Mittwoch, 31. März 2010

Fußnote


Was ist das?

Sieht man doch.
Mein Fuß natürlich, was denn sonst.

Zum Vergleich:

Mein Fuß, sag' ich doch. Ruhig gestellt und hoch gelegt. Auf der Krankmeldung steht "Zehenprellung", was alle furchtbar lustig finden, weil alle im ersten Moment "Zechenprellung" lesen. Typisch Gastronomie. Denken alle nur an das eine.

Jetzt also Fuß hoch und ruhig und nicht belasten und viel trinken, "und zwar Wasser", wie der Röntgenologe meinte mir einschärfen zu müssen, nachdem er erfuhr, dass der dicke Zeh durch einen beherzten Tritt gegen eine (volle) Weinkiste verursacht worden war.

Und weil Fuß hoch und ruhig und viel Wasser auf Dauer ein wenig eintönig wird, fängt man halt an rumzudaddeln und sich mit solchen unterhaltsamen Sachen zu beschäftigen. Flame heißt dieses wundervolle Zeichenprogramm. Es ist nicht nur kreativ, sondern unerhört praktisch, weil ja der Fuß als Modell auf dem Tisch liegt, direkt neben der Maus. Unwillkürlich wackeln die Zehen bei jeder Zeichenbewegung mit, was sich dann anfühlt wie mit dem Fuße gemalt.

Doch, macht Spass. Und süchtig, irgendwie.


Dienstag, 30. März 2010

Schoßhund






Herr und Herrchen

Montag, 29. März 2010

Rattenschreck


Ratten in der Gastronomie - ein heikles Thema. Alle kennen es, keiner spricht gern drüber. Ich mache mal den Anfang und breche das Schweigen. Immerhin wurde mein gewohntes frühmorgendliches Schweigen auch jäh unterbrochen, als ich um sechs Uhr das Restaurant betrat und mir im Zwielicht eine fette graue Ratte entgegengrinste. Ich brüllte.

Muss man sich so vorstellen: Links von der Ratte ist die Tür vom Treppenhaus ins Restaurant. Man betritt das Lokal, wendet sich automatisch nach links, eben weil dort das Lokal ist und wird zwangsläufig frontal vom frechen Blick der Ratte erwischt. Also, ich brüllte.

Verschärfend kommt natürlich hinzu, dass mich blogtechnisch in den letzten Tagen das Rattenthema eh beschäftigt hat, ich heute früh um sechs also gewissermaßen sensibilisiert war für Außenreize dieser Art. Was blieb mir anderes als zu brüllen.

Frau Übermop schwor bei allen gastronomischen Säulenheiligen, dass sie es nicht gewesen sei, die die graue Ratte so effektvoll platziert habe. Im Gegenteil, als sie (Frau Übermop; von der Ratte wissen wir nichts näheres) um halb sechs das Restaurant betreten habe, da habe sie auch erst mal gebrüllt wie am Spieß. Und sich dann so etwas Ähnliches gedacht wie: mal gucken, was in einer halben Stunde passieren wird.

Gut gebrüllt.

Sonntag, 28. März 2010

Problemlos


Die vielen Probleme an sich wären ja nicht das Problem. Vielmehr sind es die unzureichenden Problemlösungen, die ein Problem erst zum Problem und aus wenigen Problemen viele werden lassen. Ich persönlich finde solche Problemlösungen am problematischsten, die mit Geldausgeben verbunden sind. Regelrecht begeistern kann ich mich hingegen für coole Ideen, die nichts kosten:



Kampf dem Lianengestrüpp hinterm Computer! Zwei, drei kleine Handgriffe und ein Problem ist gelöst - zwar nicht das größte von allen, aber immerhin eines, was mich bisher vom Saubermachen meines Schreibtisches abgehalten hat.

Ah, wie gut sich das anfühlt: ein Problem weniger zu haben. Noch dazu im Handumdrehen. Und das zum Nulltarif. Und gut aussehen tut es auch noch. Es fühlt sich, ohne alle enthusiastische Übertreibung, an wie zehn gelöste Probleme auf einmal.

Samstag, 27. März 2010

Ratpack


Ratte ist nicht gleich Ratte, so viel steht fest. Bloß weil ein Tier 'Ratte' genannt wird, muss es noch lange keine sein. Ist ja auch nicht jeder Mensch eine Ratte, der von irgendwem aus irgendwelchen Gründen so genannt wird. Sehn Sie. Im Tierreich verhält es sich genauso. Ein Bisam ist ein Bisam und keine Ratte und steht außerdem in diesem Blog unter Artenschutz.

Jetzt aber zu den richtigen Ratten. Also, bei diesen kleinen (im Einzelfall auch großen fetten) Flitzern, die immer in dunklen U-Bahnschächten die Gleise entlanghuschen, handelt es sich mit Sicherheit um echte Ratten. Wenn dann wieder mal keine U-Bahn kommt, der Fahrgast stieren Blickes an der Bahnsteigkante harrt und der verhuschten Bewegungsvielfalt im Gleisbett gewahr wird, kann es schon mal vorkommen, dass er sich fragt: Wie kommunizieren eigentlich U-Bahnratten untereinander? Wie zum Teufel verständigen die sich?

Erwartungsgemäß haben die erfahrenen New Yorker U-Bahnratten die Nase vorn, wenn es ums Vernetzen geht. Sie sind das altmodische Gepiepse und Gefiepse leid; ist denen viel zu anstrengend und kräftezehrend, weshalb sie sich nach einer stimmschonenden modernen Methode umgeschaut haben. Nun ist es so weit: Seit Sonntag sind die New Yorker U-Bahnratten am Twittern. Jedenfalls die Ratten von der Linie L.


