Achtung Rant.
Es gibt eine Sorte Menschen, die ich hiermit so dringend wie leidenschaftlich wie intolerant dazu auffordern möchte, sich vom #occupyfrankfurt Camp an der EZB zu absentieren.
Haut einfach ab.
Und zwar sofort und unverzüglich, ohne über Los zu gehen und auch ohne nochmal kurz an unserem genialen Fress- und Saufzelt sich die Wampe vollzuhauen, um dann wohlgenährt an der warmen Tonne stehend so klugzuscheißen, dass sich die glühenden Holzbalken verbiegen und den schlotternden Campbewohnern sich sämtliche Zehennägel an den kalten Füßen nach oben rollen.
Ich spreche von Leuten, die nach erfolgtem Klugschiss und gratis gefülltem Magen nachhause in ihre geheizte Bude zurückkehren, nachdem sie sich ein paar Stündchen Flanieren - inklusive Klugschiss, um den sie keiner gebeten hat - auf dem Camp gegönnt haben, um hernach in der gemütlich warmen Bude - wahlweise auch gemütlich warmen Stammkneipe - im Bekanntenkreis herumzutrompeten "du, ich war heute bei #occupyfrankfurt und weiß jetzt wo's lang geht", wobei, um die Adressaten meines Rants zu einzugrenzen, es sich um Leute handelt, die ohnehin schon immer gewusst haben, wo's lang geht und eben darum das Camp aufsuchen, um den Campern ungefragt mitzuteilen, wo's lang geht.
Es sind dies Leute, die so lauwarm wie unglaubwürdig "diese, na ja, Bewegung" "irgendwie" "im Ansatz" als "na ja, schon ganz in Ordnung" gutheißen, jedoch kübelweise paternalistisches Geschwafel über diese, na ja, Bewegung ergießen, weil diese na-ja-Bewegung nichts Gescheites, Strukturiertes, Sinnvolles, Vernünftiges, "konsequent zu Ende Gedachtes" an - Achtung, jetzt kommt's - "Kapitalismuskritik" zu artikulieren in der Lage sei. Wo diese na-ja-Bewegung doch nur mal auf jene gescheiten, strukturiert denkenden, vernünftigen, konsequent zu Ende denkenden, sattgefressenen Kapitalismuskritiker hören müsste, um endlich mal einen Plan von der Materie zu kriegen und den Kapitalismus so zu bekämpfen, wie es jene Kapitalismuskritiker für richtig halten.
Es sind dies Leute, die sich voller Häme daran aufgeilen, dass sie im Fernsehen "irgend so einen jungen Quasselkopf" aus dem Camp gesehen haben, der sich beim Interview "um Kopf und Kragen geredet", dabei nur halbgares Blech von sich gegeben habe und darum ein leibhaftiger Beleg dafür sei, dass diese na-ja-Bewegung keine Ahnung hat, was sie eigentlich will.
Es sind dies Leute, denen es nicht in die linksverbohrte Birne will, dass jeder im Camp individuell für sich selbst spricht und keinesfalls als Sprachrohr der Gruppe auftritt. Und dass die Gruppe deshalb - noch - unstrukturiert ist, weil Gruppen es nun mal so an sich haben, dass sich ihre Teilnehmer erst finden und austauschen müssen, bevor es ans stramme Strukturieren geht und die ganze Chose "auf Linie" gebürstet wird. Sofern die Gruppe überhaupt auf Linientreue Wert legt. Tut sie nämlich nicht. Geht aber in linksverbohrte Birnen nicht rein. Sonst wären sie ja nicht so verbohrt.
Es sind dies Leute, die den täglich stattfindenden öffentlichen Assambleas (Camp-Vollversammlungen) beiwohnen - selbstverständlich nur am äußersten Rand der Runde herumstehend, so dass keiner auf Idee kommen könnte, sie gehörten dazu - und sich von dort aus über Inhalte, Diskussionskultur, Slogans und Kompromissfindungsversuche mokieren, aber nicht im entferntesten auf die Idee kommen, sich selbst physisch zu exponieren, ans Mikrofon zu schreiten, Farbe zu bekennen, sich einzumischen, mitzumischen.
