Sonntag, 5. Juli 2009

Sonntagslese

Heute früh, als es noch schön kühl war, beschloss ich einen Post zu schreiben, solange es noch schön kühl ist. Sonst nimmt der Tag und damit die Hitze seinen/ihren Lauf, und bis zum Abend ist der Kopf samt Rest derart aufgeheizt, dass einem wieder nur das naheliegendste Thema zum Posten einfällt, nämlich eben die Hitze des Tages.
Heute früh also dachte ich: Jetzt wird es mal Zeit, dass dein Blog eine anständige Blogroll bekommt. Wunderbar, dachte ich, easy job, das schaffst du, bevor die Monsterhitze über dem Planeten zu kochen anfängt und die Finger an den Tasten kleben bleiben. Weil, so dachte ich, eigentlich brauche ich ja nur meinen Guugle reader zu flöhen und meine Lieblingsblog-Abos zusammenzustellen, und fertig ist die Blogroll.
Tja. Inzwischen ist es der Tag fast rum und keine Blogroll, nirgends. Weil tierisch abgestürzt in den Tiefen alter und neuentdeckter Blogs bzw. Blogbeiträge. Nur gelesen, gelesen, gelesen. Sonst nicht viel getan außer geschwitzt. Und weil mir das Thema Hitze mindestens genauso weit zum Halse heraushängt wie die Hitze selber, mache ich's jetzt kurz und liste einfach ein paar Juwelen aus meiner Kollektion auf.

Culture of Life News und Clusterfuck Nation sind schuld daran, dass ich manchmal fast vergesse, neuerdings ein eigenes Blog zu haben, das gefüttert werden will - weil ich bei beiden gnadenlos zu versacken drohe. So viel Klugheit! So viel Schreibkraft! So viel Herzblut!
Ich empfehle wärmstens die Lektüre des aktuellen Clusterfuck-Beitrages zum Tod von Michael Jackson. Der Autor James Howard Kunstler zieht bemerkenswerte Parallelen zwischen der Bankrottheit des amerikanischen Systems und der Bankrottheit des Systems Michael Jackson. Man muss MJ weder mögen noch hassen, um darüber ins Nachdenken zu geraten.
Von 'Bankruptcy' handelt auch Elaine Meinel Supkis' heutiger Beitrag in Culture of Life News: 'The mainstream media is slowly going insane as it inevitably goes bankrupt.' Aktuell hatte die Washington Post ein konspiratives Treffen ('a secret salon') von Journalisten mit Lobbyisten geplant. Gegen Bezahlung. Der Plan flog auf. Starke Geschichte, oder, mit Elaines Worten, "well, tough titties".

Karl Denninger und Mike Shedlock sind schuld daran, dass ich meinen Glauben an die Unschuld beziehungsweise an großmäulige 'green shot campaigns' (Gutwetterkampagnen) zum Thema Wirtschaftskrise verloren habe. Überaus informative, stark frequentierte Kommentarforen.

LOLFed ist stets zur Stelle, wenn mir mal wieder das Lachen vergeht über das, was in Amerika passiert. Sehr witzig kommentierte Bilder, herrlich ätzende Kurzbeiträge, tolle Links. Einer der aktuellen Links führt zu der Zeitschrift Playboy mit einer Reportage über das Leben in Saus, Braus und Stress, welches arbeitslose Investmentbanker aus New York in Buenos Aires führen. "They all buy coke from me and blow it immediately. That's the American way - consume, consume", sagt der Drogendealer Marcello und erklärt, wie einfach er die Gringos erkennt, "(they always) spent a lot of money on drinks and are bad dancers and always too drunk. So it is easy for my guys to find them." Was sich lohnt, denn den miserablen Tänzern knöpft er 120 Pesos für das Gramm ab; örtliche Kundschaft bezahlt nur 50 Pesos.

Ebenfalls aus Buenos Aires stammt FerFals Blog Surviving in Argentina. Der Mann erzählt in drastischen Farben von der Krise, die seit 2001 herrscht. Die Leute dort scheinen bereits einiges gewöhnt zu sein, es lässt sich vieles lernen für kommende Zeiten, von Notvorratshaltung über Kriminalität bis hin zu Waffentipps. Alles sehr nah, sehr konkret beschrieben, ohne politisch korrekte Verrenkungen. Hochinteressant die Berichte über die aktuelle Ausbreitung des H1N1 Virus in Argentinien: Das Killervirus hat vorzugsweise gesunde Teenager und junge Erwachsene im Visier, 'Lungs that "catch fire" in hours'.

Robert Misik von misik.at mag ich, weil er journalistisch in Wien unterwegs ist und dabei nicht nur Wien kritisch im Blick hat, sondern die ganze Welt oder jedenfalls die Krisenherde in ihr, also doch die ganze Welt.

Feynsinn lese ich gern wegen seines soziologischen Durchblicks und weil sich bei ihm feinsinnige und deftige Schreibe nicht gegenseitig ausschließen. Sowohl Feynsinn als auch FerFal vom Argentinienblog leiden gerade unter argen Grippesymptomen. Gute Besserung.

Bei den Stützen der Gesellschaft lungere ich gerne herum, weil Don Alphonso immer so schön die Zündschnur auslegt und hernach im Kommentarbereich der Teufel los ist.

Wulffmorgenthaler sind zwei dänische Comiczeichner, nicht gerade von der subtilen Sorte. Muss man mögen. Ich mag nicht alle Comics von ihnen, aber manche habe ich zum Fressen gern.


Rebhuhn ist schuld daran, dass ich heute an meiner Blogroll gebastelt habe, wenn auch mit mäßigem Erfolg. Das Gute an Rebhuhns Blog: Es bringt mich immer wieder verlässlich auf schräge Gedanken.


2 Kommentare:

  1. da ich zu müde bin, um auch nur irgendetwas von Ihren empfehlungen anzulesen [was schade ist!], denke ich auch nicht weiter über schräge gedanken nach ;).. gute nacht! das anlesen passiert dann hoffentlich morgen.

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  2. ...das Schräge hoffentlich auch. Guten Morgen.

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