LTrainRat ist ein Twitter Feed, geschrieben aus der Perspektive einer Ratte, die auf dem Gleisbett der Linie L in New York lebt. Nun kennt man ja das Sozialverhalten von Ratten, weiß, dass eine Ratte selten allein bleibt und wundert sich deshalb nicht über die vielen Follower, die der LTrainRat bereits hinterherrennen. Sogar eine Katze namens Leonarda mischt mit (siehe Tweet): Ihr Revier ist die Linie G. Insidern ist die Linie G bekannt durch konsequentes Nichterscheinen bzw. stundenlange Zugverspätungen, will sagen: Bahn frei für Ratten wie Katzen.

Die vernetzten Ratten tauschen Tipps, zum Beispiel unter welchem Gleisabschnitt wieviele Krümel von welcher Keksmarke zu finden sind.
Oder berichten aufgeregt vom Fund einer Softdrinkflasche mit Restinhalt:
  1. blegh only made it to 3rd ave. and now i'm licking crumbs inside a dorito bag. i suck.
  2. too fat to fit inside bottle :( should probably go on a run to 8th ave.
  3. found leftover gatorade on the track what what
Oder kommentieren die Garderobe der am Bahnsteig wartenden Menschen:
either i'm seeing some strange outfits this morning or i'm partially color blind
Oder liefern einen beinharten Augenzeugenbericht von der Hungerfront:
  1. oh god no she just ate them all
  2. omg my friend just had babies!! 8 beautiful young ones :)
Hart, wie gesagt. Echter Rattentwitter halt. Da wird keiner geschont.
Bin gespannt, wann die Bisams das Bloggen anfangen.

Freitag, 26. März 2010

Abkühlung


Was soll das denn? Eben noch, also heute nachmittag, eitel Sonnenschein, 20 Gräder, T-Shirt, und dann, von einem Moment auf den anderen, urplötzlich rabenschwarze Wolkenwand, leere Mülltonnen fliegen scheppernd durch die Straßen, Sturm kommt auf, Regen prasselt. Die Temperaturen sacken auf vergangen geglaubte zehn Grad. Es fallen Wörter wie Schneefallgrenze, Meereskaltluft, Nachtfrost, atlantische Tiefdruckströmungen. Jetzt also schon wieder Herbst oder was.

Zum Abtauchen.

Aber so was von.

Donnerstag, 25. März 2010

Oh wie schön ist Kanada


Es gibt coole Jungs, und es gibt extrem coole Jungs. Dann gibt es noch die echt coolen Jungs.
Die echt coolen Jungs sitzen zu dritt auf einer Bank an einem Weiher, füttern Tiere - Enten, Schwäne, Bisamratten - mit altem Brot, schauen übers Wasser bis hinüber in den Wald und unterhalten sich über Kanada. Nicht weil sie gern nach Kanada wollen, sondern weil das hier für sie wie Kanada ist.
Echt coole Jungs halten einem die Tüte mit dem alten Brot hin, wenn man selbst keines dabei hat zum Verfüttern, rücken auf der Bank näher zusammen, bieten höflich einen Platz an und freuen sich riesig, wenn ihr Angebot angenommen wird.
Dann sagen sie, ich sei die erste, die sich getraut hätte, neben ihnen Platz zu nehmen, obwohl schon viele Spaziergänger am Weiher verweilt, aber das Angebot ausgeschlagen hätten. Tja, die Leute seien halt komisch, meint der Große, auf dessen T-Shirt Produzier' mich net steht. Tja, ich bin manchmal auch komisch, denke ich mir: Auch ich habe einen winzigen, unerklärlichen Moment lang gezögert, bevor ich die Einladung angenommen habe. Jetzt, wo ich neben ihnen sitze, spüre ich überhaupt keine Lust, über diesen Augenblick des Zögerns nachzudenken, sondern bin nur froh, dass ich ihm nicht gefolgt bin. Aber vergessen habe ich mein kurzes Zögern nicht.
Die Jungs kommen jeden Nachmittag nach der Arbeit hierher, "wenn das Wetter mitmacht". Immer mit einer Tüte voll altem Brot. Alle Tiere haben einen Namen: Die Bisamratten heißen Waltraud, Gina, Ursula, Hildegunde, Karin, Gisela...(mehr konnte ich mir nicht merken); eine braunweiße Ente nennen sie 'Hannelörchen', den Erpel 'Merkel'.
Auf die Schwäne sind die Jungs nicht besonders gut zu sprechen - verfressen und herrschsüchtig seien sie, die Schwäne, schnappten mit ihren langen Hälsen immer den jungen Bisamratten das Brot weg und zischten eifersüchtig, sobald sie nicht im Mittelpunkt des Spaziergängerinteresses stünden.
"Darf man denen nicht durchgehen lassen", kommentiert der mit der Sonnenbrille und wirft nur selten ein Stück Brot weit ins Wasser hinaus, so dass der gefräßige Schwan vom Ufer abdrehen muss. "Fordern statt fördern nennt sich das", ergänzt der mit dem Schnauzbart und lacht. Die meiste Aufmerksamkeit und das meiste Brot bekommen die Bisamratten.
Ich dagegen bekomme ein Bier spendiert.
Oh wie schön ist Kanada.

