Montag, 30. September 2013

Bühne frei


Wie der griechische Ministerpräsident sich 
binnen einer Woche 
vom Saulus zum Paulus wandelte: 


Antonis Samaras, 
kurz vor seiner feierlichen Inauguration 
zum "Antifaschisten des Jahres"


Bild: 
Carlos Latuff, brasilianischer Polit-Cartoonist


Samstag, 28. September 2013

Wir lieben Messerstechereien


Am Tag nach dem Mord an dem antifaschistischen Rapper Pavlos Fyssas* wurde eine junge Frau nachts von zwei Männern in schwarzen T-Shirts überfallen und mit Messerschnitten in Gesicht und Arme verletzt. Pavlos Fyssas war durch Messerstiche in Herz getötet worden.

Auf ihrem Heimweg in einem Athener Vorort kamen der Frau die beiden Männern entgegen, und ihr erster Gedanke war: Sind die von Golden Dawn? Als die Männer sich näherten, äußerten sie ihr Missfallen an dem bedruckten T-Shirt, das die Frau trug - 'Die Rap- und Hiphop-Szene kämpft gegen Faschismus'. Zu zweit zerrten die Männer die Frau in eine Seitenstraße, einer hielt ihr die Hände hinter dem Rücken fest, während der andere ihr mit einem Taschenmesser in Gesicht und Arme schnitt und dabei drohte:
"Es gibt mehr von uns als von euch - wir werden euch lehren, solche T-Shirts nicht mehr zu tragen." 
Als ein Auto vorbeigefahren kam, flüchteten die beiden Männer.




"Es gibt mehr von uns als von euch" - wieso seid ihr euch da so sicher?
Dumme Frage. Sieht man doch auf einen Blick. Eine Frau allein auf der Straße und wir zu zweit. Na?
Läuft das bei euch immer so?
Quatsch, wir können auch anders. Am Tag davor waren wir 50 Mann gegen einen Mann* - wir ganz klar in der Überzahl!
Beeindruckend. Also immer nach dem Prinzip: Viele gegen einen. Egal, ob gegen Pakistanis oder Albaner oder, wie jetzt, wo es dummerweise einen Griechen erwischt hat?
Völlig daneben. Hauptsächlich gegen Pakistanis. Wir haben aufgehört, Albaner aufzuschlitzen, denn die sind Angehörige der weißen Rasse und damit potentiell unsere Wähler.
Aha. Also 50 Mann gegen einen Pakistani?
Ich persönlich halte das ja für feige. Warum sind sie nicht hinter den drogendealenden Nigerianern her und gehen stattdessen mit 40 Mann auf fünf Pakistanis los? Weil wir feige Hühner sind. Dieser Machismus ist ein einziger Fake, 40 gegen einen, nichts als Fake. Weil, wenn du ein Mann bist und du dein Vaterland verteidigen willst, gehst du in die Ghettos und zu den Drogendealern und fackelst sie ab und gehst nicht zu den armseligen Pakistanis.
Eine Frage der Ehre, sozusagen?
Genau, Ehre! Unsere Männerehre! Wenn die mit Füßen getreten wird ...
... trittst du aus der Partei aus?
Noch nicht, aber wenn das so weitergeht ... hat man ja gesehen: Als Golden Dawn ins Parlament gekommen ist, war es vorbei mit der Ehre und es wurde Mode, zu Golden Dawn zu gehören.
Wie, Mode statt Ehre?
Ja klar, plötzlich strömten aus allen Ecken Leute in die Partei. Diese Typen kommen sich wichtig vor, bloß weil sie sich ein schwarzes T-Shirt anziehen. Drehen überall ihre Runden, tragen schwarze T-Shirts und ziehen eine Show ab als Macho-Kerle - das ist jetzt Mode.
Und davon distanzierst du dich?
Sag ich doch. Eine Frage der Ehre. Mit diesen Typen will ich nichts zu tun haben, das sind Typen ohne Persönlichkeit, die sich mithilfe der Bewegung wichtig machen, aber - eine Null wird immer eine Null bleiben.
Und du als Nichtnull willst dich von den Nullen distanzieren?
Nicht frech werden, klar? Als Frau schon mal gar nicht!
Schon gut. Hab für das Interview extra ein T-Shirt ohne Aufdruck angezogen.
Ist auch besser so. Sonst ...
... sonst?
... wie ich bereits erklärt habe: Wir alle - egal ob Nullen oder nicht - fahren total ab auf Messerstechereien.
Das hat die Frau neulich in ihrer Todesangst bestimmt gespürt.
Todesangst, was für ein heulsusiges Weibergeschwätz. Wir lieben nun mal Messerstechereien, aber nicht, um jemanden umzubringen.
Sondern?
Mit unseren Messern stechen wir die Leute nur in den Hintern.
Und ins Gesicht?
Kommt vor. 
Wenn sie das falsche T-Shirt tragen?
Oder wenn sie frech werden. Noch Fragen?
Danke für dieses Gespräch.


(Bei den Interviewantworten handelt es sich überwiegend um O-Ton-Aussagen eines "kritischen" Golden-Dawn-Insiders. Das Interview wurde in der griechischen Zeitung To Ethnos abgedruckt und von I can't Relax in Greece ins Englische übersetzt.)

Dienstag, 24. September 2013

Die Züchter sind unter uns


"May these days become struggle against fascism, and against what breeds it."
Pavlos Fyssas "Killah P"
In memoriam Killah P:



Against what breeds it?

Wer ist es, der den Faschismus herangezüchtet hat?
Stell dir eine Schulklasse vor, wo ein Zehnjähriger einen Mitschüler rassistisch beschimpft. Wenn der Lehrer nichts unternimmt, um die Pöbelei zu stoppen, sondern dem Zehnjährigen erlaubt, ungehindert weiter zu pöbeln - vielleicht weil er keine Lust hat einzugreifen, oder weil er insgeheim die Pöbelei gut findet -, dann ist er, indem er nichts unternimmt, ein Faschist. 
Es war nicht Golden Dawn allein, von denen die vergiftete migrantenfeindliche Rhetorik in Umlauf gebracht wurde. Es war Ministerpräsident Antonis Samaras, der forderte, "die Städte zurückzuerobern von den illegalen Migranten". Es war der Minister für öffentliche Sicherheit mit seinen "Mauern von Konstantinopel vor der Invasion der ottomanischen Truppen". Es war ein weiterer Minister, der Golden Dawn "eine authentische Bewegung" genannt hatte.
Stell dir vor, der Zehnjährige fährt fort mit seinen rassistischen Hasstiraden und macht daraus eine Einschüchterungstaktik gegenüber seinem Mitschüler. Der Lehrer verharrt in seiner Untätigkeit und erscheint allmählich wie ein den Faschismus bejahendes Werkzeug.
Es war nicht Golden Dawn, die Konzentrationslager für Migranten errichtet haben. Es waren griechische Sozialdemokraten von PASOK. Es war ein Minister für öffentliche Sicherheit von Nea Demokratia, ein selbsternannter "Liberaler".

