Posts mit dem Label Cartoon werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Cartoon werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Mittwoch, 20. November 2013

Ein Wettbewerber mehr


Ich liebe Cartoons.
Weil sie mit wenigen genialen Strichen mehr sagen als tausend Worte.

wurde über Nacht angemessen visualisiert:


Die Konkurrenz schläft nicht.
Nirgends.
Der Markt wird's richten.
Wer sonst.

Montag, 2. September 2013

Feuchtes Daumenlutschen auf teigigen Hinterteilen


Mit offenem Mund schaute ich gestern ein historisches Video an, wo Hunderttausende sich versammelt und singend gegen den Vietnamkrieg protestiert hatten. Waren das Zeiten!, dachte ich beeindruckt - wo sind sie geblieben?

Eine Antwort gibt der extrem bissige und konfliktfreudige amerikanische Cartoonist Mike Flugennock. Bezüglich des "nahezu totalen Schweigens der Antikriegs-'Bewegung' zu Präsident Sparkle Pony's Wunsch nach militärischer Invention in Syrien" kommentiert er:
Die meisten jener Leute, die zu Anfang des 21. Jahrhunderts die Straßen füllten, waren nichts weiter als angepisste Demokraten (= Anhänger der Demokratischen Partei), die prompt ihre Protestschilder und Transparente wegwarfen und nach Hause marschierten, als der 2008-Präsidentschaft-Freakzirkus losgetreten wurde, und sie ließen diejenigen von uns im Trockenen sitzen, die ein wirkliches Ende des Militarismus anstrebten - egal welcher Parteiflügel sich dem Bomben, Morden und Foltern widmete.
Mit diesen Weggenossen Obamas hat Flugennock ein vergiftetes Hühnchen zu rupfen. Er zitiert die Code-Pink-Gründerin und Parteigängerin Medea "Media" Benjamin ("anything but Bush" - hat sie ja dann auch erreicht):
"Diejenigen von uns, die immer noch dran sind, haben mobilisiert. Die Online-Proteste platzen aus allen Nähten. Es gibt Petitionen an Obama gerichtet, es gibt Aufrufe an den Kongress, Stellung zu beziehen ... alle haben sie Aufrufe veröffentlicht mit der Aussage: kein Krieg in Syrien."
- eine Bemerkung, die Flugennock wutschnaubend nach Luft schnappen ließ ("gobsmacking"), ihn zu diesem Cartoon -



- und zu folgendem Rant inspirierte:
Lieber Gott, was für eine großartige, feuchtheiße Nummer von Daumenlutschen. Ich könnte nur noch meinen Kopf auf die Tischplatte hauen. Medea Benjamin denkt, wir hätten irgendeinen Einfluss auf die Politik mit "Protesten" im Internet, mit dem Abschicken von Petitionen (die prompt ignoriert werden) an Präsident Sparkle Pony, und indem wir eine Horde habgier-ärschiger soziopathischer Politiker anflehen, gegen deren eigene Interessen zu handeln. Man sollte glauben, gerade eine Medea Benjamin hätte verstanden, dass echte Bewegungen - und echter Wandel - von realer, lebendiger, grundehrlichen, menschengeschaffener "Straßenhitze" in Gang gesetzt wird, und nicht vom Rumsitzen auf teigigen Ärschen vor einem Computer, dem Unterzeichnen nutzloser Petitionen, dem Bitchen auf Farcebook und dem Prinzip des Unsichtbarbleibens in der Öffentlichkeit und in den Medien.
Lieber Gott, ist das göttlich! Dem ist nichts hinzuzufügen.

Oder doch. Einer geht noch:
Jesus Christus, ich brauche einen Drink... oder vielleicht besser ein paar Drinks. Obwohl, genau genommen - fuck the drinks, gib mir einfach ein bisschen gottverdammtes Heroin.
Ah. Und ich? Brauche heute früh eine Tasse Kaffee weniger als sonst. Hat mich hellwach gemacht, diese fulminante Dynamo-Zündung des wunderwunderwunderbaren Mike Flugennock. Positiv sollst du deinen Tag beginnen.

Montag, 3. September 2012

Hunger Games


Cesar Santander - Daisy at mirror, acrylic on canvas, 2007

Zu dick?
Zu kurze Beine?
Zu viele Kurven?

