Satte drei Wochen hat #occupyfrankfurt jetzt auf dem Buckel, und kein Ende in Sicht. Für mich ist das zarte Jubiläum ein Anlass, in zarten Jubel auszubrechen über das, was mir hier so widerfährt.
Zart (statt in den höchsten Tönen jubilierend) deshalb, weil unendlich vieles, durchaus Wichtiges auf dem Camp auch nach drei Wochen noch nicht rund läuft, ich mich streckenweise tierisch darüber aufregen kann, schimpfend durch das Camp stapfe wie ein Huhn, das seine Eier nicht gelegt kriegt und mich in solchen Momenten frage, was das Ganze eigentlich soll. Und was ich bei dem Ganzen eigentlich soll.
Und überhaupt.
Aber - genau dann passiert halt immer irgend etwas. Gestern mittag zum Beispiel begegnete mir auf einer meiner Schimpf-und-Stapftouren eine liebgewordene Camp-Bekanntschaft: Ein Frankfurter mittleren Alters, den es am zweiten Camptag eher zufällig in eine der spontanen Bürgerdiskussionsgruppen gespült hat und der seitdem als aktiver Teilnehmer hier 'hängengeblieben' ist. Wir kamen ins Palavern, er erzählte über das, was ihm auf dem Camp so widerfährt, und ich vergaß meine sämtlichen ungelegten Eier, als er vor sich hin sinnierte:
"Mein ganzes Leben war ich zu faul, zur Revolution zu kommen - plötzlich ist die Revolution zu mir gekommen, und jetzt gibt es kein Ausweichen mehr."
Volltreffer. Mir geht es genauso, obwohl ich es vielleicht anders ausgedrückt hätte (weil mir der Begriff Revolution zu gewaltig erschienen wäre), aber - in jenem Gesprächsmoment erschien mir der Begriff durchaus angemessen. Denn im alltäglichen selbstorganisierten Zusammenleben und -raufen und dem ständigen - besonders dem 'zufällig' zustandekommenden - zwischenmenschlichen Austausch findet tatsächlich etwas Revolutionäres statt. Etwas, was fernab aller institutionellen Absicherung funktioniert, bereichert und das, was gestern oder vorgestern war, heute auf eine neue, unbekannte Ebene hebt und damit das, was gestern oder vorgestern war, aufhebt. Was wiederum dazu führt, dass ich nach drei Wochen Camperfahrung eine Art intuitives Wissen in mir trage, dass das, was mich heute stört, sich morgen höchstwahrscheinlich mir in völlig veränderter Perspektive präsentieren wird, und dann - ja, was dann? - ja, dann wird man schon sehen.
Das macht mich offener und durchlässiger, als ich es aus meinem bisherigen Leben kenne. Nicht auszuschließen ist, dass ich übermorgen noch durchlässiger sein werde, wenn auch womöglich über den Umweg eines neuerlichen temporären Anfalls von Sturheit und Verdrossenheit. So what. Es hat ja nie einer behauptet, die Revolution sei ein Spaziergang auf einer Strandpromenade. Auch wenn es Leute im Camp gibt, die solches zu träumen scheinen. Worüber ich mich schon wieder aufregen könnte. Dies aber auch einfach bleiben lassen kann. Das ist es, was ich mit 'durchlässiger' meine. Unter anderem.
Gestern führte ich - mit großem Vergnügen - eine Schülergruppe durchs Camp und stand für alle Fragen zur Verfügung. Gymnasiale Oberstufe, "wir machen gerade so ein Projekt 'Politische Wissenschaften' und dachten, das Camp von occupyfrankfurt wäre dafür ein gut geeignetes Objekt", erklärte mir der Lehrer, der sich nach eigenen Worten lieber als 'Betreuer' verstand. Wie, Objekt?, dachte ich, wo doch hier alles sehr subjekthaft abläuft, unterließ es aber, mich aufzuregen, weil, was können die Schüler dafür, wenn der Lehrer das Camp als Objekt betrachtet. Irgendwann standen wir alle im Kreis auf der Wiese, die Schüler bombardierten mich mit Fragen, ein paar Passanten stellten sich neugierig dazu und stellten auch Fragen, ein paar Camper stellten sich neugierig dazu und gaben auch Antworten.
Der Lehrer wollte wissen, "in welcher politischen Begrifflichkeit" sich das Camp denn nun "definiere", denn, so führte er aus, das Ganze sei ja weder eine Demonstration noch eine Kundgebung noch eine "organisierte, abgegrenzte Protestbewegung" - also, was dieses Camp denn nun eigentlich sei? Ein Labor, blubberte es aus mir heraus, ein soziales Experiment, um genau zu sein, ein revolutionäres soziales Experiment.
Ah ja, erwiderte der Lehrer, machte eine vage Handbewegung über das Camp und meinte, ob denn wirklich alle Menschen, die sich im Camp aufhielten, zu diesem sozialen Experiment gehörten? Weil, so der Lehrer weiter, wir Camper müssten doch schon sehr aufpassen, dass von den Medien kein negatives Bild gezeichnet werde wegen "gewissen Leuten, die hier eventuell einen ungünstigen Eindruck hinterlassen, obwohl sie doch gar nicht zum Camp gehörten"? Tunlichst vermied es der Lehrer, das schlimme O-Wort explizit auszusprechen, jenes Wort, das ansonsten jeder im Camp mit der größten Selbstverständlichkeit in den Mund nimmt, am selbstverständlichsten die vielen Obdachlosen im Camp, die hier leben, schlafen, essen, natürlich auch trinken, für Konfliktstoff sorgen, beim Holzhacken und Geschirrspülen helfen, mitunter unsäglich nerven, aber auch coole, (über)lebenserfahrene Kumpel sein können.
Nö, beschied ich dem Lehrer. Denn was wäre denn die Alternative? Die Obdachlosen aus dem Camp entfernen, damit die Presse wohlwollend über uns berichtet? Kann's ja wohl nicht sein. Überdies stellte ich in genau diesem Moment mit Befriedigung fest, dass es mir nach drei Wochen Camperfahrung weitgehend egal geworden ist, was und wie die Presse über uns berichtet. Denn auf Medienseite sind ganz klar Interessen am Werk, auf die wir letzten Endes gar keinen Einfluss haben, ganz egal, wie brav-musterschülerhaft oder bös-revoluzzermäßig wir uns präsentieren.
Die Schüler nutzten das Stichwort Medien zu einem weiteren angeregten Diskurs über Selbstdarstellung, öffentliche Kommunikation, dies und das, wollten wissen, wie eine basisdemokratische Asamblea funktioniert (mühsam), ob die fünf Dixi-Klos ausreichten bei Hunderten von Campern (nicht wirklich), ob wir genug zu essen hätten (ja, die Frankfurter Bevölkerung füttert uns regelrecht durch), wann mit einem politischen Programm zu rechnen sei (frühestens nächsten Frühling), ob wir keine Schiss vor den Wintermonaten hätten (die ersten Paletten und Styroporplatten sind bereits eingetroffen) und ob sich tatsächlich während so einer internen Führung jeder einfach so dazustellen und seinen Senf dazugeben könne (ja freilich, das gehört zum revolutionären sozialen Experiment).
Irgendwann während dieser aufgeweckten Frage- und Antwortstunde hatte sich ein obdachloser Mann neugierig in die Runde dazu gestellt und aufmerksam zugehört, hin und wieder "genau so isses" oder "leben heißt überleben" eingeworfen und sich dann, mitten in eine kurze Gesprächspause hinein, mit einem nicht übertrieben lauten, aber doch deutlich vernehmbaren Rülpsen erleichtert. Der Lehrer guckte peinlich berührt zu Boden, die Schüler kicherten verhalten, die Passanten grinsten, einer der Camper kommentierte weise: "Genau so isses, das Leben!", worauf der obdachlose Mann, zustimmend nickend, erwiderte: "Das hast du voll erfasst, das mit dem Leben!"
