Dienstag, 31. Juli 2012

Stimmung bombig, Laune versaut


Ich bin schon den ganzen Morgen extrem gut drauf. Gefährlich gut drauf. In Bombenstimmung, möchte ich fast sagen. Und schätze, das geht nicht nur mir so, sondern vielen anderen Konsumenten (so nennt man Menschen heutzutage). Aber wie das so ist mit der gefühlten Empirie: Was letztlich zählt, sind harte Zahlen und Fakten, weil, sonst könnte ja jeder daherkommen und von sich auf andere schließen.

Nachdem erst vor wenigen Tagen von einem bundesweit anerkannten Konsumforschunginstitut eruiert wurde, dass es eine wissenschaftlich erwiesene Korrelation gibt zwischen guter "Kauflaune" und schlechter Allgemeinstimmung und ich schon am Grübeln war, ob das möglicherweise auch umgekehrt gilt, folgt heute ein ganz gemeiner Datenkracher aus Zahlen und Fakten, der sich so zusammenfassen lässt:
Der deutsche Konsumboom war und bleibt ein Propaganda-Fake.
Diese Aussage allein reicht schon, um meine Allgemeinstimmung (bei zugleich chronisch schlechter Kauflaune) signifikant anzuheben. Propaganda-Fake, ah, das geht runter wie Öl und entlarvt jenes wissenschaftliche Forschungsinstitut als das, was es ist, nämlich als Deckname einer Firma zur Produktion von Propaganda. Statt von märchenhaft guter Kauflaune ist von realiter "langanhaltender Konsumschwäche der privaten Haushalte" die Rede; und egal, mit welchen propaganda-kompatiblen Frageformulierungen die befragten deutschen Konsumenten in die behauptete Konsumeuphorie geknebelt wurden, die schnöden Zahlen der (saisonbereinigten und realen) Einzelhandelsumsätze sprechen eine andere, eben knallharte Sprache, denn sie
... zeichnen am verlässlichsten das aktuelle Konsumverhalten der privaten Haushalte nach.
- woraus wir lernen, dass Einzelhandelsumsätze und Kauflaune stets im Doppelpack in den Keller zu rauschen pflegen, weil gute Kauflaune bei schlechter Umsatzlaune nun mal nicht zu haben ist, da nützt alles gefakete Friemeln und Fummeln nichts, und sei es von noch so forschen Forschern erforscht.

Stimmungshebend, weil wohltuend Klartext statt Propagandaplapper redend, wirken auch Kommentare wie diese, bezüglich des gern nachgeplapperten deutschen "Erfolgsmodells":
... Teil des bisherigen "Erfolgsmodells" ist ja gerade die Nicht-Partizipation der Arbeitnehmer an den Produktivfortschritten in Deutschland, ein ausgeprägter Niedriglohnsektor, die u.a. die Exportorientiertheit befeuern. Da ist für Binnennachfrage und Impulse vom Konsum privater Haushalte kaum Platz.
Vermutlich warte ich auf wissenschaftliche Forschungshighlights wie
Die Kauflaune der deutschen Verbraucher ist schlecht, dennoch steigt ihre Stimmung
vergebens, obwohl bei mir persönlich diese Korrelation durchaus - zumindest punktuell - empirisch nachweisbar ist. Nur, mich fragt ja keiner.

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