Montag, 30. Juli 2012

Zwei glorreiche Halunken


Auch das noch.

Der amerikanische Finanzminister Timothy Geithner im Landeanflug auf Berlin. Mal ordentlich Tacheles reden mit seinem deutschen Kollegen, von wegen Eurofinanzkrise und so. Und weil der Schäuble grade reif für die Insel ist, pilgert der Timmy dem Wolferl nach Sylt hinterher.

Obwohl Schäuble behauptet hatte, er sei gar nicht urlaubsreif, wieso auch, schließlich könne es ihm sonstwo vorbeigehen, wenn irgendeine Ratingagentur die Kreditwürdigkeit Deutschlands im Keller versenkt, pfft, hat er gemeint, "ich halte Moodys Entscheidung für falsch und bin sehr entspannt, bevor ich meinen Urlaub antrete", begab sich entspannt zu den Krabben und erwartet jetzt dort den Geldgeier aus Washington, der - auch das ist erwähnenswert - zu seiner seelischen Entspannung dem Hobby Fliegenfischen frönt. (Siehe dazu: Fliegenfischen: "warten, beobachten, zielen, auswerfen - das Geschick, im richtigen Moment das Richtige zu tun".)

Der Geldgeier Geithner ist übrigens derjenige, der neulich seine Beteiligung am LIBOR-Betrug (damals war er noch Präsident der Federal Reserve Bank) - also: sein Nichtbeteiligtsein infolge desinteressierten Wegsehens - mit nichts als einem feisten Grinsen kommentiert hat, was ihm von dem IMF-Deserteur Neil Barofsky das Urteil eintrug, er, Geithner, gehöre "in Handschellen abgeführt" (starkes Video).

Was der Geithner genau zum jetzigen Zeitpunkt - Höhepunkt Eurofinanzkrise vs. Höhepunkt amerikanischer Präsidentschaftswahlkampf - eigentlich vom Schäuble will, darüber gehen die Meinungen auseinander. Ich bin mir aber sicher, dass der Geier der Ansicht ist, lange genug gewartet und beobachtet zu haben, den richtigen Moment kommen sieht, nunmehr am Zielen ist und der Auswurf des gemeinsamen Krabbenpuhlens beider Finanzminister mit Spannung erwartet werden darf.


4 Kommentare:

  1. Immer wenn ein Politikdarsteller, sagt er sei entspannt oder so tut ("Die Bankenkrise ist ein rein amerikanisches Problem"),
    weiß man, dass die Kacke am Dampfen ist.
    Wenn Schäuble nach dem ganzen krisenhaften Rettungs-Tamtam nicht urlaubsreif ist, bedeutet das wohl, dass alles nach Plan verläuft.
    Der Hohepriester der Geldgeier trifft Mr. Schwarzgeld - vielleicht hilft beten? Herr, lass walten deinen Zorn und erlöse uns vom Bösen und den Börsen.
    Schicke uns eine Freak Wave und spüle hinweg das Übel vom Anlitz deiner Insel.

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    1. "Immer wenn ein Politikdarsteller, sagt er sei entspannt oder so tut, weiß man, dass die Kacke am Dampfen ist."
      Genau, ist das nicht ein grandioses Abfallprodukt der Krise, dass wir gelernt haben, Fiction-Behauptungen in ihr Gegenteil umzudeuten, um zu wissen, was Sache ist? Geht eigentlich ganz einfach: Wenn einer dementiert, weißt du hundertpro, dass das, was er dementiert, tatsächlich der Fall ist bzw. er spätestens nächste Woche das, was er vorige Woche dementiert hat, schamlos in die Tat umsetzen wird.

      "Herr, lass walten deinen Zorn und erlöse uns vom Bösen und den Börsen..."
      ...korrekt, und führe uns bitte, bitte in Versuchung, denn unser ist das Reich der lustvollen Gewaltphantasie:
      "Schicke uns eine Freak Wave und spüle hinweg das Übel vom Anlitz deiner Insel."
      Sagen wird man's ja wohl noch dürfen.

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  2. Haha. Der Spiegel schreibt von "Kollegen". Welche Aufwertung für Schäuble und welche Ausblendung der kriminellen Verdienste von Geithner in einem Satz.
    Daß ein Krimineller wie er in die Obama-Administration aufgenommen wurde, sagte eigentlich damals schon alles über deren Regierung.

    Der Film ist einer meiner all time favourites.

    Tuco: Es lebe die Konföderation! Es lebe... wie hieß der noch... General Lee! Gott ist mit uns! Er hasst die Yankees wie wir!

    Blonder: Gott ist nicht mit uns. Er hasst Idioten wie dich.

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  3. War das nicht die Szene, in der sich die vermeintlichen Retter als zukünftige Henker outen, indem sie sich den Staub abklopfen?
    Was da wohl zum Vorschein kommt, wenn die das Rettungs-Bla ablegen? Der Innenminister gibt da ja einen netten Vorgeschmack - im Zuge seiner eindrucksvollen Reinigungswellen-Simulation schmeißt er den Kritiker seiner, äh, Zentralisierungsbestrebungen raus.

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