Heute ist Freitag der 13., was überhaupt nichts zu sagen hat, außer dass morgen Samstag der 14. ist. Der 14. Juli. Der Tag der Bastille, oder vielmehr des Sturmes auf dieselbe, Nationalfeiertag in Frankreich. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren.
Da möchte sich der frischgebackene Präsident Hollande nicht lumpen lassen und macht schon mal einen auf Bella Figura, nach dem Motto: Was zählt, ist die Show. Die stiehlt er heuer seinem Amtsvorgänger - der für seinen Bling-Bling-Lifestyle gleichermaßen bekannt wie unbeliebt war -, indem er die Trumpfkarte 'Bescheidenheit' zieht.
Rechtzeitig zum Tag der Guiollotine verkündete der Herrscher, dass er für seine Reisen von Paris nach Brüssel fürderhin nur noch den Zug anstelle des Flugzeugs benutzen werde, was in etwa so verdienstvoll ist, wie für die Strecke von Untergipfling nach Obergipfling aufs Flugzeug zu verzichten - aber was soll's, die noble Geste ist, was zählt. Auch hat er seine Minister angewiesen, künftig doch bitte mehr Bodenhaftung an den Tag zu legen und auf die sparsame Schiene umzusteigen; sicherlich eine herbe Einbuße an Komfort, nur unzureichend ausgeglichen durch den Umstand, dass die Monsieursdames für das staatliche Eisenbahnnetz sowieso über einen Freifahrschein verfügen.
Wie eng der Präsident des Volkes bereit ist seinen Gürtel enger zu schnallen, ist auch daran ersichtlich, dass er die Anzahl seiner persönlichen Chauffeure von drei auf zwei gekürzt und selbige gebrieft hat, ab sofort an jeder roten Ampel zu halten. Letzteres spart zwar kein Benzin, gibt aber bestimmt Extrapunkte beim gemeinen Volk, das schließlich auch nicht bei Rot über jede x-beliebige Kreuzung brettern darf.
Selbst die Ministerin für Wohnungswesen hat geschnallt, wo das neue Gürtelloch sitzt; es wurden vier neue Fahrräder für den innerstädtischen Transport der Ministerialbeamten geordert: auf die Hollanderäder, bevor wir drunter kommen.
Dem Fass den Boden ausgeschlagen hat jedoch die Meldung, in Zukunft werde bei Staatsempfängen ("großteils", wie es großzügig heißt, da hätte uns natürlich das kleinteilige Trinkverhalten genauso interessiert, aber egal) statt Champagner nur noch der billigere Muscadet-Weißwein getrunken. Das hat Größe! Ist aber bitter, weil, Weißwein statt Champagner, wie soll einer sich da auf seinen gehobenen Politikerstatus noch etwas einbilden können? Lass das Volk Leitungswasser trinken, wäre ein möglicher Ausweg.
Damit das Volk auch weiß, was es morgen zu feiern hat, hat gestern der Autohersteller Peugeout sich am Präsidenten ein Beispiel genommen und mit den Worten "Wir müssen Kosten reduzieren" beschlossen, den Gürtel, na, Sie wissen schon: 8.000 Jobs gestrichen. (Offizieller) Stand der Arbeitslosigkeit derzeit: 10,2 Prozent. Um diese Zahl nachhaltig und im Interesse der dringend geforderten Wettbewerbsfähigkeit aufzustocken, haben auch die Air France (AF) und der Pharmakonzern Sanofi (SNY) Personalkürzungen im großen Maßstab angekündigt.
Und um das Volk morgen so richtig in Feierlaune zu versetzen, wurde flugs ein neues, unglaublich motivierendes Modewort aus der Taufe gehoben: der Wettbewerbsschock™.
"Wir müssen einen Wettbewerbsschock schaffen, und zwar einen ganz massiven."
- findet Louis Gallois, ehemaliger Generaldirektor von European Aeronautic, Defence & Space (EAD), der von Präsident Hollande übrigens zum Chefberater in Sachen Wettbewerbsfähigkeit ernannt wurde. So fügt sich eins zum andern. Bestimmt haben die beiden Männer auf die populäre Wortschöpfung mit einem Gläschen preiswerten Muscadet angestoßen.
Interessant übrigens auch das französische Wort coupure für Kürzungen aller Art, und seien sie noch so halsabschneiderisch. Ganz im Banne von coupures allerorten möchte auch das Volk - den morgigen Festtag fest im Blick - nicht hintanstehen. Ab sofort kann sich selbst der engst geschnallte Haushalt eine dieser neuartigen, extrem preiswerten Schneidemaschinen (robustes Pinienholz/rostfreier Stahl) leisten. Getreu dem Slogan 'auspacken, aufbauen, Rübe ab' lassen sich künftig bei einem Gläschen Leitungswasser locker bis zu hundert Kürzungen pro Tag abwickeln. Aufgestachelt vom Aufruf zum Wettbewerbsschock™ wird es im Land der rollenden Köpfe einen Kürzungsrekord geben; dann nämlich, wenn das Volk kurzen Prozess machen wird mit der Frage:
Kürzt ihr noch oder seid ihr schon einen Kopf kürzer?
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