Ich habe zehn Stunden gearbeitet, habe Schwielen an den Händen und bin müde. Zu müde zum Nachdenken, zu müde zum Schreiben, sogar zu müde, um einfach nur ins Bett zu fallen.
Also lese ich, bis die nötige Bettschwere sich einstellt, noch ein wenig in den Meldungen des Tages herum und stelle fest, dass sie mich noch müder machen: Oh, ich bin es so leid. Ich bin all dieses stereotyp apokalyptisch warnenden Gewäsches so müde.
Alle schauen nach Griechenland und warnen, dass sich die Balken biegen. Merkel warnt. Schäuble warnt. Westerwelle warnt. Barroso warnt. Papademos warnt. Die EU-Bonzen warnen. Die Finanzhaie warnen. Die Medien warnen. Alle ziehen an einem Strick und warnen, als ob sie fürs Warnen bezahlt würden. Würden? Werden.
Sie warnen um die Wette. Sie warnen das Blaue vom Himmel herunter. Sie warnen vor dem Chaos, der Instabilität, dem Zerfall und vor dem Niedergang, als ob das alles nicht längst in vollem Gange ist. Gerade habe ich gelesen, dass die EU Spanien vor seinem Haushaltsdefizit warnt. Und dass die EU die Griechen davor warnt, so zu wählen, wie sie, die Griechen, es für richtig halten, weil die Griechen, so warnt die EU, sich selbst damit schadeten, wenn sie so wählten, wie sie, die Griechen, es für richtig halten.
Wie gesagt, ich bin zu müde zum Nachdenken. Aber noch wach genug, um festzustellen, dass diese bezahlten apokalyptischen Zeigefinger eindringlichst vor allem Erdenklichen warnen, nur vor einem nicht: Kein einziger von ihnen warnt vor 25 (in Worten: fünfundzwanzig) Prozent Gesamtarbeitslosigkeit und 53 (in Worten: dreiundfünfzig) Prozent Jugendarbeitslosigkeit. Peanuts, oder? Ist ihnen einfach nicht der Rede wert.
Alles, was sie tun, ist zu warnen davor, nur ja die Banken nicht vor die Hunde gehen zu lassen. Und die Menschen? Können sonstwohin gehen, gern auch zur Hölle. Tun sie ja bereits.
Passt mal gut auf, ihr Banker und Politiker: Da ist noch viel Platz in der Hölle. Wir rücken gern noch ein Stückchen enger zusammen für euch. Und dann wird es so richtig gemütlich da unten. Versprochen.
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