Lustig summt es im Bienenstock. Die taz schaut ein wenig hinter die Fassade der sich antikapitalistisch aufführenden Unternehmer; also derjenigen, die sich aus angeblicher Überzeugung einer guten Sache verschrieben haben, denen das Prinzip der Profitorientierung - pfui! - völlig fremd ist und die mit einer solcherart vorgetragenen Firmenideologie ("sinnvoll für Mensch und Natur") einen guten Schnitt machen. Im Falle des "Ökokapitalisten" (taz) Alnatura 18 Prozent Umsatzsteigerung.
Statt Tariflöhnen bekommen die Mitarbeiter von Alnatura Yoga-Kurse, "der Chef meint, das genüge", schreibt die taz und zitiert Firmenchef Götz Rehn:
"'Wir haben eine Bieneninitiative. Wir haben Theatergruppen. Wir haben einen Chor. Wir haben die Yoga-Gruppe. Wir haben Winterseminare. Das bedeutet ja alles eine Erhöhung des Gehalts.'"
Kann man so sehen - wenn man sich brennend für Bienen und Yoga interessiert. Wobei ich mir schlecht vorstellen kann, dass hinter jedem der deutschlandweit 55 Alnatura-Supermärkte ein Bienenstock für die Mitarbeiter steht, oder dass in jeder der 55 Filialen ein Ruheraum mit Yogamatten vorhanden ist. Aber okay, was zählt, ist der gute Wille des Chefs oder jedenfalls sein öffentlich geäußerter guter Wille. Weil, Yoga klingt ja schon mal nach was Gesundem, wenn auch nicht nach mehr Geld. Andererseits, wer braucht schon Geld, wenn er nach der Arbeit mit Bienen spielen darf? Er kann ja, in Ermangelung von Mäusen oder Möpsen, seine Miete mit Bienen bezahlen.
Nun haben wir heute den ersten April und es hoffentlich nicht mit einem Aprilscherz zu tun, wenn die taz vermeldet:
"Ökokapitalist gibt nach - Alnatura will Tarif zahlenDie von der taz ausgelöste Medienkritik am Lohndumping bei Deutschlands größter Bio-Supermarktkette Alnatura zeigt Wirkung: Das hessische Unternehmen hat angekündigt, künftig allen Mitarbeitern Gehälter mindestens in Tarifhöhe zu zahlen."
...wie sich das gehört, möchte man ergänzen, für ein Unternehmen, das sich auf die Werbefahnen geschrieben hat, "fair mit unseren Partnern in Produktion und Handel" umzugehen, aber vor lauter öffentlichkeitswirksamem Kampf gegen weltweite Kinderarbeit die eigenen Mitarbeiter unterbezahlt und keinen Betriebsrat duldet. Auf seiner Website wendet sich gestern Firmengründer und -chef Götz Rehn persönlich an die Öffentlichkeit und spricht diese mit folgenden Worten an:
"Sehr geehrte Damen und Herren,Liebe Kundinnen und Kunden,"
und schon wieder vergisst er seine Mitarbeiter; ich zumindest hätte es passend gefunden, wenn er daran gedacht hätte, auch an seine Mitarbeiter zu adressieren. Gerade an seine Mitarbeiter. Weil, um die geht es ja schließlich. Dachte ich.
Zum Entspannen legen wir uns jetzt auf die Yogamatte und summen ein lustiges Lied.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen