Samstag, 27. März 2010

Ratpack


Ratte ist nicht gleich Ratte, so viel steht fest. Bloß weil ein Tier 'Ratte' genannt wird, muss es noch lange keine sein. Ist ja auch nicht jeder Mensch eine Ratte, der von irgendwem aus irgendwelchen Gründen so genannt wird. Sehn Sie. Im Tierreich verhält es sich genauso. Ein Bisam ist ein Bisam und keine Ratte und steht außerdem in diesem Blog unter Artenschutz.

Jetzt aber zu den richtigen Ratten. Also, bei diesen kleinen (im Einzelfall auch großen fetten) Flitzern, die immer in dunklen U-Bahnschächten die Gleise entlanghuschen, handelt es sich mit Sicherheit um echte Ratten. Wenn dann wieder mal keine U-Bahn kommt, der Fahrgast stieren Blickes an der Bahnsteigkante harrt und der verhuschten Bewegungsvielfalt im Gleisbett gewahr wird, kann es schon mal vorkommen, dass er sich fragt: Wie kommunizieren eigentlich U-Bahnratten untereinander? Wie zum Teufel verständigen die sich?

Erwartungsgemäß haben die erfahrenen New Yorker U-Bahnratten die Nase vorn, wenn es ums Vernetzen geht. Sie sind das altmodische Gepiepse und Gefiepse leid; ist denen viel zu anstrengend und kräftezehrend, weshalb sie sich nach einer stimmschonenden modernen Methode umgeschaut haben. Nun ist es so weit: Seit Sonntag sind die New Yorker U-Bahnratten am Twittern. Jedenfalls die Ratten von der Linie L.


LTrainRat ist ein Twitter Feed, geschrieben aus der Perspektive einer Ratte, die auf dem Gleisbett der Linie L in New York lebt. Nun kennt man ja das Sozialverhalten von Ratten, weiß, dass eine Ratte selten allein bleibt und wundert sich deshalb nicht über die vielen Follower, die der LTrainRat bereits hinterherrennen. Sogar eine Katze namens Leonarda mischt mit (siehe Tweet): Ihr Revier ist die Linie G. Insidern ist die Linie G bekannt durch konsequentes Nichterscheinen bzw. stundenlange Zugverspätungen, will sagen: Bahn frei für Ratten wie Katzen.

Die vernetzten Ratten tauschen Tipps, zum Beispiel unter welchem Gleisabschnitt wieviele Krümel von welcher Keksmarke zu finden sind.
Oder berichten aufgeregt vom Fund einer Softdrinkflasche mit Restinhalt:
  1. blegh only made it to 3rd ave. and now i'm licking crumbs inside a dorito bag. i suck.
  2. too fat to fit inside bottle :( should probably go on a run to 8th ave.
  3. found leftover gatorade on the track what what
Oder kommentieren die Garderobe der am Bahnsteig wartenden Menschen:
either i'm seeing some strange outfits this morning or i'm partially color blind
Oder liefern einen beinharten Augenzeugenbericht von der Hungerfront:
  1. oh god no she just ate them all
  2. omg my friend just had babies!! 8 beautiful young ones :)
Hart, wie gesagt. Echter Rattentwitter halt. Da wird keiner geschont.
Bin gespannt, wann die Bisams das Bloggen anfangen.

2 Kommentare:

  1. Ratten können niedlich sein. Possierlich. Haustiere. Sie können aber auch zur elenden Plage werden. Da gab es vor einiger Zeit einen Bericht aus China. Da wurde gezeigt, dass es in einer Gegend abertausende (oder Millionen) von Ratten gab, die die Leute versucht haben, wahllos um sich schlagend zu töten. Rattenhaufen ähnlich Ameisenhaufen. Wir haben auch Ratten auf dem Grundstück, aber sobald die in mein Haus kommen würden, wäre es mit meiner Freundschaft vorbei. Dabei finde ich die im Prinzip süß.

    ...sagt die Frau Bipp

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  2. Vielleicht ist ja der Zeitpunkt nicht mehr fern, wo die NYC Ratten twittern: "Hey, diese wartenden Fahrgäste können zu einer elenden Plage werden! Heute haben sie versucht, wahllos um sich schlagend, ein paar von uns zu töten. Wenn das einreißt, ist es mit unserer Freundschaft vorbei - dabei finden wir die Fahrgäste im Prinzip süß."
    :)

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