Samstag, 19. Mai 2012

Dialektisch nachgeschoben


Der vorige Post schlug nicht nur Frankfurter Wellen, sondern ließ auch manch einheimisches Herz höher und wärmer schlagen.

Gerade erreichte ein fulminanter Solidaritätsbeitrag dieses Blog. Ein Beitrag zu Ehren Adornos, der jenem allerdings dialektisch die Leviten insofern liest, als er (der Beitrag) in Frankfurter Dialekt geschrieben wurde und damit überzeugend belegt, dass es durchaus ein rischdisches Lewwe im falsche geben kann, wenn man sich nur von den authentischen Wurzeln seiner Muttersprache leiten lässt.

Un jedzd uffgebasst, alle wascheschde Frankfodder Bloggupyer:
Hallo Mrs. Mop,

wollte eine kurze Meldung der weiteren Frankfurter Sicherheitszonen (mir werd ganz warm ums Herz dabei) vermelden.

Der gesamte Hauptfriedhof ist umstellt.

Etliche tausend Polis aus dem gesamten europäischen Raum haben den Hauptfriedhof umstellt, um kommunistische und anarchische Umtriebe auf dem Symbolacker Frankfurter Tüchtigkeit zu verhindern.

Hatte gerade (Freitag 23:30 Uhr) die gewandete Grabplatte meines alten Freundes Adorno mit schwarzem Trauerflor umkränzt (feinste chinesische Seide) und auf dem Kirschlorbeer ein klein wenig guten Bordeaux geträufelt (den Rest gab ich mir selber), wollte gerade mit meiner kleinen Ansprache beginnen, - wumm, wie früher beim Holger - paar auf die Ohren und dann im Polizeigriff auf die Erde resp. auf den Adornoschen Grünbewuchs.

War fast schon chaotisch (also, der Bulle war durchaus unter seiner Rambouniform als erheblich lecker einzustufen - OK, er war extrem doof), aber auf dem Bauch über meinen Adorno gezerrt zu werden - wer wiederholt das mit mir?

Dann die ganze Nacht im Warmen verbracht - Notevakuierung im Keller des Krematoriums - da kam doch ein film 1944... (hach, mei Gedange) - und dann habbe se misch behandeld - abber nur mit de Kamera und dem Fingerscanner (uffreschend - beim Holger gab's noch die eklische Stempelkisse für die Finger) und dann de Abgleisch in de Daadebank.

Na, was glaabsde, von wesche Daadelöschung! Widder emal dabei - un noch immer Volksfeind! - mer könnt fast schon stolz druff sei.

Un jedzd bin isch dehaam - hab mer schon die blaue Flegge eigschmiert und de Arm verbunne und die Klamodde gefliggt - die Bullebuube aus Mek-Pomm habbe sich aach endschuldischd - glaab isch - isch habs abber ned verstanne - weschem Dialeggd - mescht abber nix - bin durch die Konfrontation mit der Staatsmacht (die sinn des Volk - eedsch!) mindestens 20 Jahre jünger geworden - hach wie schee - des is e Geschefdsidee für alde 68er!

Andi-Edsching - brifaad geblescht! - un im Luxusbus von Demo zu Demo - mit schbanische Dabbas un Flamengo bei de Schpanientur - huch - was e Idee - un Raki und des ganz grischisch Zeusch im Luxusbus nach Athen - mir mache schnell Andi-Edsching-Reiseagendur uff!

Jedzd abber zurück zum Thema:

Isch hab des nur geschribbe, demit Se die aale Leut warne duhn, die uff de Friedhof wolle.

Ned schwarz abziehe wesche dem Vermummungsverdacht - un kaa Handdasche wesche de Waffe im Plasdigdeschje - un kaa Blumme - kennt mer ja aach als Waffe benudze - un net heule, die denge doch, die Omma heult übber die verlustisch Demogradie!

Un so en aale Gnoche is mit so em moderne Schlachschdock schnell gebroche!

Abber mer muss sisch kaa große Gedange mache - die Station Hauptfriedhof ist natürlich auch öffentlich gesperrt - da hält kei U-Bahn mehr - vielleischd nii mehr?!

Ich habe gemerkt, dass sich der alte Gööde immer mal wieder in meine Gedanken schleicht - der hed aach die Bulle geruffe, der aale Sack! - und meine Muttersprache übernimmt - das kommt von der Aufregung und ist keinesfalls Absicht.

So - das wollte ich Ihnen noch auf den Weg geben zu Ihrer hoffentlich stattfindenden Demo heute im Herzen der Stadt von Freiheit und Liberalität!

Es grüßt Sie herzlich
...
Ich danke dem Schreiber für die warmen Worte aus dem Herzen und der Babbelschnut Frankfurts, kriege vor Lachen immer noch kaum Luft und mach misch jedzd uff de Wesch, um zu gugge, wieviel in dieser Stadt noch an Freiheit und Liberalität übrig geblieben ist.

Ei, mer wern des Demoding schon gewubbt krieje, eschndwie, gelle.


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