Freitag, 18. Mai 2012

EU-Ergüsse


Was, verdammt, hat es eigentlich mit diesem europäischen Fiskalpakt auf sich, den Frau Merkel unbedingt allen Euroländern unter die Weste jubeln will, damit alle nach der deutschen Pfeife tanzen?

Jener Pakt, der uns mit Flächenarmut segnen wird, weil er ein flächendeckendes europäisches Austeritätsprogramm darstellt?

Jener Pakt, der mittlerweile - wo es in immer mehr Ecken Europas immer lauter rumort - mit ein paar Lippenbekenntnissen aufgehübscht wird, à la: Doch, doch, wir haben gelernt, mit Austerität allein ist kein Wachstum zu bekommen, also schnüren wir jetzt einen optimierten Fiskalpakt, bestehend aus Austeritäts- und Wachstumsmaßnahmen! - um jene Länder bei Laune zu halten, denen die Armut, der Hunger und die Arbeitslosigkeit bereits bis zum Hals stehen und dort vermutlich raushängen, sonst würden sie nicht so wählen, wie sie wählen, und nicht so rebellieren, wie sie rebellieren.

Jene 'Wachstumsmaßnahmen': Nichts als aufgeblasene, hohle Worthülsen, die - ich schwöre es - am Ende auf nichts Schnöderes hinauslaufen werden als auf die hinlänglich bekannten 'Arbeitsmarktreformen'. Und weil so viele gebeutelte Europäer bereits sattsam Bekanntschaft mit besagten 'Arbeitsmarktreformen' gemacht und längst gecheckt haben, dass es sich auch hierbei um ein sprachlich aufgehübschtes Daumenschraubenprogramm handelt, das auf nichts Elenderes hinausläuft als auf niedrigere Löhne bei mehr Arbeitsstunden und weniger Kündigungsschutz, deshalb wird der ganze triste, noch mehr knechtende Sachverhalt jetzt aufgeblasen zu dem Wohlfühlwort 'Wachstumschancen'.

Jener Fiskalpakt - ach, ich mache viel zu viele Worte drumherum, außerdem habe ich keine Zeit, weil es mich zurück auf die Straße zieht - also, wie könnte man diesen verdammten Fiskalpakt in wenigen einfachen Worten jemandem erklären, der von sich behauptet, er verstehe "von solchen Sachen" überhaupt nichts, würde sich "aus so etwas lieber raushalten", weil er "sich nicht (zu)traue", sich zu diesem furchtbar komplexen Dingens namens Fiskalpakt "eine Meinung zu bilden"? (Alles mehrfach im Gespräch mit Menschen auf der Straße zu hören.)

Gute Frage, oder? Gute Antwort: Man beraube das überkomplexe Dingens namens Fiskalpakt seiner Komplexität und bringe es leicht verständlich rüber, etwa so:
"Der europäische Fiskalpakt ist, wenn sie dich von hinten anpissen und dir weismachen wollen, es regne."
Geniale Antwort des genialen David McWilliams, Schöpfer der nicht minder genialen Punk Economics. Genial deshalb, weil er sehr lustig und anschaulich zeigt, dass komplexe wirtschaftliche Zusammenhänge gar nicht so komplex sein müssen, wie von den üblichen Vertretern der Zunft gern behauptet wird. Und sollten sie doch komplex sein, heißt das noch lange nicht, dass sie derart komplex rübergebracht werden müssen, dass Mann und Frau auf der Straße nur Bahnhof verstehen und Komplexe kriegen - es sei denn, die Zunft will genau dies erreichen.

David McWilliams will genau dies nicht. Dieser Experte erklärt mit einer Schärfe, Brillianz und Verständlichkeit, die ihresgleichen sucht. Über einen genialen Humor verfügt er auch noch, wie das Zitat beweist. Noch was? Ach ja, die Cartoons - einfach genial.


Und damit zurück auf die Straße. Es hat gerade zu regnen begonnen. Eine gute Gelegenheit, ein paar neugierigen Leuten den Unterschied zwischen Regen und, tja, also dem europäischen Fiskalpakt zu erklären.

Update:
Zugegeben, manche raffen's nie:


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