest: Sandy hat das Potential, ein "3,2-Milliarden-Dollar-Desaster" zu entfesseln. Die Frage ist nur: wo genau? Fest steht ebenfalls, dass der Süden Manhattans (New York City) besonders exponiert ist und als hochgefährdete Zone gilt, was wiederum die desaströse Phantasie des Künstlers Colonel Flick alias William Banzai entfesselt und zu einer schaurigschönen Sturmwarnung veranlasst hat:


Samstag, 27. Oktober 2012

Orwells letzte Warnung




This is the direction the world is going in at the present time ...

... but always there will be the intoxication of power.

Always at every moment there will be the thrill of victory, 
the sensation of trampling on an enemy who is helpless.

If you want a picture of the future, 
imagine a boot stamping on a human face, 
forever.

The moral to be drawn from this dangereous nightmare situation 
is a simple one:

Don't let it happen.

It depends on you.

Freitag, 26. Oktober 2012

Nehmt euch ein Beispiel


Das ewig Preußische zieht uns hinan.
"Unsere Wirtschaft wächst seit letztem Jahr wieder, aber wir tragen eine sehr schwere Bürde an Bankschulden, weil unsere Steuerzahler gehalten sind, die vollen Kosten der Bankenrettung zu schultern."
- sagte heute der irische Außenminister Eamon Gilmore.
Sein deutscher Kollege rückübersetzte mit schneidender Stimme:
"Irland ist ein exzellentes Beispiel, dass es zu schaffen ist mit Disziplin und mit harter Arbeit, und dass es Wege gibt, sich aus dieser Schuldenkrise herauszuarbeiten."
Deutsche Tugenden über alles, über alles in der Welt.

Wer immer strebend ihnen nacheifert, dessen - vom Bezahlen fremder Schulden - krummgebeugte Schultern werden belohnt mit einem schulmeisterlichen Schulterklopfen von Oberlehrer Westerwelle -
"Wir sind voller Respekt für das irische Bemühen. Wir sind dankbar für euer Bemühen, eure pro-europäische Sichtweise ..."
- und mit guten Noten in Wohlverhalten und Gehorsam:
"... und wir bewundern die Erfolgsstory, die ihr schreibt." 
- vollstandardisierte Sätze übrigens, die der deutsche Spezialist für Lob und Tadel stets im gleichen Wortlaut abspult, wenn an irgendeinem braven, sich immer strebend bemühenden Musterschüler der liederliche Rest Europas sich gefälligst ein Beispiel nehmen soll; erst neulich in Lettland hat er haargenau dasselbe stereotype Fertigschmuspaket runtergeleiert. Ist dieser überschaubar repetitive Wortschatz ihm nicht peinlich? Nö, wieso auch - wer die Welt fein säuberlich aufteilt in brave Streber und faule Sitzenbleiber, der kommt mit einem gouvernantenhaften Schwafelsetzkasten gut klar.

Apropos Streber.
"Wir nennen es die Strategie des braven, gehorsamen Schülers."
- schnauzt Alexis Tsipras (Syriza) die griechische Regierungsbank an. Die versucht gerade verzweifelt, ihre finale Unterwerfung unter die Troika-Knute als Erfolgsstory zu verkaufen. Erfolgsstory?
"Sie führt uns in eine Sackgasse." 
Wenn das der deutsche Oberlehrer hört. Setzen, sechs!



Donnerstag, 25. Oktober 2012

Klo und so


Und was lesen Sie so auf dem Klo? Und was tun Sie dort außer Lesen noch so? Fühlen Sie sich dabei  irgendwie beobachtet? Geben Sie's ruhig zu, anderen geht es ebenso:
"Ich vertrete die Theorie, dass Sie in jedem Augenblick - selbst dann, wenn Sie alleine und ohne Begleitung auf der Toilette sind - versuchen, bestimmten Prestigediktaten gerecht zu werden, so, als ob jemand Sie beobachtete..."
Dieser Aphorismus von Tom Wolfe hat mich heute früh eiskalt erwischt, und jedes Mal, wenn ich tagsüber die Toilette aufsuchte, versank ich dortselbst in tiefes Nachdenken. Um genau zu sein, bereits der Weg zur Toilette war gepflastert mit tiefsinnigen Reflektionen über verinnerlichte Prestigediktate im Verborgenen, deren zwanghaftem Charakter nirgendwo zu entrinnen sei, an keinem Ort, nirgends, nicht einmal auf dem stillsten aller Örtchen.

Kein Entrinnen? Doch:
"... Erst dann, wenn Ihr Leben in Gefahr ist, hören Sie mit all dem Getue auf."
Ha, Volltreffer - erst wenn's wirklich existentiell wird, sind wir imstande, uns von dem ganzen affigen Sozialprofilierungsschmarren zu lösen. Ab sofort lese ich nur noch Tom Wolfe auf dem Klo.


Ach ja, draufgebracht hat mich übrigens ein Blog mit dem kontextuell überaus schlüssigen Namen:
'Das Ego ist eine Ratte auf dem sinkenden Schiff des Daseins' 
(Ego is a rat on the sinking ship of being) 
Noch so ein Volltreffer. Tom Wolfe hätte seine helle Freude daran.

Mittwoch, 24. Oktober 2012

Taxi!


Mal ehrlich, ich wüsste nicht, was ich täte, wenn es The Artist Taxi Driver nicht gäbe. Vermutlich wäre ich aufgeschmissen, vor lauter sprach- und fassungsloser Schockstarre - etwas, was dem taxifahrenden Künstler aus London niemals passieren würde, weil, der setzt sich einfach in sein Taxi und fängt an zu randalieren. Lauthals. Irgendwann, ich schwöre es, kaufe ich mir von meinen letzten Kröten ein altes Taxi und fange auch an zu randalieren; wer mitfahren und -randalieren möchte, ist herzlich eingeladen.

Ich schaue (und höre!) mir fast jede neue Folge des genialen Taxi-Ranters an und weiß daher, was es geschlagen hat, wenn der Typ zunächst einen ganz aufgeräumten, fast harmlosen Eindruck macht und bei normaler Zimmerlautstärke seinen Rückspiegel zurechtrückt: Spätestens nach einer halben Minute läuft er adrenalintechnisch auf Hochtouren. Ab der 25. Sekunde bricht die Hölle los, die weißglühende Hölle des sich überschlagenden Wutausbruchs.



Worum geht es?

Um die alten Leute in England. Die Rentner. Die sind nämlich eine "negative Belastung für die Gesellschaft". Das "muss aufhören". Schluss mit den "nutzlosen Leistungsschnorrern". Die müssen ab sofort aktiviert werden, und zwar zu "aktiven", "nützlichen Trägern der Zivilgesellschaft". Sonst gibt's keine Rente. Basta.
"Wir sind jetzt so weit den Leuten zu sagen, wenn ihr nicht arbeitet, dann kriegt ihr von uns auch keine Rente.  Wenn ihr also alt seid und nicht irgendeine Arbeit beisteuert, dann sollte das bestraft werden. Machen wir denn von allen uns zur Verfügung stehenden Möglichkeiten Gebrauch, um alte Leute zu ermuntern, nicht einfach bloß eine negative Last für den Staat zu sein, sondern ein positiver Teil der Gesellschaft?"
Der das sagt, heißt Michael Bichard, war Staatsbeamter im Ministerium für Arbeit, ging mit 54 Jahren in den Ruhestand, bekam 2010 die Adelswürde auf Lebenszeit verliehen und sitzt seither als Lord Bichard im House of Lords, dem Oberhaus des britischen Parlaments, wo er gerade seine Rentner-Wiedereingliederungs-Zwangsmaßnahme verkündet hat.

Wie gesagt, Schockstarre inklusive Spucke weg.
Wie gut, dass es Mark McGowan gibt.

Taxi!!

Dienstag, 23. Oktober 2012

Frau Merkel stellt klar


Wenn Frau Merkel einen guten Tag erwischt und mit dem rechten Bein aufgestanden ist, haut sie schon mal orwell- knallige Sätze raus wie diesen:
"Schmerzhafte Reformen in Griechenland, Portugal und Irland zeigen bereits Ergebnisse."
- und mit "Ergebnissen" meint sie natürlich Erfolge.

Anderen Menschen versaut so ein ergebnisorientierter Satz den ganzen Tag und nicht nur das - denn ihre Schmerzgrenze wurde von den Ergebnissen der schmerzhaften Reformen längst überschritten: wirtschaftlicher Niedergang, Vernichtung zigtausender Arbeitsplätze, Schaffung allerbilligster Arbeitskraft, flächendeckende Verarmung und Verzweiflung, in die Höhe schnellende Suizidraten und eine faschistische Partei, die sich zufrieden die Hände reibt, denn Merkels Erfolge verhelfen ihr zum Erfolg: mittlerweile die drittpopulärste Partei in Griechenland, Tendenz steil nach oben, mit 18 Abgeordneten in einem Parlament, in dem neuerdings das Wort "Untermenschen" (bezogen auf Immigranten, vorerst) salonfähig geworden ist.

Offenbar hat Frau Merkel mit ihrem schmerzfrei rausgehauenen Satz auch den Iren den Tag versaut. Die ließen nichts anbrennen und hauten prompt eine bitterböse Replik raus: Merkel im Gespräch mit Enda Kenny, wo sie dem Vorsitzenden der irischen Partei Partei Fine Gael ihr Schmerzens-Mantra um die Ohren haut:



Kenny:
Frau Merkel, was ist mit den 65 Milliarden Euro?
Merkel:
Ich denke, Sie kommen noch dahinter, dass es sich dabei um Deutschlands 65 Milliarden Euro handelt, Herr Kenny*. Sie haben das Geld von uns geliehen, also zahlen Sie es uns jetzt zurück.
Kenny:
Aber das wird uns zwei Generationen kosten, bis wir das bezahlt haben.
Merkel:
Das wird eine gute Lernerfahrung sein für das irische Volk.
Kenny:
Aber was, wenn wir scheitern?
Merkel:
Irland ist zu klein zum Scheitern. Wir haben dickere Fische zu braten! Spanischen Fisch. Wenn ihr scheitert, dann wird Irland eben zu einem unterentwickelten Urlaubsland für Deutsche. Wir können uns dann dort billigen Grundbesitz kaufen, Bier wird es für 50 Cent den Liter geben, und es wird kein verfügbares Netz für Mobiltelefone geben - ein Platz für Deutsche, um endlich mal von allem abzuschalten. Ein Platz für Deutsche, um sich zurückzuerinnern, wie das Leben so war, damals im 19. Jahrhundert. Mit ein bisschen Schmerz seid ihr auf einem guten Weg!
Kenny: 
Aber wie soll ich das bloß denn den Iren erzählen?
Merkel:
Ich denke, es wäre am besten, wenn Sie denen gar nichts erzählen. Es kann unser kleines Geheimnis bleiben. Nein? Wir sehen uns wieder, nächstes Jahr. Sehr gut!
Hey, Iren, mit ein bisschen Schmerz seid ihr auf einem guten Weg! Seht ihr ja an den Griechen. Und den Portugiesen. Und an unserem bislang dicksten Fisch, ihr wisst schon. Der Rest der Schlachtplatte ist hin-, hm, angerichtet. Setzen, Maul halten, fresst oder sterbt. Mahlzeit.

Sonntag, 21. Oktober 2012

Deutsche Verschwiegenheit


Paul Jay - dessen Fan ich bin wegen seiner klugen Gedanken, seiner brillianten Analysen und seiner kompetenten Gesprächsführung - von Real News Network interviewt Costas Lapavitsas (siehe Video). Lapavitsas unterrichtet an der University of London politische Ökonomie und schreibt regelmäßig Kolumnen für die britische Tageszeitung The Guardian.

"Griechenland zerstört sich unter dem Druck von Austerität" ist der Titel des nachfolgenden Interviews (via Naked Capitalism). In einer Schlüsselpassage (siehe unten) des Gesprächs zieht der griechische Ökonom historische Parallelen zwischen der (weniger schleichenden als vielmehr rasanten) Hinwendung Deutschlands zum Faschismus und der aktuellen politischen Entwicklung in Griechenland.

Meinen aktuellen Blogbeiträgen ist sicherlich anzumerken, wie sehr mich diese Entwicklung beschäftigt und beunruhigt. Wohl am meisten beunruhigt mich das unerschütterlich träge, beharrlich schweigende Sitzfleisch, mit der die politische Klasse in Europa die griechische "Gefahr" (Paul Jay) auszusitzen gedenkt: das ignorante Schweigen, mit dem die EU die wachsende Popularität einer faschistischen Partei im Süden Europas kommentiert, während es die Politik des Friedensnobelpreisträgers EU selbst ist, die eine Renaissance des Nationalsozialismus in Griechenland heraufbeschwört und dem Erstarken faschistischen Gedankenguts samt seiner alltäglich werdenden Ausschreitungen Flügel verleiht.

Wovon kündet dieses ohrenbetäubende stoische Schweigen? Sind vielleicht diejenigen, die in Berlin und Brüssel die Hände gelassen in den Schoß legen und keinerlei Interesse zeigen an dem Monster, was im griechischen Keller sein Haupt erhebt und im Begriff ist, die oberen Stockwerke zu erklimmen, die wirklichen, die anständigen, ehrenhaften Faschisten? Wer schweigt, macht sich verdächtig. Hartnäckiges Beschweigen unliebsamer Tendenzen kann stets zweierlei bedeuten: entweder Verdrängen oder aber stillschweigendes Goutieren dessen, was sich unterm Teppich zusammenbraut. Beides, insbesondere letzteres empfinde ich als nachgerade obszön. Ein anderes Wort fällt mir nicht ein.



Jay:
Vor ein paar Jahren interviewte ich Noam Chomsky, und er machte eine interessante Bemerkung, nämlich: Mit welcher Geschwindigkeit die deutsche Gesellschaft einen Hitler akzeptierte, und wie schnell sich ein avantgardistisches, libertinäres Berlin in ein faschistisches Berlin entwickelte. Welche Gefahr besteht diesbezüglich in Griechenland?
Lapavitsas:
Oh, die Gefahr ist sehr real. Die Gefahr ist sehr real. Weil die politische Mitte, die politischen Organisationen, die Griechenland vier Jahrzehnte lang regiert haben, ausgehöhlt worden sind.
Wissen Sie, die Leute missverstehen das, was in Griechenland passiert. Sie denken, der griechische Staat sei schon immer sehr schwach und ineffizient und die griechischen Politiker schon immer unfähig gewesen, und all das. Das ist Unsinn. Der griechische Staat ist ein sehr fähiger Staat gewesen und hat alle möglichen Dinge auf den Weg gebracht. Es war ein Land mit mittleren Durchschnittseinkommen und einem politischen System, das in punkto Stabilität seinesgleichen suchte in Europa. Zwei Parteien haben sich beim Regieren abgewechselt, und drei oder vier Jahrzehnte lang hat sich daran nichts geändert.
Damit ist es vorbei. Das ist zu Ende. Diese beiden Parteien sind vollkommen diskreditiert. Die Mitte ist ausgehöhlt. Parallel dazu erstarken die Parteien der Linken und die Parteien der extremen Rechten.
Das meinte ich, als ich zuvor über die Verunsicherung, die Niedergeschlagenheit und die Verärgerung der kleinen Leute sprach. Die erwarten von der politischen Mitte keine Lösungen mehr; stattdessen schauen sie auf die beiden Endpole des politischen Spektrums. Momentan ist dort die dominierende Seite die Linke. Die Leute orientieren sich nach der Linken. Sie erwarten die Lösung von der Linken, von SYRIZA.
Allerdings orientieren sich immer mehr Menschen - Menschen, die sich gewohnheitsmäßig an der Mitte-Rechts-Politik orientierten - mittlerweile an der extremen Rechten. Und das hat eine Logik. Es hat eine Logik. Wenn die rechte Mitte sich selbst diskreditiert hat, werden eine Menge Leute sich an der extremen Rechten orientieren, die das Versprechen von Aufrichtigkeit und Leistungsfähigkeit liefert, die mit Immigranten in dem Sinne verfährt, was sie unter Aufrichtigkeit und Leistungsfähigkeit verstehen, und all diese Dinge. Dies kann sehr schnell passieren. Das kann sehr rasant geschehen.

Von allen preisgekrönten, sich in Betonschweigen hüllenden EU-Apparatschiks empfinde ich am obszönsten und bedrohlichsten die lärmende Friedhofsruhe derer in der deutschen EU-Parteizentrale. Vielleicht ist es ja in Wirklichkeit so, dass der Exportweltmeister unter der Hand noch vieles mehr zu exportieren hat als er sich je hätte träumen lassen?

Nächstes Jahr wird in jenem Land mit der Nazivergangenheit gewählt. Die eiserne Kanzlerin mit der harten Hand, so heißt es allerorten, habe gute Chancen, denn gerade wegen ihrer harten Hand komme sie so gut an beim deutschen Volk. Gut möglich, dass die harte Hand - im Verbund mit dem hartnäckigen Schweigen der deutschen Führung zu den Vorgängen in Griechenland - ihr politisches Kapital auffetten und zu einem Siegeszug führen wird. Gut möglich, dass bis zu diesem Zeitpunkt sich der braune Mob in Griechenland fest etabliert haben und ein faschistisch gewordener griechischer Staat die deutschen Wähler nicht im geringsten an ihrer Wahlentscheidung zweifeln lassen wird.

Mir fällt kein anderes Wort ein. Ich finde das obszön.

Samstag, 20. Oktober 2012

Bürgerkrieg unter Markenschutz


"Unser Land befindet sich in einem Bürgerkrieg."
Welches Land? Griechenland.
Bürgerkrieg? Kommt auf die Definition von Bürgerkrieg an. Mir kam der Begriff schon mehr als einmal in den Sinn angesichts der brachialen Methoden, mit der das System (die Regierung, die Polizei) seine hungernden, arbeitslosen Bürger bekämpft, wenn diese ihren Protest gegen die systematische Verelendung und Ausbeutung - diktiert von der Troika, mit tatkräftiger Unterstützung der friedensnobelpreisgekrönten (und damit über jeden Verdacht der Anstiftung zum Bürgerkrieg erhabenen) EU - auf der Straße artikulieren.

Aber, wie gesagt, Bürgerkrieg ist Definitionssache und wirft die Frage nach der Definitionshoheit auf. Die hat sich jetzt mal eben im Handstreich 'Golden Dawn' unter den Nagel gerissen; das ist jene Partei mit der bizarren Wagner-Duftnote im klangvollen Namen 'Goldene Morgenröte'. Ohne zu erröten - eine physiologische Schamreaktion, zu der Faschisten noch nie besonders ausgeprägt neigten - geben die Apologeten des heraufdämmernden Faschismus die definitorische Marschrichtung vor:
"Auf der einen Seite stehen griechische Nationalisten wie wir, die ihr Land so haben wollen wie es früher war, und auf der anderen Seite die illegalen Immigranten, Anarchisten und all jene, die viele Male die Stadt Athen zerstört haben."
- wie ein Abgeordneter von Golden Dawn gegenüber dem BBC kundtat, völlig ungeniert, denn schließlich heißt die Partei ja 'Morgenröte' und nicht Schamröte.

Na gut, aber was hat die harmlose Einzelmeinung eines durchgeknallten, größenwahnbefallenen Neonazis mit Definitionshoheit zu tun? Dies:
Der Reporter des Senders notiert, dass Kommentare wie diese in Griechenland häufig erklingen, sie jedoch nunmehr angesichts der Tatsache offiziellen Charakter haben, dass gemäß dem Ergebnis der Parlamentswahlen im Juni 2012 Ilias Panagiotaros einer der 19 Abgeordneten der rechtsradikalen Partei ist, die in das griechische Parlament einzogen.
Übrigens betreibt der Abgeordnete Ilias Panagiotaras in Athen ein gutgehendes Ladengeschäft für Vermummungs- und Tarnartikel, Masken sowie Uniformen.

Na gut, aber warum sollte ein parlamentarischer Abgeordneter als privater Geschäftsmann keinen Karnevalseinzelhandel betreiben? Deshalb:
Viele seiner Kunden sind Polizisten, die nicht nur ihre Schlägerausrüstung, sondern Accessoires für ihre Uniform in seinem Militärladen kaufen; dort hängen reguläre Polizeihemden neben T-Shirts mit Nazigruppen-Emblemen wie Combat 18 und Chelsea Headhunters.
- und zwar mit prosperierenden Geschäftsaussichten:
"Ich denke, wir (Golden Dawn) haben jetzt mehr als 50 oder 60 Prozent Anhänger in der Polizei, vielleicht auch mehr, denn die Anhängerschaft wächst mit jedem Tag."
Na gut, aber warum muss so ein durchgeknallter Kostümverleiher dann gleich von Bürgerkrieg daherquatschen? Deshalb:
"Es ist wie ein Modephänomen - unser dress code (Kleiderordnung) ist inzwischen extrem populär, und immer mehr Leute sind davon angetan. Unser Markenname ist gleichbedeutend mit Ordnung, mit Recht und Ordnung (law and order) und mit Leistungsfähigkeit (efficiency)...Der Markenname Golden Dawn ist höchst erfolgreich."
Bürgerkrieg™ halt, wenn man so will.
Bürgerkrieg unter eingetragenem Warenzeichen.
Bürgerkrieg unter faschistischem Markenschutz.

Morgenröte lässt die Muskeln spielen.

Dienstag, 16. Oktober 2012

Ihre Zeit ist im Kommen


"Letzte Nacht, draußen vor dem Theater, es war wie Kristallnacht, wissen Sie, während des Dritten Reiches in Deutschland."
Sagt Laertis Vasiliou, der Athener Theaterdirektor des Stückes Corpus Christi, dessen Premiere am Vorabend gewaltsam verhindert wurde von einem Schlägertrupp der faschistischen Golden Dawn Partei.
Die Partei warnte,
"...wann immer religiöse Gefühle und die kollektive Geschichte von Griechen beleidigt werden, wird Golden Dawn dynamisch reagieren."
Was heißt "dynamisch reagieren"? Dynamisch reagieren heißt, Zuschauer und Journalisten auf offener Straße zu verprügeln und zu bedrohen, sie als "Tunten" und "Arschfresser" zu beschimpfen, die Schauspieler im Theater einzusperren und sie zum Absetzen des Theaterstückes zu zwingen.

Dynamisches Reagieren heißt ferner, sich das undynamische Reagieren der griechischen Polizei zunutze zu machen: Die Polizisten (mehrheitlich dynamische GD-Wähler bzw. -Unterstützer) standen herum, ohne einzugreifen; ohne die geringste Absicht, dem von Golden Dawn aufgeführten faschistischen Theaterstück Einhalt zu gebieten.


Manolis V., ein Blogger des Athener Stadtmagazins Lifo, erinnert sich:
"Ich habe ihnen gesagt, dass ich für Lifo schreibe und dachte, das würde mich schützen. Stattdessen brüllten sie, 'Diese Tunte arbeitet für Lifo, kommt und seht euch diese Tunte an.' Sie haben sich um mich herum zusammengerottet, fingen an mich zu beschimpfen, zogen an meinem Bart und einer der Golden Dawn Parlamentarier spuckte mir ins Gesicht. Ich schaffte es wegzulaufen und sie schrien mir nach, 'jetzt rennst du weg, du Tunte, du Arschfresser', und dann kommt dieser andere Golden Dawn Parlamentarier zu mir rüber und schlägt mir mit der Faust ins Gesicht. 'Heul doch, du kleines Mädchen,' sagte er, 'heul, du Tunte'. Ich stürzte auf den Bordstein und er trat nach mir. Meine Brille war weg. Ich rief 'Polizei, Polizei, Hilfe, sie schlagen mich zusammen,' und die Polizisten drehten mir den Rücken zu und taten, als ob sie nichts sähen. Als ich mich davonschleppte, warf einer von ihnen mir eine Kusshand hinterher."
Manolis ergänzt, er habe zu große Angst, Anzeige gegen die Polizei zu erstatten; weil, so sagt er, einer der Schläger ein "stadtbekannter Golden Dawn Parlamentarier" sei. Angst sei es auch, die ihn veranlasst habe, sein Facebookprofil zu schließen.

Am nächsten Abend steht Laertis, der Theaterdirektor, übernächtigt vor seinem Theater. Er schläft kaum noch, jedenfalls nicht in seinem eigenen Bett, aus Furcht vor weiteren Angriffen. Er lebt versteckt bei Freunden in anderen Teilen der Stadt.
"Ich wurde bedroht. Mein Leben wurde bedroht, meine Familie wurde bedroht, meine Eltern wurden bedroht, ich werde am Telefon bedroht. Vor 20 Jahren kam ich von Albanien nach Griechenland, und Albanien war das größte Horrorregime des gesamten Ostblocks, ein totalitäres Regime, aber noch nicht mal sie brachten es fertig, ein Theater zu schließen. Letzte Nacht schrien sie meinen Namen, 'du abgefuckter Albanier, komm raus und wir werden dich bei lebendigem Leib verbrennen. Wir werden dir den Kopf abschneiden. Wir werden dich in Stücke schneiden, du abgefuckter Albanier. Wir stecken dir einen Stock hinten rein, bis er zum Mund wieder rauskommt und hängen dich draußen vor dem Theater auf, damit die ganze Welt dich sehen kann.' Ja, ich fühle mich bedroht. Würden Sie sich nicht bedroht fühlen?"
An diesem Abend (12. Oktober) kommt das Stück Corpus Christi vor vollbesetztem Haus zur Aufführung - zum ersten und zum letzten Mal. Wegen der fortgesetzten Drohungen seitens Golden Dawn fürchten die Darsteller um ihr Leben und ziehen es vor, aufzugeben. Würden Sie sich nicht bedroht fühlen?

Würden Sie sich nicht bedroht fühlen, wenn ein Golden Dawn Parlamentarier namens Panagiotaros auf offener Straße und unter Polizeischutz seinen rassistischen, homophoben Vollrausch lautstark und ungehindert austobt (Übersetzung hier) und den Schauspielern entgegenbrüllt, "Eure Zeit wird kommen!"?

Würden Sie sich nicht bedroht fühlen, wenn ein verhaftetes Golden Dawn Mitglied von einem seiner dynamischen Kumpel direkt aus dem Polizeiwagen wieder 'befreit' wird, mit bloßen Händen und ohne jegliche dynamische Gegenreaktion der Polizei?

Würden Sie sich nicht bedroht fühlen, wenn Sie hören, was ein von Golden Dawn zusammengeschlagener Journalist zu sagen hat?
"Ich denke, in diesem Land gibt es kein Gesetz mehr. Jeder hier hat entweder Angst vor Golden Dawn oder steckt mit ihnen unter einer Decke, und du kannst beide nicht auseinanderhalten."
Würden Sie sich nicht bedroht fühlen, wenn Sie in einem europäischen Land leben, wo es 1938 eine Kristallnacht gab?

Fühlen Sie sich nicht bedroht, wenn im Jahr 2012 in einem anderen europäischen Land die Faschisten dabei sind, den Übergang von der Diskriminierung zur systematischen Verfolgung öffentlich zu zelebrieren?

Fühlen Sie sich nicht bedroht von dem dröhnenden Schweigen? Jenem Schweigen, das ein Land - das mit der Kristallnacht - übrig hat für ein anderes Land, in dem öffentliche Verfolgungsjagden auf Andersdenkende und Andershäutige allmählich zur Tagesordnung gehören?

Keine Ahnung, wie Sie sich fühlen. Ich fühle mich bedroht.

Quellen:
Greek Left Review
Keep Talking Greece
Ekathimerini

Sonntag, 14. Oktober 2012

Du darfst


Neuerdings darfst du, was du früher nicht durftest.

Früher durftest du nicht gegen strenge EU-Verordnungen verstoßen, sonst drohte dir Strafe; heute darfst du das alles ein wenig lockerer sehen. Heute darfst du als Lebensmitteleinzelhändler abgelaufene Produkte verkaufen, die du früher wegwerfen musstest. Hast du früher mit abgelaufenen Produkten ein Verlustgeschäft gemacht, machst du heute Umsätze mit ihnen. Sofern du ein griechischer Lebensmitteleinzelhändler bist.

Bist du ein armer, arbeitsloser, hungernder Grieche, musst du nicht mehr - wie noch vor kurzem - in den Containern hinter den Supermärkten nach weggeworfenen, weil abgelaufenen Lebensmitteln wühlen. Du darfst sie jetzt völlig legal kaufen. Doch, darfst du! Natürlich musst du - oder sagen wir: du darfst - jetzt für die abgelaufenen Lebensmittel Geld bezahlen, während du dich früher zum Nulltarif am Container bedient hast. Aber dafür bekommst du heute auch ein wertvolles Einkaufserlebnis! Schließlich werden die abgelaufenen Lebensmittel neuerdings ansprechend im Regal präsentiert, und Regalplatz kostet Geld, also greif zu, hol dir das luschige Zeug und zahle. Und sei froh, dass es im Kapitalismus nichts, aber auch gar nichts gibt, was sich nicht gewinnbringend vermarkten ließe.

Einschränkend musst gesagt werden, dass dir - solltest du ein griechischer Gastronom sein - der Vertrieb von abgelaufenen Lebensmitteln per Gesetz verboten ist. Nicht verboten hingegen ist dir, griechischer Restaurantbetreiber, als Kunde einen griechischen Supermarkt aufzusuchen und dort abgelaufene Lebensmittel zu kaufen. Doch, darfst du! Wie man sieht, haben die EU und der Gesetzgeber an alles gedacht.

Wobei ja dem kapitalistischen Vermarktungswahn in aller Regel der kapitalistische Propagandawahn auf dem Fuße zu folgen pflegt. Wann endlich wird uns eine maßgeschneiderte EU-Pressemitteilung wissen lassen, dass es sich bei der griechischen Ramschverkaufsoffensive in Wahrheit um ein humanitäres Projekt im Dienste des Welt- oder doch wenigstens des europäischen Friedens handelt?

Noch wird hinter verschlossenen Türen um geschmeidige Formulierungen gerungen, etwa: Wir holen die Menschenwürde zurück in den Supermarkt, nachdem sie zuvor am Container in die Tonne getreten wurde! Oder: Hier vor dem Verkaufsregal bist du Mensch, hier darfst du's sein! Oder: Deine Würde ist unantastbar, dein leerer Geldbeutel nicht!

Nicht zu vergessen die Würde eines Friedensnobelpreisträgers. Die muss ja auch gewahrt bleiben. Denn so ein Preisträger schmückt sich ungern mit um die Welt gehenden Bildern von Menschen, die sich aus Müllcontainern ernähren. So hat alles seinen Preis: Die EU hat jetzt ihren, und der hungernde Grieche zahlt seinen Preis. Immerhin um zwei Drittel reduziert, denn schließlich wurde die abgelaufene Ware vor dem Zugriff auf den Müllcontainer gerettet. Kostet ja auch Geld, diese innovative Entsorgungsprozedur. Muss ja irgendwer bezahlen.
Grieche! Du darfst!


Nobler Frieden in Europa



Sieht nach nobelpreis-verdächtigem Frieden aus, in Madrid am 13. Oktober nach einer Protestdemonstration gegen die von der EU so geschätzte Totsparpolitik. Ich glaube, es waren Eier und Farbe.
(via twitter)

Viel Friede und Freude auch im italienischen Venedig am 13. Oktober anlässlich einer studentischen Protestdemonstration gegen den Großen Europäischen Eierkuchen:



Fast bin ich geneigt zu denken: Wenn die Polizei sich verängstigt vom Volk zurückzieht, dann ist zwar noch lange kein Frieden, aber immerhin Demokratie erreicht.