Es sind dies Leute, die lieber im Hintergrund bleiben und von dort aus vor sich hin mosern mit einer vor Arroganz triefenden Besserwisserei, die jedoch - vom Vordergrund aus - betrachtet, rüberkommt als billige, erbärmliche Feigheit.
Es sind dies Leute, die behaupten, die Bewegung "irgendwie" zu "unterstützen", ja, die sich sogar "vorstellen können", sich mit der Bewegung zu solidarisieren, wenn - ja, wenn! - die Bewegung endlich mal zu Potte käme und "klare Forderungen" und "eindeutige Ziele" formulierte.
Es sind dies Leute, deren Birnenverbohrungsgrad schon so weit fortgeschritten ist, dass sie gar nicht merken, wie wenig sie mit ihrem Verhalten die Bewegung unterstützen; die in ihrem linken Bohrloch so tief festsitzen, dass ihnen jede Form der kritischen Selbstwahrnehmung und der Reflektion über die Außenwirkung ihres eigenen Verhaltens komplett abgeht; die nicht gerafft haben und vermutlich auch nie raffen werden, dass süffisanter Klugschiss, mokantes Sichdistanzieren und, ansonsten, Sichraushalten aus der ganzen Chose exakt das Gegenteil dessen ist, was jene Labertaschen via lauwarmem Lippenbekenntnis unermüdlich absondern: Unterstützung, Solidarität.
Leute, lasst uns in Ruh. Geht einfach nachhause. Oder in eure Kneipe. Da, wo's gemütlich warm ist und ihr mit euren Kumpels das machen könnt, was ihr am besten könnt: Labern. Klugscheißen. Besserwissen. Im Dreierpack. Folgenlos, versteht sich. Wenn wir uns im Camp schon Tag und Nacht den Hintern abfrieren, dann geht uns bitte wenigstens nicht auf die Nerven.
Verstehe sehr gut, daß man da dünnhäutig werden kann.
AntwortenLöschenAndererseits: genau so leben halt 95 Prozent unserer Mitmenschen. Sich immer schön ins Warme drängeln, an der Wand lang gehen, gern mal gratis vollfressen, paar Sprüche klopfen, vielleicht auch mal kurz 'ne Lippe riskieren, die Faust in der Tasche ballen - dann heimgehen, Katzen füttern, Schwiegermutter anrufen, Tagesschau gucken.
Andere Mitbürger gibt's nun mal nicht. Daß sie überhaupt zu euch an die Tonne drängen, würde ich durchaus als Erfolg sehen...
(Ich fürchte, man wird diese Banken erst erstürmen und kurz und klein hauen müssen, um den nötigen Wumms zu kriegen. An so ein Zeltlager gewöhnen die sich doch wie an den Berufsverkehr.)
Na ja, ein bißchen kann ich die Klugscheißer auch verstehen. Bei Euch tummelt sich doch bestimmt alles: Stalinisten, Sektenangehörige, Hippies, Nazis, Verrückte, Künstler, Gesell-Praktiker und Geldreformer, Sozialdemokraten, Esoteriker und wer weiß ich nicht alles. Diese Klugscheißer werden sich auch nicht ins Warme zurückziehen, sondern Blogs vollschreiben, und von dort aus klugscheißen. Und manchmal haben sie ja auch recht. Einfach Banken stürmen, Feindbilder pflegen, und zu randalieren reicht ja nicht, um "das System" zu überwinden.
AntwortenLöschenOhje, da hat sich viel Frust angestaut, aber gut, dass er raus ist!
AntwortenLöschenAber kurz etwas anderes, ich werde morgen bei euch vorbeischauen. Was braucht ihr? Ich kann von Decken bis zu einem alten WLAN-Router was mitbringen. Schreib doch einfach eine Wunschliste und versuche mein Bestes.
Ich wäre gerne bei euch, leider kann ich nicht mehr für mich alleine entscheiden. Daher kann ich euch nur aus der Ferne moralisch unterstützen und hoffen, das es euch hilft. Für mich seid ihr Helden :)
Eben lese ich in der taz, daß die Gefahr besteht, daß ihr unterwandert werdet von einer Bewegung namens Zeitgeist. Bitte passt auf, es wäre entsetzlich, wenn ein so guter Anfang den Bach runtergeht und wir endgültig hoffnungslos dastehen.
AntwortenLöschenSo sinn'se die Michels .. meine Rede. Der Protest verkommt zum Unterhaltung-Event,so wird er auch medial beachtet. Man schlendert mal durch wie beim Dritte Welt ( fair trade ) Markt,gibt seinen Senf gönnerhaft zum Besten ..und das war's . Das System is gar nicht so beschissen ,nur das man nicht zu denen da oben gehört..aber das kann ja noch werden ;-)
AntwortenLöschenauch von mir das üblich fette fuck you .. an die sattrülpsenden Vollidioten
Hei Mrs. Mop, Du hast ja so recht!
AntwortenLöschenDas kenn ich auch von früher...
@ Mrs Mop
AntwortenLöschenlasst euch nicht aus der Bahn werfen!
ein paar feste Hugs aus der Ferne, zum aufwärmen
spinne
ps-apropos zeitgeist u. occupy
da hab ich hier 2 nette videos eingestellt
http://lonesomespider.wordpress.com/2011/10/20/neue-gotter-stehen-schon-in-den-startlochern/
(war schneller als die Taz, ätsch!;-)
@georgi
AntwortenLöschenIch vermute doch stark, dass besagte linke Zaungäste, wenn sie nach der #o-ffm-Stippvisite in ihren Blogs klugscheißen, dies aus einer warmen Stube heraus machen. Habe nämlich noch keinen einzigen von denen zähneklappernd vor irgendeinem Zelteingang stehen sehen. Von mir aus können sie in ihren Blogs klugscheißen, solange sie wollen; ich frage mich allerdings, warum solchen wortgewaltigen Leuten der Mumm fehlt, ihren Klugschiss an Ort und Stelle, mit Mikro in der Hand, vor der versammelten Menge kundzutun und zur Diskussion zu stellen.
Aus einem Klugscheißer wird nämlich dergestalt schlichtweg ein Schisser und sonst nichts.
@Marc
Tolle Idee! Wir brauchen ALLES! IT-Krempel aller Art, Werkzeug (Axt! Hast Du eine Axt? Ich bin in der Holzhackergruppe) aller Art, warme Decken, Schlafsäcke, Isomatten ohne Ende, denn es kommen laufend neue Leute zu uns, die mitcampen wollen, aber keine Ausrüstung haben. Ausrangierte Pullover, Skianoraks, Mützen, Bandanas (=die Dinger zum übern Mund ziehen, sehr praktisch nicht nur bei Kälte).
Lebensmittel, gern auch welche zum Bevorraten (Nudeln, Reis u.ä.). Wir kriegen aus der Bevölkerung unglaublich viele LM-Spenden, freuen uns aber über je mehr, desto besser Essen, denn es essen bei uns auch unzählige Fremdgäste mit (Wohnsitzlose u.a., das Camp ist ja im FFM-Bahnhofsviertel, da strandet täglich eine exotische menschliche Mischung und hat tierischen Hunger).
Besteck. Alte Tassen, am besten solche Pötte mit Henkel, aus denen man auch Suppe essen kann. Große Kochtöpfe MIT Deckel.
Alles, was praktisch ist, von Klebe-/Isolierband, Reißzwecken, Seilrollen, Marker zum Beschriften, Wäscheleinen bis hin zu, tja, man glaubt es kaum bei der Kälte, ist aber wahr: Kondomen.
Morgen, Samstag, ist ja ab 12 h Demo, Start Rathenauplatz. Es wird natürlich jemand im Camp bleiben - nur, dass Du Dich nicht wunderst, wenn um die Zeit das Camp eher menschenleer ist.
Vielen Dank, dass Du an "Mitbringsel" denkst! Das ist so wertvoll, das stärkt so den Rücken. Es ist kaum zu fassen, was hier jeden Tag von Frankfurtern herbeigeschafft wird, um uns zu unterstützen. Heute kam z.B. ein Riesenanhänger mit Brennholzspende, das Lager hat gejohlt, denn die Tonne ist gefräßig. Die praktische Solidarität der Menschen ist hier mit Händen zu greifen, es ist einfach nur großartig.
@anonym
Hast recht, apropos Zeitgeist. Es gab die letzten Tage deshalb jede Menge unterschwelligen Krumpel im Camp, heute hat's richtig gekracht. Diese Leute haben eine irre raffinierte Tour drauf, eine ganz gerissene Mixtur aus undercover+sich-outen.
Und denk bloß nicht, das wären die einzigen mit Unterwanderungsabsichten. Die Blutsauger rsp. Provokateure kommen aus allen Himmelsrichtungen. Zum Teil unvorstellbar raffiniert getarnt, da sind die Zeitgeistler Waisenkinder dagegen. Ich würde bei einem geschätzten Fünftel aller Zelte meine Hand nichts ins Feuer legen, was den Zeltinhalt betrifft. Von daher sind die Spannungen im Camp kein Wunder (hatte ich gestern ja angedeutet). Glaub mir, das ist für uns alle eine sehr, sehr harte Prüfung, denn das Camp ist unser Lebensraum, inklusive unserer Privatsphäre. Und am härtesten ist, dass ich darüber nicht so offen schreiben kann, wie ich gern würde. Ich trag da einen ganz schön fetten Kloß im Hals mit mir rum und weiß nicht, wohin damit.
Hey Spinne! Toll, von Dir zu hören! Stark bleiben, dran bleiben!
AntwortenLöschenIch danke Dir. Keep das Ding am Grooven :).
Übersetzt aus dem Französisch von translate.google:
AntwortenLöschenMario Draghi (EZB): der Verdacht, dass er nicht wollte, zu zerstreuen
2001: Eine finanzielle Vereinbarung wurde zwischen Goldman Sachs und Griechenland erreicht, so dass diese um ihre Konten
2002: MD bei Goldman Sachs als Direktor für Europa, die dann eine privilegierte Vermittler griechischen Staatskasse.
2005: Die finanziellen Vereinbarungen, die im Jahr 2001 neu verhandelt wird, nach einer anschließenden Prüfung der Euro-stat.
Januar 2006: MD trat der Central Bank of Italy
2010: Die Europäische Kommission Untersuchung über die Zusammensetzung der Konten von Griechenland
Mai 2011: JC Trichet Vetos betraf die Öffnung der Archive
Juni 2011: MD wurde von einem Abgeordneten befragt: es hält, dass der Mangel an Vertrauen bleibt. So lesen Sie eine detaillierte Analyse der Anhörung (ºC).
MD wird bald die Zügel der EZB.
@Mrs Mob
AntwortenLöschenIst die Axt angekommen? Die Wunschliste konnte ich bei der Länge nur mit ein paar Lücken erfüllen :)
Die Zeit war leider kurz, ich konnte nur ein wenig vom Spirit des Camps mitbekommen. Aber alle Achtung, was ihr dort auf die Beine stellt!
Beim Besuch kam mir noch ein Gedanke: um die Besucher zum Nachdenken zu animieren, könntet ihr doch an den Eingängen eine symbolische Zollschranke bauen. Dort könnte ein Spruch stehen, wie "sie verlassen den Kapitalismus. Egoismus und Gier dürfen nicht eingeführt werden". Die Idee ist, dass den Besucher leichter bewusst wird, dass sie einen Ort mit anderen Regeln betreten.
Der Kontrast zwischen EZB und OccupyCamp ist echt krass :)
"Besteck. Alte Tassen, am besten solche Pötte mit Henkel, aus denen man auch Suppe essen kann. Große Kochtöpfe MIT Deckel.
AntwortenLöschenAlles, was praktisch ist, von Klebe-/Isolierband, Reißzwecken, Seilrollen, Marker zum Beschriften, Wäscheleinen..."
Als alter Sack erinnere ich mich noch an Zeiten, in denen Sekundenkleber, Eisensägen (Wackersdorf), PU-Schaum und Buttersäure benötigt wurden.
@Marc
AntwortenLöschenIch frug heute nach einer neu angelieferten Axt. Es hieß, sie befände sich im Hochsicherheitstrakt, von dem keiner weiß, wo er ist - Waffen werden nämlich weggeschlossen - aber irgendwann komm ich da dran, he :). Vielen Dank!