Die Lösung:

Daisy goes Designer-Barbie, 2012

Ess-Störungen ab sofort bereits im Kindergarten.

Montag, 4. Juni 2012

Deutsch, aber gründlich


"Die Griechen befreien"*
Manos Symeonakis, griechischer Cartoonist

Funktioniert die deutsche Austeritäts-Wahnvorstellung? Nein.

Warum nicht?

Weil der vollumfängliche, methodische Austeritätswahn noch längst nicht ausgeschöpft ist.
(Sonst wäre er ja keine deutsche Wahnvorstellung.)
Da geht noch was.

Was also tun, wenn die Austerität nicht greift?
Wenn Hunger, Verarmung, Arbeitslosigkeit, Obdachlosigkeit, Suizidrate, psychische Erkrankungen, Verzweiflung weiterhin sprunghaft ansteigen?

Noch mehr Austerität verordnen.
Noch mehr harte Hand.
Noch mehr Eiserne Lady.
Noch mehr Nein.
Noch mehr deutscher Wahn.



*"Memorandum of Understanding":
Das von der Troika geforderte, einer Todesspirale gleichkommende Austeritätsprogramm, vom griechischen Parlament verabschiedet am 13. Februar 2012

Sonntag, 4. Juli 2010

Kopfball


Was tun, wenn Spiele allein nicht satt machen und kein Geld für Brot übrig ist?

Kein Problem, solange es noch Kuchen gibt und solche Klamottendesigner mit dem fabelhaften Namen Leroy Hornblower. Beim Öffnen des Reißverschlusses wird Marie Antoinette ("...wenn sie kein Brot mehr haben, sollen sie doch Kuchen essen") mit einem Rrratsch geköpft. Hat sie zwar nicht wirklich gesagt, sondern Rousseau, soll uns aber an dieser Stelle egal sein, solange der Designer noch kein Jäckchen entworfen hat mit dem Konterfei von, sagen wir mal, Sarrazin. Macht sich bestimmt gut mit einem roten T-Shirt darunter.

Work your zippers, folks.

Donnerstag, 1. April 2010

Bienenzucht


Lustig summt es im Bienenstock. Die taz schaut ein wenig hinter die Fassade der sich antikapitalistisch aufführenden Unternehmer; also derjenigen, die sich aus angeblicher Überzeugung einer guten Sache verschrieben haben, denen das Prinzip der Profitorientierung - pfui! - völlig fremd ist und die mit einer solcherart vorgetragenen Firmenideologie ("sinnvoll für Mensch und Natur") einen guten Schnitt machen. Im Falle des "Ökokapitalisten" (taz) Alnatura 18 Prozent Umsatzsteigerung.

Statt Tariflöhnen bekommen die Mitarbeiter von Alnatura Yoga-Kurse, "der Chef meint, das genüge", schreibt die taz und zitiert Firmenchef Götz Rehn:
"'Wir haben eine Bieneninitiative. Wir haben Theatergruppen. Wir haben einen Chor. Wir haben die Yoga-Gruppe. Wir haben Winterseminare. Das bedeutet ja alles eine Erhöhung des Gehalts.'"
Kann man so sehen - wenn man sich brennend für Bienen und Yoga interessiert. Wobei ich mir schlecht vorstellen kann, dass hinter jedem der deutschlandweit 55 Alnatura-Supermärkte ein Bienenstock für die Mitarbeiter steht, oder dass in jeder der 55 Filialen ein Ruheraum mit Yogamatten vorhanden ist. Aber okay, was zählt, ist der gute Wille des Chefs oder jedenfalls sein öffentlich geäußerter guter Wille. Weil, Yoga klingt ja schon mal nach was Gesundem, wenn auch nicht nach mehr Geld. Andererseits, wer braucht schon Geld, wenn er nach der Arbeit mit Bienen spielen darf? Er kann ja, in Ermangelung von Mäusen oder Möpsen, seine Miete mit Bienen bezahlen.