Samstag, 13. Oktober 2012

Schwaben rockt


Ein fetter Soundtrack am Samstagabend ist nicht zu verachten. Voilà: 14 Minuten allerbeste Unterhaltung, zum Beinehochlegen und mit hohem Popcornfaktor und irgendwie sensationell. 14 Minuten lang, in allen Tonlagen! Diese Schwaben, unglaublich. Brüllen und buhen und stänkern mit anschwellender Lautstärke und wachsender Begeisterung stur durch bis zur letzten 14. Minute. Herrgottsakra, glaubsch des? Schier net.

Viel mehr als Brüllen und Buhen passiert eigentlich nicht, weil die Bundeskanzlerin nicht so recht zum Zug kommt - was soll sie machen, wenn die Leute eine geschlagene Viertelstunde lang Krach schlagen. Aber gerade das macht das Filmgucken so phänomenal entspannend. Es passiert sonst nichts weiter. Nur halt dieser fette Schwabensoundtrack.

Frau Merkel hat ja zwischenzeitlich - nachdem sie wieder auf sicherem deutschen Boden gelandet war - verlauten lassen, wie sehr sie sich "über den freundlichen Empfang in Athen gefreut" habe. Tja. Ob etwas freundlich rüberkommt oder nicht, ist halt immer eine Frage der Hör- und Sichtweite und somit der Wahrnehmungsstörungen. Wie es aussieht, hat sie sich heute in Stuttgart gar nicht gefreut. Also, wirklich überhaupt kein bisschen gefreut. Um genau zu sein, Merkel hat sich geschlagene 14 Minuten lang nicht ein einziges Mal kein allerkleinstes Bisschen gefreut.

Und deshalb, wie gesagt, gute Unterhaltung.



Gut gebrüllt


Viel wird im Internet geschrieben über den frischgebackenen Friedensnobelpreisträger. Viel Gescheites, Brilliantes, Kritisches, Analytisches, Beißendes, Satirisches.

Mir persönlich fehlt die weniger elaborierte Stimme des gemeinen Volkes. Unverblümt und freiheraus, rauh und dabei keinesfalls herzlich, trotz oder gerade wegen eines überschaubaren Wortschatzes ausgesprochen artikulationsfähig.

The Artist Taxi Driver aus London macht seinem Unmut so rauh wie herzlos Luft. Weil, wer will schon sein Herz zur Mördergrube umfunktionieren? Was raus will, muss raus. Alles andere macht krank.

Fire it up, fella.



Freitag, 12. Oktober 2012

Krieg und Frieden


... and the winner is:

Friedensnobelpreis für die EU 



Herzlichen Glückwunsch, EU.

Karawane unterwegs




Der Wahnsinn. 
Und zwar der helle. 

(gefunden bei gebattmer)


Mittwoch, 10. Oktober 2012

It's showtime, folks


Worum ging's eigentlich bei der gestrigen Show?
Schon klar, um Show, was sonst.
"Ich bin hierher gekommen, um die Situation vor Ort zu verstehen."
Verständnis. Kommt immer gut.
"Enge Kontakte führen zu einem besseren Verständnis."
Besseres Verständnis kommt noch besser.
Merkel, die Griechenversteherin.
"Was der Besuch für die Griechen bedeutet, weiß ich nicht."
Wie sollte sie auch. Mit denen pflegt sie ja keine engen Kontakte.
So weit geht das mit dem Verständnis dann doch nicht. Muss man verstehen. Die Frau hat ja genug Sorgen bei sich zuhause. Dort wartet ein Volk von Merkelverstehern auf klare Ansagen.
Die hat es bekommen.
"Griechenland ist in einer schwierigen Phase, sollte aber den Weg zu Ende gehen, den es begonnen hat..."
Kommt gut zuhause. Erst Verständnis, dann Härte.
Weil, Strafe muss sein.
"...sonst wird alles noch viel härter werden..."
Eben. Härte zeigen.
"...es geht um unsere Kinder und Enkelkinder."
Kommt auch gut. Erst Härte, dann ein bisschen Wischi-Waschi-Wärme. Um wessen Kinder und Enkelkinder ging es gleich nochmal? Egal, die Merkelversteher zuhause werden schon verstehen, was mit "unsere" gemeint war. Muss man denen doch nicht extra erklären, dass einem die arbeitslosen griechischen Kinder und Enkelkinder (knapp 55 Prozent) sonstwo vorbeigehen.

Während die Griechen "bluten" (Ministerpräsident Samaras), zeigte Merkel Herzblut,
"Sie hat Respekt bekundet für die Opfer, die wir bringen."
Respekt. Das Zauberwort schlechthin. Kommt gleich nach Verständnis. Kommt gut, kostet nix. Zwischen Respekt bekunden und Respekt haben liegen Welten, ist aber eh wurscht, so genau nimmt es der Merkelversteher zuhause nicht.

Worum ging es gestern nochmal?
"Mit ihrem Besuch hat sie ihr Image in der internationalen Presse verbessert." (Samaras)
Genau, ums Image. Hätten wir fast vergessen, vor lauter Respekt und Verständnis und Opfer und Härte. Wie, Merkel hat ein Imageproblem? Bei wem? Mit Sicherheit bei den Griechen. Muss man aber verstehen. Weil, ohne Imageproblem bei den Griechen hätte die Eiserne mit dem blutenden Herzen ein Imageproblem bei sich zuhause, bei den Merkelverstehern. Aber jetzt, wo die Griechen wie auf Knopfdruck reagiert haben und die zuhause alle sehen können, dass die da unten im Süden nicht nur faul, sondern obendrein undankbar und unverschämt sind, läuft alles wie am Schnürchen.

The show must go on.

Dienstag, 9. Oktober 2012

Immer schön auf dem Teppich bleiben


Ich glaube, sie ist in diesen Minuten in Athen gelandet.

Dimitris Hatzopoulos

Roter VIP-Teppich zu Ehren des Gastes, 
originalgetreu gestaltet nach der roten Sperrzone
im innerstädtischen Athener Hochsicherheitstrakt, 
ebenfalls zu Ehren des Gastes.

*"Regierungssprechern zufolge werde der Großteil von Downtown Athen abgeriegelt, obwohl - anderen Berichten zufolge - es für Demonstranten einen gewissen Zugang geben würde; es blieb unklar, welche Reaktionen seitens der Regierung erfolgen würden, sollten Demonstranten versuchen, die Polizeibarrikaden zu durchbrechen, die für 13 Stunden errichtet wurden, um Merkel zu schützen und sie daran zu hindern, irgendwelche Proteste zu Gesicht zu bekommen."