Mittwoch, 24. März 2010

Frühlingsrolle


Eine dicke schwarze Katze lag mitten auf dem Weg und sonnte sich. Genüsslich rollte sich das Tier von einer Seite auf die andere, wälzte sich breit auf dem Rücken hin und her, um sich den Bauch bescheinen zu lassen und fing wieder von vorne an.



Sie ließ mich nicht aus den Augen, machte aber keinerlei Anstalten, das lustvolle Geräkel zu unterbrechen. Die Frühlingswärme war ihr wichtiger. Das kleine Katzenglück war perfekt.

Dienstag, 23. März 2010

Doremifasolatido


Woran erkennt man, dass Frühling ist? Daran, dass die Vögel zwitschern. Woran noch? Daran, dass die italienischen Lieferanten singen. Die anderen singen nicht. Weder die deutschen noch die marokkanischen noch die griechischen Lieferanten singen. Gut, die Griechen haben zur Zeit vielleicht nicht so furchtbar viel Grund zu singen - nur, woran erkennt man die Italiener? Daran, dass sie singen, ohne einen Grund zu haben. Bis auf den Frühling halt.

Ansteckend ist das, und wie. Bestimmt fünfmal flitzte heute der kleine Feinkostitaliener die Kellertreppe runter, jedes Mal schwer beladen mit Kisten voll frischem Rucola, Brunnenkresse und Austernpilzen (die Salatsaison ist eröffnet). Er schleppte sich halbtot und erleichterte sich durch geräuschvolles Ausatmen auf dem Weg nach unten. Weil er ein lustiger Vogel ist und gut bei Stimme, tat er dies jeweils in drei Intervallen, fing auf den obersten Stufen an laut zu schnaufen, stöhnte noch einmal, lauter, in der Mitte der Treppe und endete mit einem kolossalen, lang anhaltenden Brüller beim dritten Mal, unten angekommen, wo er seine Ware absetzte und seiner Anstrengung lustvoll Luft machte.

Und weil er ein lustiger Vogel ist, der gern singt, trat er den unbeschwerten Rückgang nach oben trällernd an. Was liegt auf einer Kellertreppe näher, als die Tonleiter nach oben zu singen? Do-re-mi-fa-so-la-ti-do. Sang er. Und freute sich an der guten Akustik im alten Kellergewölbe. Erst sang er, dann schmetterte er. Jede Treppenstufe bekam eine Tonsilbe. Nun hat die Kellertreppe nicht acht, sondern elf Stufen, was den Tenor dazu veranlasste, das letzte Do auf den obersten drei Stufen jeweils lang zu halten: do-re-mi-fa-so-la-ti-dooo. Göttlich. Vergiss das Opernabo.

Später kamen die Getränkelieferanten, ein eingespieltes Duo bestehend aus einem Deutschen und einem Polen. Dieser polnische Mann ist ungeheuer groß, also, riesengroß und ungeheuer riesenbreitschultrig. Er sieht ein bisschen aus wie einer der Klitschko-Brüder; welcher von beiden, könnte ich im Moment nicht sagen. Also ein ziemlich bulliger Typ. Stets freundlich und mit hintersinnigem Witz ausgestattet, aber ruhig und zurückhaltend im Auftreten. Was soll ich sagen? Der Pole sang. In den höchsten Tönen. Die Kellertreppe rauf und runter, egal ob er einen vollen oder leeren Getränkekasten trug. Volare sang er, jenen uralten Italohit, zauberhaft. Dabei schmetterte er das 'Oh-Oh' nach jedem 'Volare...' in die Tiefe des Kellergewölbes hinein, das 'Oh-Oh-Oh-Oh' nach jedem 'Cantare...' klang, als ob ihm gerade jemand einen guten Witz erzählt. Er kannte den italienischen Text des Liedes auswendig.

Derweil räumte Mrs. Mop im Gemüsekeller und wurde vom Ohrwurm voll erwischt - obwohl in den Gemüsekeller keine Sonne scheint, außer an wenigen Tagen im Jahr. Selbst als der singende Pole und sein schweigender Kollege längst wieder weg waren, schmetterte sie noch Volare durch den Keller. Schmettern bei Kellerakustik ist einzigartig. Am liebsten mochte ich die Stelle mit dem 'Oh-Oh'.

Dann kam der andere italienische Feinkostlieferant, der mit den Scampi und den gefüllten Tomaten. Ich war gerade dabei, ein besonders schmalziges 'Volare... Oh-Oh' rauszuschmettern, da stand er plötzlich vor mir mit der gefüllten Tomatenkiste und schmetterte zurück: "Cantare... Oh-Oh-Oh-Oh". Und kannte - selbstredend - den Text auswendig. Die Kellerwände wackelten.

Cantare. Lauthals. Einfach so. Doremi. Weil Frühling ist. Oh-Oh.


Montag, 22. März 2010

Wo bitte geht's zum Abgrund?


Sachen gibt es. Da öffnet man arglos einen Brief des Tele-Anbieters und schwupp, reißt es einen auf die schiefe Bahn. Als ob das Leben nicht schon genug steile Abhänge bereit hielte.

Und was schreibt er, der Anbieter?

"Dass es hier ein Stück bergab geht, hat seinen Grund." Ja Mensch, da kann ich mitreden, von bergab verstehe ich etwas. Wenn's bergab geht, hat das eigentlich immer einen Grund, manchmal auch mehrere. Aber gut, dass ich an die Hand genommen werde auf dem Weg nach unten; man mag den Steilhang gar nicht zu Ende lesen, weil man nicht weiß, in welchen Höllenschlund man dort rechts unten fahren wird. Schließlich lauert der Absturz überall, wer wüsste das nicht.

