Freitag, 22. Juli 2011

Keine Angst


Los, Griechenland, steig' endlich aus. Fang' bei Null an oder meinetwegen bei unter Null, aber steig' zum Teufel aus und lass' sie den Teufel an die Wand malen. Alles wird schrecklich werden, das Chaos wird ausbrechen, die Welt wird untergehen, und was am schrecklichsten ist: Die Banken werden untergehen, das Geldsystem wird untergehen - so what, kennt jemand noch Menschen, die Geld haben? Ich nicht. Steig' aus, und ich wette eins zu hundert, dass am Morgen danach die Sonne scheint und der Himmel immer noch blau sein wird. Obwohl sie uns einreden wollen, dass wir alle fürchterlich leiden werden, am Ende gar verhungern, aber tun wir das nicht jetzt schon?

War leider nur ein Traum. Geplatzt.

Aufgewacht, Radio gehört, "wir haben Griechenland gerettet", dünnhäutige Sprechbläschen, zum Platzen dünn, aber gerettet wird, dass es kracht, wie?, mit Krediten natürlich, womit sonst, wir retten den Junkie mit noch mehr Stoff, um ihm das Leiden an den Entzugserscheinungen zu ersparen. Was wäre passiert, wenn der Junkie auf kalten Entzug gesetzt worden wäre? Nicht auszumalen, Schreckliches, ganz Schreckliches, das Chaos, der Weltuntergang, siehe oben.

Kaffee getrunken, geplatzten Träumen hinterhergeträumt, wie war das nochmal gestern mit den Eimern, die sich bis ans Ende der Straße kicken lassen? Gibt es Schlimmeres als Eimer, die bis ans Ende der Straße gekickt werden? Zwar hätte ich es mir nicht träumen lassen, aber das gibt es tatsächlich:
"The euro deal is an insult to both cans and people who kick things."

(Der Euro-Deal ist eine Beleidigung, sowohl für Eimer als auch für Leute, die etwas lostreten wollen.)
Ist aber alles halb so schlimm, denn der Euro-Deal hat uns alle vor viel, viel Schlimmerem bewahrt, und deshalb müssen wir jetzt keine Angst mehr haben vor all dem Schlimmen, Schrecklichen, was hätte passieren können wenn.

Wieder ganz ruhig geworden. Tief und angstfrei durchgeatmet. Hier und da herumgelesen. Um es plötzlich erneut mit der Angst zu tun bekommen:
Der Faschismus hat als Waffe die Angst

Wir befürchten sehr, dass die modernen Deutschen den anderen auf arrogante und manchmal auf totalitäre Weise begegnen. Genau wie die Nazis, die zu dem einzigen weltweiten Wert ihre eigene ethnische Kultur, ihre eigene Weise des Denkens und Lebens erhoben, den Weisen der anderen Völker und ihrer im Lauf der Geschichte eroberten Würde den Respekt verweigernd.

Deswegen sind Nazismus und Faschismus präsent und haben als Waffe die Angst. Das heutige Gipfeltreffen in Brüssel wird als Untergang der Welt präsentiert. Angst überall und um alles. Angst um die Banken, Angst um die Arbeit, Angst um das Überleben, Angst um die Zukunft der Kinder, den Klimawandel, um alles.

Dient die Krise der Etablierung eines modernen Totalitarismus?

Diese Ängste tragen zur Gestaltung der Psyche der Menschen bei, stellen jedoch keine Stütze dar, welche die Existenz ausrichtet oder uns zur Erkenntnis führt, wohin es mit der Welt geht. Dagegen stören sie den rechten Gebrauch des Verstandes und führen in den modernen Totalitarismus deutschen Typs, wo ein Volk, im Vorliegenden die Deutschen, annimmt, bei den geopolitischen Optionen, der Besitz der Reichtum produzierenden Quellen, der Eroberung von Territorien und, vor allem, der Unterwerfung der Menschen unter seine Zwecke den Vorrang zu haben. Das ist der sogenannte soziologische Nazismus.
Nochmal tief durchatmen. Weiterlesen.
Folglich ist die heutige Krise nicht nur wirtschaftlich, sie ist politisch, sie ist kulturell, sie ist soziologisch und anthropologisch. Und vor allem ist sie international. Deswegen müssen Reaktion und Widerstand nicht nur lokal, sondern international sein. Damit sie jedoch effektiv sind, muss der Gang hinter den Spiegel erfolgen, der Übergang weg von dem Narzissmus und der wilden Lust auf Macht der "Führer".

Historisches Subjekt der heutigen Erhebung ist die Gesellschaft der Bürger. Deswegen muss die Hauptrolle die Gesellschaft inne haben, die heute abwesend ist. Deswegen müssen die Anführer und die parlamentarischen Vertreter die Führung ausüben, indem sie gehorchen. Der Ungehorsam des Anführers bedeutet seine umgehende Absetzung durch die Vertretenen. So wird die Souveränität des Volkes umstrukturiert und wandelt sich zu einem regulierenden Organ des öffentlichen Lebens.

(Anlässlich des Gipfeltreffens in Brüssel publizierte Jorgos Papasotiriou, Direktor der Zeitung Vradyni, am 21. Juli 2011 in der Kolumne "Zeichen der Zeit" unter dem Titel "Der Faschismus hat als Waffe die Angst" diesen Beitrag, der vom Griechenlandblog in deutscher Übersetzung wiedergegeben wird.)
War noch was? Ach ja, Europa.
Das gemeinsame europäische Haus ist ein Mythos.
Jorgos Papasotiriou

Carlos Santana und Wayne Shorter live in Montreux 1988:

Europa


4 Kommentare:

  1. Er wird sehnsüchtig erwartet der Erlöser wie immer er auch genannt werden wird

    Der EURO-BOND

    Das Kapital und die Anleger sind bereit für die nächte Goldauflage für ihre schneegefüllten Nasen...

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  2. "Er wird sehnsüchtig erwartet der Erlöser..."

    Nicht von allen, z.B. nicht von diesen drei Herren.

    "If you give a dog 40 pounds of dog food the dog will eat itself to death and that's what we're doing to the banks..."

    Macht Spass zu gucken.

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  3. ...wobei ich die meisten Hunde für klüger halte. Die hören auf zu fressen, wenn sie genug haben.

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  4. Muhahaha in deed ;-) but ..

    Es gibt ja nun genug die wissen was da wirklich läuft und nichts desto trotz hält sich die Mär von der gottgewollten unausweichlich und unabwendbaren Krise™..als "Aufklärer oder eher Rufer in der Wüste" glaubt man in einer Klapsmühle zu sein und hinter den Mauern ist vor den Mauern ..

    Und wenn ich dann noch das Merkel und sein Gesicht sehe als müsste es dauernd Zitronen lutschen und uns dabei erklären wie süß die wären .. Aaah geh'mer fort

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