Donnerstag, 12. Juli 2012

Vorsicht am Bahnsteig, dieser Zug fährt in Kürze ein



Nettes Pärchen, sagen Sie? Bisschen crazy, aber sonst völlig harmlos? Haben Sie eine Ahnung. Sieht man doch auf den ersten Blick, wie gefährlich die sind. Die typische Bonnie-and-Clyde-Masche, kennen wir doch. Alles schon mal dagewesen. Sie machen sich ja keinen Begriff, wie so etwas ausarten kann. Oder entarten. Ja, entarten! Schon mal davon gehört? Nein? Na, dann wollen wir Sie mal aufklären.

Besaß dieses suspekte Pärchen im sittenzersetzenden Habit doch die Dreistigkeit, unlängst in einer New Yorker U-Bahn-Station - jetzt halten Sie die Luft an! - zu tanzen. Zu tanzen! In aller Öffentlichkeit, mitten auf einem Bahnsteig, dort, wo unbescholtene, friedliebende Bürger ungestört auf die nächste U-Bahn warten und sich dabei - ich bitte Sie! - in Sicherheit und Ordnung wähnen wollen, denn wo kommen wir sonst hin, wenn auf einmal immer mehr Leute mitten auf dem U-Bahnsteig zu tanzen anfangen? Eben. Anarchie. Verfall der Sitten. Verkehrsbehinderung. Am Ende womöglich noch allseitige gute Laune und überbordender Frohsinn! Darum: Wehret den Anfängen.

Tanzten die also mitten auf dem Bahnsteig. Und das am späten Abend, kurz vor Mitternacht! Wie, Sie finden da gar nichts dabei? Warten Sie, bis Sie erfahren, was die beiden da getanzt haben. Kam nämlich die Polizei um die Ecke, fragte: "What are you doing?", antwortete das lästerliche Gespann, durchaus wahrheitsgemäß: "The Charleston!" Allmächtiger! Doing the Charleston! Zu welchen Ausschweifungen das Charleston-Tanzen unweigerlich führt - Sie haben ja keine Ahnung. Hier, bitte:


Glücklicherweise ist es beizeiten gelungen, das liederliche Treiben zu verbieten und dem Pärchen das Handwerk zu legen - zu verdanken dem beherzten Zugriff der Polizei, von der die beiden Sittenstrolche verhaftet und in Handschellen abgeführt wurden, sodass unverzüglich die freudlose Ruhe und latent depressive Ordnung, die wir in unseren U-Bahnhöfen so schätzen, wiederhergestellt werden konnte.

Halten Sie jetzt bitte Ihre Zunge in Zaum und hüten sich vor fahrlässigem Geschwätz à la "Polizeistaat", denn gewissenhaft, wie unsere Polizei arbeitet, hat sie ihren ordnungshütenden Zugriff korrekt begründet mit: 1. Tanzen in der U-Bahn verboten, 2. Widerstand gegen die Staatsgewalt, 3. ordnungswidriges, zu einer Behinderung des Verkehrsflusses führendes Verhalten. Na? Sehen Sie. Unsere Ordnungshüter berufen sich auf das Gesetz, das andere brechen. Die tun nur ihre Pflicht. Und Sie, Sie müssen sich lediglich daran halten, an das Gesetz, und an die Verbote, dann wird Ihnen niemand ein Härchen krümmen. Haben wir uns verstanden?


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