Freitag, 10. Dezember 2010

Lachen macht frei


Die Welt ist voller Überraschungen. Am tollsten sind die Überraschungen, die freitags passieren, obwohl ich frühestens am nächsten Dienstag mit ihnen gerechnet hätte, und auch das nur in meinen kühnsten Träumen.

Kommt heute der jugoslawische Getränkelieferant zur Kneipe herein und ruft mir zu: "Mala, gleich kannst du was erleben!" Hinter ihm erklingen Schritte. Dann betritt die portugiesische Frohnatur (musste heute einen erkrankten Kollegen vertreten) das Lokal, knallt die Hacken zusammen, hebt den rechten Arm in die Höhe, ruft mit Donnerstimme: "Arbeit...", kriegt einen tierischen Lachanfall, kann vor lauter Lachen seinen Satz nicht beenden, bleibt trotzdem mit erhobenem Arm stehen - muss man sich mal vorstellen: da steht einer in Hitlergrußpose und lacht sich dabei halbtot - schnappt nach Luft und schafft es schließlich, unter Kichern hinzuzufügen: "...macht frei!"

Den rechten Arm immer noch erhoben, deutet er zu den letzten beiden Worten mit dem ausgestreckten linken Zeigefinger auf die Baseballkappe auf seinem Kopf - ein schickes beigefarbenes Modell mit eingesticktem knallrotem Logo: Hammer und Sichel.

Der spanische Hausmeister fiel beinahe unter den Tisch vor Lachen, ich verschluckte mich fast lebensgefährlich an meinem Kaffee, der Jugoslawe strahlte übers ganze Gesicht wegen der gelungenen Überraschung und der Portugiese freute sich wie ein Schneekönig. Ich kochte für alle noch eine Runde Kaffee, den wir in Hochstimmung tranken, dann kam ein Geschäftsführer zur Tür herein, verstand überhaupt nichts, fand es aber irgendwie gut, dass sein Restaurant vor guter Laune aus allen Nähten platzte, und ich fand insgeheim, dass es Tage gibt, wo ich meinen Job schwer in Ordnung finde.

9 Kommentare:

  1. So isses imho richtig: Wahrnehmen, kommunizieren und aufregen - aber auch über alles spotten, albern und Spaß haben. Ich halt's ohne Ironie und beißenden Spott definitiv nich mehr aus.

    In dem Fall: Beide Symbole passen nich nur perfekt zusammen - sie beleuchten auch die heutige Zustände, obwohl diese mehr oder weniger deutlich kaschiert sind.

    Da habb' isch auch Schbass in de Bagge, gell?

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  4. Sieht mittlerweilen nicht gerade nach einem Happy End für A....m aus... schade eingentlich. Muss sagen, dass ich da wohl richtig Glück habe, in einem beheizten office arbeiten zu dürfen, Freiheit hat eben ihren Preis...

    http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/0,1518,674928,00.html

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  5. Ich leg mich nieder! Göttlich!
    Okay, Mrs. Mop, nicht schimpfen...Wollte nur nicht schuld sein, wenn hier anonyme Psychs die Kommentare sprengen. Aber das Problem scheinst du ja nun gelöst zu haben...wenn auch mit Mehrarbeit für dich. Das allerdings müsste ja auch Mehrfreiheit und Mehrsozial bedeuten...kannst du das bestätigen oder haben wir somit endgültig die Parolen widerlegt?

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  6. Ja doch freilich, mehr Freiheit macht mehr Arbeit, das auf jeden Fall...;)

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