Mittwoch, 16. Mai 2012

Sicherheit und Schutz und Ordnung



Und hier das Neueste vom Tage:
Geschafft: Bankenviertel wieder ordentlich dereguliert
Wie, war denn das Frankfurter Bankenviertel je ordentlich reguliert?
Yo frily, jedenfalls in den letzten Tagen, als sich die Frankfurter Innenstadt mit ihren Bankentürmen in einen Hochsicherheitstrakt verwandelt hat.
... am Morgen fuhr rund um die Europäische Zentralbank unweit des Frankfurter Hauptbahnhofs ein mutiger Stoßtrupp im Auftrag der örtlichen Banken-Befreiungsagentur "Römer", sprich der schwarz-grünen Stadtregierung vor.
- und sorgte mit einem penibel geplanten blau-weißen Einsatzkommando dafür, dass die Banker dieser Stadt wieder frei durchatmen können. Aus etwa 100 Mannschaftswagen, abgestellt zwischen EZB, Bundesbank, Commerzbank und Deutscher Bank
... stiegen ein paar nach Art eines Afghanistan-Einsatzes ausgestattete Beamte, notdürftig eben, bei solch einem Vorhaben: die Räumung des brandgefährlichen "Occupy-Camps". Völlig ohne jeden Gewalteinsatz entfernte die kleine Polizeitruppe die Übermacht an sitzenden Besetzern aus dem Camp.


Das Viertel ist jetzt gesichert, es kann problemlos weiter getradet werden.
Könnte, muss das heißen, es könnte problemlos weiter getradet werden - wäre nicht ein Großteil der Frankfurter Trader und Banker in vorauseilender Sorge um deren Sicherheit vom Dienst befreit worden. Man mag sich gar nicht ausdenken, was das, allein am heutigen Tag, an Spekulations- und ähnlichen geldwerten Verlusten bedeutet.

Ebenfalls aus einem Anfall übersteigerten Sicherheitsdenkens kam eine der Großbanken auf die Idee, die edlen Messingschilder am Eingang vorsorglich abzumontieren. In den Führungsetagen hatte man sich große Sorgen gemacht, Farbbeutel oder ähnliche schwer schädigende Munition könnten die noblen Namensschilder und damit das noble Image der Bank ruinieren. Keine Sorge, es wurde nichts ruiniert. Erstens waren ja die Schilder entfernt, zweitens waren die Bankhäuser dermaßen weiträumig abgeschirmt, abgeschottet und isoliert von normalmenschlichen Lebewesen, dass es schon einer mit Farbe befüllten Mittelstreckenrakete bedurft hätte, um so eine Bank abzuschießen; ehm, um so ein Messingschildchen zu bekleckern,
wollte ich sagen.


Dafür haben sich die Polizisten ordentlich bekleckert, zwar nicht mit Ruhm, aber mit Farbe. Na gut, sie wurden bekleckert. Jedenfalls war es bewunderungswürdig zu erleben, wie systematisch bei der Polizei heutzutage an die Rundum-Sicherheit ihrer Einsatzkräfte gedacht und wie fix so ein professioneller Kostümwechsel unter freiem Himmel durchgezogen wird. Ganzkörper-Schutzanzüge gegen Farbkleckse! Würde den Steuerzahler ja auch teuer kommen, all die bekleckerten Uniformen chemisch reinigen zu lassen.
Es war nicht sichtbar, ob wirklich aus den oberen Etagen der umstehenden Finanzinstitute Beifall geklatscht wurde. Das ganze Viertel bleibt jedenfalls bis Sonntag gesichert, also abgeschottet von U-Bahn bis Auto, und die in den Towern arbeitenden (verbliebenen) Banker können sich nun wie in einer Festung endlich mal richtig als die "Masters of the Universe" fühlen.
Die örtliche Banken-Befreiungsagentur "Römer" darf sich nach diesem harten Tag zufrieden zurücklehnen: geschafft! Bleibt ein kleiner Wermutstropfen, denn der Verfasser dieser wunderbaren Reportage konnte es sich nicht verkneifen, dem mutigen Stoßtrupp noch ein wenig auf die Füße zu treten:
Auf meine Fragen an die Polizeibeamten vor Ort, ob denn die schwarz-grünen Anführer noch nicht die beliebten Papier-Fähnchen mit dem Logo der Deutschen Bank AG unter ihnen verteilt hätten, kam nur verlegenes Lachen zur Antwort. Dabei dienen diese Accessoires dazu, ihre erfolgreiche Finanzmarkt-Befreiungsaktion mit ein bisschen Guerilla-Marketing (gemeinsames Fähnchenschwenken der Hundertschaften bis dem Absingen der Deutschen Bank Hymne) gegenüber den anwesenden Zuschauern zu verbinden. Sollten diese armen Tröpfe etwa die Garde deutschen Unternehmertums nicht kennen?


Am Rande etwas irritierend war die Präsenz der grünen Fraktion der Banken-Befreiungsagentur in Gestalt des Parteinachwuchses, der sich - solidarisierend - zu den protestierenden Campern gestellt hatte, statt - protestierend - den sich mit den Bankern solidarisierenden Grünen im Römer ein Bein zu stellen. Aber gut. Vielleicht lernt er ja noch, die Seiten zu wechseln. Schließlich ist seine Partei dafür berühmt.

2 Kommentare:

  1. Mir kam es ein bisschen so vor, als würde für den Bürgerkrieg oder die Zombieapokalypse geübt. Blockaden überall, allerdings von Seite der Polizei oder den lokalen Geschäften, ständig Sirenen und Blaulicht. Für komödiantische Unterhaltung sorgten dabei die Mannschaftswagen, die angebraust kamen, dann stiegen alle aus, doch nirgends war ein wilder Mob, also alle wieder rein, ab in die Gegenrichtung. Mehrmals beobachtet in Innenstadt und am Mainufer.

    Bin gespannt auf morgen.

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  2. Falls Du Interesse hast, in diesen Tagen in aller Gemütsruhe eine Bank auszurauben, solltest Du das unbedingt tun - halt nur in den Randstadtteilen von Frankfurt. Todsicherer Tip!

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