Es war nicht Golden Dawn, die HIV kriminalisiert haben. Es waren Politiker von PASOK und Nea Demokratia.
Dann greift ein dritter Schüler ein und versucht, die rassistischen Übergriffe des Zehnjährigen zu bremsen. 
Es war nicht Golden Dawn, die Verhaftete in Handschellen gefoltert haben. Es war auch nicht Golden Dawn, die im Parlament die Folterung geleugnet haben. Es war die Polizei eines EU-Landes, und es waren Politiker der Regierung, obwohl gerichtsmedizinische Gutachten massive Schlagwunden sowie Narben von Elektroschockwaffen bestätigt hatten. Der Minister für öffentliche Sicherheit drohte sogar, die britische Zeitung Guardian zu verklagen wegen eines Berichtes über die Foltermethoden der griechischen Polizei. Er hat dies bis heute nicht getan. Er weiß, warum.
Nun bestraft der Lehrer den dritten Schüler und droht ihm mit dem Rauswurf aus der Schule.
Es war die Koalition aus Konservativen und Sozialdemokraten, die Demonstranten und Streikende mit Polizeigewalt härter verfolgten als es ihnen je gegen die Neonazis in den Sinn gekommen wäre.
Der Lehrer ist nun nicht länger ein Faschist, der nichts unternimmt. Er ist ein Faschist, Punkt.
Im Lehrerzimmer herrscht nach der Ermordung von Pavlos Fyssas heller Aufruhr: Im Lehrerzimmer sind sie jetzt geflissentlich damit beschäftigt, Maßnahmen gegen den Faschismus zu ergreifen.

Wie der Zufall es wollte, war am Tag von Angela Merkels fulminantem Wahlsieg wieder einmal das Schuldirektorium - alias Troika - zu Gast in Athen: Kontrollbesuch, business as usual, ob das auch alles nach Plan läuft, das mit den Reformen, also mit den Kürzungen und den Entlassungen und der Arbeitslosigkeit und der sozialen Verelendung und der Suizidrate und, na ja, dem Faschismus - haben sie zwar so nicht gesagt, haben aber auch nichts gegen den Faschismus gesagt -, und die Lehrer haben alle genickt und geflissentlich Ja gesagt und ihr Bestes zu tun versprochen.

Das wolle sie auch mal schwer hoffen, hat die strenge Schuldirektorin geantwortet, noch am Abend ihres fulminanten Wahlsieges:
"Wir sollten nicht aufhören, Druck auszuüben, dass die vereinbarten Reformen durchgeführt werden."
Das mit dem Faschismus sei nicht ihr Problem, hat sie gesagt, schließlich wolle sie sich als Schuldirektorin nicht in griechische Lehrerangelegenheiten einmischen. Na ja, eigentlich hat sie zum Faschismus in Griechenland gar nichts gesagt. Aber auch nichts gegen den Faschismus in Griechenland. Nur die Reformen, die lägen ihr wirklich am Herzen. Mit unerbittlicher Härte.

Komme, was da wolle.

Montag, 23. September 2013

Kuchen? Aushungern!


Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen.

Hatten wir schon.

Kalter Kaffee.

Ist längst durch.

Zeit für was Neues.

Da geht noch was.

Da ist noch eine Menge Luft drin.

Weil, auch wer arbeitet, soll nicht essen:
MOORE: Wieso sollte jeder Job genug Geld einbringen, um davon leben zu können? Die ganze Idee einer breitgefächerten Wirtschaft besteht darin, dass es viele, viele, viele Jobs gibt, von denen man leben kann, und viele Jobs, die dafür eben nicht bestimmt sind - die am unteren Ende der Skala -, das sind keine Jobs, die dafür bestimmt sind, dass man davon leben kann.
HARTMANN: Jeder Job sollte genug einbringen, um davon leben zu können, weil jedes menschliche Wesen es wert ist zu leben.
MOORE: Nein. Wenn einer keine Berufsausbildung hat, darf er nicht erwarten, aus seinem Job seinen Lebensunterhalt bestreiten zu können.
Alles klar. Wer Klos putzt, Müll entsorgt oder Buletten umdreht, darf nicht erwarten, von seinem Job leben zu können.

Was darf er dann erwarten?

Vielleicht Unterstützung mit Lebensmittelmarken (food stamps)?

Hatten wir schon.

Kalter Kaffee.

Ist längst durch.

Da geht noch was.

Da ist noch eine Menge Luft drin.

Weil, auch wer arbeitet und nichts zu essen hat, kriegt keine food stamps:
Nachdem die Kosten für die Unterstützung mit food stamps während der Rezession sprunghaft angestiegen sind, beabsichtigt das von Republikanern geführte Repräsentantenhaus ein Gesetz zu verabschieden, welches das food stamps Programm um den Betrag von sage und schreibe 40 Milliarden Dollar kürzt.
Alles klar. Wer rezessionsbedingt hungert, kriegt nichts mehr zu essen.

Bestechende Logik.

Macht s euch doch nicht so schwer: Warum erschießt ihr die Leute nicht einfach, dann sei ihr sie endgültig los?

Schon klar. Weil dann keiner mehr da ist, der euch die Klos putzt.

Etwas pulsiert


Paul Kuhn auf die Frage, was ihm 1945 am Jazz gefallen habe:
"Dass in der Musik etwas pulsiert, was wir in Europa bis dahin nicht kannten. Dass Jazz so 'live' ist wie keine andere Musik und ein Gefühl der Freiheit vermittelt."


Das Paul Kuhn Trio live auf dem Frankfurter Römerberg 2008.

Paul Kuhn ist heute im Alter von 85 Jahren gestorben.

Seine Musik wird weiter pulsieren.

Samstag, 21. September 2013

Neues vom Faschismus


Heute ist Tag der offenen Tür zum Faschismus.

Bisschen reinschnuppern?
Um in das Überfallkommando aufgenommen zu werden, muss man zur inneren Clique gehören und seinen Wert unter Beweis gestellt haben. 
Um in den harten Kern vorzudringen, musst du ein harter Bursche sein. Du musst alles verkraften können. Du bist eine Null.  
Weißt du, wie es sich anfühlt, wenn sie dir befehlen, dich auf den Boden zu werfen und 20 Liegestützen zu machen und sie dich dabei treten, vor den Augen aller? 
Du bist ein Nichts, und du hast zu tun, was immer von dir verlangt wird. Du hast keine Meinung. Es gibt nur Befehle, sonst nichts.
Nein, kein Drehbuch zu einem Fight Club Remake. Sondern Innenansichten einer politischen Partei "... mit der Hierarchie, Struktur und Organisation, die einem sonst nur in paramilitärischen kriminellen Banden begegnet". Die Rede ist von der Geschäftsstelle Golden Dawn in Nikea, wo der Mörder von Pavlos Fyssas als zweitoberster Kommandoführer waltete.

Die Geschäftsstelle fungiert als Hauptquartier, aus dem heraus die Befehle für Aktionen erfolgen. Zum Beispiel Migranten zu überfallen, Kommunisten zu überfallen oder neuerdings unliebsame Polit-Rapper zu töten.

Die Geschäftsstelle wird geleitet von Giorgos Patelis und steht unter der "Supervision" von I. Lagos, Mitglied des griechischen Parlamentes.
In Nikea informieren wir Patelis, Patelis informiert Lagos, und sie sagen zu uns: Ab jetzt gibt der Führer das endgültige Okay. Wenn der Führer sein Okay gibt, gehen wir auf die Straße, entweder um die Mauern mit Slogans zu beschriften oder um Pakistanis zu überfallen. 
Weil "wir" - das marodierende Fußvolk - immer mehr wurden, musste etwas geschehen:
Irgendwann geriet die Geschäftsstelle außer Kontrolle. Weil es Mode geworden war, dass jeder beitrat. Es wurde dann beschlossen, einen offenen und einen geschlossenen Nukleus zu bilden. 

