Mittwoch, 29. September 2010

Fünf Euro


Mit fünf Euro kommt man zur Zeit überall durch. So als Gesprächsthema, meine ich. Alle reden über fünf Euro. Sogar lieber als übers Wetter. Was man mit fünf Euro machen könnte, wofür man den Pleite-Heiermann ausgeben könnte, was man sich davon kaufen könnte. Gut, rede ich halt auch darüber.

Zum Beispiel verdammt mich ein frühmorgens entdeckter Platten am Fahrrad zur Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel, um zu meinem Job und wieder zurück transportiert zu werden; eine Dienstleistung, deren Inanspruchnahme mich knapp fünf Euro kostet. Das ist deutlich mehr als die Hälfte eines Stundenlohnes. Das tut weh. Kommt also nicht in Frage. Es darf einfach morgens keinen Platten geben; nur so bin ich geschützt vor dummen Gedanken, die um den Sachverhalt der Beförderungserschleichung kreisen. Fünf Euro für so eine Popelfahrt - geht gar nicht.

Womit ich sagen möchte, dass ich bei der Frage des Wertes oder Gegenwertes von fünf Euro instinktiv denke: Was musst du für fünf Euro tun?, mich sodann ein leichtes Zucken befällt, was dazu führt, dass in der Mehrzahl irgendwelcher kaufrelevanter Situationen die fünf Euro in der Tasche stecken bleiben. Wo sie hingehören. Das macht mich zum Konsummuffel, was mich wiederum zur Kommunikationsbremse macht, weil man sich mit mir einfach nicht länger als eine halbe Minute darüber unterhalten kann, was man mit fünf Euro so alles machen könnte. Mir wird dann fad.

Gar nicht fad finde ich hingegen die Frage, was andere Menschen für fünf Euro zu tun bereit sind. So etwas interessiert mich brennend. Auch wenn es in Wirklichkeit nicht um fünf Euro, sondern um fünf Dollar geht, aber ist ja egal. Hier ein paar Perlen:
Ich mache für Sie eine Stadtführung durch Moskau für 5 $
Ich drucke und verteile Flyer an mindestens 30 Häuser für 5 $
Ich höre mir 15 Minuten lang via Skype deine Beziehungsprobleme an für 5 $
Ich beantworte zehn Fragen über Berlin (Deutschland) für 5 $
Ich werde jeden Song deiner Wahl als Jazz-Song singen für 5 $
Ich mache ein Design für dein Tattoo für 5 $
Ich werde eine Woche lang ein T-Shirt mit der Werbung Ihrer Firma tragen für 5 $
Ich erstelle jedes gewünschte Video in New York City für 5 $
Ich schreibe deinem Kind einen Brief vom Nikolaus für 5 $
Ich gestalte Ihnen eine Website für 5 $
Ich bringe Ihrer Katze in drei Wochen bei, wie sie sich auf Ihre Toilette setzt, für 5 $
Ich installiere Ihnen WordPress plus eine volle Woche Support für 5 $
Ich schreibe eine Rede für einen Brautvater für 5 $
Ich bringe Ihnen das Jonglieren bei für 5 $
Ich werde Sie einen Monat lang jeden Morgen telefonisch wecken für 5 $
Ich komponiere Ihnen ein italienisches Liebeslied für 5 $
Der Marktplatz, auf dem ausschließlich Fünf-Dollar-Niedriglohn-Gigs feilgeboten und nachgefragt werden, heißt Fiverr.com. Das Ganze ist kein Scherz. Obwohl die Seite einen hohen Unterhaltungswert bietet, findet hier eine rege Kleingeschäfte-Macherei statt. Manchmal bleibt beim Lesen das Lachen im Hals stecken. Weil unschwer herauszulesen ist, wie sehr den Anbietern das Wasser bis zum Hals steht.

Am besten hat mir dieses Inserat gefallen:
Ich bringe Ihnen für 5 $ bei, wie Sie mit dem, was Sie bei fiverr anbieten, doppelt so viel Geld machen können.

3 Kommentare:

  1. Der gute alte Heiermann - jezz zum Leyenschein mutiert *seufz* ("Leyenschein" - aus irgendeinem Kommentar geklaut - setze ich beim Einkaufen ein. Keiner lacht, keiner stutzt, keiner fragt ... wenn ich 'mal 'ne Reaktion kriege, teile ich's hier mit.)

    "Was musst du für fünf Euro tun?" um sie ausgeben zu dürfen? Volltreffer! Das ist die beste Bremse vor unüberlegtem Konsum(rausch): Was muss ich tun um zu ...! Ein durchaus bekannter Komponist ;) hat dazu vor ca. 200 Jahren schon seine Gedanken auf Notenpapier gebracht: www.youtube.com/watch?v=AKjzEG1eItY

    Bei fiverr kann einem wirklich das Lachen vergehen.

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  2. Wasndasfürnlink? Der führt ins Nirgendwo...

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  3. ...ha, eben hat's geklappt. Roll over Beethoven, yeah...

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