Dienstag, 14. September 2010

Im Schweiße deines Angesichts


Eine gute Putzfrau geht putzen, auch wenn sie krank ist. So weit waren wir schon. Trotzdem ist, wenn zwei das Gleiche tun, es noch lange nicht dasselbe.

Mrs. Mop zum Beispiel fuhr in der Hochblüte ihrer Erkältung mit angezogener Handbremse und hat ihr Arbeitstempo gedrosselt. Sie hat sich in der Zeit sogar geweigert, das Kühlhaus zu putzen, weil es ihr dort zu kalt war. Keine zehn Pferde hätten sie in das verdammte Kühlhaus gebracht. Auch kein Ganzkörpergrobstrickanzug mit Sehschlitz. Auch kein dreifacher Stundenlohn. Basta.

Frau Übermop hingegen legt sich doppelt und dreifach ins Zeug. Wobei es sie, wenn wir schon am Vergleichen sind, erkältungstechnisch um einiges härter getroffen hat als mich. Dennoch schuftet sie wie zehn Pferde. Trägt unentwegt ihre Zewa-Rolle unterm Arm mit sich herum, schniefend, triefend, mit leicht fiebrigem Glanz in den Augen. Schuftet sich halbtot. Ich kann es nicht fassen.

"Du spinnst", sagte ich zu ihr in beinahe rüdem Ton. Es kam keine Antwort. Es konnte keine Antwort kommen, weil Frau Übermops Stimme in Mitleidenschaft gezogen war. Darum gab es keinen weiteren Disput. Ich stand da und konnte es nicht fassen. Sie wirkte wie ein aufgezogenes, aber entkräftetes Uhrwerk, was jeden Augenblick zusammenzubrechen droht. Schwer zu ertragen.


2 Kommentare:

  1. Man sollte der Armen mal sagen, dass das ganz schlecht fürs Herz ist, sich große Anstrengungen bei Krankheit auf selbiges niederschlagen und sich das also irgendwann böse rächen kann.
    Habe aber auch länger gebraucht, das zu kapieren und dem guten schon etwas geschadet...

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  2. Du hast schon recht, aber sage das mal zu jemandem, der fast wie in Trance agiert: Du, das ist schlecht fürs Herz.

    Deshalb war es ja so schwer zu ertragen ;).

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