Donnerstag, 24. Dezember 2009

Jauchzet, frohlocket


Hach ja. Weihnachten ist das Fest der Liebe und der Mythenbildung. Da wird geflüstert und geflunkert, geraunt und gerätselt. Vieles wird erzählt, manches nicht. Geschichten machen die Runde, um am nächsten Morgen dementiert und am Abend bestätigt zu werden. Kurzum, den großen Gästeadventskalender umgibt eine geheimnisumwitterte Atmosphäre.

Wie man sieht, ist nur noch ein einziges Päckchen verschlossen, nämlich das von heute, oben rechts neben dem Ventilator. Wie an den vergangenen 23 Abenden wird gegen 22 Uhr der Tagesgewinner ermittelt sein. Das wird sich, wie immer, unter einigem Hallo abspielen: feierliche öffentliche Übergabe des Päckcheninhaltes, garniert mit ein paar launigen Worten, worauf das Weihnachtsoratorium anhebt, zu dessen Klängen eine Art Kurzprozession stattfindet von Gast, Gastro-Weihnachtsmann samt Adventsgeschenkpäckchen einmal durchs ganze Lokal, unter begeistertem Beifall der Gäste, welcher - der Beifall - sich von Abend zu Abend ins Frenetische gesteigert hat. Am heutigen Heiligabend dürften stehende Ovationen zu erwarten sein. Jauchzet, frohlocket.

So weit, so transparent. Das ungelüftete Geheimnis liegt in der Ermittlungsmethode: Welcher Gast darf das Türchen des Tages öffnen? Warum gerade dieser Gast? Was ist ihm widerfahren? Tja. Wüsste man's, könnte man ja mit seinem Gastverhalten eventuell ein wenig nachhelfen, um an Präsent und Publicity zu kommen. Das soll aber unter allen Umständen vermieden werden. Deshalb wurde jeden Tag vom Geschäftsführungsteam eine andere Ermittlungsmethode ausgeheckt und der bloggenden Putzfrau ein Maulkorb verpasst. Letztere gilt nämlich als undichte Stelle im System.

Also, nur mal so als Beispiel: Wer heute als erster Gast saure Kutteln bestellt, darf das Päckchen des Tages öffnen. Wenn nun darüber die werte Kundschaft informiert wäre, würde sie womöglich am Heiligabend geschlossen den Gekrösegang einlegen und nichts als Kutteln ordern. Das will ja auch keiner. Weder an Heiligabend noch an den Tagen und Wochen davor. Zu meinem Glück sitzen sie jetzt alle schon im Restaurant und können das mit den Kutteln hier nicht mehr lesen.


2 Kommentare:

  1. Liebe Mrs. Mop, am Heiligabend gab’s ein Menü, für jeden Gast das gleiche Essen eben, also : Jeder Gast hat ein Losnummer bekommen und zwischen Hauptgericht und Dessert wurde die Ziehung des Gewinnloses veranstaltet, samt Weihnachtsmusik, Glocken läuten und Gastro-Weihnachtsmänner, auch Frauen…Ja es hat Spaß gemacht, auch ohne Kutteln. :)

    AntwortenLöschen
  2. Die Ziehung des Gewinnloses...ich verstehe *räusper* :).
    Gleiche Gewinnchancen, gleiches Essen, und dann auch noch Geschlechtergleichheit. Wow. Ihr seid eine wahrhaft urdemokratische, einzigartige Fresslocation. Ich mag Euch ;).

    Wieso bist Du eigentlich so früh auf? Ich dachte, ich sei der einzige Mensch auf der Welt, der so früh auf ist. Aber wahrscheinlich warst Du noch gar nicht schlafen. Bonne nuit.

    AntwortenLöschen