Samstag, 30. April 2011

Hochzeitsnacht



"This is what the cello and bass was built for"
via

Freitag, 29. April 2011

Cowboy


Der Wahnsinn.

Kommt eine Kuh in den Supermarkt. Kein Witz jetzt. Solche Geschichten schreibt nur das Leben, prall wie ein Kuheuter. Kommt also eine Kuh in den Supermarkt, schnappt sich 100 Liter Frischmilch aus dem Kühlregal, schiebt den vollen Einkaufswagen durch die Gänge, trabt wieder raus und verteilt draußen auf dem Parkplatz die Milch an Bedürftige. Die müssen für die Milch nichts bezahlen, denn schließlich hat die Kuh auch nichts bezahlt für die Milch.

Irre, oder?

Noch irrer ist, dass kein Mensch die Kuh in ihrem Tun aufgehalten hat. Ist ja auch das Normalste von der Welt, wenn eine Kuh einen Supermarkt betritt. Und mit dem Inhalt des halben Kühlregals wieder verschwindet. Und das, obwohl der Supermarkt gespickt ist mit Überwachungskameras - es existiert kein Video von dem Kuhhandel. Vielleicht hat die Kuh einfach nur Glück gehabt? Dann war es, ohne Zweifel, eine glückliche Kuh.

Bemerkenswert irre ist ferner, dass es der Kuh gelang, ungescannt die Eingangstür zu passieren. Was schon deshalb bemerkenswert ist, weil an allen Eingangstüren jener Supermarktkette aufmerksame Wachleute postiert sind (sogenannte "greeter", auf deutsch "Grüßauguste"), deren Job es ist, die Kunden zu begrüßen, zu verabschieden und aufzupassen, dass sie mit nichts Geklautem den Laden verlassen.

Aber jetzt kommt das Allerirrste. Die Kuh nämlich - obwohl sie auf allen Vieren den Supermarkt betreten hatte, wie es sich für eine Kuh gehört - also, die Kuh war gar keine Kuh, sondern ein junger Mann, der sich als Kuh verkleidet hatte. Ohne Witz. Kommt also einer, als Kuh verkleidet, in den Supermarkt, schnappt sich 100 Liter Milch, trabt damit wieder raus und macht alle Leute glücklich.

Der Wahnsinn.

Der örtliche Sheriff warnt eindringlich vor Nachahmung. Das Ganze, sagt er, sei kein Witz (sage ich auch), sondern ein Verbrechen (sage ich nicht). Weil, der Kuh haben sie ja auch nichts gezahlt dafür, dass sie sich melken lassen hat.

Donnerstag, 28. April 2011

McJobs


Am 19. April diesen Jahres ereignete sich in Amerika das lange herbeigesehnte, vielfach herbeigeredete und niemals eingetretene sogenannte Jobwunder: Es war der Tag des nationalen Einstellungsbooms ("National Hiring Day"), an dem die Firma McDonalds angekündigt hatte, 50.000 neue Jobs zu schaffen.

Nachdem bereits in den Monaten zuvor von offizieller Seite das Ende der Wirtschaftskrise lauthals verkündet worden, jedoch die breite Bevölkerung vom Wahrheitsgehalt dieser steilen These nur schwer zu überzeugen war, kam der schöne Begriff "jobless recovery" in Mode: Aufschwung, ja klar, halt nur ohne Arbeitsplätze. Kam aber, sowohl als Begriff wie als Lebenswirklichkeit, auch nicht besonders gut an.

Es musste also dringend etwas passieren. Etwas, was den Aufschwung glaubhaft rüberbringt; am besten etwas, was die Leute dazu bewegt, sich aufzuschwingen zu einem vielversprechenden Bewerbungsgespräch. So kam es zu dem erwähnten National Hiring Day von McDonalds, der seitens der offiziellen Presse und der Ökonomen, darunter vielen Apologeten des Aufschwungs, gebührend gefeiert, ja, fast in den Rang eines Nationalfeiertages erhoben wurde.

Wenn alle feiern, dachte sich der Karikaturist Mike Fluggennock, dann feiere ich halt auch mit, und nahm den allgemeinen Freudentaumel über den endlich boomenden Arbeitsmarkt zum Anlass, dem altehrwürdigen amerikanischen Wappentier ein zeitgemäßes Design zu verpassen:

Mike Fluggennuck, Great Seal v2.0

"...the recent McDonald's 'Hiring Day' resulted in the hiring of 50.000 new burger-flippers, news that was of course deliriously cheered by the Beltway Insider crowd as part of its collective pants-pissing over the creation of 230.000 new jobs last month - nearly half of which were on the order of Wal-Mart greeters, Home Depot cashiers, the aforementioned burger- flippers, and other assorted shit-wage jobs. So, I decided it was time to redesign the Great Seal Of The United States to reflect current American reality."
(Zum Vergleich hier das Original)

Mittwoch, 27. April 2011

Fürst Pückler fröstelt


Man denkt ja immer, schlimmer kann es nicht kommen, aber es kann. Auf der nach oben offenen Dämlichkeitsskala im Bereich Designerfood geht noch was.

Lebensmittel mit angeblich gesundheitsförderndem Zusatznutzen, künstlich angereichert mit Stoffen, nach denen keiner gefragt hat, sind seit einiger Zeit schwer in Mode. Jetzt rücken sie einer der letzten Bastionen lustvoller Verfressenheit auf den Leib: dem Eis.

Bekanntlich gehört Eisessen zu den fegefeuerpflichtigen Sünden. Das macht es für die Functional Food Designer zu einem gefundenen Fressen. Nach einigen fehlgeschlagenen Versuchen, den Leuten fett- und/oder zuckerreduziertes Eis anzudrehen, holt die Industrie jetzt zur Großoffensive aus; sie droht mit der demnächst zur Marktreife gelangenden Erfindung der "multifunktionalen Eiskrem".

Die soll unglaublich gesund sein, obwohl sie nach wie vor dick macht und wie eh und je die Zähne ruiniert, aber egal, das Zeug wird der Abräumer der Saison werden. Sagen die, die auf die Wissenschaftsgläubigkeit des eisessenden Sünders spekulieren, der sich durch ein paar aufregend klingende Fachausdrücke gleich als Mitwisser von Laborgeheimnissen fühlt und aus lauter Begeisterung darüber konsumiert, was er soll. Da lacht das Labor.

Die Tatwerkzeuge, um der innovativen Chemiepampe einen gesunden Spin zu geben, heißen Ballaststoffe (im Eis, natürlich, da gehören Ballaststoffe hin), Antioxidantien, Inulin, probiotische und prebiotische Bakterien sowie vermutlich in naher Zukunft auch noch antibiotische Wirkstoffe, damit der geschundene Organismus den ganzen Chemiecocktail übersteht und ihn sich stets aufs neue zuführen kann. Fast könnte man sagen, eine nahrungsergänzende Eiskrem zur Stärkung der Immunabwehr.

Allerdings muss an ein paar eher gesundheitsunverträglichen Details noch gefeilt werden. Denn probiotisch - wer wüsste das inzwischen nicht - heißt verdauungsfördernd; Ballaststoffe - wir sind ja nicht doof - laufen in etwa auf dasselbe hinaus; so weit, so darmflorafreundlich - man wird ja beim gesunden Eisessen wohl ein paar Blähungen in Kauf nehmen können. Nur, jetzt kommt dieses verflixte Inulin noch dazu, eine Substanz, die einem milden Abführmittel gleichkommt. Der gesunde Zusatznutzen der multifunktionalen Eiskrem läge also darin, dass sie quasi dreifach verdauungsunterstützend wirkt, und das wäre, entspannt in der Fußgängerzone schlendernd, vielleicht nicht jedermanns Sache. Sonst könnten die Leute ja gleich an den öffentlichen Toilettenhäuschen Schlange stehen und dabei gefrorene Buttermilch am Stiel schlecken.

Aber wie gesagt, an der Feinabstimmung der Ingredienzien wird mit Hochdruck gearbeitet, damit es für den Eiskonsumenten nicht allzu druckvoll wird. Auch heißt es, die probiotischen Fremdkörper hätten einen befremdlich sauren Beigeschmack, den es noch mithilfe von Gottweißwas zu neutralisieren gälte, und tendierten obendrein dazu, dem Eis eine krümelig-klumpige Konsistenz zu verleihen, wogegen aber bestimmt ebenfalls irgendein funktionales Kraut gewachsen sein wird.

Letztendlich wird der Konsument der gedopten Kunsteiskrem also nicht so ganz genau wissen, was er da eigentlich in der Waffel hat. Aber die Eisdesigner, so viel steht fest, haben brachial einen an der Waffel.

Montag, 25. April 2011

Aus zweiter Hand


Die Vergutscheinisierung des prekären Lebens macht gewaltige Fortschritte. Amerika hat dabei wieder mal die Nase vorn: Während hierzulande noch über Bildungsgutscheine für Arme debattiert wird, ist man drüben einen Schritt weiter (via angryblacklady).

Ein republikanischer Abgeordneter des Staates Michigan namens Bruce Caswell zeigte viel Fingerspitzengefühl und obendrein Sinn fürs Visionäre, indem er einen Haushaltsentwurf vorlegte, nach dem Pflegekinder künftig nur noch in Second-Hand-Klamottenläden (zum Beispiel jenen der sogenannten Heilsarmee) eingekleidet werden sollen.

Um zu verhindern, dass staatliche Bekleidungszuschüsse in teuren Modegeschäften (wie zum Beispiel Walmart oder H&M) verprasst werden, ist die Ausgabe von Bekleidungsgutscheinen geplant, die ausschließlich in Second-Hand-Läden einzulösen sind - endlich der angemessene Lifestyle für solche Kinder, die oft als zweitklassig betrachtet werden.

Sage niemand, die Sparmaßnahme des konservativen Politikers habe keinen erzieherischen Wert: Sollte der lokale Second-Hand-Laden gerade keine abgelaufenen Kinderschuhe in passender Größe im Sortiment führen - bitte, Thrift-Stores sind schließlich keine Luxuskaufhäuser -, geht das Kind eben barfuß zur Schule. Jawohl, geht, denn Busfahren verweichlicht und ist außerdem viel zu teuer.

