Samstag, 28. Juli 2012

Excuse me?


Schockiert und zutiefst betroffen reagierte die internationale Finanzwelt auf diese Schlagzeile:
Barclays says sorry for Libor scandal as profits hit £ 4.2 bn

Barclays entschuldigte sich für den Skandal um Libor (manipulierter Zinssatz unter Banken am Londoner Geldmarkt) und berichtete gleichzeitig von einem über den Erwartungen liegenden Halbjahresgewinn von 4,2 Milliarden £.
Aus Brancheninsiderkreisen war zu erfahren, dass es sich bei diesem Statement um eine unerhörte Entgleisung und eine schwerwiegende Verletzung weltweit gültiger ethischer Standards in der Finanzindustrie handele. Was das Bankenvorstandsmitglied Marcus Agius da - in einer offensichtlich schwachen Minute - dahergeredet habe, sei an Verantwortungslosigkeit nicht zu überbieten. Selbst hochrangige Mitglieder aus dem Vorstand Barclays' hätten sich von ihrem Kollegen distanziert mit den Worten:
"Entschuldigung, aber wie kann einer von uns sich entschuldigen?"
Ein den Libor-Vorgängen nahestehender Kenner der Szene (der namentlich nicht genannt werden wollte) ging sogar so weit, von Agius eine Entschuldigung zu verlangen dafür, dass er sich entschuldigt habe.
"Wehret den Anfängen!"
soll er sich empört haben, und:
"was, wenn das Sichentschuldigen Schule macht, wo kommen wir da hin?"
Quer durch die Reihen war man sich einig darüber, dass der Fettnäpfchentreter des Londoner Finanzdistriktes die mahnenden Worte seines großen Landsmannes Elton John (Video) beherzigen und zur Strafe hundertmal sich hinter die Ohren schreiben sollte, auf dass ihm das Unwort sorry niemals mehr über die Lippen rutsche - mit der Begründung, erst das Wörtchen sorry habe der obigen Schlagzeile einen obszönen Beigeschmack verliehen.

Ansonsten, wurde aus der Londoner City versichert, laufe alles weiterhin seinen normalen Gang. Angesichts der unkontrollierbaren Manipulationsvorwürfe in Sachen Libor habe die Finanzindustrie versprochen, neuartige Kontrollen und Gesetzesentwürfe zur Regulierung des Gewerbes einzubringen, die dafür sorgen würden, dass in Zukunft das Unwort sorry ein für allemal der Vergangenheit angehöre.

Musik, zwo drei.


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