Ja, ja, "aktuelles Preisgefälle", hab' schon verstanden. Ich nix blöd, Oh Tuh; du vielleicht? Ich soll, schreibst du, im Produktflyer nachschauen, "wie tief der Preis sinkt"; siehst selber aus wie ein Tanker, der epochal absäuft. Sieh zu, dass du dich wieder grade machst, weil hey, Oh Tuh, runterziehen kann ich mich selber.

Sonntag, 21. März 2010

Schlag auf Schlag


Noch ist nicht alles gesagt zum Thema Schlaglöcher. Als Suchwort eingegeben fördert es eine erschlagende Fülle aktueller Einträge zutage; summiert man diese mal locker über den Daumen, steht unterm Strich das, was gestern schon angedeutet wurde: Deutschland ist ein einziges Schlagloch. Besonders die A1 bei Münster hat beste Chancen, als Größte Schotterpiste aller Zeiten in die gesamtdeutsche Autobahngeschichte einzugehen: "DDR-Standard auf der A1", lesen wir in den Westfälischen Nachrichten.

Arbeitertrupps in Regimentstärke sind unterwegs, um die unzähligen Schlaglöcher - also die Autobahn bei Münster - wieder zuzuschmieren. Allerdings nur provisorisch, wie es freimütig heißt: In zwei Monaten werde alles wieder rausgefräst und neue, bessere Teerpampe reingeschmiert; für die bessere, weil robustere Teerpampe sei es momentan noch zu kalt. Aber irgendwas müsse man halt reinschmieren, weil, so wie jetzt ginge es ja auch nicht.

"Flickarbeiten auf der A1" heißt etwas despektierlich das Doku-Video. Flickarbeiten. Typisch DDR-Standard eben, denkt sich der Leser aus dem Westen, so stellt man sich den Sozialismus vor. Typisch West-Standard, denkt sich genüsslich der Leser aus dem Osten, so isser eben, der Gabidalismus. Das letzte Wort zum Systemvergleich hat eine Leserin aus dem Sächsischen:
DDR-Standard auf der A 1
Nu, warumdn gleech uffreschen wegn dr Schdraßn? Gugge ma, mir ham in Sachsen (DDR) zwölf Johr uffn Trabbi geworded, nu wordet ihr äbn 12 Johr uff de richtsche A eens.

In eener Beziehung, da sinn mir Sachsen besonders bevorzuhchd gewäsen;
mir hamm viele vorsschiedene Lehmarten gehabdt! Ärschdens, das Lehm, wies ´s in dähn scheenen Liede vorgommd: ee freies Lehm fiehren wir. Zweetens: die Lehm, die eschal im Zoo rumbrilln. Driddens: där Lehm, dähn de Buchbinder und Dischler gebrauchn und vierdens dähr Lehm, midd dähm de VEB Schdraßenbau de Löscher uff der Schdraße ausgeschmierd hadde.

Nu, so ging damols alls seen sozialistischn Gang, nu äben andersrum, den gabitalitschn. Euer Maudinsche aus Zwickau.
Das ist nicht bloß gut, das ist hervorrahchnd.

Samstag, 20. März 2010

Offroad


Das Leben im allgemeinen gleicht einer deutschen Straße im März 2010: vielbefahren und voller Schlaglöcher. Zwar träumen wir noch von russischen Fallgrubenverhältnissen - andere Länder, andere Schlaglöcher - aber an die gute alte DDR mit ihren Straßenkraterlandschaften (böse Zungen nannten die Autobahn ein einziges Schlagloch) kommen wir inzwischen locker ran, und am Zustand der deutschen Straßen im März 2010 ist unschwer zu erkennen, dass uns das russische Vorbild schwer beeindruckt und wir daher mächtig am Aufholen sind.


Wir müssen allerdings noch lernen, die damit verbundenen Spontan-Absacker locker und vor allem sportlich zu nehmen (hallo Bandscheibe) und nicht immer so wehleidig (adieu Felge), und überhaupt, alles nicht so furchtbar eng zu sehen.

Schließlich ist, wer rein fährt, selbst schuld. Stand nicht 400 Meter weit weg ein Schild "Achtung, Straßenschäden"? Na also. Aufpassen müssen Sie schon selber, liebe Bürger, Verkehrsteilnehmer und Steuerzahler, Sie waren ja gewarnt - außerdem haben viele der Straßenschäden mittlerweile eine Lochtiefe von zwölf und mehr Zentimetern erreicht, also bitte, die sind ja nun wirklich nicht zu übersehen, also Augen auf und durch, liebe Mitbürger.

Das stimmt zwar einerseits, die meisten Löcher sind wirklich nicht zu übersehen; der freundliche Frühling beschönigt da gar nichts, er bringt es nur grausam an den Tag.
Andererseits zeigt uns das russische Beispiel, dass es letztlich völlig irrelevant ist, ob ein Fahrer das abgrundtiefe Schlagloch sieht oder nicht - er muss ja eh durch, so oder so, es führt kein Weg dran vorbei. Was soll er also machen. Am besten die Augen zu. Und dann durch, oder besser rein. Manche Fahrzeuge fallen nämlich in jenen Krater, den ein mittlerer Meteoriteneinschlag hinterlassen haben könnte, einfach rein und kommen nicht mehr raus. Nicht umsonst warnen Russlandkenner vor auf der Straße herumliegenden Hüten: Man wisse nie, ob unter dem Hut nicht noch ein Mann stehe.

Wie, die Löcher endlich reparieren? Womit denn? Kostet doch alles bloß Geld. Keins da. Schon verknattert. Es gab wichtigere Löcher zu stopfen in der jüngsten Vergangenheit, Sie erinnern sich. Nein? Umso besser. Für Sie reicht es vollauf zu wissen, dass es zweierlei Löcher zu unterscheiden gilt: Die einen müssen dringend gestopft werden, die anderen sind zum Reinfallen da. So ist das Leben.

Freitag, 19. März 2010

Auf Biegen und Brechen



Frühling außer Rand und Band.

Donnerstag, 18. März 2010

Frühlingszwiebel


So, jetzt ist er da, der Frühling, und er macht keine halben Sachen: Er kommt gleich ganz dicke im zweistelligen Bereich. Prompt setzen sich alle auf die Wiese und ziehen die Socken aus, die Straßencafés quellen über, frühlingsfroh durchkämmen die üblichen Verdächtigen (nordicwalkende Geschwader, nur als Beispiel) säbelrasselnd die Landschaft und die jungen Vierbeiner gebärden sich übermütig.
Weil auch ich keine halben Sachen mache, habe ich jetzt eine rote Nase sowie in der oberen Gesichtspartie dieses gewisse Ziehen auf der Haut, vulgo Sonnenbrand. Dabei war es nur ein halbes Stündchen im Park, während dem ich hauptsächlich damit beschäftigt war, eine Zwiebelschale nach der anderen abzuwerfen, weil es so herrlich warm war. Frühmorgens ist ja immer noch dickes Einpacken angesagt, daher gab es heute bei siebzehn Grad in der Mittagssonne einiges auszupacken.

Am schönsten war das Auspacken des Kopfes. Der Moment, wenn die Kopfhaut anfängt zu kribbeln, weil sie von der Sonne gewärmt wird statt von der ollen Wintermütze. Zum ersten Mal Radfahren ohne Mütze! Der Genuss, wenn ein leichter Wind schmeichelnd die Haare strubbelt und die Ohren den Wind hören können - noch vor wenigen Tagen undenkbar. Hätte mir vorgestern jemand prophezeit, dass ich heute mit einem roten Zinken herumlaufen würde, ich hätte ihn für verrückt erklärt. Dabei ist es nur der Frühling.

Mittwoch, 17. März 2010

Märzschmerz


Heute früh um zehn vor sechs war der Himmel noch ein wenig blauer als gestern, was kein Wunder ist, denn die Morgendämmerung beginnt ja jeden Tag zwei bis drei Minuten früher. Zwei bis drei Minuten früher, das sind täglich Riesensprünge, wenn man bedenkt, dass es im Januar gerade mal eine schwache halbe Minute pro Tag war. Außerdem wird die Gesamtdauer der Morgendämmerung immer kürzer werden (zur Zeit 33 Minuten), aber nur noch wenige Tage lang, nämlich bis zur Tagnachtgleiche am 21. März (Ende April wird die Dämmerungszeit bereits 37 Minuten betragen).
So weit, so trocken.

Ich hätte nie gedacht, dass so etwas wie ein Sonnenstandrechner mich jemals auch nur die Bohne interessieren könnte. Aber das war zu Zeiten gewesen, als ich mich morgens um halb sechs für anderes zu interessieren pflegte als für die Frage, wann es beginnt hell zu werden. Ob der Himmel nun um 5:50 Uhr oder um 5:47 Uhr anfängt blau anzulaufen, geht dem Schlafenden ja völlig an der Bettwurst vorbei. Der frühe Wachmensch dagegen lädt sich einen Sonnenstandrechner herunter und vertieft sich in die Märzdaten. Weil er, der Wachmensch, gar nicht genug bekommen kann von dem blauen Morgenhimmel, welcher jeden Tag hoch über ihm, dem Wachmenschen, ein paar Minuten früher aufbricht. Nach Datenlage müsste der 29. März eigentlich der Tag sein, an dem ich um 5:18 Uhr aufs Rad steige und zeitgleich der Himmel blau wird. Nur noch wenige Tage also. Das könnten stimmungshebende Aussichten sein, wenn...

...tja, wenn der Konjunktiv nicht wäre. Als mein Finger die kommenden Märztage herunterscrollt, stelle ich mit Entsetzen fest, dass Ende des Monats wieder alles stockdunkel sein wird: die verfluchte Sommerzeit. Augenblicklich beginne ich sie zu hassen; ihretwegen gibt es blauen Himmel um 5:18 Uhr erst wieder am 26. April. Ihretwegen geht das öde Strampeln im Dunkeln also von vorne los. Meine himmelblauen Frühlingsgefühle gehen schnurstracks in den allerschwärzesten Keller.

Wie ich mich so meinem sommerzeitbedingten Frust hingebe, bemerke ich, dass selbiger mir irgendwie bekannt vorkommt. War da nicht was? Doch, da war was. Den Jahreskalender 2009 aufgeklappt, den März runtergescrollt, und siehe da, der 24. März 2009 bringt es an den Tag, an welchem ich zum ersten Mal um 5:20 Uhr aufs Rad gestiegen bin, um meiner neuen prekären Beschäftigung nachzugehen. Ich erinnere mich noch gut, wie grauenhaft ich Uhrzeit und Dunkelheit empfand; an den darauffolgenden Tage ebenso. Damals war ich völlig außerstande, Nuancen in der Dunkelheit wahrzunehmen, Blautöne, Aufhellungen, Veränderungen. Ich sah nur schwarz.