Überhaupt, Stichwort abgelaufen. Visionär an dem Plan des republikanischen Sparbrötchens ist ja, dass das Secondhand-Prinzip beliebig ausgeweitet und auf andere Bereiche des täglichen Grundbedarfs angewendet werden kann. Zum Beispiel abgelaufenes Essen, warum ist da bisher noch keiner draufgekommen! Alle zwei Tage ein Gutschein für drei Tage altes Brot, das macht das Kind satt und hält seine Zähne gesund. Na gut, vielleicht noch einen Gutschein für zwei zerbeulte Konservendosen, wir wollen nicht kleinlich sein. Fleisch dagegen kommt höchstens einmal die Woche auf den Tisch, da tun es ein paar Lebensmittelmarken für anderweitig nicht mehr absetzbares Gammelfleisch.

Unbestätigten Gerüchten zufolge wird der Abgeordnete in Bälde einen neuen, diesmal bahnbrechenden Coup aus dem Ärmel ziehen: Um das kostensparende Secondhand-Versorgungsmodell zu optimieren, soll es künftig armen Familien erlaubt sein, sich ausschließlich dem - eigentlich illegalen - Dumpster Diving ("Containern") hinzugeben; selbstverständlich unter strenger staatlicher Kontrolle. Und nur gegen Vorlage eines Berechtigungsgutscheins.

Sonntag, 24. April 2011

Lammfromm


Als ich heute früh, noch österlich schwer verschnarcht - o Haupt voll Trunk und Heiterkeit -, durch die Wohnung taperte, mit einem Ohr Radio hörte und mit der anderen Hand nach der Zahnbürste suchte, verhalf mir der Deutschlandfunk zu einem veritablen Erweckungserlebnis.

Ich vernahm irgend etwas - mit, wie gesagt, nur einem Ohr - über "Kirchenlieder und Gesangbücher als Messgeräte unserer metaphysischen Lage". Während ich schlaftrunken überlegte, ob es sich dafür lohnt, das Zähneputzen aufzuschieben (elektrische Zahnbürste, macht Höllenlärm, übertönt Radio), kam der Rundfunkmoderator auch schon zur Sache: Es ging um den, nun ja, metamorphotischen Wandel von kirchlichen Liedzeilen im Wandel der Zeit und des, so ungefähr, Zeitgeistes.

Die Rede war von dem "sakralen Hit" (O-Ton) "Ich will dich lieben, meine Stärke", welcher wiederum die Liedzeile enthält "Ich will dich lieben, Gottes Lamm, als meinen Bräutigam". Letzteres, so der Moderator, sei den deutschen Christen anno 1941 höchst suspekt erschienen, weshalb sie es vorzogen zu reimen "Ich will dich lieben, wahre Ruh' und ew'ge Schönheit du". Reim' dich oder putz' dir die Zähne.

Doch auch das aktuell gültige Einheitsgesangbuch der katholischen Kirche, so der Moderator weiter, habe die Sache mit dem Bräutigam irgendwie despektierlich gefunden und darum lieber den Rumpelreim eingesetzt "Ich will dich lieben, Gottes Lamm, das starb am Kreuzesstamm". Ehrlich, da rumpelt meine Zahnbürste rhythmischer.

Weil aber Ostern das Fest des wiederauferstandenen frühmorgendlichen Humors ist, beließ es der Radiosprecher nicht bei diesen launigen Zitaten, sondern setzte aufgeweckt noch einen drauf: "Weil indessen über Sex mit Schafen schon Woody Allen alles gesagt hat, sagen wir: Frohe Ostern!"

Da endlich ließ ich, erneut österlich angeheitert, meine Zahnbürste rumpeln.


Update: Inzwischen bin ich mindestens so aufgeweckt wie der Moderator und daher imstande, das mit einem Ohr Gehörte zu dokumentieren: Es handelte sich um die Kulturpresseschau, nachzuhören hier.

Samstag, 23. April 2011

Suchrätsel


Wo zum Teufel hat er bloß das Osterei versteckt?
(Auflösung unten)


Vergiss es.

Freitag, 22. April 2011

Street Art


Work is over, Los Angeles

Yay Capitalism, Tel Aviv

U&R, Athen

Über street art wird ja viel gestritten. Zum Beispiel, ob street art Kunst oder Sachbeschädigung ist. Oder ob street art auf die Straße gehört oder ins Museum.

Mir persönlich ist die Straße als Ausstellungsort lieber, schon wegen der niedrigeren Eintrittspreise. Andere finden es toll, wenn street art im Museum groß rauskommt, weil sie dadurch zur ernstzunehmenden Kunst aufgewertet wird. Ich finde allerdings, sie wird dadurch eher abgewertet, denn wenn die Kunst erst mal weg ist von der Straße, ist sie auch keine Straßenkunst mehr. Sondern Museumskunst.

Rein theoretisch gilt umgekehrt natürlich dasselbe: Mal angenommen, die im Museum ausgestellt Kunst ginge auf die Straße, wäre sie keine Museumskunst mehr, sondern Straßenkunst. Wobei man sich dann darüber streiten könnte, ob das eine Auf- oder eine Abwertung von Museumskunst wäre.

