Montag, 2. September 2013

Feuchtes Daumenlutschen auf teigigen Hinterteilen


Mit offenem Mund schaute ich gestern ein historisches Video an, wo Hunderttausende sich versammelt und singend gegen den Vietnamkrieg protestiert hatten. Waren das Zeiten!, dachte ich beeindruckt - wo sind sie geblieben?

Eine Antwort gibt der extrem bissige und konfliktfreudige amerikanische Cartoonist Mike Flugennock. Bezüglich des "nahezu totalen Schweigens der Antikriegs-'Bewegung' zu Präsident Sparkle Pony's Wunsch nach militärischer Invention in Syrien" kommentiert er:
Die meisten jener Leute, die zu Anfang des 21. Jahrhunderts die Straßen füllten, waren nichts weiter als angepisste Demokraten (= Anhänger der Demokratischen Partei), die prompt ihre Protestschilder und Transparente wegwarfen und nach Hause marschierten, als der 2008-Präsidentschaft-Freakzirkus losgetreten wurde, und sie ließen diejenigen von uns im Trockenen sitzen, die ein wirkliches Ende des Militarismus anstrebten - egal welcher Parteiflügel sich dem Bomben, Morden und Foltern widmete.
Mit diesen Weggenossen Obamas hat Flugennock ein vergiftetes Hühnchen zu rupfen. Er zitiert die Code-Pink-Gründerin und Parteigängerin Medea "Media" Benjamin ("anything but Bush" - hat sie ja dann auch erreicht):
"Diejenigen von uns, die immer noch dran sind, haben mobilisiert. Die Online-Proteste platzen aus allen Nähten. Es gibt Petitionen an Obama gerichtet, es gibt Aufrufe an den Kongress, Stellung zu beziehen ... alle haben sie Aufrufe veröffentlicht mit der Aussage: kein Krieg in Syrien."
- eine Bemerkung, die Flugennock wutschnaubend nach Luft schnappen ließ ("gobsmacking"), ihn zu diesem Cartoon -



- und zu folgendem Rant inspirierte:
Lieber Gott, was für eine großartige, feuchtheiße Nummer von Daumenlutschen. Ich könnte nur noch meinen Kopf auf die Tischplatte hauen. Medea Benjamin denkt, wir hätten irgendeinen Einfluss auf die Politik mit "Protesten" im Internet, mit dem Abschicken von Petitionen (die prompt ignoriert werden) an Präsident Sparkle Pony, und indem wir eine Horde habgier-ärschiger soziopathischer Politiker anflehen, gegen deren eigene Interessen zu handeln. Man sollte glauben, gerade eine Medea Benjamin hätte verstanden, dass echte Bewegungen - und echter Wandel - von realer, lebendiger, grundehrlichen, menschengeschaffener "Straßenhitze" in Gang gesetzt wird, und nicht vom Rumsitzen auf teigigen Ärschen vor einem Computer, dem Unterzeichnen nutzloser Petitionen, dem Bitchen auf Farcebook und dem Prinzip des Unsichtbarbleibens in der Öffentlichkeit und in den Medien.
Lieber Gott, ist das göttlich! Dem ist nichts hinzuzufügen.

Oder doch. Einer geht noch:
Jesus Christus, ich brauche einen Drink... oder vielleicht besser ein paar Drinks. Obwohl, genau genommen - fuck the drinks, gib mir einfach ein bisschen gottverdammtes Heroin.
Ah. Und ich? Brauche heute früh eine Tasse Kaffee weniger als sonst. Hat mich hellwach gemacht, diese fulminante Dynamo-Zündung des wunderwunderwunderbaren Mike Flugennock. Positiv sollst du deinen Tag beginnen.

2 Kommentare:

  1. Darf ich mal ganz vorsichtig fragen, Mrs. Mop, ob Sie einen grundsätzlichen Unterschied zwischen Facebook (Twitter usw.) und Ihrem Blog sehen?

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    1. Auf jeden Fall. Sie beziehen sich vermutlich auf den obigen Artikel? Gut, ich auch:

      "Medea Benjamin denkt, wir hätten irgendeinen Einfluss auf die Politik mit "Protesten" im Internet... "

      Ich dagegen denke, dass ich als Bloggerin nicht den geringsten Einfluss auf die Politik habe, außerdem verstehe ich meine Blogbeiträge nicht als "'Proteste' im Internet", vielmehr halte ich hier lediglich meine Gedanken zum laufenden Geschehen fest.

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