Dann kam der 29. März 2009 und mit ihm die Umstellung auf Sommerzeit, und am Montagmorgen, den 30. März, wurde mir schlagartig und schmerzhaft klar, wie sich wirkliche Dunkelheit anfühlt. Erst im Nachhinein wurde mir an jenem Montagmorgen bewusst, dass ich in den Tagen davor ein paar wundervolle tiefblaue Stunden ignoriert hatte. So etwas wird mir im Jahr 2010 nicht wieder passieren - bis zum 28. März werde ich täglich blaue Wolken zählen, sie mir von allen Seiten anschauen, abmessen und dann die kleinste von ihnen vom Himmel klauen, in meinen Rucksack packen, davonfahren, und wenn mit der Sommerzeit die Dunkelheit zurückkommt (ist das nicht pervers?), wird die blaue Wolke in den schwarzen Himmel gebeamt und dort bleibt sie dann und wird die Stellung halten, bis die anderen blauen Wolken endlich zurückkommen werden, und die dumme Sommerzeit, die kann uns dann mal.

Dienstag, 16. März 2010

Blaues Wunder


Heute früh halb sechs Uhr, stockdunkel wie immer. Wie immer. War es jemals hell gewesen um halb sechs Uhr früh? Ich kann mich nicht erinnern. Der lange kalte Winter hat mein Gedächtnis eingefroren und verdüstert. Und diese nicht endende tägliche frühmorgendliche Dunkelheit ist so unglaublich öd, dass der einzige Weg, sie auszuhalten, darin liegt, sich einfach an sie zu gewöhnen. Was heißt einfach. Ja doch, einfach - es blieb mir ja nichts anderes übrig, als mich an die täglich draußen aufwartende Ödnis zu gewöhnen, obwohl ich mich lange gesträubt hatte, und dann habe ich mich halt irgendwann gefügt und irgendwie gewöhnt und fertig. Was soll man machen.

So gegen zehn vor sechs radle ich immer über eine dieser hochgeschwungenen, steilen Autobahnbrücken. Raus aus dem Sattel, hochkneten, Backen spüren, keuchen, angenehme Adrenalindurchflutung, wach bis in die Fingerspitzen. Auf halber Höhe schaue ich himmelwärts, wie man das so macht bei Aufstiegen. Auch daran habe ich mich gewöhnt: An genau dieser Stelle während des Hochfahrens in die schwarze Unendlichkeit zu schauen, ohne mich vom Gefühl der endlosen Öde überwältigen zu lassen; mein pumpender, pulsierender Organismus hilft mir dabei.

Jetzt kommt's. Heute früh um zehn vor sechs sah es hoch oben über der Autobahnbrücke weder schwarz noch öd aus: Vielmehr war da eine weiche Wolkenlandschaft aus tiefdunklen Blautönen. Irgendwo sehr weit hinter den nachtblauen Wolken schimmerte schemenhaft ein helleres, leuchtenderes Blau hervor. Es war so wunderschön und traf mich so überraschend, dass mir, schnaufend überm Sattel stehend, ein lautstarkes Boah! entfuhr und ich am höchsten Punkt der Brücke abstieg, um dieses unglaubliche Blau in mich hineinzusaufen.

Dann fuhr ich die steile Brücke hinunter, und alles war wieder schwarz wie immer. Als ob nichts gewesen wäre. Aber der Himmel kann so schwarz sein wie er will - dort über der Autobahnbrücke hat er sich verraten. Da gibt es kein Zurück. Da ist etwas im Kommen. Wird Zeit, dass meine Gewohnheiten sich umgewöhnen.

Montag, 15. März 2010

Kehrwoche


Noch sechs Tage bis Frühling.

Sonntag, 14. März 2010

Alles Zebra


Mir ist heute schon den ganzen Tag so zebramäßig zumute. So mal so, mal so. Also ziemlich kontrastreich, ständig vom Hellen ins Dunkle wechselnd und dann wieder retour. Manchmal sind das Helle und das Dunkle sogar gleichzeitig da, was mich irgendwie verwirrt. Weil, wie kann das gehen, entweder es ist dunkel oder es ist hell, beides zusammen kann ja gar nicht, aber offensichtlich doch. Wie die Existenz des Zebras beweist.

Anders kann ich mir nicht erklären, wieso mich ein kleiner Film derart in Bann gezogen hat, dass ich ihn seit heute früh bestimmt schon an die zehn Mal angeschaut habe. So: Trägst du mal den Müll runter, aber vorher guckst du nochmal schnell das Video. Oder so: Klingelt das Telefon, während du zum schätzungsweise siebten Mal das Video anschaust, und du denkst, lass klingeln, erst musst du zu Ende gucken. Ja doch, zum siebten Mal. Beim achten Mal dachte ich, komisch, wieso bist du nur so junkiehaft drauf, dass du den Finger nicht von der Replay-Taste weg kriegst? Tja. Antwort: Das Zebra-Syndrom.

via Bugsierer

Das Zebrahaus heißt so, weil in diesem Haus alles zebra ist. Alles. Konsequent bis ins letzte Detail. Sogar die Sauna namens 'Kenia', die einen Zebra-Pool beherbergt samt Zebrapolstern auf den Saunaliegen und wahrscheinlich zebragestreifter Seife aus dem zebragestreiften Seifenspender. Nein, wohnen möchte ich in dem Zebrahaus nicht; man ist ja nicht aller Tage in Zebrastimmung - wäre ja noch schöner, oder vielmehr schlimmer -, aber zauberhaft ist das Haus trotzdem. Mich bezaubert, wenn ein Mensch seinen persönlichen Vorlieben hemmungslos freien Lauf lässt und dabei zu einer ganz eigenen Gestalt und Formsprache findet. Und sich einen Teufel drum schert, ob sein Umfeld ihn schrullig oder genial findet.

Nun ist das Zebrahaus das eine, der Film darüber das andere. Das Zebrahaus steht nämlich nicht in Afrika, sondern im allerhintersten Winkel des Schweizer Emmentals. Dort herrscht tiefster Winter. Die hügelige Landschaft ist schneevermummt, überall liegen fette weiße Polster, auch auf dem Dach des Zebrahauses. Aus den weißen Polstern ragen schwarz und markant Kirchtürme, Schlote, mächtige Tannen und kahle Bäume. Zebrahaus vor Schweizer Zebra-Winterlandschaft, an einem sonnigen Wintertag gefilmt unter einem Himmel, wie er blauer in Afrika nicht sein könnte.
Nichts ist drinnen, nicht ist draußen,
Denn was innen, das ist außen,
was von Goethe, fast möchte ich es beschwören, auf diesen Film gemünzt war. Gedreht hat ihn der Bugsierer aka Christian Röthlisberger. Er muss von einer ähnlichen Liebe zum gestalterischen Detail besessen sein wie der Zebrahausbauer Erich Fankhauser: Dort, wo sich Drinnen und Draußen berühren - also an den Fenstern des Hauses - ruht sich die Kamera kurz auf den beschlagenen Scheiben mit den hellen Gardinen aus, die mit ihren dunklen Schattenwürfen das winterliche Schwarzweiß ebenso einfangen wie das helldunkle Interieur. Meisterhaft. Der Blick auf die schwarzweißgetupften Außenwände und Gehwege vor dem Haus ist grade lang genug, um den Zuschauer zu verwirren, aber zu kurz, als dass jener klar erkennen könnte: Sind das jetzt echte Fußabdrücke im Schnee von braven Menschen und wilden Tieren, oder gehören die Tupfen zum Zebra-Look? (Gut, beim fünften, sechsten Anschauen wird's klarer, aber dieses zauberhafte Verwirrtsein bleibt.)

Seine starke Sogkraft entwickelt das Video aus der Musik: zwei Akkordeonstücke, zwei grundverschiedene Stimmungen. Das Zebra-Prinzip eben.
Zuerst spielt Richard Galliano verhangen-verträumt die Gnossienne No. 1 von Erik Satie; ein wenig müde schleppt sich sein Instrument dahin, schwer atmend (oder ist es der kalte Wind?), sich manchmal an der Nähe zum Tango verschluckend, hier und da dunkel im Moll hängen bleibend.
Dann hüpft Michel Besson wild drauflos. Alle Wehmut ist wie weggeatmet. Sein 'Örgeli', wie die Schweizer dieses Verzauberungsinstrument nennen, schnauft und tanzt und will sich kaum bändigen lassen, schnappt nach Luft, überspringt mal eine Note, um sich schräg auf die nächste draufzusetzen, und man erfährt, dass der Zebrahausbesitzer ein virtuoser Akkordeonspieler und -bauer war, der sein Örgeli auch mal im Sitzen hinter den eigenen Knien gespielt hat, vor lauter Übermut.

Jetzt lass' ich mich zum elften Mal verzaubern.

Samstag, 13. März 2010

Tiefkühlgemüse





Immerhin, allmählich wird es grüner.

Freitag, 12. März 2010

Nachruf


Ein Bild des Jammers. Kein Objekt der Begierde mehr. Inzwischen wurde mein geliebter Hochsitz wieder in die Senkrechte gehievt; nun steht er desolat in der Landschaft herum und schaut in die falsche Richtung. Aber wenn es bloß das wäre.

Vor dem Großen Sturm war von diesem Büroklotz nichts zu sehen gewesen. Hier wuchs ein kleiner Wald mit viel dichtem Buschwerk, und er war prächtig gediehen. Komplett niedergestreckt. Einfach weg. Nur ein einzelner Baum hat dem Kahlschlag getrotzt.

Nichts bleibt wie es war.

Donnerstag, 11. März 2010

Sonnig und für die Jahreszeit zu kalt


Das wird schon noch...

...das mit dem Frühling...

...und dem Sonnenbaden.

Mittwoch, 10. März 2010

Flaschen-Post


Ach ja, der Flaschenboy. Sprach ich doch gestern noch von ihm wie von einem alten Bekannten. Oder wie von einem treuen, wenn auch etwas doofen Hund, den ich täglich zur Entleerung nach draußen führe. Heute ging ich zum letzten Mal mit ihm Gassi. Danach wurde er verschrottet.
Es traf mich unvorbereitet, obwohl gerade dieser Flaschenboy, wie schon gesagt, ein ziemlich doofes Ding ist. Aber erstaunlicherweise ist selbst mit doofen Gegenständen ein friedliches Koexistieren möglich, wenn man sich nur lange genug aneinander gewöhnt hat. Kennt man ja von irgendwoher. Jetzt steht er da und hat ausgedient. Der Entsorger selbst wird entsorgt.

Weil nämlich um Punkt halb sieben (es wurde noch rascher hell als gestern) die Handwerker kamen und die halbe Küche umkrempelten. Neue Teilsysteme. Irgendwie effizienter. Den Arbeitsabläufen besser angepasst. Wenn ich das richtig verstanden habe. In der Theorie. Die Praxis konnte ich leider nicht mehr begutachten, denn als ich Feierabend machte, herrschte überall noch Baustelle. Jedenfalls soll im Zuge der Umbauten ein neuartiges Altglas-Entsorgungs-Subsystem implantiert werden. Eines, was auf keinen Fall Flaschenboy heißen wird. Weil das neuartige System einen Flaschenboy überflüssig mache, hieß es. Vielleicht bekomme ich ja eine computergestützte Fernsteuerung, mit der ich alle Leerflaschen zielgenau programmieren und wie kleine Mittelstreckenraketen zum Glascontainer beamen kann. Farblich vorsortiert, versteht sich. Ich bin auf alles gefasst.

Dienstag, 9. März 2010

Dem Frühling auflauern


"Hach, Frühling", seufzte ich verzückt, als gegen neun Uhr die ersten wärmenden Sonnenstrahlen schräg ins Restaurant fielen. Solange die Sonne noch so flach steht wie jetzt, wirkt das Lokal urplötzlich wie lichtdurchflutet. "Hach, Frühling", seufzte ich, blieb im breitesten der Strahlen stehen, schloss die Augen und genoss. "Ach was, wir sind noch mitten im Winter", brummte Frau Übermop, wie immer unerbittlich realitätsnah. Pff, machte ich und ging nach draußen, wo der Flaschenboy samt klirrender Kälte wartete.

Heute war der erste Tag, wo der Weg zum Glascontainer völlig frei war von Schnee- und Eiskrusten. Stattdessen rumpelte der Flaschenboy über endlose Geröllhalden (Rollsplitt) und machte dabei sehr hässliche Geräusche. Egal, die Sonne schien. Sie schien auch direkt auf den großen Glascontainer, zumindest auf zwei Drittel von ihm, nämlich die beiden Einwurföffnungen für weißes und braunes Glas. Rechts daneben die Öffnung für grünes Glas lag in tiefem, eiskaltem Schatten.

Aus Gewohnheit nehme ich immer die grünen Leerflaschen in die rechte Hand, die braunen und weißen in die linke. So geht das Verteilen am schnellsten: links weiß, Mitte braun, rechts grün. Als der Flaschenboy halbleer war, begann ich links zu schwitzen und rechts vor Kälte zu zittern. Die linke Gesichtshälfte glühte, die rechte fühlte sich wie tiefgefroren an. Links war ich Frühling, rechts war ich Winter.

Ja, ich liege dem Frühling auf der Lauer. Frühmorgens erwische ich ihn auf frischer Tat. Die Dämmerung beginnt um halb sieben, und dann wird es in Windeseile hell. Zur Zeit kann man dem rasanten Übergang von der Nacht zum Tag buchstäblich zuschauen; nicht so ein ewiges verhuschtes Halbdunkel wie im Januar und Februar. Jeden Morgen nimmt die Dämmerung noch an Fahrt auf, jeden Morgen wird es schneller heller, jeden Morgen fühlt sich das Gemüt angesteckt vom flotten Tempo des beginnenden Tages.
Das muss, das kann nur der Frühling sein.


Montag, 8. März 2010

Märzsonne


Wenn es bloß nicht so verdammt kalt wäre.

Sonntag, 7. März 2010

Spiderman Style


Ein Staubsauger ist ein Staubsauger. Gut. Ein Milchschäumer ist ein Milchschäumer. Auch gut. Nur, warum sollte man mit einem Milchschäumer lediglich Milch aufschäumen, wenn sich das Maschinchen hervorragend umfunktionieren lässt zum Zwecke der Zubereitung eines unvergleichlich guten Rühreis? Eben.

Ähnlich ließe sich der konventionelle Gebrauch eines Staubsaugers hinterfragen: Wieso wird dieses Powerpaket ausschließlich dazu genutzt, Krümelchen von Teppichen zu entfernen? Wo doch in der saugstarken Haushaltsmaschine ein viel größeres Kräftepotential steckt? Dem Engländer Jem Stansfield ließ die Frage keine Ruhe. An Rühreier dachte er dabei weniger - obwohl einer schon mächtig Eier haben muss, um mit Hilfe zweier haushaltsüblicher Staubsauggeräte eine Wand hochzugehen. Jawohl, eine Wand, und zwar nicht die Rückwand des Hühnerstalles, sondern die mehr als dreißig Meter hohe Außenfassade eines BBC-Gebäudes in London, bestehend aus spiegelglattem Aluminium. Die Idee dabei: Die effiziente Nutzung der starken Saugkraft "could turn a man in a spiderman".

Und dann kraxelt der Typ tatsächlich diese Aluminiumfassade hoch. (Natürlich lagen zwischen Idee und Fassadenkletterei unendlich viele Saugleistungs-Experimente und Materialtests, alles auf Video dokumentiert, via bookofjoe). Also der klettert senkrecht da hoch, was heißt klettert, er saugt sich hoch, step by step, suck by suck, unten stehen 500 Leute und halten die Luft an; ich auch. Einmal - nach etwa zwanzig Meter Anstieg - gleiten seine Staubsauger-Pranken von der Wand ab und er fällt fast runter, was am Boden und vor meinem Rechner beinahe einen kollektiven Herzstillstand herbeiführt, aber er schafft es bis nach oben, und alle sind fix und fertig mit den Nerven und atmen geräuschvoll aus, ich auch.

Kann gut sein, dass ich morgen früh beim Staubsaugen auf dumme Gedanken komme.

Samstag, 6. März 2010