Nur, rein praktisch kommt das ja nie vor. Oder praktisch nie. Außer manchmal.

The Deitch Project*, Los Angeles

Und das ist dann - unbestreitbar - street art.


*The Deitch Project ist eine Anspielung auf "Deitch Projects", eine ehemalige Galerie für moderne und zeitgenössische Kunst in Soho, New York City, des Kunsthändlers Jeffrey Deitch. Inzwischen ist Deitch der Direktor des Museum of Contemporary Art (MoCA) in Los Angeles. Dort läuft seit dem 17. April 2011 die Ausstellung "Street Art Show".

Donnerstag, 21. April 2011

Wer tanzt, sündigt nicht


Schnell noch ein paar Takte Musik,
bevor das karfreitägliche Tanzverbot
seine Krallen ausfährt:
It ain't necessarily so
It ain't necessarily so
The things that you're liable
To read in the Bible
It ain't necessarily so.

It ain't necessarily so
It ain't necessarily so
They tell all your children
The devil he's a villain
It ain't necessarily so.
(Nur weil sie euren Kindern erzählen,
dass der Teufel ein Tänzer ist,
muss das noch lange nicht stimmen.)


"Oh Mensch, lerne tanzen,
sonst wissen die Engel im Himmel
mit dir nichts anzufangen."


Mittwoch, 20. April 2011

Auf der Straße sitzen


Es ist Frühling, die Sonne lacht, da sitzt der Mensch gern im Freien. Die Frage ist: Wo setzt er sich drauf? Auf seinen Hintern natürlich, schon klar, nur: Wo setzt er seinen Hintern drauf? Gar nicht so einfach zu beantworten.


Denn zum Sitzen braucht der Mensch einen Sitz, gern auch eine Bank. In der unwirtlich gestalteten Großstadt sind jedoch Bänke und andere Sitzgelegenheiten zur Mangelware geworden; zumindest solche, die dem non-kommerziellen Sitzen dienen. Ausruhen? Innehalten? Nichtstun? In die Sonne blinzeln? Einfach mal ein paar entspannte Löcher in die Luft gucken? Wo kommen wir da hin? Großstädte sind nun mal keine Kurorte.


Sitzen im öffentlichen Raum - sofern es seine Existenzberechtigung nicht aus straßengastronomischem Verzehrszwang ableitet - gilt Stadtplanern offenbar als Problemfall, dem am effektivsten zu begegnen ist, indem altmodische Sitzbänke flächendeckend entfernt und neumodische so konzipiert werden, dass einem schon beim Hinschauen die Lust vergeht, sich länger als fünf Minuten darauf niederzulassen. Hauptsache unbequem; wem das nicht passt, kann sein Eis im Stehen schlecken, weitergehen oder gleich ganz wegbleiben.


Als erklärter Freund der zwanglosen Draußensitzkultur werde ich daher hellhörig, wenn das Stichwort von der "Rückeroberung des öffentlichen Raumes" fällt:

"Space is a rare commodity in cities, and so called 'Public Space' have been increasingly privatized, 'No Trespassing'. Public seating or rest areas are only created where consumption is offered."

Klingt vielversprechend. Weiter:

"undpartner is tired of this. Tired and in the mood to sit down, right here, right now. undpartner is ready to re-conquer public space: City residents are being given the opportunity to re-conquer room for communication and create a spot for everyday living..."

Klingt ja fast gegenkulturell, um nicht zu sagen subkulturell, ach was, subversiv! Klingt beinahe nach einem Aufruf zu widerständigem Handeln, zu urban-zivilem Ungehorsam, nach einem gut organisierten, wild picknickenden Innenstadt-Flashmob. Zu schön um wahr zu sein - an einem lauen Frühlingsabend findet quer durch die City ein fröhliches kollektives Open-Air-Grillen statt! Das olle Campingsitzkissen in den Rucksack und los geht's!


Halt, erst fertiglesen:

"...with 'wear-it-yourself' furniture."

Wie, Möbelstücke zum Selbertragen? Ich dachte eigentlich eher an so etwas Improvisiertes, was nichts kostet. Aber hier geht es um Design, und das kostet, auch wenn das Design den Charme des Improvisierten verströmen soll.



Und ein massives Metallgestell um den Hals zu schleppen finde ich auch nicht besonders gegenkulturell, wenn ich an einem heißen Sommertag die Stadt erobern gehe.

War jetzt nicht exakt das, was ich unter nicht-kommerziellem Sitzen verstehe.



Dann schon eher das.


Dienstag, 19. April 2011

Tiefcoolspinat


Manchmal rührt mich die freie (Super)Marktwirtschaft zu Tränen.

Erst konditioniert sie mich in mühevoller Überzeugungsarbeit zu der Einbildung, dass in Großpackungen ein günstigeres Preisleistungsverhältnis steckt als in Kleinpackungen.

Und dann mutet sie mir das zu:


Tiefgefrorener Blattspinat, links 500 Gramm, rechts 800 Gramm. Derselbe Hersteller, dieselbe Produktqualität, dasselbe Packungsdesign. Die Preise, siehe Abbildung, sprechen für sich.