Nun haben wir heute den ersten April und es hoffentlich nicht mit einem Aprilscherz zu tun, wenn die taz vermeldet:
"Ökokapitalist gibt nach - Alnatura will Tarif zahlen

Die von der taz ausgelöste Medienkritik am Lohndumping bei Deutschlands größter Bio-Supermarktkette Alnatura zeigt Wirkung: Das hessische Unternehmen hat angekündigt, künftig allen Mitarbeitern Gehälter mindestens in Tarifhöhe zu zahlen."
...wie sich das gehört, möchte man ergänzen, für ein Unternehmen, das sich auf die Werbefahnen geschrieben hat, "fair mit unseren Partnern in Produktion und Handel" umzugehen, aber vor lauter öffentlichkeitswirksamem Kampf gegen weltweite Kinderarbeit die eigenen Mitarbeiter unterbezahlt und keinen Betriebsrat duldet. Auf seiner Website wendet sich gestern Firmengründer und -chef Götz Rehn persönlich an die Öffentlichkeit und spricht diese mit folgenden Worten an:
"Sehr geehrte Damen und Herren,
Liebe Kundinnen und Kunden,"
und schon wieder vergisst er seine Mitarbeiter; ich zumindest hätte es passend gefunden, wenn er daran gedacht hätte, auch an seine Mitarbeiter zu adressieren. Gerade an seine Mitarbeiter. Weil, um die geht es ja schließlich. Dachte ich.

Zum Entspannen legen wir uns jetzt auf die Yogamatte und summen ein lustiges Lied.

Sonntag, 21. Februar 2010

Blues And Beyond


Als ich heute früh die Augen aufknipste und aus dem Fenster schaute, traf mich der Schlag: dichtes Schneetreiben, geschlossene Schneedecke, darunter auf immer begraben der Vorfrühling.

Beste Bedingungen für den gut ausgeschlafenen Vorabendblues, sich genüsslich zu räkeln und zu strecken und mir mitzuteilen, dass er beabsichtige, mich zentnerschwer durch den Tag zu schleppen. Ich ließ ihn gewähren. Hat ja gar keinen Sinn, sich gegen den Blues zu wehren; er kommt, macht sich breit und verlangt, dass man Ja zu ihm sagt. Weil, bevor man ihn nicht ehrlich bejaht, wird er keinerlei Anstalten machen sich zu verkrümeln. War schon immer so, in meinem Leben jedenfalls. Begrüße ich ihn hingegen (nach einer widerspenstigen Phase) mit einem freundlich kapitulierenden Ja - meist ist es ein geächztes In Gottes Namen -, dann lässt es sich mit dem Blues ganz gut leben. Er möchte halt ab und zu etwas zu essen und beachtet werden, fast wie ein ganz normaler Mensch, dann geht es ihm gut. Irgendwann ist er satt und hat genug und trollt sich.

So wie jetzt zum Beispiel, in diesem Augenblick, wo der Blues genau merkt, dass ich mich mit ihm beschäftige, ihm ins Gesicht schaue, versuche seine amorphe Gestalt zu erkunden und ihm eine sprachliche Form zu geben, eine, die passt und stimmt - das hat er gern, der Blues. Und was soll ich sagen - ich habe es auch gern. Dieses Abtasten, dieses Suchen nach Worten, das Herausschälen von Charakteristischem, das den-Wörtern-Hinterherlauschen (ich schreibe stets nach Gehör, selbst wenn der Text bereits auf dem Bildschirm zu sehen ist) und irgendwann zu spüren, dass der Rhythmus stimmt. Den Blues kneten, formen und gestalten. All die vielen anderen Dinge, über die es sich zu schreiben lohnt, formen und gestalten, ihnen Leben und Rhythmus einhauchen und dem Klang des Geschriebenen lauschen - das macht mich glücklich. Für den Augenblick.

Womit ich endlich beim Thema wäre: Ten Reasons To Be Cheerful. Fehlen noch neun.

Über den Augenblick hinaus bin ich froh darüber, dass es allgemein fast nichts gibt, dem nicht mit Schreiben zu Leibe zu rücken wäre. Also mit Kneten, Bearbeiten, Ruhenlassen, Gestalten und Lauschen. In den Text hinein, in mich hinein. Nach jedem Schreiben sieht mein Thema, mein Problem, mein Leben ein Stück weit anders aus als vor dem Schreiben. Gib dem, was du tust, eine Form. Mein Lebensthema. Es umsetzen zu können, stimmt mich froh.

Da waren's nur noch acht.

Ich liebe Musik. Ich lebe Musik. Ich bin Musik. Ich saufe Musik. Ich ernähre mich von Musik. Hätte Musik Kalorien, könnte man mich kugelrund durch die Gegend rollen. Gerade höre ich den schweren Kalorienträger Fried Neckbones And Some Home Fries mit dem wundervollen Willie Bobo. Am glücklichsten machen mich Funk, Soul, Blues, Jazz, Kuba (Mambo, Son, Bolero), Brasil (Bossa Nova), Reggae, Ska und alles, was groovt wie Sau. Inzwischen höre ich Torch Of Freedom von re:jazz, gesungen von Joy Delanane. Ein Aufrechtmacher.

Siebtens: Tanzen.

Sechstens: Tanzen.

Fünftens: Tanzen.

Viertens: Auf dem Fahrrad sitzen. Einfach so. Beim Fahren den Wind im Gesicht spüren. Ordentlich die Pedale kneten. An Fahrt aufnehmen. Richtig durchstarten. Außen kalt, innen warm werden. Spüren, dass ich am Leben bin. Spüren, dass ich aus eigener Kraft von hier nach dort komme. Lust an der Fortbewegung. Lust an der Freiheit.

Drittens: Cartoons. Am liebsten die ganz alten aus den 30er und 40er Jahren. Als Mickey Mouse noch ein erwachsener, kein kindlicher Charakter war. Alte Cartoons mit Musik liebe ich besonders, und am allerglücklichsten machen mich alte Cartoons mit Musik und Tanz. Bei so etwas werde ich schwach: ein betrunkener Kapellmeister auf dem Hochseil (via Kevin Langley). Ich glaube, in Wirklichkeit bin ich selber ein Cartooncharakter. Das weiß aber außer mir niemand.

Zweitens: Das Bloggen. Ist ja wohl klar. Mein Leben verläuft seit geraumer Zeit in nicht eben geordneten Bahnen, da gibt mir mein Blog einen Halt, eine Struktur und eine Heimat. Jeden Tag auf dem Nachhauseweg freue ich mich auf mein Blog. Manchmal kommt es vor, dass mein Offline-Umfeld mir tierisch auf den Wecker geht. Dann wird mein Blog zum Asyl. In eigener Sache.

Einer fehlt noch. An den ersten oder letzten Grund hat mich Sissy Sisco heute früh erinnert. Sie freut sich über die kleinen Bloggeschichten mit Fotos oder Fotos mit Bloggeschichten, wie auch immer - ich weiß es selbst nicht, was mich da eigentlich antreibt. Dieses slapstickhafte Element hatte ich ursprünglich nicht auf dem Plan, als ich zu bloggen anfing. Es hat sich von allein so ergeben. Jetzt ist es quasi hinterrücks zur Liebhaberei geworden: Gedanken aufklauben, Großstadteindrücke sammeln, Maulaffen feilhalten, Erinnerungen frisch halten, in Wort und Bild spontan drauflos assoziieren. Ich mag das. Über so eine kleine nebensächliche Bilderstory kann ich mich freuen wie ein Kind. Für den Augenblick.


Donnerstag, 19. November 2009

Klobalisierte Welt


Stell dir vor, es ist Weltklotag, und keiner geht hin. Weltwastag? Ja wirklich, heute ist Welttoilettentag. Leider wird dieser Tag, so wie es ausschaut, sang- und klanglos die Klospülung runterrauschen, weil sich kein mediales Schwein dafür zu interessieren scheint.
Das war vor wenigen Jahren noch anders: Anno 2004 gab es zur Feier des Tages hier eine illustre internationale Kloparade, die man unbedingt zu Rate ziehen sollte, bevor man in das entsprechende Land fährt oder es dann lieber doch bleiben lässt.

So dachte ich zum Beispiel beim Stichwort 'Das Duschklo' zunächst an nichts Böses - halt eine Dusche mit einer Toilette dabei. Bis mir einfiel, dass ebendiese sanitäre Einrichtung landläufig als Duschbad bezeichnet wird; schließlich sagt man ja auch nicht 'Wannenklo'. Demzufolge musste es sich bei einem Duschklo um etwas anderes handeln, nur was?
Womöglich das: Erst vor kurzem wurde aus Spülwasserspargründen an die Bürger Brasiliens appelliert, doch bitte beim Duschen gleichzeitig zu pinkeln, und zwar in die Dusche, nicht etwa ins Klo (also kein long-distance-Pinkeltraining). Hinreißend verpackt war die volkspädagogische Maßnahme in einem kurzen Cartoon (via Seitvertreib), der die kombinierte Be- und Entwässerungsaktion praxisnah rüberbringt. Bitte, wenn so was kein Duschklo ist, weiß ich nicht, was ein Duschklo sonst sein soll. Ist es aber nicht.