Ja, so ist es, das Leben hier im Camp. Es steht jedem frei, sich über so etwas aufzuregen. Oder es einfach bleiben zu lassen. Oder sich vorgestern über so etwas aufzuregen und übermorgen darüber zu lachen. Und in den dazwischenliegenden Tagen etwas zu lernen. Kann jeder für sich entscheiden. Das ist das Schöne im Camp.
Soso, das Occupy-Camp ein Labor. Möge dort ein guter, ansteckender Virus ausgebrütet und sich über das ganze Land verbreiten! Das andere Labor heisst Griechenland und gibt wenig Anlass zur Freude...
AntwortenLöschen-----------------------------------
damals, 70er Jahre und ich ein junger Spund... ja, ich hielt Rockmusik für revolutionär.
Children of the Revolution,
Well you can bump and grind if it's good for your mind
well you can twist and shout let it all hang out
but you won't fool the children of the revolution no
you won't fool the children of the revolution no no no
-
Herzhafte Grüße aus Berlin ...
AntwortenLöschen@KL
AntwortenLöschenKommt hin ;).
Sehr schön. Köstlich, dieser "Lehrer". Wie man sich denn definiere, soso.
AntwortenLöschenEinen wichtigen Punkt berührt er allerdings: Revolution, Umwälzung, das steckt Schwung, Bewegung, Anarchie, Power drin... Occupy-Camp, Zelten, Essen, Schlafen, Belagern - mutet eher statisch, friedlich, ja sogar spießig, an.
Zu einer Revolution gehört eben auch immer Gewalt. Ich fürchte, man wird den Bankern (oder wem auch immer) am Ende doch kräftig auf die Zehen latschen müssen.
Sonst verläuft sich das Ganze im Happening. Ich weiß, ich hab' auch keine Patentlösung...
"Zu einer Revolution gehört eben auch immer Gewalt"
AntwortenLöscheneben nicht immer.
Es kann auch eine im übertragenen Sinne "Revolution" sein, Beispiele dafür gibt es ja.
Unsere Demokratien müssen sich weiterenwickeln um den Anforderungen dieser "neuen Zeit" gerecht zu werden. Wir brauchen nicht nur für die Finanzwirtschaft neue Konzepte, alles gehört auf den Prüfstand. Die schönste Revolution nützt nichts, wenn sich die Gedanken dahinter nicht umsetzen lassen, dann hat man das alte, marode System schnell wieder zurück. Schaun wir mal nach Griechenland, was für eine Revolution könnte da noch stattfinden? Ich sage gar keine! Die Politik machen die Geldgeber, da kann die Bevölkerung protestieren oder demonstrieren soviel sie möchte, ohne funktionierendes Geldsystem kommt der Staat zum Stillstand. Es sind ja nicht nur die Banken, die gesamte Wirtschaft ist ohne die "Droge" Geld nicht arbeitsfähig. Wenn wir daraus nichts lernen, dann sind wir dem unregulierten Kapitalismus hilflos ausgeliefert, das gesamte Geld sammelt sich bei den 1% (sogar global) und damit befindet sich theoretisch alles in Ihrem Besitz. Am Ende kommt es wie immer, Währungsreform bzw. Schuldenschnitt.
@FF
AntwortenLöschenhm... nach meinem Eindruck (von weit wech, daher mit Vorsicht zu genießen) könnte eine Innen-Außen-Spaltung der Wahrnehmung entstehen. Was von außen statisch und happeningmäßig aussieht, erzeugt innen immer neue Strömungen und Perspektiven. Das geht aus diesem Blogeintrag ja auch deutlich hervor... die Frage wäre dann:
- kommt es irgendwann dazu, daß sich Überlegungen/Konzepte so herauskristallisieren, daß man sie aus dem Camp heraustragen kann, und sie dabei trotzdem überlebensfähig bleiben?
