Sonntag, 9. Juni 2013

The beat goes on


Ich bin ja ein großer Freund des revolutionären Topfschlagens (cacerolada) und des damit verbundenen lustvollen Lärms.

Zahlreiche Experimente haben mich zu der Überzeugung gebracht, dass kaum ein Küchenutensil einen besseren Soundtrack liefert als ein Wok-Topf (Metall), geschlagen mit einem Kochlöffel aus Holz - voller warmer Klang mit nachhaltig schwingendem Echoeffekt. Andere schwören auf Metall gegen Metall (z.B. Esslöffel gegen Kochtopfdeckel oder Dosenöffner gegen Bratpfanne) oder hauen gleich Kochtopfdeckel gegen Kochtopfdeckel, was mir persönlich zu tschingderrassabum-mäßig klingt, aber so hat halt jeder seine perkussiven Vorlieben.

Von den Türken lernen heißt siegen lernen, jedenfalls in musikalischer Hinsicht. Die setzen sich einfach an den Straßenrand mit Töpfen, Tellern, Gläsern, Löffel und Gabel, los geht's und heraus kommt nicht nur ein wunderschöner, folkloristisch angehauchter Revolutionssong, sondern ein so zauberhaft lustig-melancholischer Film, dass ich vom Gucken und Hören gar nicht genug kriegen kann:



Die machen wirklich mit allem Rhythmus, was ihnen in die Finger kommt, sogar mit einer zum Schrapidiophon (kein Scherz, heißt so, weil es so klingt) umfunktionierten klobigen Küchenreibe. Und mit Eierlöffeln aus Plastik und Fingerhüten aus Blech und einem Waffeleisen und einer Guglhupf-Backform und noch viel mehr Kücheninstrumenten. Und mit intelligenten, poetischen Texten, gesungen voller Schmelz und Hingabe.

Und mit einer durch die Gasse streunenden Katze, die von der spontanen Session mindestens genauso fasziniert ist wie ich.

Sowie mit sehr, sehr vielen Pinguinen. Solchen, die die Schnauze gestrichen voll haben. Die eine Bauchlandung nach der anderen hinlegen. Die immer wieder aufstehen und weitermachen und nur so vorankommen. So läuft das. The beat goes on.

5 Kommentare:

  1. Mitzerl vom Gesindel9. Juni 2013 um 19:33

    Sacre Bleu!

    Ich könnte jetzt einen Zitronenbaum umarmen und vor lauter Freude weinen.

    Σας ευχαριστούμε πάρα πολύ!

    Mehr sag ich jetzt mal nicht, und gucks mir gleich noch mehrmals an ...

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  2. Mitzerl vom Gesindel10. Juni 2013 um 09:43

    Tabernac' de fou!
    Deutsche Mainstream Presse ¹), unfaßbare Arschlöcher!

    im Gezi-Park zeigen sie in Endlosschleife pathetische Videos der Proteste und singen Imagine von John Lennon.

    Völlig grotesk, was man für Verenckungen veranstaltet um die Ursprünge der Proteste zu verschleiern - [ Stichwort "Right to the City movement" ] - und zu diskreditieren.
    ZEIT daß die sich endlich hinter ihre Paywalls verpissen, wer's trotzdem meint lesen zu müssen, soll halt seine Idiotensteuer abdrücken.
    ¹) inclusive ein Teil deutscher Blogger, traurig - ist aber so!
    ... mehr sach ich jetzt nich mehr.
    ~~~
    Als kleines Dankeschön für die Tschabulistin ;~) | [Stichwort: s.o.]

    David Harvey interview: Tarlabasi Istanbul

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    1. Immer dieselbe alte Leier:
      Lächerlich machen, kübelweise Häme drüber kippen und - ganz wichtig! - spalten, spalten, spalten und sich selbst großartig, weil über den Dingen stehend, fühlen. So aufgeblasen großartig und dabei so armselig verhärmt, dieses ewige herablassende Rumgenöle.

      Das Interview ist hervorragend, vielen Dank!

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  3. Mitzerl vom Gesindel10. Juni 2013 um 23:58

    Lächerlich machen, kübelweise Häme ff.

    Aman Aman
    Bei Deiner glorreichen 'Curriculum Vitae' ...

    Und Isch schwöre Khadija Tahiri-Hyati trägt rote Schuhe!

    ...und solchen handfesten solidarischen Grüßen wird es ein Leichtes sein, solche Schmierlappen dorthin zu befördern wo sie auch hingehören: Auf den Müllhaufen damit!
    Obiges Video, welch eine Liebeserklärung an die eigene Stadt, straft es doch solche lächerliche Schmierfingen Lügen.

    They couldn'! sell their shadows so they sold the forests

    Was für ein Satz!
    Jeder in der Levante weiß wie wertvoll Schatten ist, und was für ein Segen Schattenspender sind.
    3 Millionen lebendige Bäume ausreißen um etwa 3 Millionen billige Sonnenschirme zu verkaufen? Diese Seelenverkäufer,was für eine Idiotie!

    Statt weiter hier 'pathetische' ;~) Reden zu schwingen, hänge ich jetzt meinen Yemek Sepeti hier hin, und werde gelegentlich mal sehen was es in Deinem 'bakkal' noch so gibt ...

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    1. Danke für den solidarischen Alternativ'kübel' aus Tarlabasi! Macht warm ums Herz ;)

      Und als Gegengabe eine frisch gedrehte Liebeserklärung an die Bewegung. Merhaba!

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