Also, was in Gottes Namen ist jetzt ein Duschklo? Leider weiß ich es immer noch nicht, weil nämlich die FAZ mir pro Klosettreportage zwei Euro Leihgebühr abknöpfen will, damit ich den jeweiligen Miniartikel "für 24 Stunden nutzen" darf. Ja, sind bei denen ein paar Hosenknöpfe ab? Macht bei insgesamt zehn Klostories zwanzig Euro - Griff ins Klo.
Immerhin, aus dem Teaser ist zu erfahren, dass der typische Standort für Duschklos die schöne Stadt Venedig ist.
Daß (in Venedig) eine Toilette erst mal nicht mehr sein muss als ein Loch im Boden, läßt sich in vielen Bars feststellen.
So weit, so bekannt. Warum nun besagtes Loch in venezianischen Böden als Duschklo bezeichnet wird, werde ich wohl nie erfahren, ohne Zahlung von zwei Euro. Duschklo. Nun ja. Man kann es sich auch denken. Hat ja keiner gesagt, dass eine Dusche immer und in jedem Fall von oben kommen muss. Hm. Irgendwie hätte ich im Moment wenig Lust, ausgerechnet nach Venedig zu reisen. Duschklo. Und das im November, wo es eh so nasskalt ist. Nö, muss nicht sein.

Auch bei den neun weiteren FAZ-Klogeschichten bin ich, mangels Zahlungsbereitschaft, auf meine Projektionstätigkeit angewiesen. Etwa 'Das blinde Klo', Standort Moskau. Puh. Blinde Klobrille. Muss ich nach Moskau? Muss ich nicht.
Oder 'Das Open-Air-Klo' in Madrid. Klingt erst mal sympathisch naturnah. Auf nach Madrid! Doch dann heißt es im Teaser: "Spanien hat zu wenig Toiletten." Ach so - ganz Madrid ein Freiluftklo. Ich bleibe zuhause.
Dann 'Das Moscheeklo' in Istanbul. Zuerst habe ich versehentlich gelesen 'Mosche-Eklo', da hat's mir schon gereicht.
Die blinden Klos von Moskau sind vielleicht doch nicht sooo schlimm angesichts der grenzwertigen Toiletten in russischen Eisenbahnen: Der Name 'Das Grenzklo' sagt eigentlich schon alles. Nein? Doch: "Russen arbeiten mit Wodka, um gefrorene Propfen zu lösen." Allmächtiger, welche Propfen denn jetzt? Ach, ich will es lieber nicht so genau wissen.
Charakteristisch für Paris, heißt es, sei 'Das Teuroklo'. Der Autor empört sich:
In der französischen Hauptstadt kassieren die Klofrauen 40 Cent für einen Besuch auf dem stillen Örtchen. Dazu kommt das Trinkgeld, das so gering nicht ist, schließlich ist der Benutzer ja froh, dass er darf.
Hier empört sich Mrs. Mop: Wie, der kosmopolitische Schreiber kann sich den Trip nach Paris leisten, aber keine 40 Cent für die Klofrau? Typisch deutscher Tourist - dann bleib halt zuhause auf deinem Wohnklo hocken.
Richtig spannend wird es bei der öffentlichen Notdurft in New York. Dazu vermerkt die FAZ-Toilettenrundreise schlicht: 'No Klo!', woraus wir scharfsinnig schließen - auch ohne zu projizieren oder zwei Euro Leseleihgebühr zu entrichten -, dass öffentlich zugängliche Häusel in New York Mangelware sind, dort also Zustände herrschen müssen wie in Madrid. Stutzig macht allerdings die hingeworfene Bemerkung des Autors:
Aber zu selbstreinigenden Toilettenkabinen, wie sie in Paris zu finden sind, will sich das sonst so handfest pragmatische New York einfach nicht durchringen.
Wie bitte? Eben hat er sich noch beschwert über die raffgierigen Pariser Klofrauen, jetzt kommt er uns mit selbstreinigenden und daher garantiert personalfreien Toiletten an der Seine. War der Typ überhaupt jemals in Paris? Warum soll ich für so einen Quatsch zwei Euro zahlen? Die gebe ich doch lieber gleich der Klofrau in Paris.

