Mittwoch, 24. Oktober 2012

Taxi!


Mal ehrlich, ich wüsste nicht, was ich täte, wenn es The Artist Taxi Driver nicht gäbe. Vermutlich wäre ich aufgeschmissen, vor lauter sprach- und fassungsloser Schockstarre - etwas, was dem taxifahrenden Künstler aus London niemals passieren würde, weil, der setzt sich einfach in sein Taxi und fängt an zu randalieren. Lauthals. Irgendwann, ich schwöre es, kaufe ich mir von meinen letzten Kröten ein altes Taxi und fange auch an zu randalieren; wer mitfahren und -randalieren möchte, ist herzlich eingeladen.

Ich schaue (und höre!) mir fast jede neue Folge des genialen Taxi-Ranters an und weiß daher, was es geschlagen hat, wenn der Typ zunächst einen ganz aufgeräumten, fast harmlosen Eindruck macht und bei normaler Zimmerlautstärke seinen Rückspiegel zurechtrückt: Spätestens nach einer halben Minute läuft er adrenalintechnisch auf Hochtouren. Ab der 25. Sekunde bricht die Hölle los, die weißglühende Hölle des sich überschlagenden Wutausbruchs.



Worum geht es?

Um die alten Leute in England. Die Rentner. Die sind nämlich eine "negative Belastung für die Gesellschaft". Das "muss aufhören". Schluss mit den "nutzlosen Leistungsschnorrern". Die müssen ab sofort aktiviert werden, und zwar zu "aktiven", "nützlichen Trägern der Zivilgesellschaft". Sonst gibt's keine Rente. Basta.
"Wir sind jetzt so weit den Leuten zu sagen, wenn ihr nicht arbeitet, dann kriegt ihr von uns auch keine Rente.  Wenn ihr also alt seid und nicht irgendeine Arbeit beisteuert, dann sollte das bestraft werden. Machen wir denn von allen uns zur Verfügung stehenden Möglichkeiten Gebrauch, um alte Leute zu ermuntern, nicht einfach bloß eine negative Last für den Staat zu sein, sondern ein positiver Teil der Gesellschaft?"
Der das sagt, heißt Michael Bichard, war Staatsbeamter im Ministerium für Arbeit, ging mit 54 Jahren in den Ruhestand, bekam 2010 die Adelswürde auf Lebenszeit verliehen und sitzt seither als Lord Bichard im House of Lords, dem Oberhaus des britischen Parlaments, wo er gerade seine Rentner-Wiedereingliederungs-Zwangsmaßnahme verkündet hat.

Wie gesagt, Schockstarre inklusive Spucke weg.
Wie gut, dass es Mark McGowan gibt.

Taxi!!

7 Kommentare:

  1. Hallo und vielen Dank für dieses Video. Das hat gut getan und die Anderen habe ich auch gleich angeschaut.
    Ich glaub ich kauf mir auch ein Taxi. ;O)

    Gruß Stefanie

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    1. Irgendwann lässt sich die Wut einfach nicht mehr runterschlucken, irgendwann steht sie bis oben, verursacht Würgen und muss raus. Neuerdings stelle ich mir Taxifahren sehr befreiend vor :)

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  2. "Is this fucking real?"
    Das passiert alles gar nicht wirklich, das muss ein Alptraum sein. Ein mittlerweile wohlbekanntes Gefühl, an dass ich mich nicht gewöhnen kann.
    Die nächsten Unreal News:
    "Wohl-Fahrt" im Gesundheitssystem wird
    "Fast Track to Death" - Frühablebeprämien für erfolgreiches Einschläfern
    http://www.dailymail.co.uk/news/article-2223286/Hospitals-bribed-patients-pathway-death-Cash-incentive-NHS-trusts-meet-targets-Liverpool-Care-Pathway.html
    (via http://oraclesyndicate.twoday.net/stories/weg-mit-dem-ballast-oder-lasst-schneller-sterben-und-ihr-werdet-belohn/)
    "unglaublich, aber wahr"

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  3. Warum in die Ferne schweifen...

    Berlin pervers

    ...man muss sich ja nicht gleich ein Taxi kaufen, um Dampf abzulassen. Eine alte Axt tut's zur Not auch.
    Und der Holzberg wächst und wächst :)

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    1. Hm. Es gab mal eine Zeit, da dachte ich, lieber bloggst du dir die Seele aus dem Leib, bevor du mit Backsteinen um dich wirfst. Muss das wohl nochmal ventilieren :)

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