Samstag, 19. Dezember 2009

Ente Orange


Es ist zu kalt zum Fotografieren. Mir eigentlich nicht, aber der Kamera. Kälte und Digitalfotografie sind füreinander nicht geschaffen. Nach spätestens fünf Aufnahmen macht der Akku schlapp. "Bei niedrigen Temperaturen", murmelt das Handbuch kryptisch, "kann die Leistung des Akkus sinken", und rät mir "unter derartigen Bedingungen" zur "Wiederbelebung" des Stromspeichers, "ihn bis unmittelbar vor der Verwendung" irgendwo körpernah zu "wärmen". So.

Der Akku braucht also Körperwärme, damit er nicht friert und beim Fotografieren ins Kältekoma fällt. Kann er haben, die Körperwärme. An der Innenseite meiner Winterhose ist ein kleines Täschchen eingenäht, perfekte Größe und Location für so ein Akku auf dem Kuscheltrip. Da kam das Ding heute rein. Und dann wir beide raus in die Kälte. Und dann sah ich schon von weitem im Gegenlicht eine Horde paddelnder Enten auf dem langsam zufrierenden Wasser, mit einer wunderschönen orangefarbenen Ente dazwischen, und ich fing an zu nesteln und zu graben nach dem verfluchten Akku.

Handschuhe ausziehen. Jacke öffnen. Mit der kalten Hand unter den Pullover greifen. Mit der noch kälteren Hand nach dem Innentäschchen suchen. Kalte Hand berührt warmen Bauch. Grässlich. Mit klammen Fingern Akku aus Täschchen geknibbelt. Mit noch klammeren Fingern Akku in Kamera gefummelt. Tauber Finger drückt kalten Auslöser. Grässlich gefroren. Nur graubraunes Federvieh. Die schöne orangefarbene Ente war weg.

Nach weniger als fünf Aufnahmen war ich diejenige, die keine Lust mehr hatte. Ich fror erbärmlich vom Stillstehen in der Kälte. Die Enten waren mir wurscht. Aber während ich die Handschuhe überzog und schon am Davonstapfen war, kam die Sonne aus einer Wolke zurück und tauchte eine unscheinbare Ente in leuchtendes Orangerot, und diese eine Ente war mir dann doch nicht wurscht.



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