Natürlich will jeder in den geschlossenen Nukleus, um die heimelige Nähe zur Macht zu schnuppern:
Im geschlossenen Nukleus befinden sich nur die Schlägertypen. Seine (Parelis') Leute, die Pillen schlucken und Muskelaufbautraining betreiben.
Ordentlich Eisen pumpen für die höheren Weihen. Ein harter Bursche stemmt aber nicht bloß Gewichte, lässt sich nicht nur bereitwillig erniedrigen, um nach oben zu gelangen, sondern muss handfest beweisen, dass er das Zeug dazu hat: 
Wenn du dem geschlossenen Nukleus beitrittst, fertigen sie von dir eine spezielle Broschüre an, in der sie deine Performance aufzeichnen ...

Performance? Leistungsnachweise:
... wievielen Veranstaltungen du beigewohnt hast, ob du Pakistanis zusammengeschlagen hast, wie oft du beim Organisieren des Büros geholfen hast. 
Leistung nachweisen heißt Leistung beweisen. Sonst könnte ja jeder kommen:
Mindestens 30 Leute wurden auf die Probe gestellt. Sie mussten ihren Glauben an die Organisation unter Beweis stellen, was du dadurch beweist, indem du Migranten und andere Kontrahenten überfällst.

Stahlbad. Keine verweichlichten Typen, bitte. Nachweise mitbringen. Die Ausrüstung wird gestellt:
Dort (in der Geschäftsstelle) werden Baseballschläger, Messer und zusammenklappbare Schlagstöcke aufbewahrt, die "verschwinden", wenn eine polizeiliche Durchsuchung bevorsteht.

Wieso verschwinden? Na ja, nur so pro forma:
Das Ex-Mitglied von Golden Dawn betont, dass polizeiliche Durchsuchungen nur auf Vereinbarung ("pre-agreed") stattfinden, da ein Beamter der Polizeistation in Nikea ebenfalls Mitglied bei Golden Dawn sei und Informationen an den harten Kern von Golden Dawn weitergebe. Dieser Beamte habe außerdem die Aufgabe des "Reinwaschens" all derer, die mit "blutigen Händen" erwischt werden.
Performance, wie gesagt. Bedingungslose Loyalität. Den Glauben an die Organisation unter Beweis stellen.

Das Ex-Mitglied von Golden Dawn möchte übrigens lieber anonym bleiben:
Alles, was passiert, passiert nur, wenn Lagos davon Kenntnis hat. Lagos ist über alles informiert. Alles, was wir je gesagt haben, alles, was je geschehen ist, Lagos wusste es. Andere, die sich geoutet und dasselbe wie ich erzählt haben, wurden zusammengeschlagen. Sie werden zusammengeschlagen und verstoßen.

So läuft das im Kreis der harten Burschen. Wer auspackt, wird es bereuen. Das weiß jeder. Das wissen nicht nur Ex-Mitglieder, sondern auch Nichtmitglieder von Golden Dawn. 

Zum Beispiel jene Augenzeugen, die den Mord an Pavlos Fyssas aus nächster Nähe erlebt haben:
Obwohl es fünfzehn Augenzeugen des Mordes an Pavlos Fyssas gibt - vier davon Polizisten, die zum Tatort geeilt kamen -, tut sich die Polizei schwer damit, die Golden-Dawn-Mitglieder zu identifizieren, die aus dem Café heraus (den Mörder) Giorgos Roupakias telefonisch verständigt haben.
Ah ja. Die Polizei - großteils selbst aus Mitgliedern und Sympathisanten von Golden Dawn bestehend - tut sich schwer, die der Mittäterschaft verdächtigen Golden-Dawn-Mitglieder zu identifizieren. Obwohl sie sich bestimmt große Mühe gibt, das Verbrechen aufzuklären. Und gewiss alles tut, um an Zeugenaussagen zu kommen, die zur Verbrechensaufklärung führen könnten. Aber die Zeugen ziehen es vor zu schweigen.
Laut der Polizei sind die Augenzeugen nicht in der Lage, die Golden-Dawn-Mitglieder zu identifizieren ...
Wieso nicht?
... aus Angst ...
Angst wovor?
... vor Repressalien ...
Repressalien von wem?
... von Golden Dawn.
Und deshalb tut die Polizei sich schwer. 

Wäre ich einer der Augenzeugen, würde ich mich auch schwer tun, Informationen an die Polizei weiterzugeben. 

Sehr schwer. 
Wieso? 
Aus Angst. 
Angst wovor? 
Vor Repressalien. 
Repressalien von wem? 
Von Golden Dawn.
Von wem noch?
Von Staatsbeamten, die Informationen an den harten Kern von Golden Dawn weitergeben. 
Etwa von solchen, die ihre Aufgabe darin sehen, alle mit blutigen Händen erwischten Golden-Dawn-Mitglieder reinzuwaschen?
Exakt. 
Fällt das nicht unter Verweigerung der Mithilfe bei Verbrechensaufklärung?
Nö.
Sondern?
Verweigerung der Mithilfe bei der Performancesteigerung der Polizei.


Donnerstag, 19. September 2013

Fragen Sie Ihren Polizeibericht


Inzwischen ist man von der deutschen "Qualitätspresse" ja so einiges gewohnt, aber wenigstens eines wird klar: Wir haben nicht nur die Regierung, sondern auch die Medien, die wir verdienen.
- las ich eben bei den Querschüssen und dachte: passt schon, nachdem ich zuvor einen Artikel in der TAZ gelesen hatte über die gestrigen Spontandemonstrationen in ganz Griechenland nach dem Mord an dem Polit-Rapper Killah P; ermordet von einem Angehörigen der faschistischen Partei Golden Dawn, der diese Mitgliedschaft zunächst bestritt, dessen Parteiausweis jedoch wenig später in seinem privaten Hausmüll gefunden wurde.

"Rabatz" wurde gestern auf den Straßen Griechenlands veranstaltet, weiß die TAZ, ganz schlimmer Rabatz seitens der Antifaschisten, und woher nimmt die deutsche Qualitätszeitung ihr Wissen? Aus griechischen Polizeiberichten, heißt es treuherzig, "nach Polizeiangaben","hieß es aus Polizeikreisen".

Ja, Polizeiberichte gelten als verlässliche Informationsquelle, namentlich auf griechische Polizeiberichte verlässt sich die deutsche Presse gern, warum auch nicht? Weil es sich bei der deutschen Presse im allgemeinen und der TAZ im besonderen noch nicht herumgesprochen hat, dass die griechische Polizei mittlerweile zu annähernd 100 Prozent von Mitgliedern und Sympathisanten der Neonazipartei infiltriert ist. Oder andersrum, Golden Dawn von mit dem Faschismus sympathisierenden Polizisten, egal, es läuft auf dasselbe hinaus. Oder sollte sich dies gar doch herumgesprochen haben bei der deutschen Presse? Egal, es läuft auf dasselbe hinaus: Trau, schau, wem? - oder: Sage mir, worauf du dich verlässt und ich sage dir, wer du bist.

Schließlich war die Polizei ja dabei, wie "im Westen Athens Antifaschisten mit Stöcken und Steinen auf Bereitschaftspolizisten losgingen", Polizeibericht ist Augenzeugenbericht, "Griechische Antifa greift an", die Steine fliegen, die Überschrift sitzt und passt wie angegossen, was will man mehr? Leider liefert die TAZ kein Foto, das die steinewerfenden Straßenkämpfer dokumentiert. Gottlob ist der britische Guardian etwas mehr auf Zack als seine deutschen Kollegen und versorgt mit aussagekräftigem Bildmaterial:


Aktivisten werfen Steine, da haben wir's. Auf wen? Schwer zu sagen, jedenfalls nicht auf die Polizisten, die in aller Seelenruhe dabeistehen. Auf wen dann? Wieder ist es der Guardian, der berichtet:
Der Videoclip zeigt eine Gruppe steinewerfender Männer, während die Bereitschaftspolizei daneben steht.


Oder sagen wir so: Der Videoclip zeigt eine Gruppe Nazis in enger Kooperation mit der Polizei beim Steinewerfen auf Antifaschisten. Oder, noch kürzer: Die Faschisten greifen an. Ob in Uniform oder Zivil. Irgendwie kommt mir das bekannt vor. Sag' das aber bloß keiner der TAZ. Sonst heißt es am Ende noch: Hausbesetzer gehen mit gefälschten Wahlplakaten auf wehrlose Zivilpolizisten los.

Mittwoch, 18. September 2013

Faschismus auf offener Straße



Der antifaschistische Polit-Rapper Pavlos Fyssas, "Killah P", 34 Jahre alt, wurde gestern nacht in Athen erstochen. Fyssas wurde beim Verlassen eines Cafés von einer 15-köpfigen Gruppe Männer angegriffen. Laut Zeugenaussagen handelte es sich um Mitglieder der Neonazipartei Golden Dawn. Der Mörder unterhält ebenfalls enge Verbindungen zur "extremen Rechten". Ilias Kasifiaris, Abgeordneter im griechischen Parlament für Golden Dawn, bestritt eine Verantwortung seiner Partei an dem Mord und kündigte rechtliche Schritte an wegen Verleumdung (ekathimerini).

Aktuelle Umfragewerte für Golden Dawn:


Aktuelle Umfragewerte für Golden Dawn, bezogen auf Altersgruppen:

(Von links nach rechts repräsentieren die verschiedenen Farben 
New Democracy, SYRIZA, PASOK, Independent Greeks, 
Golden Dawn, Democratic Left, Communist Party, sonstige Parteien.)


Rest in Peace, Killah P

Dienstag, 17. September 2013

Heiße Phase


Aaah.
Endlich ein anständiges Hardcore-Wahlkampfthema.
Und ich dachte schon, das wird nix mehr.
Aber geht doch.
Man muss es nur kreativ rüberbringen:


So macht Wahlkampf Spass.
Aber so rischdisch.

Sonntag, 15. September 2013

Frankfurt Helau



Wenn Polizisten sich als Nazischläger tarnen ...

Wenn Zivilpolizisten sich für eine Kostümierung entscheiden, in der sie für Hooligans gehalten werden ...

Wenn Hausbesetzer und Sympathisanten sich von Hooligans angegriffen fühlen und zu ihrer großen Erleichterung wahrnehmen, dass kurz darauf ein Sondereinsatzkommando und dann die Polizei auftaucht ...

Wenn die von vermeintlichen Hooligans Angegriffenen die Polizei um Schutz und Hilfe bitten ...

Wenn die Polizei ihnen antwortet: "Wieso, das sind doch unsere Jungs!" ...

Wenn eine öffentliche Debatte im Rathaus ('Römer') über die Hausräumung durch die schwarz-grüne Mehrheit verhindert wird ...

... dann sind wir in Frankfurt:

Videodokumentation zur Räumung des Blauen Blocks in der Krifteler Straße, FFM from Directmedia on Vimeo.

Am Freitag, den 6. September wurde das ehemalige Sozialrathaus im Frankfurter Gallusviertel besetzt. Am folgenden Tag wurde das Haus ohne Vorankündigung durch Zivilpolizisten und ein darauf folgendes Großaufgebot uniformierter Beamter gewaltsam geräumt.
Am späten Nachmittag waren im Vorgarten etwa 40 Personen damit beschäftigt, das Essen zu schnippeln, als ein Trupp von ca. sieben Männern plötzlich auftauchte, allesamt muskelbepackte, tätowierte Schränke von hooliganhaftem Äußeren mit kurzgeschorenen Haaren. Einer trug ein bei Nazis verbreitetes T-Shirt (Marke Thor Steiner), alle waren ausgestattet mit Teleskopschlagstöcken (ein auseinanderziehbarer Schlagstock aus Stahl und Gummi).
CDU und Grüne haben mit ihrer Mehrheit verhindert, dass über die Räumung des besetzten Hauses in der Krifteler Straße 86 am Donnerstagabend im Stadtparlament diskutiert werden konnte. Dringliche Anfragen der Linken und der Piraten zum Thema muss die Stadtregierung jetzt erst innerhalb der nächsten vier Wochen beantworten - und zwar schriftlich und über Tagesordnung zwei, das heißt: nicht öffentlich im Ausschuss oder im Stadtparlament.
Der Berichterstattung über die nicht öffentliche Narrensitzung zu dem als Nazischläger-Kommando verkleideten Polizeieinsatz blicken wir mit Interesse entgegen.

Frankfurt Helau.

Donnerstag, 12. September 2013

Macho Gequatscho


Nie war Kino größer - Teil 2:

Obama so: Hallo? Vlad? Hallo, Vlad, kannst du mich hören?
Putin so: Kein Problem, Barry, Verbindung steht, verstehe dich bestens.
Obama so: Sag mal, Vlad, was hast du dir dabei gedacht?
Putin so: Wobei, Barry?
Obama so: Stell dich nicht so dumm.
Putin so: Nicht in dem Ton, Barry. Nicht mit mir.
Obama so: Mein Ton geht dich einen Dreck an.
Putin so: Mein Gott, Barry, du lernst es nie.
Obama so: Was lerne ich nie?
Putin so: Schachspielen.
Obama so: Pfft, ich kann Poker, das reicht.
Putin so: Na, das werden wir ja sehen.
Obama so: Was werden wir sehen?
Putin so: Ob das reicht.
Obama so: Nennst du das hier Schachspielen?
Putin so: Ja freilich, was denn sonst?
Obama so: Noch dazu in unserer amerikanischen Prawda?
Putin so: Ja freilich, wo denn sonst?
Obama so: Du wolltest mir ans Bein pissen, stimmt's, Vlad?
Putin so: Ja freilich, sonst hätte ich's ja nicht in eurer Prawda plaziert.
Obama so: Drecksack, alter.
Putin so: Pisser, angeberischer.
Obama so: Selber Pisser.
Putin so: Selber Drecksack.
Obama so: Können wir nicht mal vernünftig miteinander reden?
Putin so: Mach ich doch die ganze Zeit, aber du hörst ja nicht auf mich.
Obama so: Drecksack.
Putin so: Pisser.
Obama so: Was regst du dich auf, Vlad? Ich hatte doch nur gesagt, unser Land sei großartig.
Putin so: Lüg nicht, Barry. Du hattest gesagt, Amerika sei das Größte.
Obama so: Stimmt ja auch.
Putin so: Ach ja?
Obama so: Na ja, eigentlich wollte ich sagen: Ich bin der Größte.
Putin so: Pisser, verfluchter.
Obama so: Du verträgst die Wahrheit nicht, stimmt's, Drecksack?
Putin so: Wieso vertragen? Ich vertrete die Wahrheit.
Obama so: Welche Wahrheit?
Putin so: Ich habe gesagt: Alle Menschen sind gleich.
Obama so: Blödsinn. Wie kommst du darauf?
Putin so: Weil Gott alle Menschen gleich erschaffen hat.
Obama so: Quatsch. Wieso bin ich dann größer als du?
Putin so: Pisser. Schau dir meinen nackten Oberkörper an.
Obama so: Drecksack. Schau dir meine Golfschläge an.
Putin so: Lufthauer. Schau dir meine Schachzüge an.
Obama so: Figurenschubser. Schau dir meinen Friedennobelpreis an.
Putin so: Den nächsten kriege ich, verlass dich drauf.
Obama so: Du? Wofür, du Drecksack?
Putin so: Moment mal, Pisser, wofür hattest du deinen gekriegt?
Obama so: Für meine rhetorischen Friedensbemühungen, du Neidhammel.
Putin so: Schwätzer, elender.
Obama so: Und du, wofür?
Putin so: Für meine rhetorischen Friedensbemühungen in eurer Prawda.
Obama so: Troll, verdammter. Das ist meine Prawda.
Putin so: So what?
Obama so: Wirst schon sehen - ich hab den längeren ...
Putin so: What?
Obama so: ... Atem, du weißt schon.
Putin so: Und ich die größeren ...
Obama so: What?
Putin so: ... Eier in der Hose, du weißt schon.
Obama so: Weiß ich nicht.
Putin so: Dein Handicap.
Obama so: What?
Putin so: Schach.

