Samstag, 9. März 2013

Ölperlen vor die armen Säue


Vermutlich hat sich inzwischen - dank des konzertierten Engagements der westlichen Presse - herumgesprochen, dass es sich bei Hugo Chávez zu Lebzeiten um eine höchst verwerfliche politische Persönlichkeit gehandelt hat, um eine perfide Mischung aus populistischem Clown, bäuerlichem Großmaul und diktatorischem Monster, der es verdient, weit über seinen Tod hinaus als das wirklich Allerletzte, nämlich als der Leibhaftige schlechthin, zumindest aber als der Stalin von Lateinamerika dämonisiert zu werden.

Haben das jetzt alle? Gut.

Dann kann nun endlich reiner Tisch gemacht und ein Strich unter die Bilanz aus angeblichen Verdiensten und tatsächlichem Scheitern des GröLaRaZ (Größter Latino-Rattenfänger aller Zeiten) gezogen werden:
Chávez investierte Venezuelas Ölreichtum in soziale Programme wie staatlich betriebene Lebensmittelmärkte, Geldleistungen an arme Familien, kostenlose Gesundheitskliniken und Bildungsprogramme
Verdienste, Errungenschaften, Erfolge? Pfft, alles peanuts.
Jedoch handelt es sich um magere Verdienste, verglichen mit den spektakulären Bauprojekten, die der Ölreichtum in den glitzernden Städten des Mittleren Ostens vorangetrieben hat, einschließlich dem höchsten Gebäude der Welt in Dubai und geplanten Niederlassungen des Louvre und des Guggenheim Museums in Abu Dhabi.
Tja. Ist halt alles eine Frage von Prioritäten. Hat dieser liederliche Chávez doch tatsächlich die ganze Ölknete seines Landes verballert in: Gesundheit! Nahrung!! Bildung!!! Anstatt seinem Volk einen glitzernden Wolkenkratzer vor die Haustür zu bauen! Auf dass es, das Volk, jeden Tag aufs neue von seinem zufriedenen Stoßseufzer "Wir haben den Längsten", pardon, "den Höchsten!" pappsatt werde! Hat er aber nicht gemacht, dieser Latino-Lump mit der lausigen Bilanz.
Hat einfach das Armutsniveau drastisch nach unten gesenkt statt einen mit Erdöl viagratisierten Glitzerphallus in die Höhe zu ziehen.

Ein veritables Monster, dieser Chávez. Wir haben es gewusst.
Wollten es hiermit nur noch mal gesagt haben.

8 Kommentare:

  1. Woher kommen die Zitate?

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  2. Woher kommen die Zitate?

    Leichenfledderei ist ein Geschäft, wozu es wohl wenig Fantasie braucht, die Betreiber dieses Geschäftes zu erkennen.

    Ich wette einen drauf, dass die wenig sympathischen Nachrufe für Fidel Castro auch schon fertig in der Schublade liegen.

    Stellt sich eigentlich nur noch die Frage: "Welchem Zweck soll es dienen?"

    Da die Verfasser solcher Nachrufe nicht zu befürchten haben, dass man ihre Herrschaft in gleicher Weise denunzieren könnte und dieser Herrschaft nicht weniger zugemutet werden darf, als deren Verdienste zu würdigen, fällt es doch nicht schwer, den Misthaufen vor der eigenen Tür zu übersehen, um so ausgiebiger vor anderen Türen danach zu forschen.

    Was uns allerdings nicht davon abhalten sollte, selber aus einer kritischen Distanz das zu würdigen, was auch zu würdigen ist.

    Gruss Troptard.

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    1. Stellt sich eigentlich nur noch die Frage: "Welchem Zweck soll es dienen?"

      Antwort: dem Wahlkampf. Am 14. April wird in Venezuela neu gewählt. Die Opposition steht bereits hinter ihren Schießscharten, und hinter der Opposition stehen amerikanische Interessen (am Öl, woran sonst). Interessant in dem Zusammenhang ist der "Nachruf" Präsident Obamas: von (nicht mal inszenierter) Trauer oder Kondolation kein einziges Wort, dafür die inbrünstige Hoffnung auf bessere Zeiten für die Venezolaner:

      "Venezuela schlägt jetzt ein neues Kapitel in seiner Geschichte auf. Die USA versichern dem venezolanischen Volk ihre Unterstützung und fühlen sich einer Politik verpflichtet, die demokratische Prinzipien vorantreibt, Rechtsstaatlichkeit und Respekt für die Menschenrechte."

      (Jetzt bloß nicht an Chile denken!)

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  3. Wenn das keine Drohung ist!
    Gruss Troptard

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  4. so ein Wolkenkratzer hat eben einen messbaren Wert... dazu bedeutet son Auftrag noch Gewinne, Arbeits-Stunden, Steuern... kurz: Wachstum!

    Bildung, Gesundheit, Glück schlagen sich dagegen in keinem Quartalsbericht nieder... noch schlimmer: sie lassen sich nicht gegen Dollars aufrechnen!
    und da für Ökonomen nur existiert, was sich in Tabellen, Diagrammen, Zahlen! erfassen läßt - existieren diese Dinge eben nicht. Punkt.

    @troptard

    an Stelle der Venezolaner würde ich mich auch bedroht fühlen.

    Nein an Chile denk ich weniger, bei "Unterstützung" und v.A. "Menschenrechten" kommt mir eher der Irak in den Sinn.

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    1. "Bildung, Gesundheit, Glück schlagen sich dagegen in keinem Quartalsbericht nieder... noch schlimmer: sie lassen sich nicht gegen Dollars aufrechnen!
      und da für Ökonomen nur existiert, was sich in Tabellen, Diagrammen, Zahlen! erfassen läßt - existieren diese Dinge eben nicht."

      Aber sicher schlagen sich die von Dir genannten Werte -Bildung, Gesundheit, Glück - in Zahlen nieder, nur ein paar Beispiele:

      Von 2004 bis 2011 wurde die sog. "extreme Armut" in Venezuela um mehr als 60 Prozent reduziert; "Armut" um 50 Prozent.
      Millionen von Venezolanern haben heute freien Zugang zum Gesundheitswesen.
      Die Immatrikulationen an Universitäten (keine Studiengebühren für Minderbemittelte) haben sich verdoppelt.
      In den letzten 10 Jahren wurden 22 neue Universitäten gebaut (keine privaten, wohlgemerkt).
      Die Zahl der Lehrer ist von 65.000 auf 350.000 gestiegen.
      Die Arbeitslosigkeit ist, vgl. mit der Zeit des Amtsantritts von Chávez, von 20 auf 7 Prozent zurückgegangen.
      Analphabetentum - früher weit verbreitet in den Slums - gibt es heute praktisch nicht mehr.

      Alles Zahlen, alles Fakten, alles messbar, alles belegt. "Ökonomen" nehmen durchaus zur Kenntnis, dass "diese Dinge" existieren - nur, sie ignorieren bzw. leugnen sie, weil sie ihrer Propaganda vom freien Markt im Wege stehen.

      Noch eine interessante Zahl am Rande:
      Vor knapp einem Jahr rangierte Venezuela im 'Global Happiness Survey' (Gallup) auf Platz 5. Man stelle sich vor, das fünftglücklichste Volk der Welt - ob das am Ende etwas mit der oben (in Zahlen!) beschriebenen sozialen Entwicklung zu tun hat? Kaum auszudenken für einen klassischen "Ökonomen".

      Ach ja, noch was:
      Bei den Wahlen der letzten Jahre lag in Venezuela die Wahlbeteiligung bei 81 Prozent. Auch eine schöne Zahl, oder? in den USA dümpelt die Wahlbeteiligung irgendwo bei 50 Prozent, und in Deutschland, hm? Was aber die Propagandisten nicht davon abhält, das Land endlich "mit Demokratie beglücken" zu wollen, weil, in den letzten 14 Jahren hatte die demokratische Mehrheit der Venezolaner halt immer wieder diesen Diktator Chávez gewählt. Geht gar nicht. Weshalb ja auch "der Tod von Hugo Chávez eine großartige Gelegenheit" (O-Ton Int. Business Times) ist. Fragt sich bloß, für wen.

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  5. Die meisten der verblödeten Deutschen werden auch die verdummenden Berichte und Kommentare der kapitalistischen Presse fressen. Und der deutsche Michel wird es glauben, daß Hugo Chavez ein böser Kommunist ist. Gegen Springer, Burda, Mohnhaupt und Co. ist man eigentlich machtlos. Traurig aber wahr.
    Quercus1953

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