Samstag, 30. Juni 2012

Da lacht die Yacht


Wenn zwei das Gleiche sagen, meinen sie noch lange nicht dasselbe. Wäre ja noch schöner. Wo kämen wir da hin? Ins Steuerparadies Griechenland.

Erinnert sich noch jemand an Christine Lagarde (das ist jene IMF-Grande-Dame, deren fürstliches Gehalt aus Steuergeldern finanziert wird und die selbst keinen Cent Steuern bezahlt), die sich mit ihrer warmherzigen Aufforderung, arbeitslose griechische Eltern möchten doch bitte erst mal ihre Steuern bezahlen, bevor sie ihre Kinder auf der Straße verhungern lassen, kürzlich in die Nesseln gesetzt hatte? Die infolge des über sie hereinbrechenden shitstorms geflissentlich zurückruderte und meinte, sie hätte das ja nicht so gemeint, sondern ganz anders, nämlich so, dass die zahlungskräftigeren unter den Griechen endlich mal ihren Steuerverpflichtungen nachkommen sollten?

Und was ist eigentlich aus jenen EU-Steuer-"Kommissaren" (deutscher Provenienz) geworden, die vom deutschen Hauptkommissar Schäuble nach Athen delegiert wurden, um dort - steuereinzugstechnisch - nach dem Rechten zu sehen? Haben die bei jenen, wo es etwas zu holen gibt, also bei den zahlungskräftigeren unter den Griechen, etwas geholt? Wenn ja, wieviel, wenn ja, bei wem? Oder haben sie nur bei denen zugelangt, die - steuerbegünstigt - ihre Kinder auf der Straße verhungern lassen?

Und überhaupt, haben plötzlich alle die vollmundige EU-Rhetorik vergessen: Kampf der Korruption! Nieder mit der Steuerhinterziehung in Griechenland! Bringt endlich euren verfilzten Laden in Ordnung, gebt den Steuersündern keine Chance! Glaubt bloß nicht, ihr könnt von uns Hilfe erwarten, bevor ihr euren maroden Steuerapparat nicht an die korrekten deutschen, eh, nordeuropäischen Standards angepasst habt!

War das alles nur Propaganda? Falls ja, hat sie perfekt funktioniert. Mittlerweile kommt sich jeder x-beliebige Depp an jeder x-beliebigen deutschen Straßenecke als etwas Besseres vor, wirft sich in die Brust wie King Louis und findet keine Leiter, die lang genug wäre, um ihm von seinem hohen Ross herunterzuhelfen: Zahlt erst mal eure Steuern, ihr da unten, vorher läuft gar nichts und schon gleich gar nicht mit unserem Geld! Jawohl, unserem Steuergeld!

Eigentlich sind sich alle einig: Die Griechen sollen gefälligst ihre Steuern zahlen. Alle ziehen am gleichen Strang, aber - Gott behüte! - nicht am selben. Wehe, es kommt einer und zieht am gleichen Strang, kommt aber vom politischen Katzentisch und heißt Syriza.
George Stathakis, kürzlich gewählter Syriza-Parlamentarier und Wirtschaftsprofessor an der Universität Kreta, erklärte gegenüber dem EUobserver, die Oppositionspartei werde versuchen, die Steuererleichterungen für griechische Reedereien einzudämmen.

Er sagte, diese Maßnahmen würden pro Jahr Einnahmen zwischen 700 Millionen und einer Milliarde Euro generieren und außerdem helfen, den Steuersektor aufzuräumen.

Den etwa 50 griechischen Familien im Reederei-Geschäft gehört eines von fünf Großfrachtschiffen in der gesamten europäischen Flotte.

Ihr Vermögen ist schwierig zu schätzen, weil sie in andere Märkte diversifiziert haben und viele von ihnen in Steuerparadiesen wie der Schweiz oder United Kingdom leben. Allerdings haben sie allein im Jahr 2010 15 Milliarden unversteuertes Einkommen nach Griechenland rückgeführt.
Ist das nicht Musik in den Ohren aller, die schon immer sagten, Griechenlands Augiasstall gehöre endlich ausgemistet und die Gürtel aller - wirklich aller! - enger geschnallt? Falsch. Sie sagten es, meinten es aber ganz anders. Sie meinten es erstens so, wie der EUobserver seinen Artikel überschreibt:
No EU austerity for Greek super-rich
- und zweitens so, wie wir es schon immer ahnten, aber erst wussten, nachdem sich Syriza in der Sache zu Wort gemeldet hat: Wenn zwei das Gleiche sagen, meinen sie Grundverschiedenes. Und machen dies der Gegenseite unmissverständlich klar:
Brüssel - Die griechische linksgerichtete Partei Syriza wird in keiner Form irgendeine Unterstützung seitens der EU erhalten bei ihrem Bemühen, die Reeder dazu zu bewegen, mehr Steuern zu zahlen.
Wäre ja noch schöner! Diese linken Wadenbeißer von Syriza bei etwas zu unterstützen, dessen man sich selbst per Lippenbekenntnis gerade entledigt hat? Wo kämen wir da hin? Auf die griechische Luxusyacht. Wie der griechische Geldwäsche-Experte Michel Koutouzis bemerkt, unterhalten die Magnaten der griechischen Reedereien engste Beziehungen zu jenen EU-Spitzenpolitikern, ...
Der reichste von ihnen, Spiros Latsis, verursachte im Jahr 2005 einige Aufregung, als EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso auf seiner Yacht Urlaub machte, just zur selben Zeit, als er (Barroso) mit der Überwachung einer EU-Entscheidung bezüglich Reederei-Kartellen beauftragt war.
... die der Korruption und der Steuerhinterziehung den Kampf angesagt haben.

Alles dummes Zeug, kommentierte die EU-Kommission, das sei doch "nur eine alte Männerfreundschaft", das Ding zwischen Barroso und Latsis. Außerdem, wie könne man nur so kleinkariert sein und eine sieben Jahre alte Männerfreundschaftsgeschichte aufwärmen, eine Geschichte, so alt, dass sich beim besten Willen keiner mehr an die letzte Begegnung der beiden Kreuzfahrer erinnern könne, also bitte, was sollen solche Albernheiten:
Auf die Frage des EUobserver, wann die beiden Männer sich zum letzten Mal getroffen hätten, antwortete der Sprecher von Barroso: "Ehrlich, keine Ahnung. Es fällt mir schwer zu erkennen, welche Relevanz eine sieben Jahre alte Geschichte haben soll hinsichtlich der griechischen Reedereien von heute."
Alte Geschichten, olle Kamellen, alles verjährt. Wenden wir uns also den weniger irrelevanten und aktuelleren Dingen zu. Dingen, die sogar die EU-Kommission für relevant genug hält, um sie zu erwähnen:
Laut der Europäischen Kommission leben in Griechenland zwei Drittel der Bevölkerung mit Einkommen unterhalb der offiziellen Armutsgrenze.

Was das Thema der Obdachlosen betrifft, beschreibt die Kommission die Situation in Griechenland in den düstersten Farben. Wie in dem (Quartals-)Bericht betont wird, nahm in Griechenland 2011 die Anzahl der Obdachlosen im Verhältnis zu 2009 um 25 Prozent zu.
War noch was? Irgendwelche Maßnahmen in Sicht, um der Armut und der Obdachlosigkeit beizukommen? Aber klar doch. Nee, nicht was Sie jetzt denken, reiche Reeder besteuern oder ähnlichen relevanzfreien Humbug. Viel besser:
Schließlich führt die Kommission an, dass im zweiten Halbjahr 2012 in Griechenland eine Kürzung der Sozialausgaben um 18 Prozent erwartet wird.
Da lacht die EU-Yacht. Und draußen, vor den Toren, freuen sich die Investoren.

Freitag, 29. Juni 2012

Ist ja der Gipfel


Das Rätsel der abgesagten Pressekonferenz vom EU-Gipfel gestern abend hat sich inzwischen gelöst: War natürlich eine Falschmeldung. Natürlich gab es eine Pressekonferenz. Natürlich gaben die Gipfelstürmer Barroso und Rompuy ihr Bestes, um den Journalisten dieser Welt nur das Beste vom gestrigen kleingeschnetzelten Gipfelgemetzel zu servieren.

Und natürlich hat ihnen kein Schwein zugehört.

Weil, die Journalisten hatten Besseres zu tun. Die italienischen Stürmer gaben nämlich auch ihr Bestes, und das war entschieden besser, auf alle Fälle tausendmal interessanter als das, was in Brüssel zusammengeschnetzelt, -gemetzelt, -gebarröselt, -gerumpelt und -gerompelt wurde. Prädikat: sehenswert (ab ca. 00:40 min steigt der Dramafaktor gewaltig):


PS:
Keine Ahnung, wie sich die Italiener in dieses Blog besser, ehm, einbetten lassen. Volle Sicht auf das Geschehen gibt es hier, va bene.)

PS:

PS:
...daran anschließend diese Frage.

Donnerstag, 28. Juni 2012

Rausgehauen


Wie jetzt,
Merkel sagt die Pressekonferenz vom Gipfeltreffen heute abend ab (Bloomberg)
???
Was hat das jetzt schon wieder zu bedeuten? Dass die alle Fussball gucken mussten statt ihre nicht erzielten Gipfelergebnisse bekanntzugeben? Dass sie erstmal ein drittes Tor abwarten wollten, bevor sie über die Zukunft Europas entscheiden? Oder hatten die einfach keinen Bock auf Presse-Tamtam aus lauter Frust über die Niederlage Deutschlands?

Alles falsch.

Der italienische Torschützenkönig ist schuld. Der hat denen die Petersilie verhagelt. Der hatte nämlich die Frechheit, zwei hammerharte Tore zu schießen. Doch damit nicht genug.
Der Typ heißt nämlich...doch, im Ernst jetzt...der heißt:
Bailoutelli
Schon gut. Ich geh' jetzt zum Lachen in den Strafraum.

Wir sind wieder wer


Diese Woche auf dem Bailout-Menü: die Zyperpartie (nicht zu verwechseln mit Frankraus und den benachbarten Niederlagen). Ein "Hilfsantrag" wurde am Montag gestellt.
Experten der Europäischen Union werden nächste Woche nach Zypern reisen, um die Finanzen der Insel unter die Lupe zu nehmen.
Business as usual, wir wissen Bescheid. Erwartungsgemäß bombardiert die Presse den zyprischen Präsidenten, wie er sich das denn so vorstelle mit dem Geld. Feingefühl bleibt dabei erwartungsgemäß außen vor:
Auf die Frage, ob Zypern zum Verkauf stehe, reagierte der Präsident Demetris Christouflas gereizt. Dem sei nicht so. Die Zyprioten hätten ihre Ehre. Derartige Fragen verbiete er sich.
Was ziert er sich denn so? Man wird doch wohl mal fragen dürfen, gern auch ein bisserl provokant? Überhaupt, wer hat ihn das eigentlich gefragt? Wir erfahren es nicht, zumindest nicht auf der deutschsprachigen Seite von euronews, die sich ziert, Namen und Herkunft jenes gezielt provozierenden Fragestellers zu nennen, der sich, im Vollbesitz seines Herrenmenschenbewusstseins, im Recht wähnt, auf Kosten anderer, notleidender Länder zu spötteln.

Wir schauen das dem deutschen Artikel beigefügte Video der Szene an und denken, nanu, der Akzent der mikrofonhaltenden Fragequälgeister kommt uns doch bekannt vor? Es wird doch nicht schon wieder...?

Doch, schon wieder die Deutschen. Wir klicken auf die englischsprachige Seite von euronews und erfahren, dass es ein deutscher Journalist war, der es witzig fand, sich über das Land lustig zu machen und dem zyprischen Präsidenten vor laufender Kamera eine gehässige Breitseite reinzudonnern. Einer vom ZDF, öffentlich-rechtlich abgesichert - mein Gott, nun seid doch nicht so empfindlich da unten am Mittelmeer, alle Welt behauptet, wir Deutschen hätten keinen Humor, dabei ist es halt nur ein ganz spezieller Humor, den wir Deutschen haben, nicht wahr?

Und kommt uns bloß nicht mit eurer "Würde" oder "Ehre". Davon verstehen wir nichts, solange es nicht unsere eigene ist. Dafür haben wir Humor! Und, noch wichtiger: Geld! Und das wollt ihr doch haben, unser Geld, oder? Na also. Entweder Geld oder Würde, da dürft ihr nicht wählerisch sein.

Wobei uns Herrenmenschen vom ZDF natürlich lieber gewesen wäre, die englischsprachigen Euronews hätte unsere Nationalität nicht so unsensibel geoutet. Herrgottnochmal, jetzt heißt es wieder überall 'die Deutschen'! Hört das denn nie auf? Wir haben doch auch unsere Ehre! Die lassen wir von Euronews nicht mit Füßen treten! Deutsche, schaut nicht Euronews, und wenn, dann allenfalls die deutschsprachige Seite! Ehre, wem Ehre gebührt! Also dem, der das Geld hat.

Lagerdenken


Jedes Ding hat zwei Seiten, auch das Unding.

Ein Unding ist es, was dem Athener Bürgermeister Giorgos Kaminis entfahren ist, anlässlich eines Besuches im berüchtigten Korydallos-Gefängnis in Piraeus. Dort wurde das Stadtoberhaupt von zwei weiblichen Häftlingen (laut Athens News) "thoroughly grilled", also nach allen Regeln der Fragekunst auf den Grill gelegt und auseinandergenommen, bis von dem dampfplaudernden Kaminis weder Kopf noch Kragen übrigblieb.

Jedes Problem, findet Kaminis, hat zwei Seiten, auch das Problem der Armut und der Verzweiflung:
Das Problem der Armut und Verzweiflung im Stadtzentrum (von Athen) hat zwei Seiten. Die eine Seite ist die Finanzkrise, die viele Leute in Armut gestoßen hat.
Eigentlich ein vielversprechender und vertiefenswerter Ansatz - könnte man denken. Wenn da nicht jene andere Seite wäre, über die der Bürgermeister viel lieber spricht:
Die andere Seite ist die illegale Einwanderung, die illegale Einreise von Leuten in unser Land, die sich dann fortgesetzt hier illegal aufhalten, nach einem besseren Leben Ausschau halten, nach einem Job suchen, aber keinen finden, bedingt durch die Krise. Dies hat die Situation zutiefst verschlimmert.
So redet einer, der den Fokus des Problems (Armut und Verzweiflung, verursacht durch die Finanzkrise) sachte dorthin verschiebt, wo er ihn, den Fokus, gerne haben möchte: bei den Immigranten, den Illegalen, den Kriminellen, den Sündenböcken.
Diese verarmten Massen sind der Boden, auf dem das Verbrechen blüht, denn wer nicht arbeiten kann, wird entweder zum Opfer oder zum Täter eines Verbrechens. Alles organisierte Verbrechen, egal ob wir von Prostitution sprechen, von Drogenhandel oder Schmuggel oder Bettelei, wird von illegalen Immigranten besetzt - dem müssen wir ins Auge sehen.
Gut, der wackere Bürgermeister hätte jetzt auch der einen Seite, nämlich den organisiert verbrecherischen Methoden der Finanzmarkt-Akteure ins Auge sehen können - will er aber nicht; denn sieh', die andere Seite liegt so nah, zum Greifen nah auf den Straßen Athens. Säubern heißt das Gebot der Stunde.
Rania: Glauben Sie, dass Konzentrationslager die Lösung für das Immigrationsproblem sind?
Glauben Sie jetzt bloß nicht, dass diese Frage den Bürgermeister in Verlegenheit bringt. Konzentrationslager! Ja, darf man so ein böses Störwort denn in den Mund nehmen?
Kaminis: Ich denke, es ist am besten, wenn wir sie nicht als Konzentrationslager bezeichnen, denn mit diesem Wort sind andere Arten von Einrichtungen gemeint.
Alles eine Frage der Wortwahl, Problem entstört, Hals aus der Schlinge. Jedoch, die inhaftierten Ladies lassen nicht locker:
Rania: Stört Sie der Begriff (Konzentrationslager)?
Wie man sieht, hat nicht nur jedes Ding, sondern auch jede Frage zwei Seiten: Man kann sie mit Ja oder mit Nein beantworten. Im vorliegenden Fall wäre ein Ja sicher die ehrlichere Antwort gewesen, wobei das Nein des Befragten durchaus als nicht unehrlich zu interpretieren ist.
Kaminis: Nein, aber wir wissen, dass das keine Konzentrationslager sind, sondern Inhaftierungslager.
Bei dieser sprachlichen Gymnastikübung hätte der Athener Vorturner es eigentlich belassen können. Wo er aber schon mal dabei war, sich und sein Wissen zu entlarven, setzte er kühn an zur doppelbödigen Flugrolle:
Kaminis: Der Begriff, den Sie erwähnten (Konzentrationslager), bezieht sich auf Einrichtungen, in denen Menschen gesammelt werden aufgrund ihrer Ethnie, ihrem Herkunftsland.
- und landete damit genau auf jener rutschigen Matte, die er eigentlich wortakrobatisch wegradiert haben wollte. Weil, was ist ein Immigrant, wenn nicht ein Mensch, der durch sein Herkunftsland definiert wird?

So hat jedes Ding zwei Seiten, auch ein Lager. Im einen wird konzentriert, im anderen inhaftiert. Man beachte die feinsinnigen Unterschiede. Nicht zu vergessen die Gemeinsamkeiten: In beide Lager wird deportiert.

Dienstag, 26. Juni 2012

Pfosten gegen Beton


Mann, ist das spannend. Dagegen kommt kein Fußballspiel
dieser Welt an.

Heute: Vorgezogenes Halbfinale Deutschland gegen Italien.
Die Teamchefs treten zum Duell an.

Merkel (D) so:
"Keine gesamtschuldnerische Haftung in Europa, solange ich lebe!"
Monti (I) so:
"Eurobonds, oder ich trete zurück!"
Damit keine Missverständnisse aufkommen: Der italienische Chefspieler hat das keinesfalls so gemeint, dass er sich von der deutschen Chefspielerin getreten fühlt und sie deshalb zurücktreten wolle. Wäre ja Foul mit Foul gekontert. Obwohl sich Merkels neuester Basta-Superlativ durchaus als "Keine Eurobonds, solange ich lebe!" lesen lässt, mit anderen Worten: Und wenn einer tritt, dann bin ich es.

Nein, gemeint war natürlich die Drohung, er werde den Stecker aus seiner Karriere als nichtgewählter Berufspolitiker ziehen, falls Merkel weiterhin einen auf 'Eurobonds - es geht um Leben und Tod' macht.

Mann, hat das Drama, sind das Auftritte! Die eine spekuliert auf ein frühes Ableben, der andere droht mit baldigem Rücktritt (wie geht das eigentlich, dass einer zurücktritt, der gar nicht gewählt wurde?). Monti zielt aufs gegnerische Tor, Merkel ruft "Pfosten!"

Die, rein logisch resultierende, alles entscheidende Frage: Wird Monti zurücktreten, bevor Merkel, nun, ähm, abtritt? Oder wird der einen Abtritt dem Rücktritt des anderen zuvorkommen?

Unter der Hand werden schon Wetten abgeschlossen, wer als erste(r) tritt, sei es ab oder zurück. Es wird wie wild rauf und runter spekuliert, und wie es heißt, sind die Kurse bereits in Bewegung gekommen. Ein Schiedsrichter muss her. Ein kompetenter. Einer mit Erfahrung und Überblick. Wer könnte für das Amt taugen?

Dumme Frage. Natürlich die, die den Job schon dauernd verrichten:
die Finanzmärkte, wer sonst.

Abseits



Synchronisiert angewandte Harmonisierungmaßnahmen™,
deren Zielsetzungen
synergetische Effekte™ zulassen


Vgl. auch EU-Glossar:
Harmonisierung, die: "um Störungen im Gemeinsamen Markt zu vermeiden"
synergetische Effekte: "ob diese sich also ergänzen oder verstärken oder zu einer Gesamtentwicklung beitragen"

Kein Job? Geh' doch in Knast


Und hier der neueste Schlager aus dem Hause Orwell: Gefängnisfabriken.

Gefängnisfabriken werden es Gefangenen ermöglichen, ihre Familien draußen zu unterstützen

Neue Gefängnisfabriken werden gebaut werden, die es Gefangenen ermöglichen, Geld für ihre Familien zu verdienen und sich einen Notgroschen zurückzulegen für die Zeit nach ihrer Freilassung.
Die geplante Baumaßnahme - also Gefängnisse mit integrierten Fabrikanlagen - dient selbstverständlich dem wohlwollenden Zweck der frühzeitigen Resozialisierung von Gefangenen.

Die Anzahl der superbilligen Knast-Arbeitskräfte zum Schnäppchenpreis (Stundenlohn ca. 70 bis 80 Cents) soll sich, folgt man der optimistischen Prognose des britischen Justizministerium,
Das Justizministerium möchte die Anzahl von Gefängnis-Arbeitskräften, die innerhalb der Haftanstalt produktiv tätig sind, auf 20.000 bis 2020 verdoppeln.
- von heute bis zum Jahr 2020 verdoppeln; wie er zu dieser Planzahl kommt, verrät Justizminister Ken Clarke nicht, egal, Hauptsache, die Baumaßnahme wird sich rentieren. Wie renditeträchtig die Massen-Knastmaloche sich gestalten lässt, wird sich in Bälde zeigen,
Die Regierung kündigt bereits für dieses Jahr die erste Gefängnisfabrik an und wird führende Unternehmen einladen, um ein Angebot für Gefängnisarbeit auszuschreiben.
Beschwichtigend fügt der Autor an, dass harte, schlechtbezahlte Arbeit im Gefängnis nichts Ungewöhnliches sei, mit einem Blick nach Amerika, wo bereits
Oregon Correction Enterprises die Uniformen für McDonalds herstellt, während seine 'Prison Blues' jeans rund um die ganze Welt verkauft werden.
Endlich mal ein tragfähiges Zukunftsmodell zur flächendeckenden Absicherung eines für führende Unternehmen bezahlbaren Billiglohns! Sucht gerade jemand einen Job und findet keinen? Vergesst die Jobcenter, sind ja sowas von gestern. Werdet kreativ. Verlegt euch auf irgendeinen zünftigen Kriminal - lasst euch was einfallen - , stellt euch dabei schön blöd an, sodass ihr geschnappt und einen sicheren Arbeitsplatz hinter Gittern ergattern werdet, Kost und Logis inklusive. Fragt nicht, was der Staat für euch tun kann, fragt euch, was ihr für den Staat tun könnt. Ist schließlich viel netter, der Staat liegt euch auf der Tasche als umgekehrt.

Übrigens habe ich vergessen, jemandem zum Geburtstag zu gratulieren. Gestern vor 109 Jahren nämlich wurde George Orwell geboren.

Allen Nationalisten ist gemein, dass sie zwischen ähnlichen Tatsachenmustern keine Ähnlichkeiten zu erkennen imstande sind. Handlungen werden für gut oder schlecht gehalten, und zwar nicht für sich betrachtet, sondern in Bezug darauf, wer sie ausführt, und es gibt so gut wie kein Verbrechen - Folter, Geiselnahme, Zwangsarbeit, Massendeportationen, Gefängnisstrafen ohne Gerichtsprozess, Fälschung, Mord, Bomben auf Zivilbevölkerung - , das nicht seine moralische Färbung ändert, sobald es von 'unserer' Seite begangen wird.
Happy Birthday, George Orwell.

Diplomatie ausgeschlossen


Kennt man ja:

Einladung zu einer flashigen Promi-Party, angesagt sind lauter VIPs, tolle Typen, die Creme der Reichen und Mächtigen, wer wollte da nicht mitfeiern? - und dann stellt sich raus, dass die angeblich ganz große Sause nur von öden, langweiligen Durchschnittspappnasen bevölkert sein wird, statt poppiger Prominenz nur dröge Dutzendware, kurz: die Party ist nicht halb so flashig wie angekündigt, sondern droht zu einer biederen Veranstaltung des Mittelmaßes zu werden. Wie, Flaschen statt flashig? Da kann es dem geladenen Gast, der sich selbst für was Besseres hält, schon mal vergehen, und ihm kommt der Gedanke, dass ein gemütlicher Abend im Kreise der Familie eigentlich auch ganz nett wäre.

Problem nur: Was tun, wenn dieser Gast bereits zugesagt hat? Wie zieht er seinen Kopf aus der Schlinge, wenn alle mit seinem Kommen rechnen, obwohl er selbst gar keine Lust auf Feiern hat? Lösung: krankfeiern, ganz einfach. Kennt man ja. Dafür hat jeder Verständnis. Wer krank ist, feiert nicht. Sondern bleibt zuhause.

Problem nur: dieses Wort, 'krankfeiern'! Wie das schon klingt! Nach Schwänzen, nach Blaumachen, nach 'hey, ich hab' schlicht keinen Bock auf euch!' - irgendwie undiplomatisch. Lösung: Man zieht sich eine "diplomatische Erkrankung" zu. Das klingt doch gleich viel besser, jedenfalls in den besseren Kreisen.
Der Bankier Vasilis Rapanos, der zum Finanzminister der neuen Regierung in Griechenland designiert war, hat seinen Rücktritt aus gesundheitlichen Gründen erklärt.
Rapanos, das ist dieser griechische Banker, der rechtzeitig vor seiner Vereidigung als Minister an Ort und Stelle, nämlich im Ministerium, spontan in Ohnmacht fiel, vermutlich weil ihm die Lust auf die Macht oder aufs Feiern vergangen war. Seinen Rücktritt gestern abend begründete er mit seiner angeschlagenen Gesundheit, sowie, natürlich, dem fachkundigen Rat seiner Ärzte, er bedürfe dringend der Ruhe und der Schonung.

Und jetzt kommt's:
Eine "diplomatische" Erkrankung ist auf jeden Fall ausgeschlossen,
- ey, dass ihr bloß nicht denkt, der macht einfach blau und hat keinen Bock! Der ist echt krank, drum macht ihr bitte keine undiplomatischen Witze,
zumal die chronischen Gesundheitsprobleme des Bankiers kein Geheimnis darstellten.
- sondern stellt euch lediglich die Frage, wieso der Bankier unbedingt Finanzminister werden wollte, wo er doch über seine chronischen Gesundheitsprobleme bereits im Vorfeld im Bild gewesen war/sein musste/sein müsste/sein hätte sollen?, wie auch immer, wir wollen das jetzt nicht auf die Goldwaage legen, denn in Korinth kackt einer leicht daneben.

Also, wieso blieb er nicht von vorneherein der Party fern? Siehe oben: weil er sich die Party anders vorgestellt hatte. Bisschen illustrer. Bisschen mehr hochkarätige Gäste von seiner hochkarätigen Art:
Kabinettsmitglieder gestehen allerdings ein, die bekannt gegebene Zusammensetzung der Regierung habe Vasilis Rapanos überrascht und verstimmt, da er die Zusagen bezüglich der Berufung konkreter Personen bzw. "hochkarätiger" Technokraten wie Georgios Zanias, Giannis Strournaris und Tasos Giannitsis in den Wirtschaftsstab der neuen Regierung erhalten haben soll, von denen jedoch schließlich niemand eingesetzt wurde.
Verständlich, dass dem Ex-Finanzminister-in-spe das Fernbleiben seiner hochkarätigen Technokraten-Buddies auf den gesundheitlich eh schon angeschlagenen Magen geschlagen, ihn also "überrascht und verstimmt" hat.

Daher ja auch der medizinisch eindeutige, diplomatisch korrekte Fachbegriff Magenverstimmung. Bekanntlich eine der häufigsten psychosomatischen Erkrankungen. Darauf einen diplomatischen Ouzo zur Verdauung.

Sonntag, 24. Juni 2012

Je Europa, desto Krise


Jetzt aber mal Butter bei die Fische:
Der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble forderte die EU-Mitgliedsstaaten auf, der Europäischen Union mehr Macht zu übergeben. "Wir müssen mehr Zuständigkeiten an Brüssel abgeben, sodass nationale Regierungen nicht länger imstande sind, Entscheidungen zu blockieren."
Ah, man spricht Deutsch. Reiht sich nahtlos an den wiederholten Ruf der Kanzlerin nach "mehr Europa" statt "weniger Europa", um "die europäische Finanzkrise zu bekämpfen". Nur dass jetzt noch mehr Klartext gesprochen wird. Deutsch eben.
"Bis jetzt hatten europäische Mitgliedsstaaten fast immer das letzte Wort," sagte Schäuble. "Das kann so nicht weitergehen."
Das kann so nicht weitergehen! Wenn das nicht klingt nach "Basta", setzen, sechs, ihr habt nichts mehr zu melden!
"Die Welt wächst immer enger zusammen, und in Europa soll jedes Land im Alleingang unterwegs sein? Das kann nicht sein, darf nicht sein und wird nicht sein," fügte er hinzu.
Never waste a good crisis, hat mal ein beherzter amerikanischer Polit-Zyniker gemeint - könnte aber von der starken neudeutschen Front stammen. Ist doch eine goldene Gelegenheit, so eine Krise, die man keinesfalls unverrichteter Dinge verstreichen lassen, sondern zum zielstrebigen Verfolgen ambitionierter Pläne nutzen sollte. Hier geht es nicht um Krisenmanagement, hier geht es um das möglichst effiziente Abwickeln von Demokratie.

Alter, du gehst zu weit. Das kann so nicht weitergehen.

Samstag, 23. Juni 2012

Der Downgrade droht


Kein Witz.

Nachdem die Kanzlerin nun bekanntlich ziemlich in der Bredouille ist, was ihr bekanntlich ziemlich wurscht ist, was daran zu erkennen ist, dass sie sich immer weniger Mühe gibt, ihre totalitären Instinkte pseudodemokratisch aufgehübscht zu kaschieren, egal welcher Gegenwind ihr ins eingefrorene Gesicht bläst und die fest zusammengepressten Lippen den Satz formen lässt: "Mein diktatorischer Elan ist durch nichts zu bremsen!", was sich immer wieder merklich - NEIN!, ueber-merkelich - bemerklichbar macht an ihrer unerschütterlichen Vorliebe, Land, Leute und ihresgleichen vor vollendete, alternativlose Basta-Tatsachen zu stellen,

(- muss ich erst mal nach Luft schnappen, sonst hört dieser adrenalingetriebene Bandwurmsatz nie mehr auf -)

- jetzt also das:

Die schmallippige Despotin bekommt kräftigen Rückenwind von seiten - hallo, wer hätte das gedacht? - der Rating-Agentur Standard & Poors.
Die Regierungskoalition und die maßgeblichen Oppositionsparteien zeigten sich imstande, einem Pakt für nachhaltiges Wachstum und Beschäftigung zuzustimmen. Dadurch wurde die notwendige Zweidrittelmehrheit etabliert für die zu erwartende parlamentarische Ratifizierung des ESM am 29. Juni 2012. Jedoch wird berichtet, Bundespräsident Joachim Gauck halte seine Unterschrift zurück, bis das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe sein Urteil angegeben hat darüber, ob der ESM in Einklang steht mit der deutschen Verfassung.

Wir glauben, dies wird eine Verzögerung nach sich ziehen und halten es für unwahrscheinlich, dass der ESM zum 1. Juli gesetzlich ratifiziert wird, wie ursprünglich geplant. Nichtsdestotrotz rechnen wir damit, dass die (positive) Entscheidung von Karlsruhe rasch erfolgen und damit eine endgültige Ratifizierung des ESM in naher Zukunft ermöglichen wird. Darum gehen wird davon aus, dass die verzögerte politische Zustimmung keine Implikationen bezüglich der Bewertungen in der Eurozone haben wird.

Allerdings könnte aus unserer Sicht ein unerwartetes und signifikanteres Hinauszögern des Inkrafttretens des ESM negative Konsequenzen haben. Ein Versäumnis bei einer raschen Umsetzung könnte, in Ermangelung ausgleichender Arrangements, negative Rating-Auswirkungen nach sich ziehen, speziell - aber nicht notwendigerweise ausschließlich - für die niedriger bewerteten Mitgliedsstaaten der Eurozone.
Wie, das Bundesverfassungsgericht meldet Bedenken an? Geht gar nicht. Weil sonst der gefürchtete Downgrade droht. Ganz recht, die - als Rating-Agenturen kostümierten - Finanzmärkte sprechen eine unverblümte Drohung aus:
"Wenn ihr nicht ruckzuck in die Puschen kommt mit eurem ESM, vermüllen wir eure Banken."
Dürfte Musik in den Ohren der Despotin sein, die ja Tag und Nacht davon träumt, dass die Marktkonformität™ es schon richten wird.

Und jetzt alle: Durchmarschieren! Keine Widerrede! Keine Bedenken! Meine Rede sei: nein, nein! und eure: ja, ja!, alles andere wäre von Übel. Kein Witz. Basta. Vorhang.

Blinder Eifer schadet nur


Ja du lieber Gott.

Kaum ist Griechenlands fittester Banker zum Finanzminister avanciert, muss er bereits in ärztliche Behandlung. Symptome: Übelkeit, Magendrücken, Schweißausbrüche und Schwindelgefühle. Vermutlich ist ihm kotzübel geworden beim Blick in die griechische Finanzlage, ratzfatz hat's ihm den Magen umgedreht und er fing an zu schwindeln. Oder vielmehr, es fing ihn an zu schwindeln, ist ja auch wurscht wie rum, letzten Endes. Jedenfalls taten die Schweißausbrüche ein übriges, und er musste ins Krankenhaus.

Dort bekam er adhoc alle möglichen schweiß-und-schwindel-stillenden Flüssigkeiten intravenös verabreicht, worauf sich sein Zustand einigermaßen stabilisiert hat, gottlob.

Nun ist selbstverständlich das Leiden eines frischgebackenen Ministers von Bankers Gnaden - wie alles menschliche Leiden - höchst bedauernswert, andererseits aber im vorliegenden Fall auch irgendwie, tja, wie soll man sagen?, fast beneidenswert. Minister müsste man sein in Griechenland! Weil, immerhin bekommt man als Minister - beim heiligen Hippokrates! - eine angemessene ärztliche Behandlung, wird durchgecheckt und hochgepäppelt; ein Luxus, auf den der gemeine Grieche längst keinen Anspruch mehr erheben darf.

Genau genommen, hat den Nationalbanker Rapanos seine massive Befindlichkeitsstörung ereilt, noch bevor er - wie eigentlich geplant - am heutigen Freitag zum Finanzminister vereidigt hätte werden sollen. Was, rein hippokratisch gesehen, nichts weiter bedeutet als: Hör' auf die Signale deines Körpers, bevor es zu spät ist, bevor es dich eiskalt von vorne erwischt. Ist ja doch ein bisschen ungemütlich derzeit, an der Front des griechischen Finanzministeriums. Ganz ehrlich, mir wäre da auch hundeelend geworden. Was bin ich froh, dass ich weder Banker noch Finanzminister bin, weder in Griechenland noch sonstwo.

Und Ministerpräsident erst recht nicht. Herrschaftszeiten - fast zeitgleich hat's auch den Samaras erwischt! Symptom: akute Sehschwäche, Stress-Syndrom, Überbelastung. Sieht vermutlich vor lauter Troika-Bäumen den einheimischen Wald nicht mehr. Musste ebenfalls umgehend in ärztliche Behandlung. Sein Zustand hat sich einigermaßen stabilisiert. Vorerst. Man wird sehen.

Oder auch nicht. Beim heiligen Teiresias.

Freitag, 22. Juni 2012

Sinistre Minister


Irre.
"Ich begrüße wärmstens die heute bekanntgegebene Bildung einer neuen Regierung in Griechenland,"
ließ der Präsident der Europäischen Kommission Barroso gestern all diejenigen wissen, die es noch nicht geahnt hatten, dass die neue griechische Regierung - bestehend aus exakt denselben Playern, die das Land in die Grütze geritten haben - von der EU-Elite aufs Wärmste willkommen geheißen werden würde. Er schloss mit den warmen Worten:
"Ich glaube, dass dies ein klares Signal aussendet betreffs Griechenlands Entschlossenheit, seinen Verpflichtungen nachzukommen,"
- und wir erfahren:
Am Donnerstag ernannte der neue griechische Ministerpräsident Antonis Samaras den Vorsitzenden der National Bank of Greece, Vassilis Rapanos, zum Finanzminister in einem Koalitions-Kabinett, das die Konditionen eines EU-IMF-Bailout-Programms neu verhandeln möchte.
Ist das irre oder nicht? Das ist irre. Der neue Ministerpräsident legt die Finanzprobleme des Landes in die Hände eines - yep! - Bankers. Cool! Eines Bankers, der zugleich der ehemalige Vorsitzende des griechischen Banker-Verbandes war. Noch cooler! Das Finanzwesen denen vertrauensvoll aushändigen, die die Finanzen vor die Wand gefahren und den Ruin des Landes getriggert haben. Am coolsten!

Vertrauensbildend auch der Umstand, dass ebendiese National Bank of Greece gerade dabei ist, ein Filetstück der griechischen Badeorte-Riviera an Investoren - "eine Trophäe!" -zu verscherbeln. Weil, irgendwo muss die Kohle ja herkommen, die das Land braucht.

Alles sehr steil.

Was ich überhaupt nicht verstehe, ist, warum sie das Justizministerium nicht gleich in die Hände der Mafia gelegt haben. Und das Gesundheitsministerium in die Hände eines potenten Pharmakonzerns.

Und absolut nicht einleuchten will mir, warum nicht längst der Große Böse Wolf - der vom Rotkäppchen - mit dem ehrenvollen Amt des internationalen Menschenrechtsbeauftragten, ähm, beauftragt wurde.

Die Welt wird irrer mit jedem Tag,
man weiß nicht, was noch kommen mag.

Donnerstag, 21. Juni 2012

Oh wie schön ist Mexiko



"Meine Damen und Herren, unser Schiff hat soeben den Eisberg gerammt. Ich darf Sie bitten, alle nötigen Vorkehrungen zu treffen: Legen Sie Ihre Schwimmwesten an, hören Sie auf, nervös mit den Füßen unterm Tisch zu scharren und setzen Sie ein angemessenes Pokerface auf.

Ja, so ist es gut. Schließlich wissen wir alle, was hier gespielt wird,
you know?

Den Rest erledige ich - ich erzähle den Leuten einfach was vom Pferd, von Hope™ and Change™, so à la 'Let them eat tacos', Sie wissen schon, und alles wird gut. Abgemacht?

Hey, Fotograf, ready for shooting? Und click!"

Mittwoch, 20. Juni 2012

Die feinen Unterschiede


Kurzer Zwischenstand zum aktuellen krisengeografischen Status
'Who is not Who?':
Spanien ist nicht Griechenland.
(Elena Salgado, spanische Finanzministerin, Februar 2010)

Portugal ist nicht Griechenland.
(The Economist, 22. April 2010)

Irland ist nicht auf griechischem Territorium.
(Brian Lenihan, irischer Finanzminister)

Griechenland ist nicht Irland.
(George Papaconstantinou, griechischer Finanzminister,
8. November 2010)

Spanien ist weder Irland noch Portugal.
(Elena Salgado, spanische Finanzministerin,
16. November 2010)

Weder Spanien noch Portugal ist Irland.
(Angel Gurria, Generalsekretär der OECD, 18. November 2010)

Spanien ist nicht Uganda.
(Rajoy, spanischer Ministerpräsident, zu de Guindos, spanischer Finanzminister, vor ca. zwei Wochen)

Uganda ist nicht Spanien.

Frankreich ist kein südeuropäisches Land.
(Francois Hollande, französischer Präsident, neulich mal)

Deutschland ist nicht Europa.
(Volksmund) (Merkel: doch!)

Europa ist nicht Amerika.
(José Barroso, Präsident der Europäischen Kommission,
18. Juni 2012 in Los Cabos, Mexiko)

Amerika ist nicht Europa.
(Barack Obama, amerikanischer Präsident,
18. Juni 2012 in Los Cabos, Mexiko)

Amerika ist nicht Griechenland.
(Forbes, 30.5.2012)
Weil das letztgenannte Statement dringend einer zeitgemäßen Auffrischung bedurfte, freuen wir uns über den aktuellen Neuzugang im nach oben offenen Dummschwätz-Ranking, abgeliefert von Paul Krugman (am Nobelpreis schwer tragender Ökonom) gestern abend in der Satireshow 'The Colbert Report':
Irland ist Amerikas Zukunft, falls Romney (Republikaner) Präsident wird.
Was Amerikas Zukunft unter Obama (am Friedensnobelpreis schwer tragender Präsident) ist (vermutlich ein Land, in dem Milch und Honig fließen), stand ebensowenig zur Disposition wie die Frage, ob Amerika überhaupt eine Zukunft hat.

Das folgende gebetsmühlenhaft verabreichte Mantra:
Eine Rezession ist keine Depression.
- gilt inzwischen als alter Hut und reißt keinen mehr vom Hocker, musste daher (von Krugman) dringend aufpoliert werden mit der feinstofflichen Klarstellung:
Eine Rezession ist, wenn alles den Bach runter geht, wogegen eine Depression ist, wenn alles den Bach runtergegangen ist.
- was nahtlos anschließt an die neuerdings, von Politikern wie Ökonomen gern ausgeschwitzte Beschwörungsformel:
2012 ist nicht 1930.
Damit ist endlich alles ausgesprochen, was es abzustreiten gilt, wäre da nicht die jüngste Auslassung, die dem Fass den Boden ausschlägt:
Europa ist keine Union.
(Grabsteininschrift unbekannter Provenienz)
- weil, sonst würden sich ja die meisten der vorab genannten Statements erübrigen.

Übrigens,
Deutschland ist weder Griechenland noch Portugal noch Irland noch Spanien noch Italien noch Frankreich.
(Merkelschäublescholzwesterwelleundalleanderen)
- ist in etwa so aussagekräftig wie:
Fukushima ist nicht Tschernobyl.
- und darum für das Dummschwätz-Ranking noch nicht mal nominiert.

Jetzt, wo wir erschöpfend darüber Bescheid wissen, wer was nicht ist - könnte vielleicht jeder von denen mal Auskunft geben, was genau er eigentlich ist?
Könnten wir uns darauf einigen?

Dienstag, 19. Juni 2012

Das kickt


Man ist ja in diesen unfrohen Zeiten dankbar für alles, was einen zum Lachen bringt.

Zum Beispiel die Sache mit dem Grexit: Griechenland raus dem Euro 2012, also noch in diesem Jahr? Oder Griechenland raus aus der Euro, also bereits am Freitag beim Viertelfinale? Werden die Griechen den Deutschen die Kante zeigen? Oder wird Angela Merkel den Griechen vorschreiben, wieviele Tore sie zu kassieren haben?

Böse Zungen merkeln, bei diesem innovativen Sportschuh der Marke 'Zurück in die Sklaverei' habe die zwangsjackenverliebte Kanzlerin Patin gestanden. Wobei sie dem Teamchef der griechischen Mannschaft angeraten haben soll, seine Spieler mögen zweckmäßigerweise die Kette des linken Schuhs am rechten Fußgelenk befestigen und umgekehrt, zu optimierter Unbeweglichkeit in der Knechtschaft und widerstandlosem Einfahren eines deutschen Spielgewinns.

Es heißt, der Manager der griechischen Kicker habe sich gegen das Ansinnen gesträubt und sei deshalb bereits vor Anpfiff des Spieles in Ungnade gefallen. Er steht ab sofort unter strenger Beobachtung. Sollte spätestens zur Halbzeit das Spiel den deutschen Erwartungen nicht entsprechen, wird Frau Merkel ihm die rote Karte zeigen, ihn per Tritt in den Hintern rausschmeißen und stattdessen einen Technokraten ihrer Wahl einsetzen. Ist sie ja geübt drin.

Wir wollen Blut sehen


Man könnte ja denken, jetzt sei erst mal für ein paar Tage Ruhe. Jetzt, wo die Wogen sich geglättet haben. Jetzt, wo die blutsaugende europäische (also deutsche) Führungselite sich beruhigt zurücklehnen könnte, weil sie weiß, dass die alte griechische Garde (Nea Democratia) wieder am Ruder sitzen wird und sie diesen linken Störenfried namens Syriza endlich vom Hals hat. Vorerst zumindest.

Also denkt man, jetzt ist erst mal Verschnaufpause an der Front. Einfach mal Ruhe. Nur für ein paar Tage. Oder wenigstens für einen Tag, einen einzigen Tag! Ist das zu viel verlangt? Ja, das ist zu viel verlangt. Denn Blutsauger geben niemals Ruhe. Solange das Tier noch zuckt, gibt es noch etwas zu saugen, da darf keine Zeit verloren werden. Wo doch jetzt schon so viel Zeit mit diesen lästigen demokratischen Prozeduren, sprich Wahlen, verplempert wurde.
Der deutsche Außenminister Guido Westerwelle sagt, Griechenland müsse jetzt die Verzögerungen infolge der Wahlen wiedergutmachen.
"Es liegt auf der Hand, dass wir während dieser Wahlkampagne Zeit verloren haben. Darum ist es umso dringlicher, nun schnell eine Regierung zu bilden."
Und zwar dalli, Herr Samaras, glauben Sie bloß nicht, Sie hätten bei uns einen Stein im Brett, nur weil Sie so ein willfähriger Typ sind. Woher wir das wissen? Na, aus Erfahrung, Sie wissen schon. Also kommen Sie mal schleunigst in die Puschen und tun Sie, was wir Ihnen sagen, klar?

Derweil treffen sich die G-7 zu einem entspannten (aufatmen, Griechenland hat gewählt!) Meeting im mexikanischen Badeort Los Cabos.
Die Finanzchefs der 'Group of Seven' begrüßten die europäische Unterstützung für die nächste griechische Regierung. Das G-7-Kommuniqué erfolgte im Vorfeld des G-20-Gipfeltreffens im mexikanischen Badeort Los Cabos, wo sich die Weltführer (world leaders) treffen, spürbar erleichtert darüber, dass die Befürworter eines IMF- und EU-Bailouts eine entscheidende griechische Wahl gewonnen haben.
Ah ja. Wer hat noch mal die griechische Wahl gewonnen? Richtig, die Befürworter, oder sagen wir doch gleich: die EU und der IMF, und zwar wohlverdient, haben ja schließlich genug in ihre Propagandafeldzüge investiert, da muss dann am Ende schon was rumkommen, man will sich ja nicht umsonst in die Hysteriekurve gelegt haben, und jetzt hat man die Marionette Samaras da, wo man sie haben wollte. Am Schlafittchen. Weiterhin kommuniziert das Kommuniqué:
"Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit der nächsten Regierung von Griechenland und glauben, es ist in unser aller Interesse, dass Griechenland in der Eurozone bleibt, solange es seine Verpflichtungen respektiert."
Interessant. Griechenland darf bleiben, "solange es seine Verpflichtungen respektiert". Moment mal, hatte nicht die Marionette es zum zentralen Gegenstand ihres Wahlprogrammes erklärt, die Bailout-Richtlinien neu verhandeln zu wollen? Und genau deshalb Wählerstimmen gewonnen? Oder wie war das? Egal. Marionette bleibt Marionette, Führer bleiben Führer.
Die Eurogruppe der Finanzminister unter Vorsitz von Juncker "freut sich auf eine rasche neue griechische Regierungsbildung, die Verantwortung zeigt gegenüber dem Regulierungsprogramm, zu dem sich Griechenland und die Eurogruppe zu Anfang des Jahres verpflichtet haben."
Neu verhandeln? Ach was. Was schert uns das Geschwätz der gestrigen Wahlkampagne, heute ist ein neuer Tag, und da wollen wir Ergebnisse sehen.
"Die Eurogruppe erwartet die Rückkehr der Troika-Institutionen nach Athen, sobald eine neue Regierung in Kraft gesetzt ist", fügte Juncker hinzu. Ziel dieses Besuches sei "ein Meinungsaustausch mit der neuen Regierung auf dem Weg nach vorne sowie eine erste Überprüfung des zweiten Regulierungsprogrammes."
Klingt weniger nach Neuverhandeln, eher nach Krallenausfahren. Dabei gab sich die Eiserne Kanzlerin zunächst ganz schmusig, als sie die Marionette an der Strippe hatte, gestern abend, bevor sie in den mexikanischen Badeort jettete. Herzlichen Glückwunsch für das gute Wahlergebnis!, hat sie in den Hörer gesäuselt, bevor sie hinzusetzte:
"Gleichzeitig sagte sie, sie erwarte, dass Griechenland an seinen europäischen Verpflichtungen festhalte."
- und ergänzte, sich freue sich bereits jetzt auf den Meinungsaustausch.


Montag, 18. Juni 2012

Pfeifen im Keller


Sozialdemokrat müsste man sein. Dem Retuschieren der Realität wären keine Grenzen gesetzt. Man könnte nach Herzenslust so verpeilt an Zahlen und Fakten vorbei reagieren, wie es der französische Sozialdemokrat Hollande gegenüber seinem griechischen Kollegen Venizelos tat, nachdem dessen Partei PASOK gestern in den tiefsten aller Keller gestürzt ist, in jenen Keller, in den noch nicht mal Sozialdemokraten zum Lachen gehen:
Laut einer Bekanntmachung der PASOK-Partei führte parallel der französische Staatspräsident Francois Hollande ein Gespräch mit dem Parteivorsitzenden Evangelos Venizelos und gratulierte diesem "zu dem unter diesen schwierigen Umständen erzielten Wahlergebnis".


Sonntag, 17. Juni 2012

Haste mal 'nen Marx?


Ein Gespenst geht um in Europa:

Sparkasse Chemnitz, ehem. Karl-Marx-Stadt

Mit Sicherheit eine ziemlich verdinglichte Angelegenheit von hohem Gebrauchswert, jedenfalls für den, der knapp bei Kasse ist und ohne Kapital dasteht, sowie definitiv in Bälde ein Objekt für Sammler und Liebhaber, mithin von hohem Tauschwert. Was will man mehr?

Das Dialektische an dieser Art bargeldlosem Zahlungsverkehr ("wir akzeptieren Visa, American Express und Marx!") hat sich mir noch nicht ganz erschlossen, dafür aber das Materialistische. Ist halt das alte Lied von der Subsumption des Antikapitalistischen ins gefräßige System. Oder so.

Oder so: Give some credit to Marx!

Was der wohl dazu sagen würde? (Der Groucho, nicht der Karl.)

Samstag, 16. Juni 2012

When the Euro kicks in


Denn immer nur auf Regen glotzen,
das ist auf Dauer auch zum Kotzen.

Guck' ich halt ein bisschen Fußball:


Neues vom Weltuntergang



Woher ausgerechnet eine Zeitung - noch dazu eine Zeitung wie die Financial Times (via keeptalkinggreece) - die Expertise, die Autorität und die Frechheit nimmt, den Griechen vorzuschreiben, welche Partei sie am Sonntag gefälligst nicht zu wählen hätten, andernfalls das Land in Schutt und Asche versinken und seine Bewohner in Sack und Asche vegetieren (als ob sie das nicht bereits jetzt tun) würden, bleibt ein Rätsel, welches jedoch zu lüften ist dahingehend, dass es sich nicht um irgendeine Financial Times, sondern um die Financial Times Deutschland handelt und es in Deutschland seit jeher eine unbezwingbare Vorliebe für übergriffiges, respekt- und distanzloses Gebaren zu geben scheint.

Es bleibt aber die Hoffnung, dass die Griechen, krisenpropagandagestählt, einen guten Riecher für paradoxe Interventionen entwickelt haben und am Sonntag genau das Gegenteil dessen tun, was ihnen eingehämmert wird.


Freitag, 15. Juni 2012

Aufrührerisches


Es ist früh am Tage und ich reibe mir verwundert die Äugelein.

Übermorgen wird in Griechenland gewählt.

Laut der letzten Umfragen war, erstens, die linke Partei Syriza zügig nach oben geschnellt, und laut griechischem Gesetz dürfen, zweitens, zwei Wochen vor den Wahlen keine Umfragen mehr veröffentlicht werden - ein brandgefährlicher Status quo, der, drittens, in den letzten beiden Wochen zu melodramatischer Panikmache genutzt wurde.

Die um ihre politischen Besitzstände besorgten Euro-Macher überschlugen sich in exaltierten, an Endzeit-Pathetik nicht zu überbietenden Warnungen und Drohungen, gerichtet an die griechischen Wähler, falls Letztgenannte die Stirn, die Dreistigkeit und das demokratische Recht hätten, sich für jene Partei allen Übels zu entscheiden: Schmoren sollt ihr in der Hölle, verantwortungslose Griechen, spätestens am Montag nach dem Wahlsonntag drehen wir euch den Geldhahn zu, am Dienstag wird das Universum einstürzen und ab Mittwoch könnt ihr dann sehen, wo ihr bleibt.

Die Kernbotschaft der dauerdelirierenden Scharfmacher war dabei stets dieselbe: Griechen, um aus eurer Zwangslage, eurer Misere, eurer Hungersnot, eurer Arbeitslosigkeit wieder herauszufinden, müsst ihr nichts tun als genau jene Parteien wählen, die mitgeholfen haben, euch in Misere, Hungersnot und Arbeitslosigkeit zu zwingen. Zwar wurde das nicht so platt gesagt, war aber nichtsdestotrotz so platt gemeint.

Kostprobe? In diesem Wahlwerbespot stößt die rechtskonservative Nea Democracia, parteipolitischer Hauptgegner von Syriza und hauptverantwortlich für die in Griechenland herrschenden apokalyptischen Zustände, ins Horn der drohenden Apokalypse, sollten die Griechen so intelligent sein, ihr Kreuzchen an unerwünschter Stelle zu machen:

(für englische Untertitel auf 'cc' klicken)

Und jetzt zu meinen geriebenen Äugelein:
Dies ist eine sehr bittere Wahl für das griechische Volk. Es ist aufgerufen, genau den alten Wachtposten zu wählen, der es in diesen Saustall hineingetrieben hat.
Korrekte Aussage. Trifft ins Schwarze. Trifft den Nagel der ganzen verlogenen Hetzkampagne auf den Kopf. Durch und durch stimmig, aber noch kein Grund, sich die Augen zu reiben. Jetzt die Preisfrage: Wer hat's gesagt?

Nee, nee, falsch - kein vom Satan besessener Syriza-Linker, kein zynischer Kritiker des korrupten Establishments, kein intelligenter griechischer Wähler. Alles falsch.

Vielmehr kommt das stimmige Statement (via Keep Talking Greece) - Augen reiben! - aus dem Mund des vom Satanismus infizierten Establishments höchstpersönlich, aus eben jener Ecke, wo der verlogene Wahl-Hype auf Hochtouren getrieben wurde. Nämlich aus dem Mund eines deutschen EU-Funktionärs. Der es allerdings vorzieht, namentlich lieber nicht genannt zu werden, weil derlei offenherzig zynische Aussagen "etwas heikel seien angesichts des Problems, dass am Sonntag Wahlen stattfinden". Mit anderen Worten: Angesichts dieses "Problems" scheint die Stunde der unverblümten Wahrheit gekommen zu sein. Nur halt anonym, versteht sich. Will sich ja keiner den Mund verbrennen.

Warten wir mal ab, was der Sonntag bringt. Obwohl, eigentlich gibt es gar nichts abzuwarten, denn der Wahlausgang scheint eh klar zu sein, zumindest was seine optionalen Konsequenzen betrifft: ein simples Entweder-Oder-Modell, auf den Punkt gebracht wiederum von einem deutschen EU-Funktionär (man erfährt nicht, ob es derselbe war, weil die Typen ja allesamt anonym zitiert werden wollen):
Eine vertrauliche Nachricht aus der deutschen Botschaft in Athen warnt vor "Aufruhr an den Finanzmärkten", sollte Tsipras (Syriza) gewinnen, und vor "Aufruhr in den Straßen", sollte Tsipras nicht gewinnen, sagte ein deutscher Funktionär.
So viel Aufruhr war selten. Welcher Aufruhr wird gewinnen? Der Druck der Märkte oder der Druck der Straße? Die Nerven liegen blank. Dazu noch der ganze Aufruhr um den Fußball. Man weiß nicht, was noch kommen mag. Reibt sich aber schon mal die Äugelein.


Donnerstag, 14. Juni 2012

Zeitfragen


Sich zu empören ist das eine, Widerstand zu leisten das andere.

Beides hat seine Zeit. Beides muss sich nicht gegenseitig ausschließen, denn wer Widerstand leistet, ist empört, so empört, dass ihm bloß verbale Empörung nicht ausreicht, um seiner Empörtheit Ausdruck zu geben: Er wird offen widerständig und tut dies mit den Mitteln, die er - angesichts der Vehemenz seiner Empörtheit - für angemessen hält.

Dabei kann es ihm passieren, dass seinem widerständigen Verhalten eine Welle der Empörung entgegenschlägt. Nicht allein von denen, gegen die er Widerstand leistet, vielmehr auch von denen, die eigentlich genauso empört sind wie derjenige, der Widerstand leistet, sich jedoch noch mehr empören, wenn Empörtheit in Widerstand umschlägt. In diesem Fall trennen sich die Wege des Empörten und des Widerständigen.

Darüber könnte man sich wiederum empören. Man kann aber auch versuchen zu verstehen, warum die Wege sich trennen. Und sich dann für den Weg entscheiden, den man für richtig hält.


Das spanische Satiremagazin eljueves gibt Nachhilfe fürs Verstehen:
Du stehst auf, gehst in dein Büro, setzt dich vor deinen Computer, isst etwas, trinkst Kaffee, kehrst zurück und setzt dich vor deinen Computer, schiebst ein wenig Hass auf deine Arbeit und gehst nach Hause. Das ist dein Leben, für den Fall, dass du zu den Glücklichen gehörst, die immer noch ihren langweiligen Job eines lichtscheuen Büroangestellten behalten haben. Vergleichen wir das mit dem folgenden:

Du stehst auf, ziehst deinen Blaumann an, bohrst dich in ein felsiges, gesundheitsschädliches Loch, ein Loch, dunkler als die Darmspiegelung des Satans, du arbeitest, nimmst dieses Gemisch aus Methangas, Oxiden und verdächtig schwärzlichem Staub namens "Luft" wahr, dessen spärlicher Sauerstoffgehalt immer mehr abnimmt, fickst ein bisschen mit dem Tod, steigst an die Oberfläche zurück, isst ein belegtes Brötchen, sinkst zurück in den Anus des Bösen und kaufst schließlich auf dem Heimweg Brot und pfeifst dabei das Lied von Antonio Molina. Jenes Lied heißt nämlich "Ein Bergarbeiter sein". Und jetzt? Schiebst du immer noch einen Hass auf deine Arbeit?

Eben. Wenn du protestierst gegen die Ungerechtigkeiten, die dich empören, dann tust du Dinge wie: Eine Botschaft an die Wand kleben, um zu zeigen, dass du dagegen bist.

Wenn dagegen ein Bergarbeiter gegen die Ungerechtigkeiten protestiert (wie, zum Beispiel, dass das Ministerium sich verpflichtet hat, Hilfszahlungen bis zum Jahr 2018 zu leisten und dann diese finanziellen Mittel um 63 Prozent kürzt, um die Banken zu "retten"), dann macht er solche Dinge wie: Autoreifen verbrennen, aus einem Verkehrsschild eine Bazooka bauen und, allgemein gesprochen, eine Feldschlacht eröffnen, die einem Napoleon zu einer postmortalen Erektion verhelfen würden.

Kann sein, dass es dich anödet, im Auto zu sitzen und dich in einer Straßensperre wiederzufinden. Kann sein, dass es dich stört zu spüren, wie deine Frisur ruiniert wird von einem Gummigeschoss, das die Polizei aus zwei Meter Entfernung auf dich geschossen hat, aber wenn du dir ansiehst, wie diese Krieger im Blaumann kämpfen für das Brot ihrer Kinder, dann halte inne um nachzudenken, atme tief durch und zeig ein bisschen Respekt. Solltest du nach dem Nachdenken immer noch empört sein, dann hab keine Hemmungen und klebe eine Botschaft an deine Wand.

Kohlebergarbeiter demonstrieren in Leon, Nordspanien,
am 12. Juni 2012
via Kasama:
"As resistance grows in Europe:
we need to support, observe, learn and mobilize."

In England organisiert sich die Solidarität mit den spanischen Mineros. Die englische Tageszeitung Guardian zeigt Haltung -
Although many British newspapers have quite rightly given extensive coverage to the financial crisis in Spain, there appears to be an almost total blackout of news about the response of the workers' movement in Spain to the austerity measures being pursued by the government.
- und durchbricht das konzertierte mediale Blackout, indem sie einen Solidaritätsaufruf des Spanish Miners' Solidarity Committee veröffentlicht:
Time to stand with Spanish miners
Zeit, sich mit den spanischen Mineros zu solidarisieren.
Zeit, der Empörung Taten folgen zu lassen.
Zeit, über Wege und Widerstand nachzudenken.

Mittwoch, 13. Juni 2012

Cold Turkey


Quitaly. Irres Wort. Könnte sich um ein exotisches Rezept für Quittenmarmelade handeln. Ist aber keine Quittenmarmelade, sondern eine dieser neumodischen Wortschöpfungen in Zeiten des Krisen-Crashs und der finanzpolitischen Massen-Bailout-Karambolage im sehr unfriedlich vereinten Europa.

Auf 'Karambolage' komme ich jetzt auch nur deshalb, weil ich gelesen habe, dass die Bailout-Injektion, mit der Spaniens zockersüchtigen Banken gerade ein Schuss gesetzt wurde, aus einem Fonds stammt, in den unter anderem auch Italien einzahlt. Und dass Italien sich zu etwa 22 Prozent an der Dröhnung für die spanischen Finanzjunkies beteiligt. Und dass, zu diesem edlen Zweck, Italien für sechs Prozent Zinsen Kredite aufnehmen muss, um die Zombie-Knete dann zu drei Prozent Zinsen an oder in seinen spanischen Nachbarn zu pumpen. Irre, oder? Auf jeden Fall karambolös. Wo doch Italien selbst gerade haarscharf der Klippe entgegenschrammt und deshalb nach der Nadel jiepern wird. Quitaly also.

Mit Grexit hat alles angefangen. 'Gr' wie Griechenland und 'exit' wie...na ja, eh klar. Jetzt also Quitaly. 'Italy' wie Italien und 'quit' wie exit. Davor stand Spexit als Trendwort hoch im Kurs, wurde aber aufgrund der aktuell ansteigenden Dröhnungskurve herabgestuft und musste dem griffigen Spailout weichen, dessen Stern allerdings bereits wieder im Sinken ist, weshalb sich nun Spanic breitmacht. Neue Nachrichten kommen aus dem Norden, nämlich aus Finnland; da wird von einem Fixit gemunkelt. Vom Wortstamm unklar ist dabei, ob finnische Banken angefixt werden sollen oder die Finnen keine Lust mehr haben, anderer Leute Banken bis zur Schädeldecke zuzufixen oder ob sie einfach von der ganzen Euro-Fixerhöhle die Schnauze voll haben und deshalb 'Fi' wie Finnland und 'xit' wie exit.

Grexit. Spexit. Quitaly. Fixit. War noch irgendwas? Kommt bald Fraxit? Und dann? Was kommt nach Fraxit?

Yeah. Fuxxit.

Uganda strikes back



Den jüngsten spanischen Griff in den rassistischen Eimer (Ministerpräsident Rajoy: "Spanien ist nicht Uganda") wollen die Ugander nicht auf sich sitzen lassen.

Eine Bloggerin aus Uganda rief flugs einen Twitter hashtag #Ugandaisnotspain (via Al Jazeera) ins Leben, wo sich (nicht nur) ugandische Twitterer über den Lapsus teils amüsieren, teils sarkastisch wundern, welche kolonialistischen Hangovers "die sogenannte zivilisierte Erste Welt" eigentlich mit sich herumschleppt? Und ob den ehemaligen Kolonisatoren entgangen sei, dass immer mehr spanische Jugendliche auf Jobsuche (Jugendarbeitslosigkeit in Spanien: über 50 Prozent) in ehemalige spanische Kolonialgebiete auswandern? Und in puncto Nationalstolz: "Lieber Bananenrepublik als am Bailout-Tropf hängen!"

Und wer glaubt, die Leute in Uganda seien humorlos, der war schon lange nicht mehr in seinem Keller zum Lachen: "No bailout for Spain from Uganda!"

Man darf schon jetzt gespannt sein auf die Retourkutsche aus einem anderen afrikanischen Land, sollte die spanische Regierung demnächst auf die Idee kommen zu behaupten: Spanien ist nicht Zimbabwe.

Dienstag, 12. Juni 2012

Frei zum Abschuss



Eine Ladung frischgeschleuderten Morgendungs gefällig? Bitte sehr.

Stellen wir uns für einen Moment vor, es gäbe kein Griechenland. Nur für einen ganz kurzen Moment, denn länger wäre unerträglich. Unerträglich für die unter galoppierendem Realitätsverlust leidende Troika aus Politik, Finanzmärkten und Medien. Was, kein Griechenland mehr? Großer Gott! Wer in aller Welt könnte dann noch zum Prügelknaben gemacht werden, der alles, aber auch alles verbockt hat, was ein formidabler Sündenbock je verbocken kann?

Nicht auszudenken. Ich meine, mit irgend etwas muss ja die Zeit zwischen spanischer Bankenrettung (letztes Wochenende) und griechischen Wahlen (dieses Wochenende) vollgedüngt werden. Und was eignete sich dafür besser als eine Fuhre schmuddeligen Schmähdungs, gezielt geschmettert auf Europas Schmuddelkind Nummer eins, verkörpert durch den linken Schmuddelhippie Alexis Tsipras von der linken Schmuddelfront Syriza? Eben. Gib ihm. Hau drauf. Ist an allem schuld - während die Welt langsam, aber todsicher von denen kaputtgespart wird, die sich an ebendiesem Vorgang bereichern.

Bereits die Schlagzeile gibt die rhetorische Flugrichtung vor:
Griechenlands Krise spielte eine Schlüsselrolle bei Spaniens Ersuchen um ein Bailout
Den Buhmann ins Visier und die Schuldfrage in Anschlag genommen. Jetzt nur noch scharfstellen und dann abdrücken:
Allein schon die Möglichkeit eines Sieges für Anti-Bailout-Kräfte in Griechenland hat Spaniens Probleme von vorneherein verschlimmert, indem sie (nämlich besagte Möglichkeit) die Kreditkosten der (spanischen) Regierung in die Höhe getrieben und einen (spanischen) slow-motion Bankrun verursacht hat, der sein (Spaniens) Finanzsystem schwächte.
Wenn ich das richtig auf die Reihe kriege, verschlimmerte also die bloße Möglichkeit, griechische Wähler könnten eine linke Partei wählen, die Ausgangsposition Spaniens beim Verhandeln um ein Rettungspaket? Haben also die Griechen, noch bevor sie gewählt haben, Spanien zu höheren Kreditkosten gezwungen? Das nennt man Dung im Tiefflug.

Wobei in dem gesamten agitatorischen Dungpaket das Schmuddelkind kein einziges Mal beim Namen genannt wird. Weder von Syriza noch von Tsipras noch von einer - Achtung, gefährliches Schmuddelunwort! - linken Partei ist die Rede, sondern nur von anti-bailout-forces, was bereits nach kriegerischen, systemzersetzenden Streitkräften klingt, jedoch mühelos noch zu toppen ist mit - Achtung, Schuss! - "anti-bailout-agitators".

Genau. Linke Agitatoren der Welt, allen voran Syriza und Tsipras, vereinigt euch, stellt euch in die Ecke, geht euch was schämen und fühlt euch schuldig. Dafür, dass ihr bereits jetzt, fünf Tage vor der Wahl, diejenigen seid, die die Europäische Union zerstört haben.

Fotos: Timothy Fadek
originally published at Foreign Policy

Montag, 11. Juni 2012

Alles Banane


"Spanien ist nicht Uganda"
So viel Geographie muss sein. Hätten Sie's gewusst? Klar, spätestens seit IMF-Lagarde die hungernden Kinder im afrikanischen Niger an ihre Brust gedrückt und von selbiger die hungernden Kinder in Griechenland verstoßen hat.

Jetzt also Spanien, das sich als nicht-afrikanisches Land outet. Gilt auch im Umkehrschluss: Womöglich sind die Afrikaner seit diesem Wochenende ganz froh, dass Uganda nicht Spanien ist.

Jedenfalls, die Tageszeitung El Mundo wartet mit dem spanischen Uganda-Knaller auf: Unmittelbar vor den Verhandlungen zur "Bankenrettung" (psst!, darf man keinesfalls so nennen, auch wenn der Kaiser nackig dasteht) am Wochenende hat Ministerpräsident Rajoy seinem Finanzminister Guindos per Mobiltelefon eine Textnachricht geschickt des Inhalts: Stark bleiben! Na gut, hat er so nicht getextet, aber fast:
"Halte durch, wir sind die vierte Macht in der Eurozone. Spanien ist nicht Uganda."
Auf gut deutsch: Wir sind nicht irgendwer und schon gar keine vom IMF gebüttelte und gebeutelte Dritte-Welt-Bananenrepublik, selbst wenn's bei uns Bananen gibt, aber kein Geld.


Wie inzwischen bekannt, hat die dicke spanische Bugwelle gewirkt. Bail-out-technisch gesehen.

Selbstverständlich wirkt sie auch in anderen Ländern nach und wird dort weitere Wellen schlagen, zum Beispiel in Irland, Portugal, Griechenland; Ländern also, die sich nach der "bedingungslosen" Rettungsaktion für Spanien (von Rajoy lauthals als "Sieg für Spanien" gefeiert - nun ja, Don Quijote war halt ein Spanier) dezent in den Hintern gekniffen fühlen dürften insofern, als sie sich mit ihren eigenen, durchaus nicht bedingungslosen Bail-outs vergleichsweise die, pardon, Arschkarte eingehandelt haben.

Irland hat bereits die Rückgabe seiner Arschkarte, pardon, sein Verlangen nach Neuverhandlungen seiner Bail-out-Konditionen geäußert. Wetten, dass in der Kulisse bereits Portugal sitzt und seine Muskeln anspannt? Und - in Griechenland wird diese Woche gewählt.

Derweil kicken sie alle, als ob sie's bezahlt kriegen.
EM 2012 wie aus dem Bilderbuch.

Einmal durchgewischt


Großreinemachen. Schönes deutsches Wort.
Man hört förmlich die Besen durch die Luft schwingen, die Wischmops über den Boden schmatzen und die Putzfrauen fluchen.
Alles sauber, alles fein,
porentief und besenrein,
so soll unser Haushalt sein.
Oder unsere Wirtschaft. Daher der Name Besenwirtschaft.

Attraktiv auch des englische Wort, the big clean-up:
die große Aufräumaktion, alles ausgemistet und entrümpelt,
mach mal weg
den ganzen Dreck
und es rackern rund um die Uhr
toughe Jungs von der Müllabfuhr.

Eine wortgewaltige transatlantische clean-up campaign wird derzeit vom amerikanischen mastermind of hope™ and change™ losgetreten: Ihr da drüben, räumt mal endlich euren Dreck weg und schafft Ordnung in eurem europäischen Krisen-Saustall!
Am Freitag forderte US-Präsident Obama die europäische Führungselite zu dringendem, entschiedenem Handeln auf, um die Wirtschaftskrise abzuwehren, und drängte die Griechen kurz vor den Wahlen, einen Weg zu wählen, der sie in der Eurozone zu bleiben lasse.

Während EU-Funktionäre damit beschäftigt waren, einen gigantischen Rettungsplan für Spaniens lahmende Banken auszuarbeiten, betonte Obama, er vertraue darauf, dass die europäischen Regierungen den Ernst einer Krise einzuordnen wüssten, einer Krise, die die Aussicht auf seine Wiederwahl im November schwer belaste.

"Und je schneller sie handeln und je entschiedener und konkreter ihre Maßnahmen sind, desto schneller werden Menschen und Märkte etwas Vertrauen zurückgewinnen, desto billiger werden die Kosten des Großreinemachens auf der ganzen Linie sein."
Wir lassen jetzt mal den präsidialen Hirnriss außer Acht, dass Obama die Griechen dazu aufruft, genau jene Partei-Saubermänner zu wählen, die den Krisen-Saustall zu verantworten haben, und beschränken uns auf den aktuellen Putzfimmel des POTUS; nämlich das Großreinemachen, das er möglichst kostengünstig abgewickelt wünscht ("...the cheaper the costs of clean-up will be down the road").

Banksy

Nun gehören billige Putzkräfte zwar seit jeher zu den feuchten Träumen schwerreicher Eliten, die ihre Milliarden lieber anderweitig renditebringend in den Sand setzen als ihre Putzfrauen und Müllmänner so zu bezahlen, dass die auch davon leben können. Jedoch, ungeachtet aller Appelle aus Übersee, droht neues Ungemach an der griechischen Saustallfront:

Die städtischen Putzfrauen und Müllmänner wollen nämlich streiken! Zwei volle Tage lang! Und zwar nicht irgendwann, sondern am 16. und 17. Juni, also genau zu dem Zeitpunkt, wo Griechenlands Wahllokale sich öffnen und Amerikas Mr. Hope'n'Change darauf hofft, dass sich etwas ändert, nämlich nichts. Genau dann wollen die streiken! Und zwar nicht irgendwo, sondern genau dort, wo's wehtut, nämlich landesweit in den Wahllokalen, sozusagen den (aus Obamas Sicht) gefürchteten Epizentren des künftigen Saustalls.

Kategorisch weigern sich die städtischen Reinigungskolonnen, in den Wahlzentren ihren schlechtbezahlten Dienst zu versehen, es sei denn, sie kriegen dafür eine angemessene Sonderzulage ("higher electoral pay"). Billiges Großreinemachen läuft nicht, sagen sie, nicht mit uns, und schon gar nicht, solange "die Angestellten vom Innenministerium 1.800 Euro (Wahlsonderzulage) bekommen, was dem Dreimonatslohn eines städtischen Müllarbeiters entspricht und für uns eine Provokation ist".

Tscha. Was bleibt?

Schafft die Putzfrau nicht für lau,
sieht's am Wahltag aus wie Sau.

"You are not Banksy"