Ja, ist denn das die Möglichkeit? Die Brombeeren reifen!
Wieso tun die das? Die dürfen das doch noch gar nicht, jetzt, Anfang Juli. Sondern frühestens im August. Als relativer Brombeerbanause habe ich mich bei Experten rückversichert; tatsächlich, es heißt, die Früchte könne man von August bis Oktober ernten.
Ich erntete heute, am 9. Juli: reif, süß und vollmundig, mit leicht pelzigem Abgang.
Immer noch erstaunt über die frühreifen Früchtchen, kam ich auf den Recherchetrip. Man glaubt es kaum, wieviele unterschiedliche Dialektausdrücke es für die Brombeere gibt. Der beste von allen kommt unzweifelhaft aus Schlesien. Die Leute dort sagen statt 'Brombeere' ein Wort, das man in meiner Region höchstens zur Bezeichnung eines hirnamputierten Vollkoffers verwendet: Brombeere heißt auf schlesisch - echt jetzt, ohne Scherz - 'Arschbeere'. Arschbeere! Hat man Töne? Hat man keene. Ich rief einen Freund mit ausgewiesener Dialektobsession an und fragte ihn, was er, ohne nachzudenken oder nachzuschlagen, unter Arschbeere verstünde. Er wollte sich vor Lachen gar nicht mehr einkriegen und antwortete: Ganz klarer Fall, das müsse ein umgangssprachlicher Ausdruck für 'Hasenköttel' sein. Der Freund ist Hamburger und sprach das Fremdwort aus wie 'Hasenköddl', was mich an 'Brunsbüddl' erinnerte, wo der Freund längere Zeit gelebt hat. Wie, Köddl?, fragte ich, was das denn sein solle? Er klärte mich über die etymologische Verwandlung von 'Kot' in 'Köttel' auf. Aha. Wieder was gelernt. Ich meinerseits nenne die fragliche Absonderung 'Hasenknödel'.
Wie das dann so ist, der schlesische Arschknödel ließ mir keine Ruhe, ich graste das Guugel-Universum genauso systematisch nach Brombeeren ab wie heute mittag die wildwuchernde Hecke. Und wurde abermals fündig, ausgerechnet bei einem bekannten Onlinewarenversender. Der bietet allen Ernstes einen Klosettsitz namens 'Brombeere' an für schlappe 37,95 Euro, mit der Produktbeschreibung 'sehr kratzfest'. Ich betrachtete melancholisch meine Unterarme, die von der Brombeerhecke sehr feste zerkratzt worden waren. Dachte an die schlesische Arschbeere, wie sie sich wohl auf dem Brombeer-WC-Sitz machen würde. Und kam zu dem Schluss, dass etwaige Analogien mit dem gestrigen Blogbeitrag rein zufälliger Natur wären.
danke für die vielen neuen wörter; jokus gehört dann ab jetzt zu meinem aktiven wortschatz ;).
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