So eine Dachterrasse ist eine tolle Sache, trotz Schafskälte. Man trotzt der Schafskälte, indem man sich in ein paar warme Wolldecken wickelt, fühlt sich augenblicklich wie im Luftkurort, guckt ziellos in den verhangenen Himmel und denkt über den Tag nach.
Wie war der Tag bis jetzt? Anstrengend. "Ruhe", knurrt es vom Sofa, wo eine müde Mrs. Mop alle viere von sich streckt, "ich will davon nichts hören!" (verständlich, hat Feiertagsschicht geschoben).
Wie wird der Tag noch werden? Vermutlich weniger anstrengend, dafür unterhaltsamer und interessanter als der Morgen. Auf jeden Fall interessanter. Ein Abendessen mit einem guten alten Freund steht an. Seit knapp einem Jahr haben wir uns nicht mehr gesehen. Zwei grundverschiedene Lebenswelten werden sich begegnen: Mittelgroßes Tier aus dem Verlagswesen meets Multijobberin aus dem Prekariat ('Putzfrau' wollte ich nicht aussprechen, sonst hätte das Sofa wieder geknurrt). Also auf jeden Fall interessant.
Ein Jahr ist eine lange Zeit. Da guckt man in den Himmel und fragt sich, was der andere wohl das ganze Jahr über getrieben hat? Umgekehrt ist die Frage einfacher zu beantworten, denn der andere kann ja vieles in meinem Blog lesen. Könnte. Wenn er es täte. Tut er aber nicht, sage ich zu der müden Mop, wollen wir wetten? "Jede Wette", knurrt das Sofa, "dem ist so ein kleines Blog viel zu popelig. Ist ja auch besser so." Wieso besser, frage ich. Das Sofa ächzt: "Na, stell dir vor, er würde ausnahmsweise heute nachmittag ins Blog schauen und das hier lesen - könnte Stress geben heute abend, oder?" Könnte. Wenn er es täte. Tut er aber nicht.
Vielmehr wird er mich fragen, was ich das ganze Jahr so getrieben habe. Ich werde von meinem Wohnungswechsel erzählen und er wird aus allen Wolken fallen, so als Blog-Nichtleser; erst recht wenn er erfährt, dass ich jetzt quasi bei ihm um die Ecke wohne. Und in weniger als fünf Minuten bei ihm vor der Tür stehen kann - Luxusimmobilie meets Mini-Mietwohnung.
Irgendwann wird er mich fragen, ob ich noch blogge, und ich werde antworten, na klar, kennst mich doch, was ich anfange, ziehe ich durch. Fände er großartig, wird er sagen, vermutlich ohne je eine gebloggte Zeile von mir gelesen zu haben. Hast du heute schon gebloggt?, wird er dann fragen, und ich werde antworten, na klar, kennst mich doch, so ein interessantes Abendtreffen wie mit dir lasse ich mir nicht durch die Lappen gehen. Darauf wird er mich vielleicht ein wenig schräg anschauen und dann mit ernstem Gesicht fragen: Und WAS bitte hast du darüber gebloggt? Ich werde freundlich schweigen, worauf er ziemlich flott aufstehen und dabei murmeln wird: Moment, ich geh' mal mein Laptop holen.
Ich bin mir fast sicher, dass ich diesen Moment still genießen werde. Stress wird es mit hoher Wahrscheinlichkeit keinen geben, infolge bereits fortgeschrittener Entspannung und einem erwartbar guten Rotwein. Doch, ich bin sicher, der Abend wird interessant und unterhaltsam werden. Sogar die auf dem Sofa knurrende Mrs. Mop kann sich ein Grinsen nicht verkneifen. Man muss sie nur bei Laune halten.
Ich hoffe, es war ein erfolgreicher Abend?
AntwortenLöschenLG Die Bipp
na, da wollen wir aber doch nicht gleich multipel werden ;)!!
AntwortenLöschen@Frau Bipp
AntwortenLöschenyep, Volltreffer, wie gesagt...;)
@rebhuhn
Wollen wir ja eigentlich gar nicht, aber was sollen wir machen, wenn ein Mitglied so aus der Reihe tanzt? :)