Nun ist das Ende dieses kontemplativen Kurztrips abhängig von dem Zeitpunkt, zu dem der Eimer voll ist. Wann der Eimer voll ist, hängt wiederum vom Druck des Wasserstrahls ab. Mit anderen Worten, die Dauer des kleinen Entschleunigungsrituals lässt sich programmieren. Oder manipulieren.
Wer sich nicht manipulieren lässt, ist Frau Übermop. Als der Flieder noch am Blühen war, hatte sie vor dem Restaurant den Bürgersteig gekehrt. Türen und Fenster waren geöffnet. Wir konnten einander nicht sehen, nur hören. Ich lauschte dem steten gleichförmigen Schrappschrapp ihres Kehrbesens und drehte den Hahn auf. Der Klang des strömenden Wassers wurde von dem Schrappschrapp entspannt rhythmisiert, der Flieder blühte, die Sonne schien herein, ich seufzte tief, nach 30 Sekunden war der Eimer voll und die Meditation zu Ende. Auch der Kehrbesen war verstummt. In die plötzliche Stille hinein hörte ich Frau Übermop von draußen rufen: "Wenn du den Hahn volle Power aufdrehen würdest, wäre der Eimer schneller voll!" Keine Frage, auch sie versteht etwas von Programmieren. Und von Programmiergeräuschen.
Andererseits ist sie manchmal ein ganz klein wenig schwerhörig; noch habe ich nicht herausgefunden, wann das genau der Fall ist und wann nicht. Heute war wieder mal so eine Situation. Wir stehen im Kühlhaus und prüfen die Sauberkeit der Innenwände. Ein Dialog entwickelt sich.
Ich: "Guck mal, da sind überall feuchte Schlieren an der Wand."
Sie: "Was für feuchte Dinger?"
Ich (lauter): "Schlie-ren!"
Sie: "Ach was."
Ich (noch lauter): "Doch!"
Daraufhin fällt der Satz des Tages: "Schlieren sind kein Thema, das ist alles Konsenswasser."
"Du meinst Kondenswasser?" erwidere ich so beiläufig wie möglich.
"Sag ich doch, oder hörst du schlecht?", brummt Frau Übermop zurück.
Kein Thema.
Alles Konsens oder was.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen