Samstag, 14. Juli 2012

Böses Blut


Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer, und man soll den Tag nicht vor dem Abend loben. Andererseits sind Schwalben nun mal Wetterboten, und wenn der Tag mit goldener Morgendämmerung beginnt, wieviel Sinn hat es dann, den Abend abzuwarten? Wenn bereits tagsüber die Einschläge dichter werden?

Vorgestern hatte eine Multimillionärin, Abgeordnete im spanischen Parlament - rechtskonservativ wäre schmeichelhaft - ihrem Überdruss an den arbeitslosen Menschen im Land Luft verschafft, indem sie zu ihrer Entsorgung aufrief. Sie bediente sich einer Wortwahl, die das geflügelte Wort von Let them eat cake des ausgehenden 18. Jahrhunderts an Verächtlichkeit in den Schatten stellte. Immerhin, dachte ich, hatten sie damals in Frankreich noch eine manierlichere Ausdrucksweise als heute in Spanien.

Sollen sie doch ausgemustert werden, die Armen, die Verlierer, die Erfolglosen, die Geächteten und all diejenigen, die sowieso nicht dazugehören. Man könnte ja schon mal anfangen, ihnen die die medizinische Behandlung zu verweigern, alles weitere erledigt sich dann von selbst, ist ja nur eine Frage der Zeit. Sollen sie doch ausbluten.

Kein griechisches Blut an die "afghanischen Messerschwinger und albanischen Tagediebe", befindet die griechische Neo-Nazi-Partei Golden Dawn in ihrer neuesten Kampagne zur restlosen Säuberung des Landes von Immigranten.


Kein Blut an - Originalton! - "Untermenschen". Mit Untermenschen sind solche "ohne Gewissen, ohne Land, ohne nationaler Kultur" gemeint. Es müssten dringend, so dämmerte donnernd das frischgebackene Parlamentsmitglied, "unverzügliche Maßnahmen eingeleitet werden, um der asymmetrischen Bedrohung durch Millionen unkontrolliert das Land überflutender illegaler Immigranten Einhalt zu gebieten".

Unverzügliche Maßnahmen wurden bereits eingeleitet: In Athener Stadtteilen hängen Plakate, auf denen Griechen aufgerufen werden, ihr Blut ausschließlich ihren griechischen Landsleuten zu spenden. Damit der reinrassige Blutaustausch auch reibungslos funktioniert, soll eine "rein-griechische Blutbank" ins Leben gerufen werden.
Die Partei - die abstreitet, eine Neo-Nazi-Partei zu sein - teilte mit, es sei ihr gelungen, eine solche Blutbank zu etablieren; sie werde betrieben in einem staatlichen Krankenhaus in Athen.
Ganz recht - was sollte daran "Nazi" sein, Rassenreinheit auf dem Weg von Blutspenden anzustreben? Eine griechische Ärztegewerkschaft nannte den Plan "krank, unwissenschaftlich, illegal und rassistisch". Irgendwo habe ich gelesen, Golden Dawn verlange den Nachweis von mindestens sieben "reinrassig" griechischen Generationen im Stammbaum, um in die Partei aufgenommen zu werden. Was sollte daran "Nazi" sein? Ein gewisser Hitler hatte sich mit dem Nachweis arischer Großeltern bereits zufriedengegeben.

Geschichte wiederholt sich nicht. Sie reimt sich nur.
(Mark Twain)

1 Kommentar:

  1. Noch eine Schwalbe:

    "Unlängst organisierte Golden Dawn Suppenküchen für griechische Bürger, zu der Menschen anderer Ethnien keinen Zutritt hatten."

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