Sonntag, 20. Mai 2012

Bullshit im Busch


Tolle Demo. Menschenmassen, so weit das Auge reichte, unglaublich viele Menschen auf den Beinen. Ein besonderes Erlebnis, da mittendrin zu sein.

25.000. Eigentlich waren es 30.000, wenn man die 5.000 hinzurechnet, welche die Blockade von ganz Frankfurt verursacht haben, von wegen Blockupy. Weil, die 5.000 sind ja alle mitmarschiert. Ja ja, es war alles ganz friedlich, wenn man davon absieht, dass auf der Endstrecke (es war kurz vor dem Occupy-Camp) plötzlich ganze Kolonnen von behelmten Blockierern in schwerer Kampfmontur sich wie auf Kommando zwischen die Demonstranten schoben und diese nach rechts und links auseinander zu drängen versuchten. Grund? Kein ersichtlicher. Einfach so. Es roch urplötzlich nach martialischer, willkürlicher Gewalt. Die jedoch nicht zum Zuge kam. Grund? Eine Handvoll fitter, gut organisierter Demonstranten entrollte wie auf Kommando ein überdimensional riesiges Transparent, drückte jedem, der gerade herumstand, einen Zipfel davon in die Hand, und dann sah es mit bloßem Auge so aus, als ob ein riesiger, sich quer stellender Transparent-Tausendfüßler die uniformierten Störer einfach beiseite schob. Unter tosendem Beifall verschwanden sie im Gebüsch. Ein sehr besonderes Erlebnis.

So eine Riesendemo ist ja alles andere als eine homogene Veranstaltung, habe ich gelernt. In einer Demo von solchen Ausmaßen treffen sich lauter sehr unterschiedliche Welten, die alle von je unterschiedlichen Planeten zu kommen scheinen. Es gab Menschenblöcke, in denen habe ich mich gelangweilt, und andere Blöcke, in denen ich mich sauwohl gefühlt habe. Muss man alles abchecken auf so einer Riesendemo, um dann denjenigen Block zu finden, der dem eigenen Naturell am meisten liegt, planetarisch gesehen. Ich entschied mich für diesen Planeten:


- und habe es keine Minute bereut. Lauter Leute mit Power und Stimme, die nicht nur Köpfe, sondern auch Körper hatten, mit denen sie etwas anzufangen wussten. Bombenatmosphäre, bisschen rauhbeinig, dabei sehr herzlich, also gut. Erstklassige Musik aus den Lautsprechern, viel französischen Revo-Hiphop, groovig und hart, hat den Beinen Beine gemacht. Gegen die Wagen-Deko war auch nichts einzuwenden:


Gut gefallen hat mir, wie die Polizei von der freundlichen Lautsprecherstimme des Wagens turnusmäßig aufgefordert wurde, doch bitte endlich Kaffee trinken oder Eis essen zu gehen oder sich sonstwie einen netten Samstagnachmittag zu machen, da es doch für jedermann ersichtlich sei, dass auf dieser Demonstration keinerlei Sicherheitskräfte gebraucht würden.


Dem hat die Polizei zwar nicht Folge geleistet, aber lustig war es trotzdem, obwohl die Aufforderung, sich zu absentieren, eigentlich überflüssig war, denn die Polizei hat ja selbst gemerkt, dass sie auf dieser Demonstration völlig überflüssig ist, aber was soll sie machen. Vielleicht wär's ja ohne Polizei noch friedlicher geworden, und dann hätte sich die Polizei womöglich geärgert, und das will ja auch keiner, dass die Polizei sich ärgert.

Wobei, wenn mich nicht alles täuscht, es die Sicherheitskräfte dieses Wagens waren, von denen die überflüssige Polizisten später ins Gebüsch abgeschoben wurden, aber beschwören könnte ich das nicht. Muss ich ja auch nicht.

Ansonsten noch viel mehr sympathische, interessante Menschen aus ganz Europa. Man läuft ja auf so einer Demo dauernd hinter irgend jemandem her und kann sich so schon mal ein Bild machen, ob man mit der Vorderseite ebenfalls gern Bekanntschaft schließen möchte. Und meistens lohnt es sich, wenn die Rückseite stimmt.









Ich meine, wer will schon jemanden von vorne kennenlernen, der von hinten so aussieht:


Andererseits, als ich heute früh zum Bäcker ging, um mich mit Proviant einzudecken, traf ich auf diese Rückseite:


- fand sie zunächst nicht uninteressant, stellte mich neben den Typen an die Theke und platzte heraus: Ey Mann, das ist ja mal eine super Verkleidung, gehst du auch auf die Demo? Der Typ warf mir einen Blick zu, der sämtliche Brotlaibe zu Eisklumpen erstarren ließ, und antwortete, ja, er gehe auf die Demo, und nein, das sei keine Verkleidung, und ob ich sonst noch was von ihm wissen wollte? Nö, sagte ich, lieber nicht. Ich meine, wer will schon in Handschellen aus der Bäckerei abgeführt werden?

Außerdem wurde dann im Laufe des Tages eh alles gesagt, was es zu dem Thema zu sagen gibt:

Kann man das lesen? Sonst geb' ich gerne Auskunft.

2 Kommentare:

  1. Hallo Mrs. Mop, nee, kann man leider nicht lesen. und da ich es auch schon heute Nachmittag nicht lesen konnte, hätte ich jetzt gern die versprochene Auskunft. Danke. Und danke für das posten des grandiosen Gedichtes heute Vormittag (vor allem natürlich an den/die Verfasser/in)Liebe Grüße Marion

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    1. Auf dem Transparent, also dem Tischtuch am Besen, stand: "Bullen auf die Weide", drunter: "Tierschutz e.V.".
      (Weide ist das, wo es Samstag nachmittags Kaffee und Eis gibt.)

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