Endlich geht es in Griechenland voran. Die strengen Sparmaßnahmen fangen an zu greifen. Na ja, was heißt streng - 'streng' ist irgendwie kein schönes Wort, da denkt jeder an strenge Winter, strenge Lehrer, strenge Gerüche und bekommt strenge Laune. "Vitale Sparmaßnahmen" (Copyright: US-Außenministerin Clinton auf Staatsbesuch in Griechenland), das klingt doch gleich viel weniger negativ und hat den Effekt, dass es jeden einzelnen Griechen noch mehr motiviert zum noch vitaleren Sparen.
Nun zu den sichtbaren Erfolgen des vitalen Sparens.
Wie zu lesen ist, wird den griechischen Polizeibehörden womöglich demnächst sowohl der Strom als auch das Telefon abgedreht.
"Aufgrund der Kürzungen der einschlägigen Mittel, aber auch wegen aufgelaufener Schulden der Vorjahre an die öffentlichen Unternehmen und Organismen, zeichnet sich die unmittelbare Gefahr ab, dass der griechischen Polizei in den kommenden Monaten Strom und Telefon abgeschaltet werden."
Das ist doch endlich mal eine gute Nachricht, die uns auf optimierte Reaktions- und Handlungsbereitschaft der griechischen Polizei schließen lässt, zum Beispiel bei künftigen Einsätzen gegen Bürgerversammlungen in Athens Syntagma Square.
Hoffnung auf bessere Zeiten macht auch die folgende Andeutung:
"Weiter ist damit zu rechnen, dass in Ermangelung von Geldern für die Wartung der Fahrzeuge ab dem Herbst wieder massenweise Streifenfahrzeuge und Motorräder der DIAS-Einheit stillgelegt werden müssen."
Was nichts anderes bedeuten kann, als dass in Zukunft die griechische Polizei zu Fuß - und darum besonders effizient - unterwegs sein wird zu den Brennpunkten des öffentlichen Protestes. Mehr Bewegung hat noch keinem geschadet. Profitieren wird außerdem von dieser vitalen Sparmaßnahme die von chronischem Verkehrsinfarkt gefährdete Innenstadt Athens. Im übrigen kostet nicht nur die Wartung von Polizeiautos Geld, was nicht da ist, sondern auch die "Treibstoffversorgung" von Einsatzfahrzeugen; zu teuer, wird gestrichen. Fazit: Die Luftverschmutzung wird geringer und vieles gesünder werden. Vitaler eben.
Aber das ist noch nicht alles - die guten Nachrichten reißen nicht ab:
"Parallel wird erwartet, dass die Polizeibeamten ab Herbst 2011 keine Nachtzulagen mehr erhalten werden, weil es auch für sie kein Geld gibt."
Künftig wird also die griechische Polizei nach Einbruch der Dunkelheit - die Nächte werden ja neuerdings wieder länger - dem Parlamentsgebäude mitsamt seinen parlamentarischen Insassen ehrenamtlich Schutz gewähren; ein vitaler Schritt zu mehr bürgerschaftlichem Engagement, zu mehr Zivilgesellschaft. Dabei dürfte parallel zu erwarten sein, dass bei solchen ehrenamtlichen Polizeieinsätzen verstärkt im Dunkeln gemunkelt werden wird, denn der Treibstoff für Flutlicht - vulgo: Strom - kostet ja auch bloß Geld, was keiner hat. Es bleibt vital spannend.
Apropos Treibstoff. Vielleicht wird ja der Stoff zum Vertreiben von gegen Sparmaßnahmen protestierenden Bürgern - vulgo: Tränengas - demnächst auch zu teuer. Wo es ja bereits an Geld für den Treibstoff der dafür notwendigen Einsatzfahrzeuge fehlt. Übersetzt in den neumodischen vitalen Sparsprech könnte das auf folgendes Szenario hinauslaufen:
Die Polizisten kommen künftig zu Fuß auf Syntagma Square gejoggt. An jedem - engergeschnallten! - Polizistengürtel - hängen ausschließlich Großgebinde von Handschellen. Die werden jedem Protestierer kurzerhand angelegt und dann heißt es nur noch: abführen! Ruckzuck wird der Syntagma Square sich leeren und die Knäste sich füllen. Ordnung wird einkehren, Ruhe sich über den Platz legen, durchs ganze Land wird ein vitales Aufatmen gehen.
Das Dumme daran ist lediglich, dass auch Häftlinge, leider Gottes, ein Kostenproblem darstellen. Weil, die müssen ja durchgefüttert werden. Doch wie jedes Kostenproblem lässt sich auch dieses vital lösen:
"Ebenfalls wird befürchtet, dass ab dem nächsten Monat bei den Polizeibehörden befindliche Inhaftierte zu hungern beginnen werden, da die Mittel für ihre Verpflegung fehlen."
Dass wir da nicht früher drauf gekommen sind - wir sparen, hm, sperren die griechische Bevölkerung einfach ein und lassen sie im Knast verhungern. Genial vital!
Andererseits - man spart ja, wo man kann - wäre der Spareffekt vielleicht am allergrößten, wenn man gar nichts unternimmt und die Leute einfach auf der Straße sitzen lässt.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen