Montag, 31. Mai 2010

Raab for President


Ich ahne es. Morgen früh wird Frau Übermop mich als erstes fragen, was ich vom Rücktritt des Bundespräsidenten halte, nachdem wir den des Ministerpräsidenten schon durch haben. Das Dumme ist, dass mit Köhlers Name - anders als mit dem von Koch - keine albernen Gastronomenwitze zu machen sind, es morgen also gleich zur Sache gehen wird. Zur Sache fiel mir, als ich von der Sache hörte, nichts weiter ein als Die Ratten verlassen das sinkende Schiff, aber das kann ich unmöglich morgen früh bringen, weil Frau Übermop sich immer so aufregt, wenn ich so etwas sage. Sie will nämlich nicht, dass das Schiff sinkt. Ich ja eigentlich auch nicht, aber irgendwie sieht mir der Tanker doch schwer nach Schlagseite aus.

Apropos Tanker, heute früh fragte sie mich überfallartig: "Und, wie fandest du es?" Wie fand ich was? Frau Übermop war die Ungeduld in Person: "Na Mensch, was wohl, der Grongprieh natürlich!" Oha, der Grand Prix, alles klar. Der war spurlos an mir vorüber gerauscht. Frau Übermop konnte es nicht fassen: "Wie, du hast den Grongprieh nicht geguckt? Du bist ja nicht normal!" Ich wollte gerade antworten, dass da vielleicht ein Körnchen Wahrheit dran sei, da legte sie erbarmungslos nach: "Alle haben Grongprie geguckt, alle!" Außer mir, gab ich kleinlaut zu und begann mich wie ein Outcast zu fühlen. "Dann kannst du ja gar nicht mitreden", fuhr Frau Übermop fort, sichtlich frustriert, in mir keine adäquate Gesprächspartnerin gefunden zu haben.

Sie kam dann aber doch ins Erzählen, lästerte eloquent über irgendwelche "Dumpfbacken aus Russland", über "viel zu viel Nebel, man sieht ja gar nix", und überschlug sich vor Begeisterung für Impresario Stefan Raab, "wie der das Ganze gedeichselt hat, dass das was wird". Vielleicht ist es keine schlechte Idee, morgen früh den Leistungsträger Raab ins Gespräch zu bringen, als Nachfolger für den plötzlich abgegangenen Bundespräsidenten, und das mit dem sinkenden Schiff außen vor zu lassen. Am Ende gibt es womöglich doch noch einen, der das Ganze deichselt, dass das was wird.


Sonntag, 30. Mai 2010

Springing In The Rain



Das nächste anthrazitfarbene Brett am Himmel ist schon im Anmarsch. Was rettet einen regnerischen Tag vor dem Absaufen? Die Farbe Rot. Und das viele Springen. Erst nach dem 94. (vierundneunzigsten!) Sprung über einen New Yorker Bordstein samt Pfütze war das Bild im Kasten. Getanzt von Annmaria Mazzini, im Regen stand Jordan Matter, Fotograf und Blogger. Dancers Among Us nennt er seine Sammlung - Tänzer sind unter uns. Sie rennen der U-Bahn hinterher, hüpfen über vollbesetzte Parkbänke, tanzen mit Straßenmusikern und gehen in der Kirche nicht auf die Knie, sondern in den Spagat. Großartige Bilder. Was für eine Energie.

Samstag, 29. Mai 2010

Lochmuster


Heute mit nicht jugendfreiem Content.

Schauplatz ist ein Spielplatz. Ein Kinderspielplatz mit Rutschbahn, Sandkasten, Hoppepferdchen und einer Holzeisenbahn zum Reinsitzen. Also ein jugendfreier Spielplatz für kleine Kinder. Die Bäume verdecken den Blick auf den Spielplatz, so dass von einem Schauplatz eigentlich keine Rede sein kann, höchstens von einem Hörplatz. Jedenfalls dann, wenn ich mich auf meiner Dachterrasse der Entspannung hingebe.

Zu hören sind aufgeweckte Stimmen spielender Kinder. Ohrenscheinlich sind die lieben Kleinen dabei, sich zu jagen und zu fangen, wobei die höchste Sprosse der Leiter zur Rutschbahn am liebsten als Fluchtpunkt gewählt wird. Wer dort oben thront, wähnt sich sicher vor seinen Verfolgern. Wer sich sicher fühlt, riskiert auch mal eine dicke Lippe. Zu hören ist mal dieser Ausruf, mal jener Schrei und irgendwann das:
"Fang' mich doch, du Kackaloch!"
In den höchsten Tönen hinausgeschmettert. Die Silben Ka-cka lustvoll akzentuiert. Immer wieder. Da capo und kein Ende. Das Kind scheint am höchsten Punkt der Rutschbahn in einer tranceartigen Wiederholungsschleife festzuhängen, die es manchmal unterbricht, um refrainmäßig vor sich hin zu singen:
"Kackalochi, Kackalochi, Kicke, Kacke, Kackalochi"
- auch dies mit einer Vorliebe fürs Repetitive - und sodann zum bekannten Thema zurückzukehren: "Fang' mich doch, du Kackaloch!"

Irgendwann nähern sich die Stimmen von Erwachsenen und ein Mann ruft zur Begrüßung: "Hallo Jennifer!", und vom höchsten Punkt der Rutschbahn schallt es fröhlich zurück: "Hallo Kackalochi!" Unheilvolle Stille tritt ein. Dann die Männerstimme, scharf und laut: "Tschenniffer!" Pause. Die Spannung steigt. "Tschenniffer, komm' sofort da runter!" Längere Pause. Ich fühle mich wie in einem Hörspielkrimi und halte die Luft an. Die Pause dauert. Dann kräht das Kind vergnügt von der Rutschbahn herab:
"Kackalochi, fang' mich dochi!"
Stille. Nur die Dachterrasse bebt vor Lachen. Sonst absolute Stille. Nach einer ganzen Weile meldet sich das Kind wieder zu Wort. Es trällert leise vor sich hin - fast so, als ob es am Üben ist - und betont hingebungsvoll jede erste Silbe:
"Pipilochi, Papilochi, Kicke, Kacke, Kackalochi."
Da capo.

Freitag, 28. Mai 2010

Parkende Tigerente



Schreck lass nach am frühen Morgen.

Donnerstag, 27. Mai 2010

Freestyle


In meiner neuen Wohnung fehlt mir dringend noch ein CD-Regal. Bis heute fehlte mir auch die Idee dazu. Ich wollte nämlich irgendetwas Besonderes. Das kommt hier und jetzt:


Ein elastisches CD-Regal aus alten Fahrradschläuchen (das mittlere). Bombastisch gut. Funktional, attraktiv, durchgeknallt, kost' nix. Die passenden CD-Würfel habe ich bereits. Jetzt brauche ich nur noch die Schläuche. Neue Ideen in alten Schläuchen, ha!

Damit nicht genug. Zwar fehlt mir nicht die leiseste Bohne ein Gewürzregal, aber seit ich dieses spice rack aus gebrauchten Glühbirnen gesehen habe, fehlt mir dringend ein Gewürzregal.


Ich will das haben.

PS: Wer dringend neue Flip-Flops braucht und nicht weiß, wohin mit seinen gebrauchten japanischen Esstäbchen, wird hier fündig.

Mittwoch, 26. Mai 2010

Weg vom Fenster


Mittwoch ist Versprechertag. Keiner weiß warum, aber gegen Mitte der Woche scheinen sich Frau Übermops sprachliche Fehlzündungen zu häufen. Außerdem ist Mittwoch Fensterputztag. Wieso eigentlich? Keiner weiß warum, außer Frau Übermop: "Das ist halt so. Das ist die Gewohnheit der Macht", gab sie zum Besten, nachdem ich gefragt hatte, ob die Fenster nicht bis Donnerstag oder Freitag warten könnten; mir war heute nicht danach. Es nützte mir nichts.

Die Gewohnheit der Macht. Es ist jedes Mal dasselbe: Frau Übermop verspricht sich und ich warte instinktiv darauf, dass sie sich korrigiert. Tut sie aber nicht. Sie lässt ihre Sprachschnitzer einfach so im Raum stehen. Und ich sitze da und verkneife mir ein Grinsen, nachdem eben noch meine Mundwinkel in die entgegengesetzte Richtung tendiert hatten. Wegen der dummen Fenster.

Später fragte sie mich wie aus heiterem Himmel: "Was sagst du denn zum Rücktritt vom Koch?" Erst dachte ich mir, jetzt bist du auch mal witzig, und fragte zurück: "Welcher? Wir haben hier fünf Köche." "Unsinn", meinte Frau Übermop, ohne zu lachen, "ich meine doch den von Hessen. Der ist jetzt weg." "Weg vom Fenster," korrigierte ich situationsangemessen von der Leiter herab und prüfte dabei die Streifenfreiheit der Oberlichter. "Weg von der Politik," wurde ich von Frau Übermop humorfrei korrigiert, "der schmeißt einfach alles hin, ich verstehe das nicht, der kann doch nicht einfach machen, was er will?" "Kann er wohl," entgegnete ich und hielt mich für besonders schlagfertig, als ich hinzufügte, "das ist bei dem Typen die Gewohnheit der Macht."

Ich erntete einen scharfen Seitenblick, mit dem Frau Übermop mich erneut verbesserte: "Falsch, es heißt die Macht der Gewohnheit." Da fehlten mir nun wirklich die Worte. Der Frau Übermop nicht: "Ich dachte, von uns beiden bist du die Studierte!" Peng. Vorsichtshalber hielt ich erst mal den Mund, um zu vermeiden, vor Lachen von der Leiter zu fallen. "Der lässt einfach alles stehen und liegen," fuhr Frau Übermop kopfschüttelnd fort, "und geht jetzt in die Wirtschaft." Wo soll der Koch auch sonst hingehen, dachte ich und sagte, ohne es im geringsten witzig zu finden: "Da gehört er auch hin."

Da blieb Frau Übermop breit grinsend unter der Leiter stehen, blickte zu mir hoch und sagte nach einer effektvollen Pause: "Du auch!" Ich guckte dumm und brauchte eine ganze Weile, bis ich begriff, dass Frau Übermop soeben eins ihrer raren Komplimente um die Ecke geschossen hatte: Mit anderen Worten, sie hielt mich für gastronomietauglich.

Anderthalb Stunden später fragte ich Frau Übermop, wo der eingelegte Ziegenkäse hingehöre, ins Kühlhaus oder in die Küche? Bierernst brummte sie: "Frag' den Koch, nicht mich." Ob sie mir bitte sagen könne, in welcher Kneipe der Ministerpräsident sich gerade aufhalte, fragte ich weiter. Na endlich. Wir mussten beide gleichzeitig lachen. Mittwoch ist Versprechertag.

Dienstag, 25. Mai 2010

Flügelschlag


Ikarus lässt grüßen.
Sonnenaufgang 5:28 Uhr.

Montag, 24. Mai 2010

Wie die Karnickel


Sommerschnee, dritter Teil. Einer geht noch.

Zu Sonnenaufgang erwartet uns eine nahezu geschlossene Schneedecke bei sommerlichen 22 Grad. Die Wissenschaftler sprechen von einem Phänomen.
Die Kaninchen auch.

Ende der Pappelsamen-Trilogie.

Sonntag, 23. Mai 2010

Pappelpalaver


Wieder was gelernt. Man hält sich ja für botanisch schlauer als man tatsächlich ist. Ich zum Beispiel war bis heute früh felsenfest davon überzeugt, dass es sich bei den derzeit marodierenden Wattemassen um Birkenpollen handelt. Keineswegs, klärte mich die Frau auf, deren neue Etagennachbarin ich bin: Es war die Pappel und nicht die Birke. "Wenn es aussieht wie fliegende Baumwolle, ist es die Pappel." Nun ist mir schleierhaft, wo all die vielen Pappelbäume stehen sollen, deren Absonderungen mich massiv heimsuchen; ich habe in meiner neuen Umgebung noch keine einzige Pappel gesichtet. Wo also kommt der ganze Pappelpollen her?

Ein Lob dem Treppenhausschwatz. Mit Pappelpollen würde ich wiederum danebenliegen, antwortete die Kennerin (bekommt seit langem um diese Jahreszeit ihre Terrasse vollgepappelt), vielmehr handele es sich um Pappelsamen. Und mit seinen feinen Pappelsamenhärchen könne der Pappelsamen ausgezeichnet fliegen und komme eben gut herum. Ein Langstreckenspezialist, sozusagen.

Kurzstrecken beherrscht der Pappelsamen sowieso mühelos, und wenn ich sage beherrscht, dann meine ich das wirklich. Das weiße Fluffi-Zeug beherrscht meine Wohnung. Kleine Wohnung, kurze Strecken. Unzählige Plätze zur Zwischenlandung hält der Pappelsamen besetzt; für die Endlagerung sucht er sich die am schwersten zugänglichen Winkel. Von draußen schwärmen stets neue Pappelsamengeschwader herein. Es gibt kaum eine sinnentleertere Tätigkeit als Pappelbaumwollmäusen hinterherzuputzen. Ich glaube, irgendwie so fühlt sich feindliche Übernahme an.

Hinzu kommt, dass die Baumwollmäuse innerhalb kürzester Zeit sich mit den gemeinen Hauswollmäusen heimtückisch paaren zum Zwecke unkontrollierbarer Nachwuchsproduktion. Heraus kommen dabei kindskopfgoße Staub-Watte-Mutanten, die, hat man mal einen von ihnen am Boden mit dem längsten Staubsaugerrohr ergattert, sich rächen mit verstärkter Flockenberieselung von oben herab, auf dass die Kaninchen erblassen vor Neid ob solch unbändiger Fortpflanzungslust.

Man zählt die kleinen Bastarde übrigens, botanisch-zoologisch betrachtet, zur Gattung der sogenannten Baumhaus-Wollmäuse, deren geheime Kommandozentrale sich in einem Garten ganz in meiner Nähe befindet:
Mich wundert nichts mehr.

Samstag, 22. Mai 2010

Es schneit


Endlich Sonne. Endlich warm. Endlich schneit es mal wieder. Hatten wir das nicht erst kürzlich? Das nicht endenwollende Schneien, meine ich.
Pille, palle, polle,
im Himmel wohnt Frau Holle,
schüttelt ihre Betten aus,
fallen lauter Pollen raus.
Oder so ähnlich. Millionen dicker, fetter Pollenflocken tanzen schwerelos durch die Luft, taumeln zögerlich nach unten, wo sie sich zusammenrotten zu weichen, faustgroßen Wattebällen und den Boden fast vollständig bedecken.
Heute früh mit Kaffeetasse
trat ich auf die Dachterrasse,
und mir sank die Kinnlade nach unten. Was ein Fehler war: Im Nu hatte ich den Mund voller Wattebäusche. Ebenso kontraindiziert ist herzhaftes Gähnen in der frischen Morgenluft - der Sog des Einatmens zieht die weißen Pelztierchen magnetisch an, und so federleicht sie in den geöffneten Mund hineinfliegen, so schwer bekommt man sie wieder heraus. Bis dahin ist der Kaffee längst kalt geworden.

Natürlich ließ ich während der nötigen Mundspülungen die Terrassentür offenstehen, weil es ja so schön warm ist, was aber ein Fehler war, denn augenblicklich fand eine Invasion von naturbelassenen weißen Wollmäusen ins Wohnzimmer statt. Den Biestern gefällt es drinnen mindestens so gut wie draußen, denn drinnen haben sie ihre Ruhe vor dem Wind und können sich nach Belieben zusammenrotten zu noch mehr faustgroßen Wattebällen, um sich sodann in die hintersten Ecken zu verdrücken und dort ungesehen weiteres Unheil anzuziehen. Dagegen sind klassische Wollmäuse die reinsten Waisenkinder.
Dicke dacke docke,
da kommt 'ne fette Flocke,
setzt sich auf das Fensterbrett,
denkt: Hier ist es aber nett.
Ruft herbei die andren Flocken,
Flock' tut sich an Flocken docken,
Flockenbrocken, oberfett.
Meine mühsam erarbeitete Putzexpertise versagt jämmerlich. Staubsaugen? Da lachen sich die Pollenbollen tot. Weil, kaum läuft der Staubsauger, ist es vorbei mit der Windstille und die Wattebälle zeigen, was gute Flugeigenschaften sind. Feucht wischen? Kann man machen, aber Feudel erzeugen nun mal Luftbewegungen, egal wie sensibel man sich an die hinteren Sofabeine heranpirscht - kann man also auch lassen.
Ritze rutze ratze,
wer Pollen hat, der hat'se.
Willst du nach den Pollen suchen?
Lass es, denn du wirst nur fluchen.
Oder willst das Zeug wegpusten?
Lass es, denn du wirst nur husten.
Pustekuchen, Pustekuchen.


Freitag, 21. Mai 2010

Guter Rat



Guter Rat muss gar nicht teuer sein.

Donnerstag, 20. Mai 2010

Herzblut


Am Vorabend zum ersten Geburtstag. Morgen wird mein Blog ein Jahr alt. Zum Reinfeiern. Komischerweise mache ich das an meinem eigenen Geburtstag nie - finde ich langweilig. Andererseits, vielleicht habe ich ja in meinen allerersten Geburtstag auch reingefeiert, damals? Wer weiß das schon nach so langer Zeit noch. Auf jeden Fall erlebt mein Blog morgen seinen ersten Geburtstag und ich freue mich halbtot. Ein Blog ist so etwas Lebendiges, Pulsierendes, ist ständig in Bewegung wie ein wohldurchblutetes (manchmal auch blutendes) System und tut einfach gut. Ich bin glücklich, dieses Blog geschaffen zu haben. Es ist zu meinem Zuhause geworden in unruhigen Zeiten. Es ist gefräßig, verlangt täglich nach Futter und hat mich schon ein paar Mal fast aufgefressen.

An Herzblut nascht es am liebsten. Darum zum Einjährigen die angemessene Dröhnung: Le Coeur Qui Jazze, gesungen von France Gall.

Mittwoch, 19. Mai 2010

Bubble Trouble


Keine Ahnung, was zur Zeit los ist, vielleicht liegt es auch am Wetter, jedenfalls geht es Schlag auf Schlag mit den kreativen Wortverdrehern. "Am Tresen ist Bubligum für dich!" Publikum? Am Tresen? Für Mrs. Mop? Lässt die sich - rampensaumäßig drauf, wie sie ist - nicht zweimal sagen und wetzt zum Tresen, bereit zum Bad in der Menge. Unterwegs wundert sie sich noch über Frau Übermops merkwürdige Phonetik, denn dass Frau Übermop nicht aus Sachsen stammt, so viel steht fest. Sollten etwa unbekannte Fans aus Sachsen angereist sein? Bubligum am Dreesn. Nu. Mol guggn.

Dann am Tresen nix gewesen, außer Kaugummi.

Mitunter kann so ein Tresen - entgegen seiner natürlichen Bestimmung - ganz schön ernüchternd sein.

Dienstag, 18. Mai 2010

Zoom


Mrs. Mop sitzt auf dem Sofa und hat - man glaubt es kaum - gute Laune. Ab und zu kichert sie vor sich hin. Vergnügt wie schon lange nicht mehr. Ich wollte schon fragen, ob irgend etwas nicht stimmt, da prustet sie los: "Schehrkaufel!" Bitte? Schehrkaufel hat sie gesagt. "Schehrkaufel", wiehert Mrs. Mop, "das hab' nicht ich gesagt, sondern die Übermop." Aha. Frau Übermop hat also Schehrkaufel gesagt und Mrs. Mop schmeißt sich weg. Können alle noch folgen? Wie sich herausstellt, war Frau Übermop heute auf der Suche nach einer Kehrschaufel gewesen und hat dabei mal eben die Wechstaben verbuchselt.

Das Witzigste an Frau Übermops Neigung zu Wortverdrehern ist, dass Frau Übermop ihre Neuschöpfungen völlig unwitzig äußert, mit ernstem Alltagsgesicht und großer Selbstverständlichkeit. Eine Schehrkaufel eben, na und? Weiß doch jeder, was eine Schehrkaufel ist; nur wo sie ist, weiß keiner. Um Frau Übermop zu zitieren: "Ich möchte bloß wissen, wer die verdammte Schehrkaufel weggeräumt hat." Da kann der Hörer schon mal gute Laune kriegen.

"Das ist noch nicht alles," gluckst Mrs. Mop albern, "kurz vor Feierabend kam dann der Zoomstrehler." Der Zoomstrehler. Genauso gesprochen wie geschrieben, also mit Z und langem o. Zoomstrehler. Was zum Teufel? Zwischen dem Bierkeller und dem Weinkeller sei der Zoomstrehler, habe Frau Übermop erläutert. Da muss man erst mal drauf kommen. Mrs. Mop kam auch nur deshalb drauf, weil sie kurz zuvor Frau Übermop gefragt hatte, wo im Keller der Stromzähler sei.

Hamwirgelacht.

Montag, 17. Mai 2010

Rapsodie


Sonne von unten, wenn schon oben keine scheint.

Sonntag, 16. Mai 2010

Der Handtuchroboter


So ein Umzug zieht sich. Es irrt gewaltig, wer denkt: Tag X, Kisten rein in LKW, Kisten raus aus LKW, fertig ist der Umzug. Nix ist fertig. Chaos herrscht. Denn die Kistenware muss ja wieder ausgepackt und in die Schränke reingepackt werden. Es quellen mir unvorstellbare, nicht endende Wäsche- und Klamottenberge entgegen. Woher kommt das ganze Zeug? Von mir. Unfassbar. Noch dazu muss das meiste von dem Zeug neu zusammengelegt werden: Ich hatte es irrtümlich für eine gute Idee gehalten, zum Beispiel das Geschirr schützend in T-Shirts einzuwickeln. Jetzt ist das Geschirr heil und die T-Shirts mehr Kraut als Rüben. Also neu falten und zusammenlegen, was das Zeug hält; eine selten öde Beschäftigung. War eine schlechte Idee.

Dafür hat jemand anderes eine ausgeprochen gute Idee gehabt. Der hat einem kleinen gelenkigen Roboter Leben eingehaucht und ihn so programmiert, dass das Roböterchen Handtücher aller Art und Größe erkennt und penibel zu sauberen Rechtecken faltet. Es geht dabei durchaus sensibel zu Werke, betrachtet jedes Handtuch mit buddhistischer Geduld, dreht, wendet, dehnt es, wägt ab und entscheidet sich dann für die passgenaue Faltmethode. Ich könnte dem elektronischen Falter stundenlang zuschauen; bei ihm sieht das gar nicht öd aus. Am eindrucksvollsten finde ich das sorgfältige Glattstreichen jedes gefalteten Handtuches. Fast liebevoll und irgendwie mit Hingabe. Was ich von mir beim Falten nicht behaupten kann.

via kottke

Ach, wenn der Robot mir wenigstens meine Handtücher zusammenlegen würde. Und ich dürfte ihm dabei zuschauen. Das Leben wäre schön.

Samstag, 15. Mai 2010

Bürgermeisternähe



Es wohnt jetzt mächtig viel Lokalprominenz in meiner Nachbarschaft.

Freitag, 14. Mai 2010

Alles nach Plan


Volltreffer gestern abend.


Ich liebe es, wenn ein Plan funktioniert.
Colonel John 'Hannibal' Smith

Donnerstag, 13. Mai 2010

Tagesvorschau


So eine Dachterrasse ist eine tolle Sache, trotz Schafskälte. Man trotzt der Schafskälte, indem man sich in ein paar warme Wolldecken wickelt, fühlt sich augenblicklich wie im Luftkurort, guckt ziellos in den verhangenen Himmel und denkt über den Tag nach.

Wie war der Tag bis jetzt? Anstrengend. "Ruhe", knurrt es vom Sofa, wo eine müde Mrs. Mop alle viere von sich streckt, "ich will davon nichts hören!" (verständlich, hat Feiertagsschicht geschoben).

Wie wird der Tag noch werden? Vermutlich weniger anstrengend, dafür unterhaltsamer und interessanter als der Morgen. Auf jeden Fall interessanter. Ein Abendessen mit einem guten alten Freund steht an. Seit knapp einem Jahr haben wir uns nicht mehr gesehen. Zwei grundverschiedene Lebenswelten werden sich begegnen: Mittelgroßes Tier aus dem Verlagswesen meets Multijobberin aus dem Prekariat ('Putzfrau' wollte ich nicht aussprechen, sonst hätte das Sofa wieder geknurrt). Also auf jeden Fall interessant.

Ein Jahr ist eine lange Zeit. Da guckt man in den Himmel und fragt sich, was der andere wohl das ganze Jahr über getrieben hat? Umgekehrt ist die Frage einfacher zu beantworten, denn der andere kann ja vieles in meinem Blog lesen. Könnte. Wenn er es täte. Tut er aber nicht, sage ich zu der müden Mop, wollen wir wetten? "Jede Wette", knurrt das Sofa, "dem ist so ein kleines Blog viel zu popelig. Ist ja auch besser so." Wieso besser, frage ich. Das Sofa ächzt: "Na, stell dir vor, er würde ausnahmsweise heute nachmittag ins Blog schauen und das hier lesen - könnte Stress geben heute abend, oder?" Könnte. Wenn er es täte. Tut er aber nicht.

Vielmehr wird er mich fragen, was ich das ganze Jahr so getrieben habe. Ich werde von meinem Wohnungswechsel erzählen und er wird aus allen Wolken fallen, so als Blog-Nichtleser; erst recht wenn er erfährt, dass ich jetzt quasi bei ihm um die Ecke wohne. Und in weniger als fünf Minuten bei ihm vor der Tür stehen kann - Luxusimmobilie meets Mini-Mietwohnung.

Irgendwann wird er mich fragen, ob ich noch blogge, und ich werde antworten, na klar, kennst mich doch, was ich anfange, ziehe ich durch. Fände er großartig, wird er sagen, vermutlich ohne je eine gebloggte Zeile von mir gelesen zu haben. Hast du heute schon gebloggt?, wird er dann fragen, und ich werde antworten, na klar, kennst mich doch, so ein interessantes Abendtreffen wie mit dir lasse ich mir nicht durch die Lappen gehen. Darauf wird er mich vielleicht ein wenig schräg anschauen und dann mit ernstem Gesicht fragen: Und WAS bitte hast du darüber gebloggt? Ich werde freundlich schweigen, worauf er ziemlich flott aufstehen und dabei murmeln wird: Moment, ich geh' mal mein Laptop holen.

Ich bin mir fast sicher, dass ich diesen Moment still genießen werde. Stress wird es mit hoher Wahrscheinlichkeit keinen geben, infolge bereits fortgeschrittener Entspannung und einem erwartbar guten Rotwein. Doch, ich bin sicher, der Abend wird interessant und unterhaltsam werden. Sogar die auf dem Sofa knurrende Mrs. Mop kann sich ein Grinsen nicht verkneifen. Man muss sie nur bei Laune halten.

Mittwoch, 12. Mai 2010

Nu, mir gomm


Gefunden in meiner neuen Nachbarschaft.
Und das obwohl, ich schwöre es,
ich nicht nach Sachsen gezogen bin.

Dienstag, 11. Mai 2010

Besuchszeit


Gestern fand ich es ja ganz nett, bei Mrs. Mop auf Besuch zu sein; also dachte ich, schaust du heute nochmal bei ihr vorbei. Sie hat mich gleich gefragt, ob ich immer noch fast glücklich sei, was ich ehrlichen Herzens bejahte. Wie es denn um ihr Wohlbefinden bestellt sei, wollte ich wissen. Mrs. Mop seufzte tief und antwortete, urlaubsreif sei sie. Überarbeitet. Müde. Schwere Beine. Kann ich gut verstehen, das mit den schweren Beinen. Trotzdem schien mir, als ob ich deutlich leichtfüßiger durchs Lebens gehe als die geplagte Mrs. Mop. Leider, fuhr sie fort, habe sie kein Geld für Urlaub. Kann ich auch gut verstehen, ich habe auch keines. Ist mir aber egal momentan.

Um sie aufzumuntern, fragte ich sie nach einer Anekdote aus ihrer Gastrowelt. Statt einer Antwort kam ein unwilliges Grunzen. Dazu hob sie den linken Mittelfinger senkrecht in die Höhe, was ich schon missverstehen wollte, aber sie brummte nur, sie habe sich heute im Kühlhaus den Finger an einer gefrorenen Gänsekeule verstaucht. Und überhaupt, brummte sie weiter, wenn sie schon jeden Tag arbeiten müsse wie ein Pferd, müsse sie nicht auch noch abends einen vom Pferd erzählen, sondern wolle ihre Ruhe haben. Kann ich sehr gut verstehen.

Ich könne aber gern jederzeit hier vorbeikommen, meinte Mrs. Mop dann, sie freue sich über meinen Besuch. Das bringe sie auf andere Gedanken. Na klar, habe ich gesagt, mache ich gern. Morgen komme ich wieder.

Montag, 10. Mai 2010

Blogurlaub


Eine Woche ohne Internet. Eine Woche ohne Blog. Erst Ärger, dann Resignation, dann Sichfügen ins Unvermeidliche. Schließlich entspannte ich mich. Dann halt ohne. Was soll man machen. Zwangsurlaub gewissermaßen.

Nun also wieder mit. Schon seit drei Tagen. Es ließ mich ungerührt. Ich hatte mich so schnell an die Zwangsentspannung gewöhnt, dass ich noch ein paar Tage Urlaub im Kistengebirge drangehängt habe. Völlig umzugsplatt. Ausgepowert. Schwere Beine, nur noch müde und bloglos zufrieden. Durch und durch unkommunikativ.

Heute bekam ich Lust etwas zu schreiben. Es fühlte sich an wie zu Besuch auf dem eigenen Blog. Ich setzte mich auf das rote Sofa von Mrs. Mop (die Gastgeberin hat eine Vorliebe für Rot) und wartete, dass mir etwas einfiel. Derweil kochte Mrs. Mop Kaffee und fragte mich, wie es mir in meinem neuen Leben ginge. Ich seufzte tief und antwortete: fast ein bisschen glücklich. Das, empfahl mir Mrs. Mop, sollte ich unbedingt im Blog festhalten. Sie stünde voll dahinter.