Wenn eine reine Camp-Mentalität mit "zuhausefühlen" entsteht, ist das zwar angenehm für die Bewohner, könnte aber den Blickwinkel verzerren: nämlich so, daß man Sachen, die in dem mehr oder weniger geschlossenen System prima aussehen und funktionieren (können), als so selbstverständlich hinnimmt, daß man von den "Außenstehenden" erwartet, sie mögen sich doch bitte dazu bequemen, das alles einfach "einzusehen".
Berge kommen aber selten zu den Propheten. Und darum kann es leider auf Dauer (und imho) NICHT egal sein, was die Medien schreiben. Das heißt NICHT, daß man auf eine "saubere Außendarstellung" achten soll! Es heißt, daß man einfach die Verbindung nach "draußen" nicht abreißen lassen sollte.
So bereichernd die Selbst- und Gruppenerfahrungen im Camp sind (ich muß zugeben, daß ich manchmal ein bißchen neidisch bin, wenn ich das hier so lese... aber selber schuld, oder?), als nächster Schritt wäre es vllt sinnvoll, das Camp-Leben wieder mehr mit der "Außenwelt" zu verzahnen, statt es zu einer Parallelwelt werden zu lassen... soll heißen: gerade diejenigen, die dort "Leistungsträger" sind und fast permanent anwesend, könnten sich vllt ne Woche Auszeit nehmen, ins "normale Leben" eintauchen... und dann wiederkommen.
Möglicherweise läßt sich dadurch der Austausch auf Augenhöhe weiter ankurbeln... weil, daß sich da seitens besuchender Schüler, Medienvertreter o.ä. so eine "Wir gehen in den Zoo"-Mentalität entwickelt, wäre wohl nicht wünschenswert.
Je mehr Leuten von "außen" es möglichst einfach gemacht wird, einfach - auch nur ein paar Tage - mitzumischen, desto besser können sich die Ideen, die im Camp entstehen, verbreiten: die Leute müssen das Camp als etwas wahrnehmen, an dem sie selber völlig problemlos teilnehmen können (können sie ja... aber wissen sie das? Und wenn sie es wissen... sind sie motiviert dazu?), das Teil ihrer Welt sein kann - statt eine Attraktion, die man sich anguckt, aber nicht, äh, "fühlen" kann.
(ich hoffe, aus diesem Post läßt sich irgendein Sinn destillieren... eigentlich süßte man sowas in ner Arbeitsgruppe vor Ort vorstellen statt in nem Blogkommentar... nya, kommt vllt noch ;-)).
@ Kaluptikus
AntwortenLöschenWelche Revolution wäre je ohne Gewalt ausgekommen? Man kann die Probleme, die alten Strukturen, überlebten Systeme etc. nicht "wegzelten".
Unsere lieben Finanzeliten lachen sich doch ins Fäustchen bei soviel Pfadfinderromantik.
Occupy muß Druck aufbauen, egal wie. Druck ist die entscheidende Vokabel. Im Zelt sitzen, meditieren, frieren und "über alles nochmal reden" bringt überhaupt nichts.
Leider.
Sieht nach einem Dilemma aus:
AntwortenLöscheneinerseits innere Selbstfindung mit völlig offenem Ausgang
andererseits gewollte Wirksamkeit nach außen, gerichtet auf klare Ziele. Das muß nicht physische Gewalt sein (es geht auch ohne... Gandhi? Und selbst wenn nicht, einmal ist immer das erste Mal), aber es muß halt mehr sein als Worte.
Mir fällt da immer ein Wort ein, das mit G anfängt und mit eneralstreik aufhört. Vielleicht mit "2.0" hintendran. Ist aber nur eine Möglichkeit von vielen, denke ich.
