Sonntag, 8. Juli 2012

Vom Brief- zum Bankgeheimnis


Lustig.

Mal angenommen, ich hätte unlängst eine Bank ausgeraubt. Natürlich nicht allein, sondern mit ein paar zünftigen Kumpels. Mit denen hätte ich im Vorfeld per Email darüber korrespondiert, wie wir das krumme Ding am besten durchziehen. Nachdem wir das krumme Ding erfolgreich durchgezogen haben, liegen - pardon, lägen - inzwischen den Ermittlungsbehörden Beweise und Zeugenaussagen vor, dass meine Kumpels und ich das krumme Ding minutiös geplant hätten und ich deshalb besagte Emailkorrespondenz rausrücken solle. Weil nämlich meine Emailkorrespondenz minutiös die Planung dokumentiere, wie meine Kumpels und ich das krumme Ding am besten durchziehen würden.

Weil ich aber ein kackdreister Bankräuber bin (oder wäre oder gewesen wäre, ist ja jetzt egal), sage ich zu den Ermittlungsbehörden: Nix da, ihr spinnt wohl, so weit kommt's noch, dass ich euch meine Emails rausrücke, schließlich gibt es so etwas wie ein Briefgeheimnis!

Daraufhin fordern die Ermittlungsbehörden mich höflich auf, ihnen bitte den Grund mitzuteilen, warum ich ihnen meine - die Planung des krummen Dings minutiös dokumentierenden - Emails nicht aushändige, wenn nicht aus dem Grund, dass meine Emails dokumentierten, dass ich das krumme Ding minutiös geplant hätte.

Geduldig erklärte ich den Behörden, dass der einzige Grund, warum ich die Emails nicht rausrücke, im verfassungsrechtlich geschützten Briefgeheimnis zu suchen sei. Den Rest bitte über meine Anwälte. Na gut, erwidern die Behörden freundlich, dann versuchen wir's mal auf die nette Tour: Wenn Sie uns ihre Emailkorrespondenz überlassen, sichern wir Ihnen im Gegenzug Straffreiheit zu.

Ja, für wie blöd halten die mich eigentlich? Straffreiheit? Wo mir als kackdreistem Bankräuber ohnehin nur eine popelige Geld-, aber keine Freiheitsstrafe droht? Pfft, sagte ich, machte mal eben die paar lumpigen Millionen Bußgeld locker und würde mich mit den Kumpels und dem Rest meiner erbeuteten Milliarden (oder waren es Billionen?) auf die Bahamas absetzen. Davor einen kleinen Zwischenstop in New York (Wall Street) und London (City) einlegen, um die Korken (Bollinger! Darunter tun wir's nicht!) knallen zu lassen. Muss ja gefeiert werden, so ein Coup!

Lustig, oder?

Na ja. War jetzt nur so eine private kleine Bankräuberpistole, mit viel Phantasie, aber weniger Hand und Fuß - trotzdem: aus dem richtigen prallen Leben gegriffen, dort, wo die großen starken Bankkumpels wohnen. In der New Yorker Wall Street und der Londoner City. Dort, wo Briefgeheimnisse noch etwas gelten und Bankräuberpistolen wahr werden. Dort, wo so ein Coup funktioniert, wie geschmiert. Dort, wo sie Bollinger trinken und sich über den dummen Rest der Welt lustig machen. Und das Ganze unglaublich lustig finden.

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