Mittwoch, 5. Oktober 2011

Kinderkram



Wer zu früh lacht,
hat das Problem,
dass jemand anderes zuletzt lacht.

34 Kommentare:

  1. Dazu ein interessantes Stück, in dem nachgedacht wird, wie man das Meer in Bewegung hält: via Paul Krugman via Ezra Klein

    Grüße,
    KL

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  2. Ja, interessant, allerdings auch ambivalent (milde ausgedrückt). Weil:

    "...the ability of liberalism’s infrastructure of intellectuals, writers, artists and professionals to expend an enormous amount of their cultural capital in support of the movement."

    Im Moment sieht es nämlich so aus, als ob die "liberalism's infrastructure", also die Demokraten (i.e. die Partei) alles daran setzen, die ows-Bewegung zu hijacken (spin-speak: "to support"). Es ist Wahlkampf, und es wird mit allen Mitteln gekämpft, denn der Präsident steckt im Umfragetief. Da macht es sich doch gut, wenn die Democrats sich mit grassroots schmücken können, à la "Seht her, wir repräsentieren Volkes Stimme".

    Und das, nachdem dieselbe "intellektuelle Infrastruktur" die ows-Bewegung während der ersten beiden Wochen zu Tode gemobbt hat (was ihr nicht gelungen ist, wie jetzt zu sehen).

    Hier noch ein erhellendes Stück von Matt Stoller, der sich deutlich (auch und vor allem physisch) näher mit #occupywallstreet auseinandersetzt. Und mit den verzweifelten Bemühungen der Partei, sich die Bewegung einzuverleiben.

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  3. Ich sah aber im Verweis auf die Tea-Party-Bewegung die Idee, daß eine organisierte Fortsetzung des grassroots movement ein Druck auf die Demokraten ausüben könne.
    Und bei liberalisms' infrastructure dachte ich gleich gar nicht an die Dems, sondern an Krugman, Chomsky et al. Denn ich habe bei Bill Maher studiert ;-) : "If you call a democrat even a liberal he grabs an orange vest and a rifle and heads into the woods to kill something." (nach einem publicity stunt von John Kerry). Oder hier.

    Krugman ist nie vorbehaltloser Obama partisan gewesen und will wohl doch auch die Bezeichnung "Krugman's troops" als Ehrung achten.

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  4. "Denn ich habe bei Bill Maher studiert ;-)" *lol*

    "Ich sah aber im Verweis auf die Tea-Party-Bewegung die Idee, daß eine organisierte Fortsetzung des grassroots movement ein Druck auf die Demokraten ausüben könne."

    Ich verstehe, und wünsche mir sehr, dass dieser Druck immer massiver wird. Und dass der Druck bereits massiv geworden ist, ist ja wiederum daran abzulesen, dass die Dems fieberhaft ("because they're so obsessed with the Tea Party") #ows zu einer "Tea Party for the Democrats" schleifen wollen. (Link führt zu einem sehr oberflächlich gehaltenen tnr-Artikel, aber die Kommentare haben's in sich, sehr lesenswert!)

    Bislang habe ich das Gefühl, die WS-Besetzer halten den - teilweise extrem subtilen - Anbiederungsversuchen souverän stand. Für mich ein Grund mehr für großen Respekt gegenüber der "leaderless, non-hierarchic structure" der Protestbewegung. Die lassen sich - im wahrsten Sinne - nicht für Geld und gute Worte übern Tisch ziehen. Da hat sich offenbar die knapp dreiwöchige strikt direkt-demokratische Praxis unter freiem Himmel, come rain or shine, mehr als gelohnt.

    Sehr spannend zu erleben, wie sich das alles weiter entwickelt.

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  5. Ach so, hier noch etwas Schönes zur anderen Hälfte der regierenden Einheitspartei Amerikas: Jon Stewart mokiert sich göttlich über die hysterischen Reaktionen auf #ows bei Fox & Co (Video im Artikel).

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  6. Kluges Interview mit Stephen Webster von Raw Story über den Status quo der #ows Bewegung, auf deren Integrität und Unabhängigkeit er große Stücke hält. Webster reflektiert aber auch die Gefahren der inzwischen allseits lauernden "Unterwanderung".

    Raw Story ist übrigens eine gute Infoquelle mit "special coverage" zu #ows und der wachsenden Bewegung im ganzen Land.

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  7. "Die lassen sich - im wahrsten Sinne - nicht für Geld und gute Worte übern Tisch ziehen."

    Anderes hätte mich auch gewundert: ist diese Bewegung denn nicht zuletzt aus der Enttäuschung über Obama hervorgegangen, als drängende Suche nach einer Alternative ?

    Was wollten die Demonstranten mit den etablierten Parteifiguren, wenn deretwegen z. B. "palace intrigue undermined the likes of Elizabeth Warren even within the Obama administration" (Krugman). Diesen Stil und die Haltungen, die zu ihm gehören, müssen die Aktivisten doch bemerkt haben, denke ich.

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  8. Yes! There‘s „palace intrigue“ in everything, sozusagen, was in dieser Partei passiert: siehe das leidige Thema Besteuerung der Reichen (was eh nur Obama-Rhetorik as usual ist, geschenkt). Top Democrat Chuck Schumer zeigte sich entsetzt darüber und klagte gestern:

    „Man kann doch nicht mehr Steuern verlangen von Privathaushalten, die im Jahr 300.000 Dollar verdienen. Die sind doch nicht reich! Mit so einem Einkommen hast du weder ein tolles Haus noch kannst du damit viel Urlaub machen oder sonst etwas, was man mit ‚Reichtum in Amerika‘ assoziiert.“

    Es scheinen die Ärmsten der Armen zu sein, die Leute mit 300.000 Dollar im Jahr. Weshalb es tabu ist, von ihnen schlicht das zu verlangen, was von den wirklich Armen dauernd verlangt wird, nämlich „halt den Gürtel ein bisschen enger zu schnallen“.

    Sie zeigen unablässig, auf wessen Seite sie stehen.

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  9. Und so deprimierend solche "Demokraten", so erfrischend und ermutigend tatsächlich solche fellows wie die Kommentatoren des tnr-Artikels !

    Jetzt sehe ich mir erst mal Jon Stewart an; hoffe, später noch etwas Zeit zum Schreiben zu haben.

    So long,
    KL

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  10. Ha! Genauso ging es mir bei der Lektüre!

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  11. Don't miss this one: Cenk Oygur haut auf den Tisch, aber wie.

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  12. ...und dann das: Chris Hedges auf CBC (=stockkonservativer TV Sender) spricht Klartext über #ows. Und tritt dem Moderator (der die Bewegung nach altbekannter Manier wegpöbeln will) aber so was von in den Hintern, dass es eine helle Freude ist.

    (Chris Hedges schreibt auch in The Occupied Wall Street Journal, ist dort verlinkt.)

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  13. Cenk Oygur - formidable ! Ich sehe mir das an, mit wachsender Freude, erfrischtem Busen (©Schiller) und verdrücke doch auch eine Träne: warum, warum sind wir Deutschen so tumb. So etwas haben wir nicht. NIEMALS NICHT. Da kommt kein gemütlicher Pispers heran, kein bärbeißiger Schramm, kein ulkiger Pelzig - diese Freude an der treffenden Zuspitzung, dieser Witz, diese Lust an heißer UND fairer Polemik !

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  14. Das Interview mit Chris Hedges gefällt mir.
    Ich habe derweil twitter ein wenig abgegrast und bin erstaunt, was bei uns im Lande passiert. Nachdem letzte Woche eine der wichtigsten Abstimmungen stattfand und wir wieder erzählt bekommen, wie wichtig die Banken doch seien, gibt es interessante Meldungen.
    Berliner Umschau: Lafontaine ruft Deutsche zu Anti-Banken-Protesten nach US-Vorbild auf
    Frankfurter Neue Presse: Occupy Frankfurt - Bürger besetzen Bankenviertel

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  15. Dylan Ratigan, Moderator bei MSNBC, hält sich unter den ows-Menschen auf und berichtet inspiriert. In großen, aber keineswegs peinlichen Worten.

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  16. Ted Rall, ein politischer Karikaturist und Autor aus NYC, 48 Jahre alt, lebt seit vorgestern auf Freedom Plaza, #occupywashington. Mit Schlafsack. Ohne Rückfahrticket nach NYC, wie er betont. "We stay." Open end.

    Gutes Interview über die Bedeutung von #ows gegenüber traditionellen Formen des Protestes und deren Wirkungslosigkeit im heutigen Kontext. Präsidenten, sagt er übrigens, gehören eingesperrt, sowohl der jetzige als auch seine Vorgänger.

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  17. Interview auf rt-news mit Cenk Oygur
    Es wird u.a. über die Nichtberichterstattung der Medien im Allgemeinen, die Rolle von Faux-News, die Demokraten und die Gewerkschaften gesprochen.

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  18. Andere Stimmen aus dem Amerika, daß wir so liebten: Telepolis - "Amerika führt die freie Welt"
    "Der republikanische Präsidentschaftskandidat Mitt Romney, bislang der Favorit, setzt auf Patriotismus und militärische Macht"

    Typen wie den sollte man schon vorab in Sicherungsverwahrung nehmen.

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  19. Hey, schon gewußt? Die Protester gefährden Arbeitsplätze. Sagte gestern zumindest Mayor Bloomberg. ntv - "Bloomberg verteidigt Banken"

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  20. Bloombito hat noch ganz andere Schoten abgesondert. Auf der Pressekonferenz wurde er gefragt, ob er demnächst plane, #ows aufzulösen bzw. aus Zuccotti Park zu entfernen. Es entglitt ihm folgende großartige Blüte:

    "Ich weiß nicht, ob es einen Weg gibt, das aufzulösen. Weil die (#ows) ja keine Führung haben ("There's no leadership"). Oder vielleicht hat die ganze Gruppe bei denen die Führung, was weiß denn ich."

    Phantastisches Beispiel dafür, wie man die Elite auflaufen lassen kann, indem man sich weigert, nach deren Führungs- und Hierarchieprinzipien zu funktionieren.

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  21. "... wie man die Elite auflaufen lassen kann, indem man sich weigert, nach deren Führungs- und Hierarchieprinzipien zu funktionieren" - das festhalten, das ist DER Moment of Zen !

    1989 skandierten die Ostler auf den Straßen: "Keine Gewalt !" und paralysierten damit die Apparate, die auf einen bewaffneten Feind warteten.

    Die Zeichen verdichten sich.

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  22. "...das festhalten, das ist DER Moment of Zen!"

    Brilliant :). Womit wir wieder bei der Wasserpistole wären.

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  23. Wobei mir da immer noch ein Tick fehlt; aber vielleicht kenne ich nicht den vollen Gehalt von "sentiment". "Stimmung" allein wird nicht reichen (sage ich als erfahrener Bewohner von D).

    Ted Rall ist gut, wahrhaft. Erinnert mich an meine unangenehm ambivalenten Gefühle zu Obama, von Anfang an. Irgendwie fand ich diese ganze change-Rhetorik und die Inszenierung der Redlichkeit immer obszön, nicht ohne ab und an genußvoll zuzuhören, da hier offenbar einer in der Lage ist, sich diszipliniert, überlegt und höflich-freundlich auszudrücken. Ich werde aber nie das Gefühl los, daß es auf irgend eine unglaubliche Weise die schamloseste, nämlich perfekteste Simulation von Integrität sein könnte, die ich je erlebt habe. - Nein, falsch, nicht "je": bin ja seit Gorbatschows Pleite gebranntes Kind. Die Apparate können keine echten Revolutionäre hervorbringen, denke ich seitdem. Daher mein Mißtrauen.

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  24. Ted Rall schreibt übrigens auch ein Blog, in dem er momentan als Teilnehmer über #occupyDC berichtet.

    Zur "obszönen Inszenierung der Redlichkeit" des Redners Obama: Es ist bemerkenswert, wie erbärmlich dieses angeblich charismatische, "diszipliniert überlegte" Verhalten in sich zusammenfällt, wenn er ohne Teleprompter spricht, z.B. bei Pressekonferenzen oder Interviews im Weißen Haus.

    Es gibt einen ausführlichen, schmerzhaft aufklärenden Film zur Erschaffung und Perfektionierung der "Marke Obama" (Inszenierung) einerseits und seiner "Erfolge" (Realpolitik) andererseits. Es ist ein vollkommen desillusionierender Film über den grandiosen Widerspruch zwischen Wort und Tat. (Ted Rall und Chris Hedges werden dort u.a. auch interviewt.)

    Es ist "auf irgend eine unglaubliche Weise die schamloseste, nämlich perfekteste Simulation von Integrität". Ja. Dieser Film dauert knapp zwei Stunden, und es waren zwei der lohnendsten Stunden in meinem Leben als politisch denkender Mensch. Dein Misstrauen ist angebracht.

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  25. Ich hatte mir nach Obamas Wahl den "The Obama Deception: The Mask Comes Off" von Alex Jones angeschaut.
    Es ist wichtig, sich häufiger klar zu machen, wie stark der Einfluß multimedialer Präsentationen auf unser Bewußtsein ist, wenn man sich auf die Suche nach der Wahrheit begibt. Wie man dann allerdings mit der weitgehenden Desillusionierung in einer Welt der Illusionen lebt, ohne dabei zu verbittern, bringen sie uns nicht in der Schule bei.

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  26. "Wie man dann allerdings mit der weitgehenden Desillusionierung in einer Welt der Illusionen lebt, ohne dabei zu verbittern, bringen sie uns nicht in der Schule bei."

    lol, natürlich tun sie das nicht! Sie werden doch nicht gegen ihre eigenen Interessen handeln. Wie man mit der Desillusionierung in einer Welt der Illusionen lebt? Am besten auf den großen öffentlichen Plätzen dieser Welt, z.B. Zuccotti Park, "the place of them damn lost illusions". Occupy those places and live in them.

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  27. Einige meiner damaligen Lehrer machten sich später vom Acker: Selbstmord.
    Btw.: Dein Film ist spitze! An 'meinem' mißfiel die Aufmachung an mancher Stelle.
    Ansehpflicht für alle.
    Ich habe ja bereits versucht in meinem Bekanntenkreis die Lehrer zu infiltrieren, damit sie solche Videos oder entsprechende Texte im Englisch- oder Spanischunterricht einbringen. Die leben aber in einer anderen Welt. Da kommen dann eher noch die Schüler und bringen Songs von systemkritischen Bands mit.

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  28. Nächsten Samstag sollten wir uns irgendwo einfinden. Ich gehe nach ffm.

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