Dazu muß man allerdings wissen, was konkret man damit erreichen möchte. Womit wir wieder beim obigen Dilemma wären. Vielleicht braucht man Praktiker- und Theoretiker-Arbeitsgruppen, um zumindest ein paar Strukturen zu schaffen, die halbwegs dauerhaft sind (was NICHT heißt, das ganze Camp/die ganze Bewegung planmäßig zu strukturieren... das würde vieles abwürgen, nehme ich an).
Das wichtigste ist wohl erstmal dranbleiben, die #occupydingens-Bewegung am Leben zu halten. Auf Aktion folgt Reaktion. Irgendwas wird schon dabei herauskommen, etwas wird in den Köpfen hängenbleiben. Wir sind an einem Punkt angekommen, an dem die Politik sich schwer tut, weil ihr die Instrumente und wohl auch der Wille bzw. die Vorstellungskraft fehlen. Gut, die Banken entflechten verringert das Risiko, verhindert aber keine einzige Spekulation auf Lebensmittel etc. In diesem komplexen System kommt es darauf an, eine Strategie zu entwickeln, die vom Volk auch mitgetragen werden kann. Die Merkel verlangt da 10 Jahre Verzicht auf Wohlstand, Begründung: alles ist teurer geworden! Ob danach dann alles bezahlbar ist, darüber werden wir im Unklaren gelassen, soweit sieht die Glaskugel nicht. Und soweit sieht auch die #occupysomething-Bewegung nicht, das Camp ist kein Ökonomisch-Wissenschaftlicher Cirkel der jetzt die tollen Modelle raushaut, es ist ein Signal, ein Symbol an alle, zumindest das funktioniert schonmal.
AntwortenLöschen@FF
AntwortenLöschen„Revolution, Umwälzung, das steckt Schwung, Bewegung, Anarchie, Power drin... Occupy-Camp, Zelten, Essen, Schlafen, Belagern - mutet eher statisch, friedlich, ja sogar spießig, an.“
Mal bloß keine falschen Dichothomien aufbauen! Sowohl in ‚Revolution‘ als auch im Occupy-Camp stecken jede Menge Schwung, Bewegung, Anarchie, Power drin, und das nicht nur wegen der hohen Dichte an im Camp weilenden Anarchisten. Im übrigen ist noch kein Revolutionär zum Spießer geworden, nur weil er einigermaßen gut gegessen und geschlafen hat ;).
@ShoBeazz
Da ist was dran: „...könnte eine Innen-Außen-Spaltung der Wahrnehmung entstehen. Was von außen statisch und happeningmäßig aussieht, erzeugt innen immer neue Strömungen und Perspektiven.“
Ich fürchte, diese Innen-Außen-Spaltung der Wahrnehmung verdankt sich nicht zuletzt dem (aus meiner Sicht) unbefriedigenden, weil viel zu wenig informativen Onlineauftritt von occupyffm. Da sehe ich gewaltige Defizite, sowie bei einigen IT-Machern hier ein viel zu schwach ausgebildetes Bewusstsein für die angemessene Außendarstellung der Prozesse innerhalb des Camps. Das heißt, die soziale, kommunikative, interaktive Dimension der occ-ffm-Website wird sträflich vernachlässigt; nach meinem Geschmack sind da viel zu viel ‚nerdige‘ Kräfte am Werk. Seit Tagen meckere ich daran herum und lasse nicht locker, teils mit Engelszungen, teils richtig stinkig. Ich will, dass sich da endlich was bewegt. Nichts schwerer als Bewegung in Technokratenköpfe zu bringen *ächz*.
Darum: Alles voll d‘accords, was Du sagst. „Campleben mehr mit der Außenwelt verzahnen, statt es zu einer Parallelwelt werden zu lassen...“ Eben. Genau darum geht‘s. Aber mach das mal einem ITler klar ;).