Zunächst dachte ich: nanu?, dann fing ich an zu rechnen, dann ließ ich das Rechnen bleiben, denn kundenfreundlicherweise stehen die kg-Preise unter dem jeweiligen Packungspreis - zum schnelleren Vergleich. Sagenhaft! In der kleinen Packung kostet das Kilo Blattspinat 2,22 Euro, in der großen Packung 3,42 Euro.

Was denkt die kostenbewusste Kundin und Blattspinatliebhaberin? Zugriff! Aber schnell! Wie an der klaffenden Regallücke links zu sehen ist, hatten dasselbe schon einige Kunden vor mir gedacht. Also nix wie reingekrochen in den tiefen kühlen Schlund des Tiefkühlschrankes und den Rest an fünf 500-Gramm-Packungen Blattspinat hervorgezerrt.

Mit klammen Fingern an der Kasse gestanden und gedacht: An Tagen wie heute finde ich die freie Supermarktwirtschaft echt cool.

Montag, 18. April 2011

Vertrauensfrage


gefunden bei Copyranter


gefunden vor meiner Haustür


gefunden bei The Designer Couch

Sonntag, 17. April 2011

Davongetrollt


'They told me to "go to school" to "make something of myself"
that finance would "afford me a great lifestyle"
but sitting in the waiting room before my grad school interview
I saw the gnome I would become.
I rubbed my clamy hands dry on my knees
and walked out of that room into a future
filled with uncertainty and hardship
and if I am lucky: beauty.'

Es gibt in New York so eine Art Troll. Er selbst nennt sich "a gnome" und sagt von sich, er sei über 1,80 Meter groß, was ich für einen Gnom - also einen Zwerg - ziemlich riesig finde; deshalb stelle ich ihn mir eher wie so einen Troll vor. Außerdem ist er 108 Jahre alt. Sagt er. Auch untypisch für einen Gnom. Wobei es dem New Yorker Gnom ziemlich wurscht sein dürfte, ob ich ihn für einen Gnom oder einen Troll halte.

Jedenfalls trollt er durch New York und durchs Leben und weiß nicht so recht wohin mit sich. Dass er dies nicht so recht weiß, scheint er sehr genau zu wissen; er bloggt nämlich darüber, in Wort und Bild, seit August 2010.

Irgendwie kann ich den New Yorker Troll richtig gut leiden, obwohl ich nicht so recht weiß warum. Dass ich ihn gut leiden kann, merke ich auch daran, dass er seit Februar 2011 nichts mehr von sich erzählt hat und ich mir Gedanken mache, was er wohl treibt.

In seinem letzten Eintrag hatte er sich in den Schnee gelegt mit ausgebreiteten Armen und Beinen, wie ein Schnee-Engel - "... but I am no angel. I only know how hard it is when no one believes in you."


*(zum Vergrößern Bild anklicken)

Samstag, 16. April 2011

Plattenverschiebung


Heute ist Weltplattenladentag. Was für'n Ding? Tag des Plattenladens. Plattenladen? Das ist ein Laden, in dem es Platten gibt. Was denn für Platten? Na, Schallplatten. Ach so, das war mal so ein Laden, in dem es Schallplatten gab. Und ist heute immer noch so ein Laden, in dem es Schallplatten gibt. Auch wenn, bedauerlicherweise, erst vor kurzem wieder einer dichtgemacht hat:


Trotzdem: Vinyl lebt. Forever.
"A proper record shop ... (is) a place that reminds us that music is more than dumb file sharing and the mangement of dead data by faceless sociopathic corporations, but a storehouse of dreams, both possible and impossible."
(Max Richter, u.a. "Waltz with Bashir", via)


Aus Liebe


Album Cover Por Amor by Sage Lewis

Früher Morgenspaziergang auf einer heruntergekommenen Wohnstraße in Havana, Kuba. Ein paar Kinder spielen auf dem Bürgersteig. Ein paar Erwachsene schleppen einen Kühlschrank aus einem Haus. Ein paar Leute schauen zum Fenster hinaus. Ein paar Vögel fliegen herum. Ein paar Musiker spielen Changüi. Eine Stadt wacht auf.

Por Amor ist der Soundtrack zu der kubanisch-amerikanischen Gemeinschaftsproduktion The Closest Farthest Away.



Freitag, 15. April 2011

Guggst du Eier oder was


Wer jetzt denkt, hier sei ein exterrestrischer, des Deutschen ebensowenig wie des Englischen mächtiger Ostereiersucher unterwegs, denkt falsch.


Rischdisch is', dass hier der Angestellte einer Stadtreinigung aus dem Hessischen auf Streife geht. Selbstauskunft: "Isch gugg in alle Egge, ob's uff de Gass auch rischdisch sauber is." Also Frühjahrsputz? "Naa, des nennt sisch Kwalidädssischerung."

Mittwoch, 13. April 2011

Geistesgegenwart


Ein Office Ghost, wer wüsste das nicht, ist ein Bürogeist. Oder besser gesagt, ein Bürogespenst - weil, bei Bürogeist denkt man vielleicht eher an den Geist, der in einem Büro herrscht oder auch nicht; je nachdem, wie geistlos es in einem Büro zugeht.

Also, ein Office Ghost. Das ist bekanntlich ein (meist höherer) Angestellter, der in einem Unternehmen sein Wesen treibt, obwohl er eigentlich längst unwesentlich geworden ist, sich jedoch hartnäckig einbildet, ohne ihn würde der Laden nicht laufen.

Dagegen war mir der Begriff Ghost Office bis heute neu. Unter einem Ghost Office hat man sich nicht etwa ein Büro vorzustellen, das von lauter Office Ghosts bevölkert und deshalb zu einem spukigen Ort wird. Vielmehr ist ein Ghost Office deshalb gespenstisch, weil dort gar keiner mehr anwesend ist, sei es um zu arbeiten oder um zu spuken. Oder höchstens nur noch ein paar versprengte Büroarbeiter, die von den großen Entlassungswellen übrig geblieben sind und sich nun in den leergefegten Großraumbüros gruseln. Letztere sind sogenannte Ghost Offices, und von denen gibt es immer mehr und wird es künftig noch mehr geben.

Denn Angestellte zu entlassen, ist das eine; ein relativ leicht zu lösendes Problem, verglichen mit dem Folgeproblem: wohin mit den ganzen verwaisten Schreibtischen und Bürokapazitäten? Die kann man ja nicht einfach mal so rauswerfen. Die hängen dem Unternehmen weiterhin wie ein Klotz am Bein und kosten einen Haufen Geld.

Rent-A-Desk heißt die Zauberformel, von der mittlerweile eine prosperierende Branche gut lebt. In mit Ghost Offices neuerdings überreichlich gesegneten Großstädten vermakeln sogenannte Schreibtischvermittler die leerstehenden Kapazitäten gewinnbringend an Bedürftige, "to serve the international working nomad". Und weil neue Vermarktungsbranchen noch nie um geschmeidige Neusprechblasen verlegen waren, nennen sie die gespenstische Makelei "a new trend in mobile working". Das klingt fesch, das klingt trendig.

Nicht auszuschließen ist, dass sich unter den nomadisierenden Nachfragern nach Ghost Office Space auch jene befinden, die früher einmal als regulär Beschäftigte beim selben Unternehmen den Schreibtisch drückten. Weil, die müssen ja auch irgendwo bleiben. Und könnten jetzt, wo sie vom Unternehmen nicht mehr gebraucht werden, sich wenigstens als zahlende Untermieter nützlich machen. Und dafür sorgen, dass die Atmosphäre in den Ghost Offices entgruselt wird. Auch dafür gibt es ein schönes Wort: Unternehmensgeist.

Montag, 11. April 2011

Be Bop A Lu La, Buddha and Moses


Ein neues Album von Paul Simon, und ich bin rettungslos verloren. So was Schönes. Wunderschönes. Wie ich diesen Menschen mag - seine Gitarre, sein Spiel mit afrikanischer und karibischer Musik, seine hohe, leichte, vibrierende Stimme, seine abgehangenen, hintersinnigen Texte, mit denen er wie zufällig um die Ecke biegt..."So Beautiful or So What" heißt das Album.


In dem Stück "The Afterlife" besingt er das Leben nach dem Tod, wie er es sich vorstellt, und man denkt schon, jetzt wird es irgendwie spirituell. Aber er stellt es sich eher prosaisch vor,
After I died, and the make up had dried, I went back to my place,
und dort wartet er darauf, dass der liebe Gott jetzt irgend etwas mit ihm macht, ihn zu höheren Weihen führt zum Beispiel; stattdessen wird er von einer zuckersüßen Stimme ermahnt, dass auch im Jenseits alles seine Ordnung habe:
You got to fill out a form first, and then you wait in a line.
You got to fill out a form first, and then you wait in a line.
Okay, denkt er, schau ich mich halt so lang ein wenig um, erspäht ein interessantes Mädchen und versucht es mit ein bisschen Smalltalk:
"...by the way how long you been dead?"
Doch leider haben die Götter vor der jenseitigen Kontaktanbahnung das Formular und die Warteschlange gesetzt, und da muss jeder Frischverschiedene durch, wirklich jeder:
Buddha and Moses and all the noses from narrow to flat,
had to stand in the line, just to glimpse the divine,
what you think about that?
Okay, denkt Paul Simon, unser Schicksal scheint nun mal das Leiden und das Warten zu sein, hüben wie drüben, was soll man machen? Sich fügen und erst mal ein Liedchen trällern:
Lord is Be Bop A Lu La, Ooh Poppa Do
Lord, Be Bop A Lu La, Ooh Poppa Do
Be Bop A Lu La...
Einfach wunderschön.


Paul Simon: The Making of "So Beautiful or So What"

Sonntag, 10. April 2011

Schaulustig


Sonntagnachmittag. Ich gucke zum Fenster raus, was auf der Straße so los ist. Nichts Besonderes. Ist ja Sonntagnachmittag.

Mein Blick wandert zum gegenüberliegenden Haus. Vier Stockwerke, Balkone zur Straße. Auf dem obersten Balkon steht eine rundliche ältere Frau mit grauem Kopftuch. Nichts Besonderes. Ohren, Schläfen und Hals sind vom Kopftuch bedeckt. Auch nichts Besonderes.

Die Frau lehnt sich an das Balkongeländer, blinzelt behaglich der Sonne entgegen und raucht eine Zigarette. Nichts Besonderes, sage ich mir, finde jedoch gleichzeitig, dass das schon ein besonderer Anblick ist, irgendwie, weshalb ich mich in den Anblick vertiefe und es zumindest bemerkenswert finde, dass die rundliche ältere Frau mit Kopftuch nicht etwa pafft, sondern genüsslich inhaliert und den ausgestoßenen Rauchwölkchen mit einem Ausdruck tiefen Wohlbehagens hinterherschaut.

Nach einer Weile bewegen sich die knallbunten Strippen der offenen Balkontür, ein rundlicher älterer Mann mit Schnauzbart tritt auf den Balkon und stellt sich neben die Frau ans Geländer. Beide blinzeln behaglich in die Sonne und schweigen. Dann dreht der Mann den Kopf zur Frau und schaut sie an, die Frau dreht den Kopftuchkopf zum Mann und schaut ihn an. Wortlos überreicht sie ihm die brennende Zigarette.

Während der Mann genüsslich inhaliert, schauen beide versonnen den Rauchwölkchen hinterher. Kurz darauf überreicht er der Frau wortlos die brennende Zigarette.

Gaffenderweise denke ich: Das ist jetzt aber wirklich etwas Besonderes!, und frage mich, ob meine Vorstellungswelt bezüglich älterer Menschen - ob mit oder ohne Kopftuch oder Schnauzbart - vielleicht etwas zu stereotyp ist? Schließlich pflege ich auch eine gewisse Abneigung gegen das Stereotyp des spießigen Fenstergaffers und betätige mich gerade selbst hingebungsvoll als solcher.

Wie ich so gaffe und vor mich hin denke, sagt der Mann etwas zu der Frau. Es muss etwas Lustiges gewesen sein, denn beide fangen an zu lachen, so sehr, dass sie sich am Balkongeländer festhalten müssen. Sie können gar nicht mehr aufhören zu lachen. Die Frau krümmt sich vor Vergnügen, der Mann haut ausgelassen aufs Geländer. Die Zigarette wandert weiterhin vom einen zum andern.

Ich gucke und gaffe und habe keine Ahnung, worüber die beiden lachen, habe auch weder eine Zigarette noch sonst etwas geraucht, muss aber bei dem Anblick so lachen, dass mein Bauch anfängt wehzutun. Zur Erleichterung stütze ich meinen Kopf in beide Hände und gluckse unkontrolliert übers Fensterbrett.

Grinsend und mit ausgestrecktem Finger zeigt der schnauzbärtige Mann auf die glucksende Frau aus dem gegenüberliegenden Fenster; die Frau mit dem Kopftuch schaut dem Finger nach und beginnt erneut zu kichern. Der Mann sagt etwas, sie kichert noch mehr. Die glucksende Frau gluckst noch mehr. Der Mann haut aufs Geländer. Der Sonntagnachmittag ist gerettet.

Obwohl eigentlich gar nichts Besonderes war.

Samstag, 9. April 2011

Freitag, 8. April 2011

Geschichten aus dem Wiener Wald


Wien macht mobil.

Musst du arbeiten?
Willst du arbeiten?
Hast du bezahlte Arbeit?
Darfst du arbeiten?
Darfst du hier leben?
Wovon lebst du?
Hast du freie Zeit?
Was machst du, wenn du krank bist?
Was machst du im Alter?
Was wünschst du dir?
Was setzt du deiner Prekarisierung entgegen?
Wie organisierst du dich?
Fragen über Fragen.

Wer sich angesprochen fühlt, wer solche Fragen sich selbst und anderen stellt, Antworten sucht und oft keine findet, mitunter die falschen Leute fragt und sich dann merkwürdig unfroh fühlt, obwohl er genau weiß, dass er eigentlich ein lebensfroher Mensch ist, der sollte es vielleicht einmal versuchen mit der

"Parade der Prekären":
Wir pfeifen auf die Karotte vor der Nase, die das schöne Leben versprechen soll. Wir sagen der Entsicherung der Lebens- und Arbeitsverhältnisse den Kampf an.
Entsicherung. Was für ein irres Wort. Kannte ich bislang nur im Zusammenhang mit Pistolen und Handgranaten. Kommt aber aus dem Land, das auch so etwas wie die Erste Allgemeine Verunsicherung hervorgebracht hat. Passt scho.

(PS: Es soll ja unter den Prekären welche geben, die für alles einen Segen von oben brauchen. Denen kann neuerdings geholfen werden.)

Donnerstag, 7. April 2011

Ladies, die (vorläufig) letzte




Die von heute hat das letzte Wort:


Immer noch Ladies



Die Ladies werden immer jünger.
Und dreister.
Ein waschechtes Flintenweib.

Dienstag, 5. April 2011

Schon wieder Ladies


Okay.

Gestern abend waren es die alten Damen.

Heute früh sind es die jungen Damen, die ich bewundere:


Die 16-jährige schottische Fußball-Freestylerin Indi Cowie macht ihre Trickkiste auf.

Zum Verlieben.

Indi Cowies Ballvirtuosität wird international hochgelobt. "Indi spielt besser mit dem Ball als jedes andere Mädchen auf der Welt", heißt es überall stereotyp. Das ist sicher korrekt und nicht zu beanstanden. Hinzuzufügen und neidlos anzuerkennen wäre höchstens, dass Indi besser mit dem Ball spielt als, sagen wir mal, geschätzte 99,87 Prozent aller Jungs auf der Welt.

Na ja. Wollen wir den Ball mal flach halten.

Montag, 4. April 2011

Ladies




Ein paar groovige, sehr vitale alte Damen drehen ihr eigenes Ding und zeigen, was Mode ist: das, was jede einzelne darunter versteht; das, was jede einzelne daraus macht; das, worauf jede einzelne gerade Lust hat. Ob das nun - je nach Tageslaune - traktorradgroße Brillengestelle oder orangefarbene Wimpern sind, oder Marily-Monroe-bedruckte Ärmel im Warhol-Look.

Sie tun es einfach. Gutgelaunt. Unangestrengt. Souverän. Die Filmemacherin nennt es "Advanced Style". Sie nennen es "Anti-fashion fashion".
"If somebody doesn't like what I'm wearing - I don't give a shit!"
Zum Verlieben.

Sonntag, 3. April 2011

Jail House Rock



"Jail Guitar Doors" war 1978 ein Song der Gruppe The Clash. Er erzählt die Geschichte des zweijährigen Gefängnisaufenthaltes ihres Gitarristen Wayne Kramer.

"Jail Guitar Doors" ist ein Projekt von Wayne Kramer und dem britischen Gitarristen Billy Bragg. Jail Guitar Doors bedeutet: Musikinstrumente, hauptsächlich Gitarren in die Gefängnisse zu schaffen, um den Häftlingen das Musikmachen zu ermöglichen. Nicht als Beschäftigungstherapie, sondern:
"... knowing from my own experience how playing guitar and writing songs can help to process problems in a non-confrontational way ... Prison has to be about much more than just locking people up. We want people to be able to move on from their situation and reconnect with the outside world, and my hunch was that playing an instrument - particularly a guitar - could help that." (Billy Bragg)
- um also nach zwei, zehn oder zwanzig Jahren das Gefängnis als Mensch zu verlassen und nicht als abgestumpfter, gewaltbereiter Schlägertyp. Gefällt mir. Weil, wen würde ich gern als Nachbarn haben, wenn er frisch aus dem Knast kommt - jemanden, der 20 Jahre lang wie Müll behandelt wurde, oder jemanden, der als ein anderer Mensch rauskommt als er reingegangen ist?


Musik hat die Kraft, zu verändern. Zwar nicht die Welt, so doch die Wahrnehmung der Welt.
"Part of it is the awareness that it is just a thought in my mind. Do I power it up? Do I go with the next thought and build it up? That thought is like an invading army. They're coming in by plane and bringing in their troups and their reinforcements and their artillery. If you attack them right away before they get set up, you can beat them",
beschreibt Wayne Kramer die destruktiven Gedankengänge eines Eingesperrten und bringt die Gitarre ins Spiel:
"When you get tangled up, you can sit with the guitar and say something. If you can get those feelings out in the music, in the song, you put them out in the world there - it helps you connect. It does not only unlock the door to yourself but unlocks the door to the rest of your life.
The message of recovery is that I can change."
Kann ich ohne Einschränkung unterschreiben, auch als Nichteingesperrte. Wobei ja keiner so genau weiß, in welcher Art Gefängnis er grade so sitzt.


Der letzte Tango in Frankfurt


Geklaute Überschrift, ich geb's zu.

Flasht (sorry, saublödes Wort) aber und hat den Vorteil, dass ich ohne Umschweife zur Sache kommen kann:

Tango

In Frankfurt.

An der Deutschen Börse.

Ist das jetzt ein Flashmob?

Noch nicht.

Könnte vielleicht einer werden.

Sieht fast so aus.

Doch.

Das wurde einer.

Und was für einer.

Es war zauberhaft.

Freitag, 1. April 2011

Was soll das denn jetzt



Paradox ist, wenn's hinten und vorne nicht überein stimmt und trotzdem Sinn zu machen scheint.

Paradox ist, nach der Logik zu suchen, sie nicht zu finden und sich daran zu erfreuen.

Paradox ist es, zu werben und sich Anti-Werbeagentur zu nennen.

Paradox ist es, eine Anti-Werbung über eine Waffelbäckerei zu hängen, in der gar keine Waffeln gebacken werden.

Paradox scheint auf den ersten Blick, wenn an eine Waffelbäckerei eine sogenannte Conflict Kitchen angeschlossen ist.

Ist man erst mal so weit in der Materie drin, erscheint es gar nicht mehr sooo paradox, dass die Waffelbäckerei auf ihrem Dach eine Anti-Werbefläche zur Verfügung stellt.

Hat man all das halbwegs verdaut, erscheint es fast paradox zu entdecken, dass in der Waffelbäckerei - unter ferner liefen - ja doch Waffeln gebacken werden.

Mehr zu erfahren über Steve Lambert, den Mann mit der Vorliebe fürs Paradoxe ("Künstler und intelligenter Brunnenvergifter") ist hier, hier und hier.