Donnerstag, 13. Oktober 2011

Mit Hochdruck gegen Schmuddelkinder


Mike Bloomberg - der Bürgermeister von New York City und über jeden Zweifel erhaben, einer anderen als der berüchtigten "1%"-Einkommensschicht anzugehören - greift ein. Oder greift an? Der morgige Freitag wird es an den Tag bringen.

Gestern nämlich stattete der Mayor den Besetzern von #occupywallstreet einen Besuch ab. Wie immer, wenn einer ungebeten und ohne Einladung zu Besuch kommt, hielt sich auch bei #ows die Gastfreundschaft in engen Grenzen ("Gebt dem Kerl einen Teller voll Essen, damit er den Mund hält" war noch die höflichste Empfangsformel). Was undankbar ist, kam der erklärte Freund und Helfer von Wall Street doch in lauterster, um nicht zu sagen reinlichster Mission.

Zuccotti Park (= #ows location) gehöre, so Bloomberg, dringendst gesäubert, ahem, gereinigt. Weil die dauercampenden verschmuddelten Hippies "unerträglich unhygienische Zustände" geschaffen hätten. Unerträglich unhygienisch, das kommt immer gut, mag sich der New Yorker Saubermann gedacht haben; und wer denkt da nicht an Präsident Sarkozys seinerzeitige Hochdruckreiniger-Rhetorik? Schon ein paar Jahre her, aber immer noch gern in Stellung gebracht.

Es mindert den bürgermeisterlichen Putzfimmel nicht im mindesten, dass laut sämtlichen Augenzeugenberichten der besetzte Park täglich von einem #ows-Reinigungsteam penibel in Ordnung gehalten wird (Trennmüll! Papierkorbentleerung! Kooperation mit der örtlichen Müllabführ!) und sogar, seit dem segensreichen Wirken der Besetzer, die frühere Tauben- und Taubenkotplage im Park wie weggewischt ist. Nein, Multimilliardär Bloomberg - fleischgewordenes Symbol dessen, wogegen #ows protestiert - schreitet zur Generalreinigung.

Zu diesem ehrenwerten Zweck, so Bloomberg, mögen die Protester bitte den Park räumen. Tun sie es nicht, stünde einer sauberkeitsbedingten Zwangsevakuierung nichts mehr im Wege und Bloombergs Träume würden wahr. Es liegt also gewiss nicht völlig daneben, wer hinter der vorgeblichen Putzoffensive eine Ouvertüre zur ganz großen Aufräumaktion vermutet. Im klug-strategischen Vorfeld wurden vor ein paar Tagen bereits Schlafsäcke und Campingzubehör in Zuccotti Park verboten. Die Nächte werden kühl, der Winter naht - die Stadtverwaltung lässt sich allerhand einfallen, um die Besetzer wegzuschikanieren.

Wie, wegschikanieren? Aber nicht doch. Mit bändesprechendem Raubtierlächeln versprach Bloomberg den Besetzern großzügig, sie dürften nach erfolgter Säuberung in den Park zurückkehren. Natürlich nur, solange sie sich dort "gut benehmen". Ist er nicht nett, der fürsorgliche Stadtobere?

Hoppla, morgen ist Freitag, morgen ist Großputztag, da kommt die städtische Säuberungskolonne, da bringen wir den Park auf Vordermann, sorgen für Hygiene - im Interesse aller, selbstredend, besonders "im Interesse der Protester" -, hinterlassen vielleicht sicherheitshalber ein paar Spikes auf den Parkbänken, um das Sitzen zu verunmöglichen (NYC hat reichlich Erfahrung mit Maßnahmen zur Vertreibung von Wohnsitzlosen) und - man wird ja wohl noch ein bisschen phantasieren dürfen - das eine oder andere strategisch sinnvoll plazierte Abhörgerät. Und dann "dürft" ihr zurückkommen, ihr nichtsnutzigen Protester, die ihr unseren Park verschandelt (der inzwischen zur Touristenattraktion No. 1 in Downtown NYC geworden ist).

Aber nur, wenn ihr euch "gut benehmt". Weil, wir können auch anders. Ihr kennt ja bereits unsere berühmt-berüchtigten Großreinemache-Fahrzeuge.


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