Übrigens: Es wird Leuten von „außen“ extrem leicht gemacht, hier ein paar Tage mitzumischen; grade an Wochenenden (Demos) kommen massenhaft Neucamper, die sich für ein paar Tage einquartieren; klappt völlig unbürokratisch, auch die Integration in die Campabläufe. Nur, das Problem benennst Du ganz richtig: „können sie ja...aber wissen sie das?“ Eben. Diese Leichtigkeit und Entspanntheit des Einstieges von außen wird auf der HP nicht kommuniziert. Das typische Camp-Feeling kommt online einfach nicht rüber, siehe oben, *nochmalächz*.
@FF
Jessas. Wo liest Du denn „Pfadfinderromantik“ raus? Hoffentlich nicht aus meinem Blog :). Zum Beispiel sind FR und taz zwei Medien, die es lieben, in ihrer Berichterstattung dieses Klischee von der Pfadfinderromantik zu bedienen und damit die „Harmlosigkeit“ dieser Bewegung zu suggerieren. Sie werden beide ihre Gründe dafür haben. Ich kann nur hoffen, dass niemand beim Lesen von FR und taz seinen medienkritischen Geist an der Garderobe abgibt, nur weil beide Medien vordergründig sympathisierend „was Nettes“ über occ-ffm schreiben. Puh-leeze. Gerade diese beiden Blätter sind alles andere als frei von Manipulationsabsichten.
Noch ein paar Takte zum hier angesprochenen Thema „Gewalt“, das mit Sicherheit nicht schlagwortartig in dieser Blogkommentarspalte abgefrühstückt werden kann. Nur so viel: „weggezeltet“ wird hier gar nichts; da würde ich dann doch - wen‘s wirklich interessiert - ganz dringend mal zu einem Besuch im Camp anraten.
AntwortenLöschenBeispielsweise werden bei #occupyoakland aktuell keineswegs „Probleme weggezeltet“, sondern aus der gesammelten Kraft eines Protestcamps mit Methoden bekämpft, die mit Pfadfinderromantik nun wirklich nichts zu tun haben. Aktuelle, kenntnisreiche Berichterstattung gibt es dazu bei mo. Bitte erst nachlesen, dann polemisieren, gell ;).
Wen's interessiert - #occupyOakland, wo es seit ein paar Tagen brodelt:
AntwortenLöschen"...this first effort by an Occupation at flexing its muscles seems to have gone well."
Sehr lesenswert, inklusive den Kommentaren.
(Nur mal so als Hinweis, was in der occupy-Bewegung für Potentiale stecken.)
Nur mal so aus der Ferne ...
AntwortenLöschen... Revolution .. Gewalt ... die Zumutung der Occupussis, sich uneins in eins zu zelten, scheint doch in der öffentlichen Berichterstattung schon genügend Abwe(h)r(tung) hervorzurufen. Da scheint doch etwas angegriffen zu sein, da droht doch etwas in Bewegung zu geraten, das man besser festhalten und verteidigen möchte. Sich einander auszuzelten ... das geht doch auch nicht ohne Gewalt und Revolution ab! - liest denn hier niemand diesen Blog?!
liebe Grüße aus Schrebergarten Eden
Ich will ja nicht unbedingt Wasser in den Wein schütten, aber ich wäre bei der Verwendung des Begriffs Revolution im Zusammenhang mit den Occupy-Aktionen sehr, sehr zurückhaltend. Revolutionen beginnen dort, wo eine kritische Masse auf den Strassen zusammen kommt - und dort nicht mehr weg zu bewegen ist. Das fängt erst bei Größenordnungen im sechsstelligen Bereich an.
AntwortenLöschenSolange beispielsweise vor dem Eingang von Hollister im Einkaufstempel auf der Zeil täglich mehr junge Leute geduldig Schlange stehen, um Einlass gewährt zu bekommen ( http://www.holidaycheck.de/data/urlaubsbilder/images/41/1158133415.jpg ) als im Occupy-Camp vor der EZB, sollte nicht zuviel Hoffung auf eine nachhaltige Änderung des Bestehenden verwandt werden.
Um vielleicht irgendwann einmal eine solch kritische Masse mobilisieren zu können ihren bestehenden Unmut nach aussen zu tragen, statt wie bisher nach innen zu wenden, braucht es Ziele, eine Agenda und eine klare Sprache, welche diese zu vermitteln vermag. Vor allem *dafür* ist Occupy wichtig, da es ein Forum im öffentlichen Raum bietet, wo eine Sprache gefunden und Ziele formuliert werden könnten.
In der Zwischenzeit wäre unter den momentanen Verhältnissen schon revolutionär, wenn einfach nur auf die Einhaltung und Beachtung des Grundgesetzes seitens der Handelnden gepocht würde.
Solidarische Grüße.
da es in diesem thread ja ansätze gibt, sich mit der sog. gewaltfrage zu beschäftigen, steuere ich mal eine ältere, aber für mich persönlich immer noch gültige positionsbeschreibung bei - die berücksichtigt auch einen ganz wesentlichen punkt, der bei solchen diskussionen meiner erfahrung nach niemals eine rolle spielt:
AntwortenLöschen"menschen sterben, und ihr schweigt - scheiben klirren, und ihr schreit" - von erlaubten und verbotenen gewalten
geschrieben vor dem hintergrund der griechischen dezemberrevolte 2008.
Tolle Doku von #ows
AntwortenLöschen@Frau Mop: Tolle Schreibe und noch bessere Kommentare von dir. Es ist für mich ein einziges Kommunikationdesaster. Ich bin ehrlich gesagt stinksauer. Was kann ich tun?
@Rainer
AntwortenLöschen"Was kann ich tun?"
z.B. Dich hier stimmgewaltig einmischen. Weil's hier ("comments are closed") nicht funktioniert oder nicht funktionieren will.
@R@iner
AntwortenLöschen...und aktuelle Email an Dich lesen ;).
Rennt da draußen etwa noch jemand mit meinem Kopf und meinem Herz herum?
AntwortenLöschenMich scheints also mindestens bei den Gedanken zweimal zu geben.
Toll.
Das Pippilotta-Manifest
Liebe Grüße - Wat.
@mo
AntwortenLöschenDanke für den Link zu Deiner Positionsbeschreibung.
Kurze Bemerkung dazu nach erster Lektüre (werde es nochmals in Ruhe und gründlicher lesen):
Ich glaube, ich kann Deiner Argumentation gut folgen. So einleuchtend der gewaltfreie Ansatz im Prinzip ist, so merkwürdige Blüten kann die „Mythologie“ der Gewaltfreiheit treiben, wenn man sie konterkariert mit dem Maß an Provokation, das von der herrschenden Elite ausgeht.
Aktuell zu erleben bei der heftigen Diskussion um die Vorkommnisse bei occ-oakland, wo die Ideologie der Gewaltfreiheit (von manchen) so konsequent umgesetzt wird, dass sie von der Polizei(!) verlangen, die Anarchisten aus der Bewegung zu entfernen. Und dabei anscheinend übersehen, welche brutale Gewalt „von oben“ am Werk ist, die immer größere Bevölkerungsteile in Obdachlosigkeit, Arbeitslosigkeit, Armut und Schuldensklaverei zwingt, nur damit ein paar „fat cats“ noch ein paar Milliarden Dollar mehr aus der Wirtschaft saugen können, um ihre Gier zu bedienen.
Ich plädiere weder für Gewalt noch für Vandalismus, fürchte aber, beides ist kaum unter Kontrolle zu bringen, solange es weder Jobs noch Obdach noch genug Essen noch...noch...noch eine Zukunft für so viele (immer mehr) Menschen gibt.
"Occupy movement comes to Paris amid police violence": Video
AntwortenLöschenDieser Blog ist sehr informativ. Er ist sehr interessant und ich habe ihn sehr gerne gelesen. Danke für das mitteilen deiner Ideen betreffend dem Gesetz der Attraktion. Ich bin glücklich eure Seite gefunden zu haben.
AntwortenLöschen