Dimitris Georgopalis

Merkel beim solidarischen Abschreiten des roten Teppichs,
propagiert mehr "Austerität" für Griechenland.


Panos Maragos

Merkel demonstriert vor ihrem Abflug, 
wie man auf dem Teppich bleibt, 
und erwartet dasselbe von den Griechen.

Merkel: 
Was soll das, Paul (Thomsen vom IMF)? 
Die Griechen leben doch wohl nicht in Slums, oder!
Thomsen: 
(in der Hand den Troika-Report)
Wir sind ja auch noch nicht fertig mit unseren Reformen, Frau Merkel.


Dimitris Hatzopoulos

Was nach dem roten Teppich bleiben wird.


(Quelle:
Bilder von griechischen Karikaturisten via When the Crisis hit the Fan)

Montag, 8. Oktober 2012

Auf Empfang


Gut, dass wir darüber geredet haben. Über das Thema Solidarität.

Das Wort wird immer beliebter, ist derzeit in aller Munde, geht besonders leicht über strichschmal zusammengepresste Lippen und kommt bei gleichzeitig straff gen Süden gezogenen Mundwinkeln am glaubwürdigsten rüber. Dachte sich die deutsche Queen of Austerity beim Kofferpacken, bevor sie gen Süden zog, wo sie morgen in Athen aufschlagen wird, um den Griechen einen vom trojanischen Pferd zu erzählen, oder vom troikanischen Pferd, ist ja egal. Hauptsache solidarisch aufgezäumt, "die Reise steht als Zeichen für deutsche Solidarität".

Da der griechische Ministerpräsident ein Kenner der Materie ist und weiß, wie Solidarität buchstabiert wird - nämlich so: Regierungspolitiker halten zusammen wie Pech und Schwefel beim Abzocken der griechischen Bevölkerung zugunsten global operierender Banken -, hat er einen eindringlichen Appell an seine Landsleute gerichtet, "Frau Merkel bitte so willkommen zu heißen, wie sie es verdient", nämlich "wie es einem Führer einer großen Macht und eines befreundeten Landes wie Deutschland gebührt".

Es sieht so aus, als ob Samaras beim Wort genommen wird. Selbstverständlich wollen die Griechen der Frau Merkel einen gebührenden Empfang bereiten; nur gehen halt die Meinungen auseinander, was darunter zu verstehen sei (ist ein bisschen so wie mit der Solidarität). Nicht jeder bringt es so elegant zum Ausdruck wie der Syriza-Vorsitzende Tsipras, der seinen Aufruf zu Anti-Merkel-Protestdemonstrationen kommentierte mit den Worten: "Herr Samaras sagte, wir sollten Frau Merkel so empfangen, wie sie es verdient, und wir sind vollständig einer Meinung mit ihm." Und er empfiehlt dem hohen Besuch aus Deutschland, doch mal - um Solidarität zu bekunden - durch die heruntergewirtschaftete Athener Innenstadt mit ihren geschlossenen Läden und obdachlosen Menschen spazierenzugehen und bei der Gelegenheit gleich noch ein paar Austeritätsdiktate zu verkünden.

Ich finde ja, es gebührte einer solidarisch gestimmten deutschen Politikerin, ruhig mal einer der vielen griechischen Suppenküchen einen solidarisch gespeisten Besuch abzustatten, am besten barfuß und mit "blutendem Herzen" (O-Ton Merkel über ihre warmen Gefühle gegenüber den Griechen, gepaart mit der kaltlächelnden Forderung nach noch mehr sozialen Streichungen und noch mehr "Reformen" des Arbeitsmarktes, sprich: nach noch mehr Verarmung, Verslumung, Verelendung). Nur leider geht das gar nicht so einfach, weil die meisten Suppenküchen ja fest in griechisch-nationalistisch-faschistischer Hand sind und keine ausländischen Mitfresser dulden. Die darf da also gar nicht rein, die Merkel! Ein wahrhaft ungebührlicher Empfang.

Aber gebührte es dann nicht einer deutschen Regierungschefin, gegenüber einer immer populärer werdenden Neonazi-Partei und deren rassistischem Sozialservice öffentlich Position zu beziehen? Wo ihr der griechische Regierungschef doch dieser Tage eine perfekte Steilvorlage lieferte?
Samaras warnte, die explodierende Arbeitslosigkeit und politische Unruhen riskierten genau jenen Aufruhr, der die Weimarer Republik in Deutschland nach dem ersten Weltkrieg ausgehöhlt und den Nazis den Weg geebnet hatte.
Och nö, lieber nicht. So sehr blutet das solidarisch pochende Kanzlerinnenherz dann doch nicht, und das mit der ungebührlichen deutschen Vergangenheit, och nö, warum sollte das ausgerechnet von einer deutschen Politikerin ausgerechnet in Griechenland aufs Tapet gebracht werden? Gut, die jüngsten rowdyhaften Auftritte von Golden-Dawn-Abgeordneten im griechischen Parlament erinnerten schon etwas ungut an ähnliche Szenen, wo Nazi-Vertreter zwischen 1929 und 1932 im Deutschen Reichstag randaliert hatten, aber bitte, wie lange sollen die ollen Kamellen denn noch aufgewärmt werden? Könnte ja ein paar alte Wunden aufreißen und eventuell ungemütlich werden, och nö, lieber nicht.

Apropos Blut. Das floss vor wenigen Tagen, als aufgebrachte griechische Werftarbeiter das Verteidigungsministerium besetzten, ihren seit einem halben Jahr ausstehenden Lohn verlangten und das Ministerium meinte sich mit Polizeigewalt verteidigen zu müssen. Wie wär's mit ein wenig Solidarität, Frau Merkel? Eingedenk des schönen Sinnspruches aus Ihrem Hause, dass dem, der fleißig arbeite, dafür auch etwas zustehe?

