Donnerstag, 24. Mai 2012

Regierungsunfähig


Griechenland würde, sollte es einen Weg heraus aus dem Euro planen müssen, lediglich ein 46-Stunden-Zeitfenster dafür haben.
Wahrscheinlich hätte die Regierung des Landes, um irgendeine Art des Ausstiegs aus der Gemeinschaftswährung zu bewältigen, nur so viel Zeit, während die globalen (Finanz)Märkte größtenteils geschlossen sind, nämlich vom Handelsschluss in New York an einem Freitag bis zur Marktöffnung am Montag in Neuseeland.
Sagen die Märkte -
...basierend auf einer Synthese von Euro-Exit-Szenarien, durchgeführt von 21 Ökonomen, Analysten und Wissenschaftlern...
- also den Märkten.

Über diesen knappen Zeitraum von zwei Tagen hätte eine Regierung alle Hände voll zu tun, sagen die Märkte; sie, die Regierung müsste sich nämlich darum kümmern,
... soziale Unruhen zu besänftigen, während sie einen Staatsbankrott zu managen hätte, die Einführung einer neuen Währung zu planen, die Banken zu rekapitalisieren, die Kapitalabwanderung einzudämmen sowie einen Weg zu finden, um zahlungsfähig zu bleiben, wenn erst einmal die Bailout-Rettungsleine gekappt ist.
Sagen die Märkte.

Ganz schön viel zu stemmen für eine Regierung, der nur zwei Tage Zeit für so ein Mammutprogramm gelassen würde (von den Märkten). Was, natürlich, eine große Herausforderung für eine Regierung wäre.

Was sagen dazu die Märkte?
Das Risiko besteht darin, dass diese Aufgabe jedwede neue Regierung überfordern würde in einem Land, das seit 2010 zweimal gerettet werden musste, weil es unfähig war, seine öffentlichen Finanzen zu managen.
Sagen die Märkte.

Gestern fasste ich den Vorsatz, ein bisschen mehr darauf zu achten, worüber nicht geredet wird. Heute frage ich mich, was sie - die Märkte - eigentlich meinen, wenn sie reden? Wenn sie, nur so ein wenig ins Blaue, über die Regierungsunfähigkeit einer Regierung reden, die noch gar nicht regiert? Meinen die Märkte vielleicht, die Griechen sollten am 17. Juni erst gar nicht wählen? Weil die Märkte meinen, dass Demokratie den Märkten sowieso im Wege steht? Meinen die Märkte, nach dem heraufbeschworenen Notstands-Wochenend-Szenario müsste in Griechenland eine starke Hand das Szepter übernehmen? Womöglich eine unsichtbare Hand?

Alles nichts Neues. Goldman Sachs, übernehmen Sie!
Schönes Wochenende.

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