Samstag, 28. September 2013

Wir lieben Messerstechereien


Am Tag nach dem Mord an dem antifaschistischen Rapper Pavlos Fyssas* wurde eine junge Frau nachts von zwei Männern in schwarzen T-Shirts überfallen und mit Messerschnitten in Gesicht und Arme verletzt. Pavlos Fyssas war durch Messerstiche in Herz getötet worden.

Auf ihrem Heimweg in einem Athener Vorort kamen der Frau die beiden Männern entgegen, und ihr erster Gedanke war: Sind die von Golden Dawn? Als die Männer sich näherten, äußerten sie ihr Missfallen an dem bedruckten T-Shirt, das die Frau trug - 'Die Rap- und Hiphop-Szene kämpft gegen Faschismus'. Zu zweit zerrten die Männer die Frau in eine Seitenstraße, einer hielt ihr die Hände hinter dem Rücken fest, während der andere ihr mit einem Taschenmesser in Gesicht und Arme schnitt und dabei drohte:
"Es gibt mehr von uns als von euch - wir werden euch lehren, solche T-Shirts nicht mehr zu tragen." 
Als ein Auto vorbeigefahren kam, flüchteten die beiden Männer.




"Es gibt mehr von uns als von euch" - wieso seid ihr euch da so sicher?
Dumme Frage. Sieht man doch auf einen Blick. Eine Frau allein auf der Straße und wir zu zweit. Na?
Läuft das bei euch immer so?
Quatsch, wir können auch anders. Am Tag davor waren wir 50 Mann gegen einen Mann* - wir ganz klar in der Überzahl!
Beeindruckend. Also immer nach dem Prinzip: Viele gegen einen. Egal, ob gegen Pakistanis oder Albaner oder, wie jetzt, wo es dummerweise einen Griechen erwischt hat?
Völlig daneben. Hauptsächlich gegen Pakistanis. Wir haben aufgehört, Albaner aufzuschlitzen, denn die sind Angehörige der weißen Rasse und damit potentiell unsere Wähler.
Aha. Also 50 Mann gegen einen Pakistani?
Ich persönlich halte das ja für feige. Warum sind sie nicht hinter den drogendealenden Nigerianern her und gehen stattdessen mit 40 Mann auf fünf Pakistanis los? Weil wir feige Hühner sind. Dieser Machismus ist ein einziger Fake, 40 gegen einen, nichts als Fake. Weil, wenn du ein Mann bist und du dein Vaterland verteidigen willst, gehst du in die Ghettos und zu den Drogendealern und fackelst sie ab und gehst nicht zu den armseligen Pakistanis.
Eine Frage der Ehre, sozusagen?
Genau, Ehre! Unsere Männerehre! Wenn die mit Füßen getreten wird ...
... trittst du aus der Partei aus?
Noch nicht, aber wenn das so weitergeht ... hat man ja gesehen: Als Golden Dawn ins Parlament gekommen ist, war es vorbei mit der Ehre und es wurde Mode, zu Golden Dawn zu gehören.
Wie, Mode statt Ehre?
Ja klar, plötzlich strömten aus allen Ecken Leute in die Partei. Diese Typen kommen sich wichtig vor, bloß weil sie sich ein schwarzes T-Shirt anziehen. Drehen überall ihre Runden, tragen schwarze T-Shirts und ziehen eine Show ab als Macho-Kerle - das ist jetzt Mode.
Und davon distanzierst du dich?
Sag ich doch. Eine Frage der Ehre. Mit diesen Typen will ich nichts zu tun haben, das sind Typen ohne Persönlichkeit, die sich mithilfe der Bewegung wichtig machen, aber - eine Null wird immer eine Null bleiben.
Und du als Nichtnull willst dich von den Nullen distanzieren?
Nicht frech werden, klar? Als Frau schon mal gar nicht!
Schon gut. Hab für das Interview extra ein T-Shirt ohne Aufdruck angezogen.
Ist auch besser so. Sonst ...
... sonst?
... wie ich bereits erklärt habe: Wir alle - egal ob Nullen oder nicht - fahren total ab auf Messerstechereien.
Das hat die Frau neulich in ihrer Todesangst bestimmt gespürt.
Todesangst, was für ein heulsusiges Weibergeschwätz. Wir lieben nun mal Messerstechereien, aber nicht, um jemanden umzubringen.
Sondern?
Mit unseren Messern stechen wir die Leute nur in den Hintern.
Und ins Gesicht?
Kommt vor. 
Wenn sie das falsche T-Shirt tragen?
Oder wenn sie frech werden. Noch Fragen?
Danke für dieses Gespräch.