Och nö, wissense, da könnt' ja jeder kommen und die Hand aufhalten, und überhaupt, diese Werftarbeiter ham ja nur einen, genau: einen einzigen Tag pro Woche gearbeitet, weil's halt mehr Arbeit nicht gab, und dafür woll'n die jetzt Geld, noch dazu sechs Monate rückwirkend, für einen Arbeitstag pro Woche - ja, soll ich als fleißig arbeitende deutsche Kanzlerin mich vor diese Faulpelze stellen und deren überzogene Forderungen unterstützen? So weit kommt's noch. Dass die Griechen notorisch faul sind, hab' ich ja schon oft genug gesagt, muss mich ja nicht ständig wiederholen, ne, noch dazu, wo die Troika den Griechen jetzt endlich die Sechstagewoche aufs Auge gedrückt hat, war aber auch Zeit, ne, wo inzwischen schon mehr als ein Viertel aller Griechen und 55 Prozent aller jungen Griechen einer Nulltagewoche frönen, ne. Von daher, och nö, lieber nicht.

via anticap

Jedenfalls sind für den morgigen Besuchstag eine ganze Reihe von Willkommens-, Protest- und Besetzungsaktionen geplant. Was den griechischen Gastgeber Samaras veranlasste, "ein energisches Signal der Entschlossenheit" auszusenden, schließlich dürfe dem "Führer einer großen Macht" das Land keinesfalls als "sturmfreie Bude von Linken und Gewerkschaftern" präsentiert werden. Er beließ es nicht bei Worten, sondern schritt zur Tat, verhängte ein Demonstrationsverbot in der ganzen Stadt, ließ vier U-Bahn-Stationen schließen, machte 7.000 Polizisten mobil, holte Verstärkung aus der Provinz, rief die auf Metallzäune spezialisierte MAT (Spezialeinheit zur Wiederherstellung der öffentlichen Ordnung) zu Hilfe, stellte umfassenden polizeilichen Objektschutz sicher und Wasserwerfer bereit. Immerhin, hieß es, käme die Führerin jener großen Macht in freundschaftlicher, unterstützender, ja solidarischer Mission.

Also wird morgen die Führerin der großen Macht Deutschland mit einem pompösen polizeistaatlichen Aufgebot so empfangen werden, wie es einer deutschen Führerin gebührt. Ob es den hohen Besuch aus Deutschland stören wird, dass satte 70 Prozent der Merkel-schützenden griechischen Polizei mit der erstarkenden Neonazi-Partei Golden Dawn sympathisieren?

Och nö, jetzt bitte nicht irgendwelche aufgewärmten Reminiszenzen an irgendeine deutsche Vergangenheit, hört das denn nie auf, Mönsch, da kommt man als deutsche Führerin und will helfen, und dann solche bizarren...och nö, echt jetzt, nö, stört mich kein bisschen, also denn mal Kudos und Tschüss bis morgen, ne.

via Greek Left Review

Wird bestimmt gebührend gemütlich, ne.

Samstag, 6. Oktober 2012

Krise nach Plan


Die Krise, ach, die Krise. Das ist bekanntlich jenes mystische Ding, was - einer unkontrollierbaren Naturgewalt gleich - irgendwann urplötzlich vom Himmel gefallen ist. Und jetzt haben wir die Bescherung. Wie kommen wir da bloß wieder raus? Am besten betend, mit dramatisch zum Himmel gefalteten Händen, dem Ort, wo die rätselhaft naturkatastrophale Krise herkam.

Noch wichtiger: Wann kommen wir da wieder raus? Klare Ansage: in sechs Jahren. Wieso gerade sechs Jahre? Na, ganz einfach, weil in mancher Leute Zeitrechnung die Krise jetzt vier Jahre auf dem Buckel hat (2008, Lehmann-Pleite), plus sechs macht zehn, zehn Jahre sind eine Dekade, und mit runden Dekaden lässt sich rhetorisch so schön hausieren gehen, ohne sonst Erhellendes beizutragen:
Die Weltwirtschaft wird mindestens zehn Jahre brauchen, um aus der Finanzkrise herauszukommen, die 2008 begann, sagte der Chefökonom des Internationalen Währungsfonds Olivier Blanchard.
Begründungen, Argumente, Zahlen, Fakten? Fehlanzeige. Die magische Zeitangabe von insgesamt zehn - also jetzt noch sechs - Jahren muss genügen. So lange müsst ihr euch halt irgendwie zur Decke strecken, Leute, und dann wird das schon wieder, versprochen, wir haben nämlich eben mal in unsere Kristallkugel geguckt. Wir, das sind jene global tätigen, von niemandem gewählten, niemandem Rechenschaft schuldigen internationalen Kredithaie, die wir uns fürstlich von Kahlfraß ernährt haben, und weil wir jetzt so richtig auf den Geschmack gekommen sind, fressen wir noch ein paar Jährchen weiter, bis das Maß oder halt die Dekade voll ist. Das Ganze nennen wir dann "Erholung" und beten euch bereits heute vor, don't you worry,
"Noch ist es kein verlorenes Jahrzehnt."
Mit Sicherheit nicht, denn im Laufe von sechs weiteren Krisenjahren kann noch vieles zerstört und und die Krise satt ausgebeutet werden, können Regierungen in den Würgegriff genommen, Bahn- und Stromnetze privatisiert, Inseln gekauft, Gesundheitssysteme ruiniert und gewerkschaftlich erkämpfte Arbeiterrechte in die Knie gezwungen werden.

Obwohl, sechs Jahre finde ich ja eine ziemlich optimistische Prognose, ich meine, nur sechs Jahre? Wo doch bislang erst ein paar Länder Europas ausgehungert, ausgeblutet, ausgeplündert am Boden liegen? Wie wollen die das mit dem Rest Europas schaffen in nur sechs Jahren? Kann eigentlich nur bedeuten, dass sie künftig noch einen Zahn zulegen wollen bei ihrem zehn Jahre währenden Erholungs-Businessplan. Und natürlich den Leuten gut zureden, damit auch alle mit den Plünderern am gleichen Strang ziehen, wie heißt das Zauberwort? Noch ein Griff in die Gebetsmühle:
"Es muss Solidarität geben. Und ich denke, es gibt sie."
Solidarität! Ein schönes Wort, kommt immer gut und geht zu Herzen. Gemeint ist natürlich die Solidarität der Plünderer, Kaputtsparer und Profiteure, die Solidarität der international vernetzten Büro- und Technokraten, damit sind sie bis jetzt gut gefahren, warum also nicht weiter so? Immer schön zusammenhalten, dann haben wir in sechs Jahren den Sack zugebunden und ihr sitzt sowieso alle im gleichen Boot.

Der geniale Masterplan hat nur einen kleinen Webfehler: Die Leute unter Deck verstehen unter Solidarität etwas anderes. Etwas ganz anderes. Und ich denke, es gibt sie.

Dienstag, 2. Oktober 2012

...dann sagen wir: hoppla


Positive Wachstumssignale aus Spaniens maroder Wirtschaft:
Im T-Shirt-Sektor boomt es merklich.

"Kürzungen sind notwendig"
(zum Vergrößern oder Bestellen hier klicken)

Soundtrack: