Gut, Putzfrau ist kein Traumberuf. Wer räumt schon gerne anderer Leute Müll weg. Ob es sich dabei um Tankstellenkunden oder Restaurantgäste handelt, ist eigentlich unerheblich. Müll ist Müll. Aber Putzfrau ist nicht gleich Putzfrau, schoss es mir durch den Kopf: Voller Erstaunen bemerkte ich, wie ein spontane Welle von Dankbarkeit mich erfasste, während ich die junge Dame beobachtete und ihren Putzjob mit meinem verglich. Dankbar wofür? Dafür:
dass ich keine potthässliche neongrüne Polyesterberufsuniform tragen muss, in der auch die ausgeschlafenste Putzfrau einen Teint hat wie frisch aus dem Müll gezogen,
dass ich eine verkrumpelte weiße Schürze aus Baumwolleinen tragen darf, die ich so binden und schürzen kann, wie es mir passt,
dass kein Mensch meckert, wenn ich meine, eine Pause verdient zu haben,
dass in der italienischen Gastrokaffeemaschine der beste Kaffee der Welt gebrüht wird, von dem ich so viel trinken darf, wie ich mag,
dass ich in einen gastronomischen Mikrokosmos eingebunden bin, in dem es lebendig, wuselig und urmenschlich zugeht,
dass meine Laune, egal wie ich gerade drauf bin, jeden Morgen von sprücheklopfenden Lieferanten aufgehellt wird,
dass hinter den Kulissen der Gastronomie ein rauher, aber herzlicher Umgangston gepflegt wird (Frau Übermop lässt grüßen),
dass ich zur Dreckbeseitigung eingestellt wurde, aber nicht wie der letzte Dreck behandelt werde.
Habe ich was vergessen? Ja. In diesem Augenblick bin ich sogar dankbar dafür, so etwas wie Dankbarkeit empfinden zu können. Das verstehe ich unter Demut.
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