(Bei den Interviewantworten handelt es sich überwiegend um O-Ton-Aussagen eines "kritischen" Golden-Dawn-Insiders. Das Interview wurde in der griechischen Zeitung To Ethnos abgedruckt und von I can't Relax in Greece ins Englische übersetzt.)

3 Kommentare:

  1. Στη μνήμη του Παύλου Φύσσα
    ( In memory of Pavlos Fyssas )


    Ein paar Anmerkungen:

    Warum sind sie nicht hinter den drogendealenden Nigerianern her

    Viele illegale Immigranten aus Subsahara- u. Nord-Afrika werden von der lokalen Mafia in den illegalen Drogenmarkt gepresst, oft auch um die horrenden "Ticketpreise" ihrer illegalen Einreise zu tilgen.
    Der Drogenmarkt in Athen z.B. ist in verschiedene 'drug zones' aufgeteilt, beschützt und überwacht von korrupten Bullen. Mehr als 50% der Bullen haben Golden Dawn gewählt, und hier schließt sich mal wieder ein krimineller Kreis.
    ...
    gehst du in die Ghettos und zu den Drogendealern und fackelst sie ab

    "Ghettos" abfackeln auf die besonders perfide Art:
    Nach der Verdrängung (siehe u.a.: "Operation Thetis") vieler obdachlosen u. chronisch Drogenabhängigen aus dem historischen Zentrum Athens, verlagerte sich dieser Teil des Drogenmarktes in den Stadtteil Exarchia, in dem traditionell viele Anarchisten leben. Vor gut zwei Jahren tauchte dort prompt eine der übelsten Drogen auf Sisa: Kokain der Armen (griechisch: ΣΙΣΑ) auf dem Markt auf.
    Diese Taktik ist nichts Neues und ein besonders hinterhältiges Mittel solche Stadtteile in Veruf zu bringen: Man versucht Anarchisten zu diskredieren und baut darauf, daß sich beide Gruppen gegenseitig aufreiben.
    In anarchistischen Kreisen hält sich hartnäckig das Gerücht, daß die Bullen (s.o.!) selbst Sisa im Viertel verbreitet haben. Noch Fragen?

    Q: Why do you think the Golden Dawners murdered a Greek?

    A: We always used to say that work comes before fun. By ‘work’ we mean hunting anarchists and by ‘fun’ beating Pakistanis. This was the slogan. “Work comes before fun”.
    ...
    und gehst nicht zu den armseligen Pakistanis.

    Q: Were they mainly beating immigrants?

    A: They would beat Pakistanis only for people to see. Because I cannot accept that I can beat Pakistanis and then offer them protection. Any Pakistani you ask in Nikaia, he will laugh if he hears about Golden Dawn. The local branch in Nikaia acts as a protection racketeer and extorts money from the Pakistanis. Nikaia branch collects clothes given to their charities for the poor, but these are then given to the Pakistanis to get them sold at street markets and then pay Golden Dawn a of the profits.
    [ Quelle: Ethnos 20/09/2013 [first part] via icantrelaxingreece.wordpress.com ]
    ...

    σιγά μη φοβηθώ

    p.s.:
    So langsam kommt auch ans Tageslicht, wer zu den Finanziers von Golden Dawn gehört:
    On ship-owners, bishops and Golden Dawn

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  2. Noch eine Einnahmenquelle der gd: Schutzgelderpressung von Immigranten
    Schutzgelderpressung von Immigranten

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