Dienstag, 10. September 2013

Einer geht noch


Man denkt ja immer, es könne einen nichts mehr erschüttern. 

Weil man sich irgendwie, wenn auch unter Schmerzen, daran gewöhnt hat, wie hochtourig das amerikanische Department für Kriegsmarketing seit Wochen rotiert und produziert und auswirft; weil man denkt, jetzt, wo es Tag und Nacht nur noch am Rattern und Dröhnen und Vibrieren ist, muss es doch seine maximale Drehzahl erreicht haben; weil man sich partout nicht vorstellen kann, dass auf all das überhitzte Gekreische noch eine hysterische Schippe draufzulegen geht.

Falsch. Da geht noch was. 

Nancy Pelosi, hochrangige und einflussreiche Politikerin bei den U.S. Demokraten weiß, wie's geht. Nachdem sich gestern herumsprach, dass der russische Präsident Putin ein Meister des Schachspiels ist, hingegen sein amerikanischer Kollege sich eher aufs Pokern (gern auch mit gezinkten Karten) versteht, versucht sich Pelosi heute in der Disziplin des propagandistischen Tischrückens:


Wie gesagt, man denkt, es könne einen nichts mehr erschüttern. Humbug, rasanter! Weil, ich habe gerade nachgemessen, der Pelosi-Joke löst im Zwerchfell etwas aus, wofür es auf der Richter-Skala noch gar keinen Wert gibt. Wohin mit dem Bauchbeben? Am besten zurücktwittern:

Hi, @NancyPelosi. Dank deiner Schwäche für syrische Diktatoren haben wir uns gerade eben totgelacht. Wir hoffen, das geht bald wieder vorbei, vertrauen weiterhin auf das Fortschreiten deines Realitätsverlustes und warten auf den nächsten zwerchfellerschütternden Witz aus Spin City. Lass uns bitte nicht hängen. Morgen ist ja auch noch ein Tag.

Montag, 9. September 2013

Nie war Kino größer


Amerika so: Bis nächste Woche habt ihr eure chemischen Waffen ausgehändigt, sonst gibt's Krieg!
Syrien so: Okay.
Amerika so: Was heißt hier okay?
Syrien so: Okay heißt okay.
Amerika so: Spinnt ihr oder was?
Syrien so: Nö. Wir händigen unsere chemischen Waffen aus.
Amerika so: Könnt ihr jetzt nicht bringen.
Syrien: Wieso denn nicht?
Amerika so: Spielverderber!
Syrien: Wieso das denn?
Amerika so: Weil wir das doch gar nicht so gemeint haben.
Syrien so: Wieso denn nicht?
Amerika so: Weil das doch bloß rhetorisch war.
Syrien so: Spinnt ihr oder was?
Amerika so: Nicht frech werden, klar?
Syrien so: War doch bloß rhetorisch.
Amerika so: Schnauze. Ihr vermasselt uns die Tour.
Syrien so: Aha.
Amerika so: Schnauze, klar?
Syrien so: Okay.
Amerika so: Hört mit dem blöden Okay auf, sonst gibt's Krieg.
Syrien so: Okay.
Amerika so: Wir haben euch gewarnt. Bang!

Sonntag, 8. September 2013

Let them eat pot


Schon mal was von Hängebauchschweinen gehört? Die heißen so, weil sie mit einer megafetten Plauze rumspazieren, prall gefüllt mit allen Delikatessen, die der Schweinebauch begehrt. Was begehrt der Schweinebauch? Alles mögliche, nicht umsonst wird das Schwein auch Allesfresser genannt (da, wo ich herkomme, wird einem verfressenen Kind gern liebevoll an den Kopf geworfen: "Wenn wir dich nicht hätten, müssten wir ein Schwein herbeischaffen.")

Man darf jedoch annehmen, dass das Hängebauchschwein wählerischer ist als das gemeine Hausschwein, denn nicht umsonst wird es auf englisch pot-bellied pig genannt. Wer jetzt denkt, das pot-bellied pig heißt so, weil es halt einen topfförmigen Hängebauch hat, der liegt voll daneben. Das pot bezieht sich nämlich keineswegs auf die Bauchform, vielmehr auf den Bauchinhalt. Im engeren Sinne handelt es sich um ein Schwein, das nichts mehr liebt, als mit pot gemästet zu werden, und wer jetzt denkt, ich hätte mich die ganze Nacht mit pot gemästet und darum heute früh ein kolossales Rad ab, der liegt aber mal so was von krass voll daneben.

Bitte sehr, Fakten aus dem amerikanischen Schweinbauch:



Wie man sieht, fressen die Schweine das halluzinogene Stöffchen mit Hingabe und sind hernach - nein, nicht etwa "high", wie der Report ausdrücklich betont, sondern einfach nur "relaxed". Ha ha. Behauptet der gemeine Kiffer auch immer, der Konsum mache ihn in erster Linie nicht high, sondern einfach nur relaxed. Ist ja auch wurscht, ob das Schwein jetzt high oder relaxed ist, jedenfalls bekommt ihm das Naturkraut hervorragend, weshalb es sich den Hängebauch am liebsten mit pot vollschlägt, den ganzen Tag friedlich grunzend abhängt und am Ende des Tages, oder vielmehr am Ende seiner Tage, sich zu einem - sorry, Veggies! - sagenhaft schmackhaften, von Stresshormonen unbelasteten Schnitzel transformiert.

Okay, das war jetzt nur der Vorspann zum Eigentlichen. Worauf ich eigentlich hinaus wollte, ist das neueste Stöffchen, das der republikanische U.S. Senator John McCain exhaliert hat. McCain (Erzrivale von Barack Obama im Jahr 2008, im Jahr 2013 Seit' an Seit' mit dem damaligen Feind gegen den aktuellen Feind Syrien säbelrasselnd), bekannt als außen- und drogenpolitischer Hardliner ("drug war hawk"), überraschte am Donnerstag mit einer sagenhaft stressfreien Transformation zur Marihuana-Friedenstaube:
"Vielleicht sollten wir es (Marihuana) legalisieren."
- erklärte McCain einem verblüfften Publikum in Phoenix, Arizona, und fügte konziliant hinzu:
"Ich respektiere den Willen des Volkes."
Hat er gesagt, echt. Bevor er nächste Woche Syrien bombardieren geht. Voll gegen den Willen des Volkes. Das hat ihm das Volk auf derselben Veranstaltung in Arizona übrigens in aller Deutlichkeit gesteckt (Video) und gesagt: Hör mal, John, statt in Syrien zu intervenieren solltest du mal lieber in Mexiko gegen die Drogenkartelle Krieg führen. Das fand der John ziemlich unrelaxed. Was ihn spontan auf die Idee brachte, seinem tiefen Respekt vor dem Willen des Volkes Ausdruck zu verleihen und den Konsum von Marihuana zu liberalisieren. Damit das amerikanische Volk gegen seinen Willen ein bisschen entspannt, während das syrische Volk gegen seinen Willen zum Schlachtvieh transformiert wird.

Das Mann hat Nerven. Oder einfach nur den besseren Stoff.

Now pass me that joint, John.

Freitag, 6. September 2013

Ask A Slave



Was Sie schon immer über Sklaverei wissen wollten. 
Und sich nie zu fragen trauten. 
Fragen Sie Lizzy Mae.
Fragen Sie sie einfach.
Lizzy hat ein großes Herz und viel Geduld.
Sie nimmt Ihnen keine Ihrer Fragen übel.
Sie antwortet einfach.
Aber wie.



Lizzy Mae, eine ehemalige Haussklavin der Herrschaften Martha und George Washington (erster Präsident von Amerika, 1789-1797), wird gespielt von der Schauspielerin Azie Mira Dungey.

Die erste Episode (oben) fand ich umwerfend.

Intelligenz gepaart mit Sarkasmus.

Die zweite (unten) - in der Lizzy mit einem selbsternannten weißen Sklavenbefreier am Küchentisch Tee trinkt - haute mich noch mehr um.

Noch intelligenter, noch sarkastischer.



Die dritte Episode (folgt diesen Sonntag) kann ich kaum erwarten.

Donnerstag, 5. September 2013

Kriegsverlierer


Eine immer wieder interessante, wenn auch völlig fruchtlose Überlegung ist diese: Wo nehmen die bloß all das Geld her? Das viele Geld, das so ein Krieg (pardon: Intervention) kostet? Wächst das auf den Bäumen? Kommt es aus der Steckdose? Quatsch. Das Geld ist da. Einfach da. No need to worry. Klar? Wie ein Mitglied der Obama Administration mitteilte,
... könne eine knapp kalkulierte maßgeschneiderte Operation aus "existierenden Ressourcen des Verteidigungsministeriums" bezahlt werden.
- ließe sich also quasi aus der Kriegsportokasse finanzieren und würde "den U.S. Steuerzahler keinen Cent mehr kosten als was an Geld ohnehin bereitgestellt ist". Keinerlei zusätzliche Kosten! Ist das nicht Musik in den Ohren des amerikanischen Steuerzahlers? Hat das nicht Rhythmus, wo jeder mit muss, auf in den Krieg? Gib uns dein Jawort, Bürger, wir übernehmen die Kosten und alles weitere.

Alles weitere? Ja logisch, auch die immensen Kosten des jetzt aufflammenden, sich stündlich steigernden Propagandablitzkrieges übernehmen wir, mach dir keine Sorgen, lass dir einfach unsere unwiderstehlichen Pro-Kriegs-Argumente um die Ohren hauen, den Rest erledigen wir, denn wenn wir etwas virtuos beherrschen, dann Argumente aus dem Nichts zu zaubern, aus den Retorten unserer hochtourigen War-sells-Maschinerie, die rotiert jetzt in full swing und wehe, es meldet sich ein zaudernder Zweifler zu Wort.

Zum Beispiel so einer:
Ein anderer Bediensteter des Weißen Hauses wandte ein, ohne ein genaueres Verständnis der Operation sei es unmöglich, ein exaktes Preisschild anzubringen. 
"Who the fuck knows what it will cost? Das hängt total davon ab, was passieren wird."
What the fuck? Klingt logisch, wird aber nicht gern gehört:
"Natürlich hängt das davon ab, was wir machen werden. Aber die Mehrkosten des Krieges in Libyen waren so rund eine Milliarde, und damit sind wir ein ganzes Stück weit hingekommen. Mag sein, dass der Kongress bewilligen muss, Geld hin- und herzuschieben (innerhalb existierender Budgets), aber wirklich, da werden keine so großen Kosten auf uns zukommen."
Preisschilder.
Knapp kalkuliert.
Maßgeschneidert.
Keine Zusatzkosten.
Eventuell Mehrkosten.
Aber nicht so furchtbar doll, "wirklich", jetzt mal ganz ehrlich.
Wir werden mit dem Geld schon irgendwie hinkommen.

Und falls nicht, wozu haben wir Budgets?
Zum Hin- und Herschieben.
Zum Kürzen.
Zum Aufrüsten des Kriegs-Budgets.
Zum Herunterwirtschaften eines ganzen Landes.

Eines Landes, dessen Lebensbedingungen noch nicht "wirklich" - jetzt mal ehrlich - auf Dritte-Welt-Niveau angekommen sind. Nur auf einem guten Weg dorthin, mit klarem Kurs und voller Kraft voraus:
In ganz Amerika zerbröckeln Brücken infolge zu niedriger Reparatur-Budgets
Laut vieler Ingenieure sind Tausende von Brücken dem Zusammenbruch nahe. Das Geld, um sie zu reparieren, wird immer knapper.
Jeden Tag fahren U.S. Pendler mehr als 200 Millionen Umwege um defekte Brücken herum.
Beamte einiger Bundesländer warnen, ohne beträchtliche Bundesmittel - solche, die kürzlich im Kongress gesperrt wurden - seien sie gezwungen, viele ihrer defekten Brücken zu schließen und es damit Autos, Fahrzeugen für den Noteinsatz und Schulbussen zu verunmöglichen, komplette Stadtteile zu erreichen.
Die bankrotte amerikanische Stadt Detroit hat kein Geld mehr, um amtliche Totenscheine auszustellen. Weil sie kein Geld hat, um das Papier zu bezahlen. Und weil der Papierlieferant sich weigert, die Stadt weiterhin auf Pump zu beliefern:
Der Tod nimmt frei als Folge des Bankrotts
Nichts leichter als zu sterben im bankrotten, oft bizarren Detroit - viel schwerer ist es zu beweisen, dass du tatsächlich tot bist.
Ohne beglaubigte Kopien von Sterbeurkunden haben Hinterbliebene keinen Zugang zu Bankkonten, Lebensversicherungen oder Testamenten.
Kurz nachdem der Verwaltung das Papier ausgegangen war, teilte sie Bestattungsunternehmern mit, sie sei nicht länger imstande, an Sonntagen Leichen aus dem Leichenschauhaus freizugeben. Die Bestattungsunternehmer sind nicht erfreut. "Der Tod kennt keine Sonn- und Feiertage. Der Tod geschieht an jedem Tag der Woche und ganz besonders an Wochenenden." 
Noch eine Drehung weiter auf der tödlichen Abwärtsspirale Detroits:
Detroit geht vor die Hunde... buchstäblich
Detroit ist auf dem Weg, zur Geisterstadt zu werden, allerdings bedeutet das Verschwinden des Homo Sapiens von den Straßen nur, dass die größte amerikanische Bankrottstadt im Begriff ist, von anderen Lebewesen beherrscht zu werden - von des Menschen ehemals bestem Freund, in Gestalt Zehntausender streunender Hunde, die meisten davon eine besonders gefährliche Rasse: Pitbulls. Step aside Motown, and say hello to Dogtown.
Um die 50.000 streunende Hunde übervölkern die Straßen und leerstehenden Häuser und verdrängen Bewohner oder bedrohen Menschen, die in ihren Häusern bleiben. Hunde, die immer hungriger werden und immer weniger domestiziert:
Die Armut tobt durch Motor City, viele Hunde wurden von ihren finanziell ruinierten Besitzern zurückgelassen, um sich alleine durchzuschlagen. 
Pitbulls sowie mit ihnen vermischte Hunderassen dominieren Detroits streunende Bevölkerung -
- und vermehren sich in unkontrollierbaren Ausmaßen. Unkontrollierbar deshalb, weil das städtische Budget für Hundefänger drastisch heruntergefahren wurde. Der Südwesten Detroits wird von Postboten nur noch mit Pepperspray betreten, um sich gegen scharenweise streunende kleine, bösartige Hunde zur Wehr setzen zu können.
Die gute Nachricht: Vorläufig handelt es sich bei den Streunern um Hunde. Wie lange wird es dauern, bis Menschen sich gezwungen sehen, andere Menschen zu jagen, unter ihnen bösartige Killer, die die Straßen bevölkern werden dort, wo auch immer der nächste und größte Fall einer bankrotten Kommune auftreten wird?
So viel zu Detroit, der ersten, aber gewiss nicht letzten bankrotten Großstadt Amerikas; eher ein menetekel-artiger Mikrokosmos dessen, worauf das gesamte Land zusteuert:
Sequester-Kürzungen treffen Arme besonders hart
Essen auf Rädern, ein Programm zur Lieferung von Mahlzeiten an alte Menschen, die zu gebrechlich sind, um ihr Haus zu verlassen. Kürzlich wurden zusätzliche 11 Prozent aus den Budgets gekürzt, für den Herbst stellt man sich auf weitere Kürzungen ein.
Es ist sechs Monate her, seit die Regierung Budget-Zwangskürzungen in Höhe von 85 Milliarden Dollar verhängte, von denen am härtesten die ärmsten Amerikaner getroffen wurden.

(Alles Meldungen aus den letzten Tagen, nach dem Zufallsprinzip ausgewählt.)


So viel zum sorglosen Hin- und Herschieben von Budgets, zum spendablen Aufrüsten des Kriegs-Budgets, zum mutwilligen Herunterwirtschaften eines Landes auf Dritte-Welt-Niveau.

Ein erstes, eher emotional gehaltenes Resümee:
Sorry, But Fuck Syria
Quer durch Amerika, in einer Stadt nach der anderen, in einem Bundesland nach dem anderen, werden die Grundlagen des täglichen Lebens (und des Todes) zerstört, nicht zuletzt durch unsere Unfähigkeit, Geld bereitzustellen für das, was für Amerikaner lebenswichtig ist, für das, was aus Amerika ein großartiges Land machen könnte. Eine Nation mit einer Stadt, die es sich nicht leisten kann, Geburts- und Sterbeurkunden auszustellen, weil ihr das Papier fehlt, ist eine Nation, die absolut kein Recht hat, Millionen, vielleicht Milliarden Dollars auszugeben, um Syrien zu bombardieren, nur weil der dortige wahnsinnige Präsident etwas Wahnsinniges angerichtet hat.
No, sorry, but fuck Syria. Sobald wir aufhören, Lehrern zu erzählen, sie müssten Gehaltskürzungen hinnehmen, und erst wenn wir den Kindern von Chicago zusichern können, dass sie nicht erschossen werden, erst dann können wir der Welt etwas über unsere moralische Autorität erzählen.
Ein zweites, kälteres Resümee, das mit dem Messer in die offene, offen zutage liegende Wunde stößt:
Wahnhaft gestört im Zeitalter der einzigen Supermacht
von Tom Engelhardt
Von Lateinamerika bis in den größeren Mittleren Osten zeigt sich das amerikanische System sichtbar geschwächt, während bei ihm zuhause Ungleichheit und Armut auf dem Vormarsch sind, die Infrastruktur zerbröckelt und die Politik des Landes in einem Zustand permanenten "Infarktes" verharrt.
Was sollen wir am Ende aus einem Planeten machen mit einer einzigen Supermacht, die keinerlei echten Feinde von Bedeutung hat und die, allem Anschein nach, gleichwohl einen permanenten globalen Krieg führt mit... nun gut, mit sich selbst - - und dabei zu verlieren scheint?
Die beste, scharfsinnigste Diagnose, die ich in der letzten Zeit gelesen habe. Amerika führt einen Krieg gegen sich selbst. Und wird ihn verlieren.

Montag, 2. September 2013

Wenn einer tritt, dann sind wir es



Mit jedem Tag verstehe ich ein bisschen mehr, warum das Ding nicht mehr so funktioniert heutzutage. Also, das Ding mit dem Singen gegen den Krieg, was gegen den Vietnamkrieg noch zu Hunderttausenden möglich war und gegen den Syrienkrieg nicht mehr möglich ist, weder für Hundert-, noch für Zehn- oder auch nur Tausende und schon gar nicht für eine einzelne Person.

Wenn nämlich die einzelne Person in einem öffentlichen Park unter einem Baum steht mit einem Banjo im Arm und ein Protestlied singt - im Rahmen einer Demonstration gegen den kommenden Militäreinsatz in Syrien -, dann kann das gar nicht funktionieren, weil so etwas nicht funktionieren darf in einem modernen Polizeistaat. Basta.

Wenn nämlich die Frau mit dem Banjo im Park singt, dann kommt die Polizei und teilt ihr freundlich mit, sie solle gefälligst aufhören zu singen und sich vom Acker machen. Wenn dann die Frau freundlich zurückfragt, wieso sie sich vom Acker machen soll, da dies doch ein öffentlicher Acker sei, gibt es für eine kurze Weile einen freundlichen, aber ziemlich repetitiven Disput: Die Polizisten wiederholen beharrlich ihre Aufforderung an die Frau, den Park zu räumen; die Frau wiederholt beharrlich ihre Gegenfrage, aus welchem Grund sie den Park räumen soll.

Das ist unklug von der Frau. Wo doch jeder weiß, dass, erstens, in einem Polizeistaat der Bürger kein Recht beansprucht auf eine solche Begründung, sowie, zweitens, Polizisten in einem Polizeistaat der festen Überzeugung sind: Wenn hier einer beharrlich ist, dann wir und sonst keiner. Klar? Deshalb hat die Frau sich mit ihrer Beharrlichkeit sehr schnell unbeliebt gemacht bei der Polizei, und deshalb wurde die Polizei auf einmal sehr unfreundlich. Unbotmäßige verbale Beharrlichkeit einer Bürgerin gilt als Widerstand gegen die Staatsgewalt und führt zur Verhaftung.

Zu dritt beugten die Polizisten die Frau mit dem Oberkörper über eine Parkbank, hielten sie fest, legten ihr Handschellen an, verrenkten ihr zu diesem Zweck den rechten Arm, worauf die Frau vor Schmerz aufschrie, was Polizisten gar nicht gern hören, weshalb sie noch ein bisschen fester zupackten und die Frau noch lauter schrie. "Wir leben in einem Polizeistaat!", schrie die Frau, und weil Polizisten in einem Polizeistaat die Wahrheit auf den Tod nicht leiden können, langten sie noch ein wenig rabiater zu.

Als die Frau in ihrer Beharrlichkeit weiter schrie: "We live in a fucking police state! Hört auf mich zu misshandeln! Stop! Hilfe! Hilfe!" und dabei, bereits gefesselt, mit den Beinen nach hinten trat wie ein eingesperrtes Pferd, wurde es der Polizei zu bunt. Wo doch jeder weiß, wie die Rollen im Polizeistaat verteilt sind: Wenn einer tritt, dann bin ich es, und wird einer getreten, dann bist du's (Kurt Weill). Zu fünft zerrten sie die gefesselte Frau übers Pflaster, dorthin, wo den aufnehmenden Kameras durch ein Gebüsch die Sicht erschwert wurde, weshalb ich nicht exakt zählen kann, ob es insgesamt sieben oder acht Polizisten waren, die eine gefesselte, am Boden liegende Frau mit Händen und Füßen in Schach hielten.

Danach wurde die Frau abgeführt an einen unbekannten Ort. Mit der Außenwelt zu kommunizieren wurde ihr untersagt. Darum weiß niemand, ob sie die Absicht hat, jemals in der Öffentlichkeit wieder ein Protestlied zu singen. Und ob überhaupt jemand sich traut, jemals in der Öffentlichkeit wieder ein Protestlied zu singen. Schließlich muss ein Polizeistaat zu etwas gut sein, und sei es zur Abschreckung und zum Angsteinflößen.



Wobei es mich irritiert, dass die polizeistaatliche Szene von zahllosen Händen mit Kameras festgehalten wurde, jedoch keine einzige Hand der um Hilfe schreienden Frau zu Hilfe kam. Wobei ich natürlich froh bin, dass es kamerahaltende Hände gab, sonst wäre die Szene gar nicht an die Öffentlichkeit gekommen. Einerseits. Aber andererseits bin ich irritiert. Und zwar gewaltig, um ehrlich zu sein.

Feuchtes Daumenlutschen auf teigigen Hinterteilen


Mit offenem Mund schaute ich gestern ein historisches Video an, wo Hunderttausende sich versammelt und singend gegen den Vietnamkrieg protestiert hatten. Waren das Zeiten!, dachte ich beeindruckt - wo sind sie geblieben?

Eine Antwort gibt der extrem bissige und konfliktfreudige amerikanische Cartoonist Mike Flugennock. Bezüglich des "nahezu totalen Schweigens der Antikriegs-'Bewegung' zu Präsident Sparkle Pony's Wunsch nach militärischer Invention in Syrien" kommentiert er:
Die meisten jener Leute, die zu Anfang des 21. Jahrhunderts die Straßen füllten, waren nichts weiter als angepisste Demokraten (= Anhänger der Demokratischen Partei), die prompt ihre Protestschilder und Transparente wegwarfen und nach Hause marschierten, als der 2008-Präsidentschaft-Freakzirkus losgetreten wurde, und sie ließen diejenigen von uns im Trockenen sitzen, die ein wirkliches Ende des Militarismus anstrebten - egal welcher Parteiflügel sich dem Bomben, Morden und Foltern widmete.
Mit diesen Weggenossen Obamas hat Flugennock ein vergiftetes Hühnchen zu rupfen. Er zitiert die Code-Pink-Gründerin und Parteigängerin Medea "Media" Benjamin ("anything but Bush" - hat sie ja dann auch erreicht):
"Diejenigen von uns, die immer noch dran sind, haben mobilisiert. Die Online-Proteste platzen aus allen Nähten. Es gibt Petitionen an Obama gerichtet, es gibt Aufrufe an den Kongress, Stellung zu beziehen ... alle haben sie Aufrufe veröffentlicht mit der Aussage: kein Krieg in Syrien."
- eine Bemerkung, die Flugennock wutschnaubend nach Luft schnappen ließ ("gobsmacking"), ihn zu diesem Cartoon -



- und zu folgendem Rant inspirierte:
Lieber Gott, was für eine großartige, feuchtheiße Nummer von Daumenlutschen. Ich könnte nur noch meinen Kopf auf die Tischplatte hauen. Medea Benjamin denkt, wir hätten irgendeinen Einfluss auf die Politik mit "Protesten" im Internet, mit dem Abschicken von Petitionen (die prompt ignoriert werden) an Präsident Sparkle Pony, und indem wir eine Horde habgier-ärschiger soziopathischer Politiker anflehen, gegen deren eigene Interessen zu handeln. Man sollte glauben, gerade eine Medea Benjamin hätte verstanden, dass echte Bewegungen - und echter Wandel - von realer, lebendiger, grundehrlichen, menschengeschaffener "Straßenhitze" in Gang gesetzt wird, und nicht vom Rumsitzen auf teigigen Ärschen vor einem Computer, dem Unterzeichnen nutzloser Petitionen, dem Bitchen auf Farcebook und dem Prinzip des Unsichtbarbleibens in der Öffentlichkeit und in den Medien.
Lieber Gott, ist das göttlich! Dem ist nichts hinzuzufügen.

Oder doch. Einer geht noch:
Jesus Christus, ich brauche einen Drink... oder vielleicht besser ein paar Drinks. Obwohl, genau genommen - fuck the drinks, gib mir einfach ein bisschen gottverdammtes Heroin.
Ah. Und ich? Brauche heute früh eine Tasse Kaffee weniger als sonst. Hat mich hellwach gemacht, diese fulminante Dynamo-Zündung des wunderwunderwunderbaren Mike Flugennock. Positiv sollst du deinen Tag beginnen.

Sonntag, 1. September 2013

One two three, what're we fighting for?


Spätstens seit gestern abend kann es keinen Zweifel mehr geben:
Der syrische Präsident al-Assad ist der schurkischste Oberschurke aller schurkischen Diktatoren sämtlicher existierender und je existiert habender Schurkenstaaten.
"Welche Botschaft verbreiten wir, wenn ein Diktator vor aller Augen Hunderte von Kindern zu Tode vergasen kann und dafür keinen Preis zahlen muss?"
Keine leichte Frage.

Einzig richtige Botschaft:
"Kein Einsatz chemischer Waffen! Wir haben sie im zweiten Weltkrieg nicht eingesetzt, Hitler hat sie nicht eingesetzt, und wir setzen sie nicht ein, das ist doch keine Frage. Obwohl wir wissen, dass Assads Vater es getan hat, und jetzt geht er hin und tut es auch."
Vergessen zu erwähnen hat das Kriegspropaganda-Großmaul des regierungstreuen Sender MSNBC, dass

erstens
der Einsatz chemischer Waffen jahrzehntelang zum Standard amerikanischer Kriegsführung gehörte,
zweitens
das amerikanische Militär zwischen 1963 und 1973 rund 400.000 Tonnen Napalm auf Vietnam, Kambodscha und Laos herabfallen ließ,
drittens
in denselben Ländern zwischen 1962 und 1971 rund 20 Millionen Gallonen (1 Gallone = 3,78 Liter) Agent Orange, vermischt mit Kerosin, versprüht wurden,
viertens
neben unzähligen "zu Tode vergasten" Kindern von den Überlebenden weitere unzählige Kinder mit physischen Deformationen, Behinderungen und Krankheiten geboren wurden (die Schätzungen gehen in die Millionen),
fünftens
die mit Deformationen, Behinderungen, Krebserkrankungen geschlagenen Überlebenden und deren Nachkommen niemals irgendeine - in welcher Form auch immer - Entschädigung erhalten oder eine solche angeboten bekommen haben von jenem Land, das die chemischen Waffen eingesetzt hatte,
sechstens
vor 30 Jahren die USA untätig und mit kaltem Kalkül zuschauten, wie Saddam Hussein chemische Waffen im großen Stil einsetzte,
siebtens
nicht Hunderte, sondern Millionen Menschen von den Nationalsozialisten "zu Tode vergast" wurden und das Schädlingsbekämpfungsmittel Zyklon B (Wirkstoff: Blausäure) mit Sicherheit in die Kategorie chemische Waffen fiele, sofern dies ein Kriegspropaganda-Großmaul auch nur am Rande interessierte,

- dafür jedoch ein für allemal klargestellt, dass
achtens
Assad der schurkischste Schurke aller Zeiten ist,
und neuntens
nicht nur im Krieg, sondern in der Kriegspropaganda alle Mittel und Lügen erlaubt sind.

Zehntens bin ich gerade einigermaßen von den Socken, dass es so etwas - wo nicht Hunderte, sondern Hunderttausende aufstanden und inbrünstig gegen den Vietnamkrieg gesungen haben - einmal gegeben hat und heute nicht mehr gibt, aus welchen Gründen auch immer: