Erhellendes aus Hellas.
Endlich erfahren wir, wofür eine hohe Arbeitslosigkeit gut ist, namentlich eine hohe Jugendarbeitslosigkeit. Und das in schlichten Worten, die jeder versteht.
Nicht nur die Troika, aber auch multinationale Unternehmen drängen in Griechenland auf die Senkung der Mindestlöhne speziell für junge Arbeitslose auf 250 - 300 Euro.Hätten wir uns fast denken können, dass dieser Druck nicht nur von der Troika, vielmehr direkt von an Hungerlöhnen interessierten Konzernen selbst ausgeübt wird. Aber schön, dass es endlich einmal so unverblümt zur Sprache kommt:
"In einem Land, in dem die Jugendarbeitslosigkeit unglaubliche Niveaus erreicht hat, begreifen wir nicht, warum die Bindung des Mindesttagelohns existieren muss. Gebt uns die Gelegenheit, junge Leute für weniger Geld einzustellen, damit sie weniger Stunden und an weniger Tagen in der Woche arbeiten."Klartext: Eine hohe Jugendarbeitslosigkeit schafft die "Gelegenheit" zu Hungerlöhnen, von denen keiner leben kann. Nur mit einer hohen Jugendarbeitslosigkeit schafft es die Wirtschaft, am globalen Arbeitsmarkt wettbewerbsfähig zu agieren -
"Wir müssen mit den Kosten des Ostens konkurrieren."- und nur mit einer hohen Jugendarbeitslosigkeit schafft es die Wirtschaft, sich als sozialer Problemlöser zu profilieren -
"Es ist eine Idee, über die Sie nachdenken müssen, damit umgehend die Arbeitslosenquote - und zwar bei den jungen Leuten - gesenkt wird."- mit der einfachen Gleichung: Senkung des Mindestlohnes führt zur Senkung der Jugendarbeitslosigkeit. Nie war die "Gelegenheit" zur Eigenprofilierung via Hungerlöhnen günstiger als jetzt -
"Speziell jetzt, wo wir immer häufiger 'ich möchte eine Arbeit, gleich was es ist und für wieviel' zu hören bekommen."- da muss die Wirtschaft einfach zuschlagen, denn eine so günstige "Gelegenheit" muss unverzüglich beim Schopfe gepackt werden. Zwar beeilte sich Entwicklungsminister Chatzidakis entgegenzuhalten -
"Die Regierung glaubt, dass die Lohnniveaus nicht weiter sinken können."- wurde jedoch von Nestlés Konzerngnaden auf der Stelle ausgehebelt mit dem Befund:
"Der griechische Markt liegt im Sterben."Nun liegt in Griechenland einiges mehr im Sterben als der Markt. Aber gestorben wird schließlich immer, und sei es an Niedriglöhnen, von denen kein Mensch leben, dafür irgendwann sterben kann; wofür sich allerdings weder die Wirtschaft noch der Markt noch die Troika noch die Regierung zuständig fühlen, geschweige denn interessieren.
Denn solange ein arbeitsloser junger Mensch noch bei Kräften und nicht verhungert, also gestorben ist, muss er frank und frei als das genommen werden dürfen, was er ist: eine gute "Gelegenheit".
Nicht mehr und nicht weniger.
Da stellt sich dann auch nicht mehr die Frage nach einem Mindestlohn, wenn dieser eine Untergrenze für die Zahlung von Hungerlöhnen darstellen soll.
AntwortenLöschenWenn wir nicht müssen, zahlen wir auch gar nichts für Arbeit.
Es kommt doch nur darauf an, dass Menschen eine Beschäftigung haben, dass sie ihrem Leben einen Sinn geben.
Dass sie von ihrer Arbeit auch leben müssen/ wollen ist eine Überlegung, die nicht von den Unternehmen beantwortet werden kann.
Unternehmen sind dazu da, den Menschen Güter zur Verfügung zu stellen und nicht, um für Menschen Arbeitsplätze zu schaffen und ihnen ein Auskommen zu ermöglichen. ( Güter sind die Verschleierung der bürgerlichen VWL für Profitmaximierung).
Für ein existenzsichernden Lebensunterhalt verweisen Unternehmen dann gern auf den Staat!
Gruss Troptard.
"Unternehmen sind dazu da, den Menschen Güter zur Verfügung zu stellen", na ja, sagen wir, um mit den produzierten Gütern Profite zu erzeugen (schreibst Du ja selber), also um die Güter zu verkaufen, und dazu brauchen die Menschen nun mal Geld, das sie verdient haben müssen, sonst kauft den Unternehmen keiner das Zeug ab. Merke: Ein verhungerter Konsument ist kein guter Konsument. Hat sich (nicht nur in der griechischen Volkswirtschaft) anscheinend noch nicht herumgesprochen.
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