Mittwoch, 22. Dezember 2010

Rotlichtradfahren



Wenigstens für eine Nacht konnten sich Madrids Radfahrer gefahrlos auf die Straßen trauen. In der spanischen Hauptstadt ist Radfahren nämlich nicht vorgesehen, zumindest nicht auf einigermaßen gesicherten Radwegen - offenbar gibt es in der Innenstadt überhaupt keine Radwege.

Die Madrider Künstlergruppe Luzinterruptus sann auf Abhilfe. Mit ihrer nächtlichen Aktion Pedaleo Seguro erschuf sie die "kurzlebigen Radwege": Hunderte von blinkenden roten Fahrradrücklichtern wurden ausgelegt und mit Fahrradsymbolen gekennzeichnet, so dass eine Spur in der Mitte der Straßen entstand.

(Kurzlebig war die Installation auch deshalb, weil sich die Madrider Nachtschwärmer begeistert auf die Blinklämpchen gestürzt und sie als Souvenir mit nach Hause genommen haben - ganz im Sinne von Luzinterruptus, die ihre Aktionen samt deren Komponenten als "Geschenk an die Öffentlichkeit" verstehen.)


6 Kommentare:

  1. und dabei nichts beschädigt...

    "Tiempo de montaje: 4 horas.
    Daños ocasionados: 0.
    Permanencia de la intervención: 4 horas?."

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  2. So was Cooles, oder? Das Fragezeichen am Schluss fand ich das Beste ;).

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  3. Hallole Frau Mop.

    Nachdem ich mir auf deiner Seite so manchen Gedanken und Lacher in den letzten Monaten einfing, möchte ich mich hier auch einmal äußern.
    Die Kritik der Akteure ist völlig berechtigt. Madrid war und ist lebensgefährlich für Radfahrer. Im Jahre 93 fragte ich dort jemanden, wie das denn wäre mit dem Anlegen von Radwegen. Man antworte mir damals, Spanien hätte mit Miguel Indurain einen würdigen Verteter der Riege und das genüge dann auch.
    Inzwischen ist aber durch die 'Krise' die pure Notwendigkeit eingekehrt, Geld zu sparen, wo man es kann und so bietet sich der Umstieg auf das Rad an.
    Andere, weniger verbaute und weniger hügelige (Madrid ist in einem Talkessel gelegen; Die Bebauung schließt jedoch die Hänge mit ein) Städte und Gemeinden haben zwar in den letzten Jahren Radwege entstehen lassen, stellen aber auch gerne einmal eher kontraproduktive Regelungen auf, wie man z.B. hier entnehmen kann: http://www.diariodeburgos.es/noticia.cfm/Vivir/20101112/movilidad/limita/velocidad/vias/ciclistas/20/kmh/10/acerasbici/688CE6F2-90B3-72B5-41754816852C1F75
    Für nicht spanischverständige Mitleser: Es wurden Höchstgeschwindigkeiten für Fahrräder festgelegt - 20km/h auf allen physisch vom Restverkehr getrennten Radwegen und 10km/h auf denjenigen, bei denen es sich z.B. um einen geteilten Fußgänger/Radweg handelt, wie er oft auch uns zu sehen ist.
    Bei Nichtbeachtung sind Strafen zwischen 100 und 500Euro möglich, was mir viel vorkommt in Anbetracht der niedrigen Löhne in unserem Fast-Nachbarland.
    Die Frage, die ich mir stellte war, ob man bei einer Geschwindigkeit von 10km/h nicht einfach hinfällt.

    Viele Grüße von R@iner

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  4. Danke für den Link und die Einblicke in die spanische Bürokratie. Ja, 10 km/h UND dann auch 1,5 m Abstandspflicht zu Fußgängern (steht da! spinnen die?) - da geht man besser gleich zu Fuß. Scheinen ein sehr gestörtes Verhältnis zu Radfahrern zu haben, die Spanier.

    Und dann die saftigen Strafen! Ich wäre im Nu einen Monatslohn los bei meinem Fahrstil. Einfacher wäre es, sie würden gleich Schilder aufstellen: Radfahren unerwünscht. Denn darum geht's ja wohl, letzten Endes. Que boludos, hombre.

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  5. Die Stadt Burgos ist ein erzkonservatives Pflaster. Sie wünschen sich wahrscheinlich daß die Damen aus der oberen Mittelschicht in ihren Röcken dahinglitten ohne daß der Fahrtwind die Mieder öffentlich werden ließe. Investiert wurde einiges in den Ausbau der Radwege in El Cids Stadt. Die Leute dort winken nur ab, wenn man sie nach dem Beschluss fragt.

    R@iner

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  6. Ha! - im züchtigen Damensitz, so darf wohl vermutet werden?

    Die haben Sorgen...na ja, solange sie noch eine obere Mittelschicht haben...wie war das noch gleich mit dem Niedriglohnland Spanien?

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