Dienstag, 1. Dezember 2009

Steuererleichterung


In der Zeitung lese ich:
Das Steuerrecht überfordert die Finanzämter.
Soll ich darüber jetzt lachen oder heulen? Mich überfordert dieses Steuerrecht schon lange, zuletzt gestern abend, ansonsten alljährlich. Jetzt fühlt sich also das Finanzamt überfordert, aus technischen Gründen, wie es dazu heißt. Schuld an der Schinderei des Amtsschimmels sei nicht etwa der unfähige Sachbearbeiter am Schreibtisch, sondern
"eine unmögliche Gesetzgebung, die augenscheinlich nicht mal mehr EDV-technisch umgesetzt werden kann".
Sprich, die Software macht den ganzen Unsinn nicht mehr mit. Mit weitreichenden Folgen: In Nordrhein-Westfalen beispielsweise lässt man bei der Finanzverwaltung die Einkommensteuererklärungen einfach liegen.

Wer muss helfend einspringen? Der Steuerzahler, wer sonst, natürlich ehrenamtlich, tut er ja eh dauernd, besonders in jüngster Zeit. Jetzt kommt's: Die Behörde empfiehlt den Steuerpflichtigen rechtliche Schritte gegen den eigenen Bescheid. Muss man sich mal vorstellen! Die schicken mir in zwei Wochen irgendeinen Steuerbescheid und raten mir im selben Atemzug an, rechtlich dagegen vorzugehen?
Es kommt noch dicker: Das Finanzamt drückt sich vor der Berechnung der individuellen Steuerlast und brummt diese Arbeit - bisher doch wohl die Königsdisziplin der Finanzämter dieser Welt - dem Steuerpflichtigen selbst auf. Hat man Töne? Amtlicherseits heißt es:
"Bitte fügen Sie dem Antrag auf Aussetzung der Vollziehung eine Ermittlung der auszusetzenden Beträge bei, da von Seiten des Finanzamts zur Zeit auch insoweit noch keine Berechnungsmöglichkeit besteht."
Im Klartext: Schreiben Sie sich gefälligst Ihren eigenen Steuerbescheid. Hätte ich mir gestern nicht zweimal sagen lassen. Wäre bestimmt ein ganz entspannter Abend geworden.

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