Und kehre zurück ins Jahr 2009, wo sich ein Papagei anlässlich des heutigen Welttoilettentages aufs Klo setzt, weil er aufs Klo muss. Macht dort ganz entspannt sein Geschäft und fliegt zurück auf Frauchens Schulter. Wasserspülung kann er noch nicht bedienen. Übt er aber. Beeindruckend.


Freitag, 16. Oktober 2009

Blue Barbie


Ab heute gibt es die Novemberausgabe der Zeitschrift Playboy am Kiosk. Mit einem weiblichen Cartoon als Covergirl.

via TMZ

Man weiß nicht, was Homer dazu sagt. Man kann es sich aber denken, wenn Model Marge Simpson im Playboy-Interview aus dem Nähkästchen plaudert:

PLAYBOY: As a stay-at-home mom, what do you pride yourself on doing around the house?

SIMPSON: Searching for your magazines and throwing them away.


PLAYBOY: In the bedroom?

SIMPSON: Yes, they’re usually in the bedroom.

Irgendwann beim Ausmisten hat sie bestimmt auch diesen Männertitel bei Simpsons unterm Sofa gefunden:


Seither ist Marge Simpson im Putzstreik.

Sonntag, 13. September 2009

Zum Schießen


"Kommst du heute abend zum Duell-Gucken?", wurde ich am Telefon eingeladen, "es gibt Schnittchen und Bier." Alle Welt scheint dem TV-Politgeharke entgegenzufiebern, Stullen werden geschmiert, Salate kreiert, Bier kaltgestellt. Morgen wird alle Welt darüber diskutieren wollen, und wer da nicht mithalten kann, ist selbst schuld, weil er am Abend davor die Simpsons geguckt hat statt dem staatstragenden Showdown beizuwohnen. "Danke", lehnte ich höflich ab, "aber bei mir gibt's heute abend eine Simpsons-Session mit Pflaumenmus und Mirabellenkompott, jemand bringt Vanilleeis mit." Ich erntete Unverständnis - womöglich wegen des fehlenden Bieres? -, aber das macht nichts.
Und selbst wenn die gesamte Nation sich heute um 20:15 Uhr ums Lagerfeuer setzt, um Wahlkrampf live zu erleben: Spätestens um halb neun werden die ersten abwandern zu dem, glaube ich, einzigen großen Sender, der programmatisch aus der Reihe tanzt. Weil sie bei Steinmeiermerkel eingeschlafene Füße bekommen haben. So gegen neun werden die Schnittchen zu Ende sein, nicht jedoch die endlose Schwadronade der beiden Duellanten; ab dann wird sich die verzweifelte Wanderbewegung auf die Einschaltquote der Simpsons nachhaltig auswirken. Möchte ich drauf wetten.
Umgekehrt glaube ich kaum, dass eine nennenswerte Wanderung weg von den Simpsons stattfinden wird, warum sollten die Leute auch. In meinem Fall wäre ein Umschalten aufs Duell schon deshalb unverantwortlich, weil die Gefahr viel zu groß wäre, dass eine ärgergesteuerte Ladung Pflaumenmus auf den Bildschirm träfe. Trüfe? Egal. Jedenfalls ist mir mein selbstgemachtes Pflaumenmus dafür zu schade. Mein oller Fernseher ebenfalls.

Wenn, dann müssten die Berliner Darsteller - am besten live und ungeschützt - mit etwas Effektivem beschossen werden, worauf der Schütze selbst leichten Herzens verzichten kann. Was könnte man da nehmen? Mir fiel nichts ein, zumindest nichts Jugendfreies. Ich las dann ein wenig Zeitung im Netz, um auf andere Gedanken zu kommen. Mit dem Ergebnis, dass ich immerfort nur noch an das eine dachte. Weil nämlich der Sänger Funny van Dannen sich ebenfalls einschlägige Gedanken gemacht hat zur Praxistauglichkeit von Munitionen, abgefeuert auf
das ganze unsympathische Personal, das sich in der Wirtschaft und Politik tummelt.
Diese Unsympathen, lässt van Dannen uns in einem Interview mit der Frankfurter Rundschau wissen, sollten am wirkungsvollsten mithilfe einer Katzenpissepistole niedergestreckt werden. Ganz richtig, Katzen-pisse-pistole. Sagt Funny van Dannen. Sagt er nicht nur, singt sogar ein Lied drüber. Mit so ganz sanfter Stimme und musikalisch entspannt, fast schläfrig dahinplätschernd - aber der Text, oh la la, ich meine, auf Katzenpisse als Kampfstoff muss man erst mal kommen. Grandios, die Idee.
Überhaupt hat der Mann interessante Ansichten. Vor Jahren gab es einen Song von ihm mit dem aussagestarken Titel Ich will den Kapitalismus lieben, aber ich schaffe es einfach nicht. Auch so ganz verträumt dahingeträllert, aber ein Bolzen von Text. Gegen Ende des Interviews antwortet er auf die Frage, ob er als Liedermacher die Krise spüre:
Vielleicht gibt es bald Liedermacher-Konzerne mit angestellten Textern und Komponisten, die dann für Hunderte von Liedermachern Texte und Melodien schreiben.
Ich kann mir förmlich seine sanfte, unaufgeregte Stimme vorstellen, mit der er dieses Inferno ausmalte.

Ach ja: Auf van Dannens neuer CD fand sich ein Song mit dem Titel Simpsonsplakat. Potzdonnerdreifachtausend. Zufälle gibt's. Gesungen wieder mit dieser melancholisch-beiläufigen, fast schüchternen Stimme. Er singt davon, wie er seine Freundin mit einem Simpsonsplakat als Geschenk überraschen will und sie beim Fremdgehen erwischt. Oh je. Wenn ich könnte, wie ich wöllte, täte ich den Funny van Dannen am liebsten anrufen und ihn fragen: "Kommst du heute abend zum Simpsons-Gucken? Es gibt Vanilleeis mit Pflaumenmus."

Donnerstag, 10. September 2009

Bauchentscheidung

Schweinebauch war gestern. Seit heute macht sich knatschgelbe homerische Leibesfülle zwischen all den drögen Politpappen breit; urplötzlich ein Flair von Heiterkeit inmitten der täglich anschwellenden Tristesse.


Nur noch drei Tage, dann wird die Sonntagsfrage lauten: Was guckst du? Das TV-Duell der, ehm, Politgiganten? Oder den Film Die Simpsons? Mein Votum steht: etwas Gutes für den Bauch. Da hat auch der Kopf etwas davon. Die Simpsons kommen.

Samstag, 8. August 2009

Moondance

Es muss der Einfluss des Vollmondes gewesen sein. Wie sonst finde ich zu dem Blog einer New Yorker Animationsfilmerin, ohne je danach gesucht zu haben? Die Künstlerin Nina Paley hat ein grandioses Werk geschaffen mit dem Titel Sita Sings The Blues, einen Kinofilm von 72 Minuten Länge, von denen ich jede einzelne geliebt habe.
Laut Filmbeschreibung (es ist unmöglich, diesen Film zu beschreiben) handelt es sich um eine 'animated interpretation of the Indian epic Ramayana' - irgendwie nicht wirklich euphorisierend, so als Text; der Film ist es dafür umso mehr. Unglaublich schlau, witzig, mit viel Tempo und irrsinnig komischen Charakteren, allesamt irreal und sonderbar. Kein Wunder, dass der Mond eine tragende Rolle im Filmgeschehen spielt, mal voll, mal halb, mal zu, mal ab. Als bei 27:50 Minuten nicht etwa der Bär, sondern der Mond rampensaumäßig zu steppen anfing, da wusste ich: Ich bin im richtigen Film.
Eigentlich wusste ich das bereits nach zwanzig Sekunden. Da ritzt nämlich ein männlicher Pfau in vollem Ornat die Schellackplatte auf dem Grammophon, bleibt mit dem spitzen Schnabel in der Rille hängen, lässt dadurch die Musik durchhängen und halst sich jede Menge Stress mit der schönen Sita auf, die gerade am Playbacksingen war. Meisterhaft durchgeknallt. Muss man gesehen haben. Unbeschreiblich.