Freitag, 5. August 2011

Let them do suicide


Endlich mal gute Nachrichten.

Der chinesische IT-Konzern Foxconn, weltweit größter Elektronikhersteller im Auftrag von Apple, HP, Dell u.a., plant, in den nächsten drei Jahren eine halbe Million seiner Arbeiter durch Roboter zu ersetzen. Dieser Schritt ist als vorerst letzte Maßnahme des Unternehmens zu verstehen, endlich aus den Negativschlagzeilen herauszukommen. Denn ein fataler Hang der Foxconn-Belegschaft zum Suizid (bislang mindestens 18) haben dem Firmenimage gar nicht gut getan.
So sollen bei der Fertigung des iPod unmenschliche Arbeitsbedingungen herrschen. Es wird von 15-stündigen Arbeitstagen und Monatslöhnen von 40 Euro berichtet, die deutlich unterhalb des regionalen Mindestlohns von 80 Euro liegen. ... Der psychische Druck ist enorm, da es zum Beispiel festgelegte Zeiten für den Toilettengang und ein Sprechverbot am Arbeitsplatz gibt sowie persönliche Diffamierung durch den Vorarbeiter, wenn die harten Regeln nicht eingehalten werden. Außerdem müssen die rund 400.000 Arbeiter der beiden Fabriken auf engstem Raum zusammenleben. Das Verlassen des Fabrik- und Wohngeländes, das eine Einheit darstellt, sei für viele der Arbeiter nur mit einer Sondergenehmigung erlaubt.
Vorausgehende Maßnahmen des Konzerns zur Reduzierung der Suizidrate hatten sich als wenig effektiv erwiesen: So hatte die Firmenleitung - nach dem neunten Suizidfall - Anfang 2010 ihre Mitarbeiter schriftlich verpflichtet, "sich nicht selbst umzubringen". Es nützte wenig; bis August 2010 war die Anzahl der Suizide auf insgesamt 13 angestiegen. Noch im gleichen Jahr folgten weitere fünf. Für 2011 liegen noch keine Zahlen vor.

Seit Ende 2010
...gibt es erste Meldungen, dass Foxconn seine Produktionsstätten zumindest teilweise nach Nordamerika (zurück!)verlegen möchte.
- da, wie von Konzernseite betont wird, "man ausschließlich wegen der geringen Löhne nach China gegangen sei und dieser Standortvorteil...verloren ginge", wenn zur Eindämmung der dortigen hohen Suizidrate Lohnerhöhungsmaßnahmen ergriffen würden.

Allerdings sollte die Rückkehr des Unternehmens ins ehemalige Fertigungsland nicht dazu verleiten, sich über ein amerikanisches Jobwunder im Niedrigstlohnbereich zu freuen - so war das mit den guten Nachrichten nämlich nicht gemeint. Vielmehr möchte Foxconn in Amerika "vollautomatisierte Fertigungen bauen, die ohne Mitarbeiter auskommen" und einstweilen - wie in der Eingangsmeldung berichtet - im Fertigungsland China den Produktionsprozess auf Roboter umstellen:


Und wo ist jetzt die gute Nachricht?

Na, dass Roboter keinen Suizid begehen. Und auch sonst auf keine dummen Gedanken kommen, wie beispielsweise sich gewerkschaftlich zu organisieren. Und dass Foxconn endlich aus den Negativschlagzeilen rauskommt. Und dass eine halbe Million chinesischer Arbeitsloser...ja, was machen die jetzt eigentlich? Die werden sich doch wohl nicht umbringen? Na wenn schon. Ist ja dann nicht mehr das Problem von Foxconn.

Have fun with your iPod.

4 Kommentare:

  1. Müßte es nicht "..commit suicide" heißen?

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  2. Wir hier im Land des Jobwunders haben nun wirklich keinen Grund uns zu beklagen, und dennoch:
    http://www.taz.de/Studie-zur-Zufriedenheit-im-Job/!75587/
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    Übrigens: Wer Suizid begeht, gefährdet seinen Arbeitsplatz! Abmahnung! Kündigung! Fristlos!

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  3. @Kaluptikus: Über den von dir verlinkten Artikel hat sich flatter bereits berechtigt lustig gemacht. In der Kommentarspalte der taz wurde er ebenfalls verrissen: http://feynsinn.org/?p=9480

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  4. Madrid: Wie damals in Barcelona wurden einige Kameras in der Stadt deaktiviert: http://informo.munimadrid.es/informo/rutas/ruta25.php

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