Mittwoch, 16. Dezember 2009

O schaurig


Es gibt keine harmlosen Pfützen mehr. Es gibt nur noch heimtückische Pfützen. Heute mittag fing es nämlich urplötzlich an zu schneien, völlig grundlos, aus heiterem(!) Himmel, ohne jegliche meteorologische Vorhersage. Keiner hatte damit gerechnet. Es schneite wie verrückt. Die nächsten zwei Stunden schneite es fast ununterbrochen, sodass auf den weniger befahrenen Radwegen eine geschlossene Schneedecke lag. Darunter die Pfützen. Unsichtbar geworden. So als ob da gar keine Pfützen wären. Sie waren aber da, die Eispfützen, ich wusste es ja von gestern und vorgestern. Nur wo?

Ich beantwortete die Frage im Schrittempo, wenngleich auf dem Rad. Dauernd musste ich an 'O schaurig ist's übers Moor zu gehen' denken. Alle paar Meter ächzte und stöhnte und knackte es aus der Tiefe unter mir - kein Vergleich mit dem knusprigen Oberflächensound von gestern. Der Schnee schwieg und täuschte heile Welt vor. Alles schaute so schön winterlich friedlich aus und klang dabei ganz infernalisch, irgendwie. O schaurig eben.

Gottlob war kurz zuvor eine Pfützengefahrenwarnung von Remington eingegangen. Bei äußerst vorsichtigem Fahrverhalten kam ich zu dem Schluss, dass der Unterschied zwischen halbgefrorenen und gefrorenen Pfützen sowie jener zwischen harmlosen und heimtückischen Pfützen völlig irrelevant wird, wenn die Pfützen gar nicht mehr zu sehen, sondern nur noch zu hören sind.
Vor seinem Fuße brodelt es auf,
es pfeift ihm unter den Sohlen
wie eine gespenstige Melodei.
Passiert ist gottseidank nichts.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen