Mittwoch, 3. August 2011

Win-win


Liebe Bürgerinnen und Bürger,

leider müssen wir Ihnen Ihre Altersversorgung kürzen, weil, sonst können wir unseren Kriegs-, äh, Verteidigungshaushalt nicht finanzieren. Das verstehen Sie doch, oder? Man kann nun mal nicht alles haben. Auf manches muss man halt auch verzichten. Sie wissen doch, dafür haben wir in unserem Land dieses schöne Sprichwort: You can't have the cake and eat it, too.

Sehen Sie, es geht nun mal nicht beides gleichzeitig: Wir können nicht Ihre Rentenansprüche schützen und unser Kriegs-, äh, Verteidigungsbudget aufrechterhalten, mit dem wir uns in dieser gefährlichen Welt schützen müssen. Schließlich befinden wir uns im Krieg gegen islamistische Extremisten und werden dies noch für lange Zeit bleiben.

Und deshalb, liebe Bürgerinnen und Bürger, brauchen wir dringend das Geld, das Sie sich fürs Alter zusammengespart haben, für unsere Kriege, äh, Verteidigungsmaßnahmen. Das ist in unser aller Interesse, denn nur so können wir auch Sie gegen die Bedrohung des islamistischen Extremismus schützen.

PS:

Ach ja, liebe Bürgerinnen und Bürger, fast hätte ich es vergessen (bin halt schon etwas senil und daher vertrottelt, wie Sie an dem beigefügten Video unschwer feststellen können):

Selbstverständlich sind wir um Lösungsansätze bemüht, um Ihnen unnötige Härten im Alter zu ersparen. Darum arbeiten wir an einem innovativen Plan, um Sie auch im Rentenalter beschäftigt und unser Kriegs-, äh, Verteidigungsbudget in Kostengrenzen zu halten. Also: Bevor Sie uns als nutzlose Rentner auf der Tasche liegen mit Ihren Ansprüchen, ziehen wir Sie lieber in den Kriegs-, äh, Verteidigungsdienst ein, um gegen die Terroristen zu kämpfen. Sagen wir, für einen Dollar die Stunde?

Obwohl, wenn ich es mir recht überlege, lässt sich unser Plan noch optimieren. Weil, am Ende sind Sie auf Ihre alten Tage genauso verpeilt wie ich und schießen womöglich dauernd daneben - das wäre schade um die teure Munition, wir müssen ja sparen. Also: Wir streichen Ihre Altersversorgung, geben das Geld unseren Truppen - die wir bekanntlich ohnehin vermehrt für die innere Sicherheit einsetzen werden -, und die sollen Sie einfach abknallen, dann wäre auch dieses Problem gelöst.

Denn, liebe Bürgerinnen und Bürger, wir waren uns doch einig, dass "wir alle Opfer bringen müssen, um unsere Wirtschaft vor der Katastrophe zu bewahren" (hat unser Präsident Obama heute früh im Radio gesagt, haben Sie gehört?). In diesem Sinne appelliere ich an unser aller patriotisches Denken: Lasst uns alle kranken, armen und alten Leute opfern - nur so können wir der islamistischen Bedrohung die Stirn bieten und unsere nationale Wirtschaft vor der Katastrophe bewahren.

Wir danken Ihnen für Ihr Verständnis.

5 Kommentare:

  1. Senator Liebermanns Ausführungen zeigen schon Wirkung:

    Washington D.C. (BoerseGo.de) – Die Zahl der Entlassungsankündigungen im US-Challenger Report, einer Firma die Lohnabrechnungen vornimmt, ist im Juli deutlich gestiegen. Die Zahl der Entlassungsankündigungen stieg im Juli im Vergleich zum Vorjahresmonat um 59,4 Prozent. Die absolute Zahl liegt bei 66.410, dies ist der höchste Wert seit März 2010. Merck&Co., Borders, Cisco Systems, Lockheed Martin und Boston Scientific stellten dabei einen Anteil von 57 Prozent oder 38.100 Entlassungsankündigungen. John A. Challenger sprach von einer bedenklichen Entwicklung, nachdem die Entwicklung in den Monaten zuvor noch recht ordentlich verlaufen sei.

    AntwortenLöschen
  2. Pikanterweise trifft die aktuelle Entlassungswelle auch die Investmentbanker der Wallstreet (teils bereits vollzogen, teils angekündigt), "Jobs quer über Wall Street werden abgeschlachtet". Im Falle Goldman Sachs werden amerikanische Angestellte gefeuert und (vorerst) 1.000 Jobs nach Singapur ausgelagert.

    Treffender Kommentar:
    "To the GS employees fired, karma is a bitch, isn't it. To the GS top dogs left, I hope you rip each other to shreds with your greed."

    Neuester Trend in USA: Arbeitslose brauchen sich erst gar nicht auf offene Stellen zu bewerben. Es werden (laut Stellenausschreibungen) nur Leute zum Interview eingeladen, die derzeit einen Job haben.

    Es wird langsam ziemlich eng alles.

    AntwortenLöschen
  3. Nur gut, dass wir hier in D unser "Jobwunder" haben und sogar im Ausland Fachkräfte abwerben müssen! Unsere "Greencard" wird bei den Amis sehr begehrt sein...

    AntwortenLöschen
  4. Guter Beitrag, hat mir gefallen. Hoffentlich liest der Thomas von der Bundeswehr das nicht. Ich mein den "de Maiz?!, Miz!, ach halt der von der Misère". Der versteht Ironie nämlich überhaupt nicht. Und weil er alles was aus Amerika verlautet, für sein Evangelium hält, könnte es bald sein, daß er einen solchen Brief an die deutschen Rentner schickt. Allerdings meint der das dann ernst.

    AntwortenLöschen
  5. Senioren in die Bundeswehr, genau. Am besten die aus den Pflegeheimen. Damit wäre dann zugleich der Zivi-Notstand behoben.

    AntwortenLöschen